Philosophie der Mathematik
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Philosophie der Mathematik

Thomas BedĂŒrftig, Roman Murawski

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  1. 538 pages
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Philosophie der Mathematik

Thomas BedĂŒrftig, Roman Murawski

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Dieses Werk ist eine EinfĂŒhrung in philosophische Probleme und HintergrĂŒnde des mathematischen Denkens, Lehrens und Lernens. Es beinhaltet mathematische und philosophische Probleme und Fragen, einen umfangreichen Abriss der Geschichte bis hin zu aktuellen Strömungen, sowie Kapitel ĂŒber Mengenlehre, Logik, Axiomatik, fundamentale Ergebnisse, ungelöste und unlösbare Probleme.

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Informations

Éditeur
De Gruyter
Année
2019
ISBN
9783110545364
Édition
4

Vorwort zur 1. Auflage

Die Philosophie der Mathematik steht zwischen der Philosophie und der Mathematik. Das ist kein leichter Stand. FĂŒr den Außenstehenden stellt sich die Frage, was Mathematik, dieses fest gefĂŒgte, unfehlbare System von Zahlen, Formeln und Methoden ĂŒberhaupt mit Philosophie zu tun haben soll. Die Philosophie, deren Teilgebiet die Philosophie der Mathematik ihrem Namen nach ist, und die Philosophen haben es schwer mit einer Mathematik, die wissenschaftlich Vorbildcharakter hat und zudem bis ins UnĂŒberschaubare angewachsen ist. Schließlich ist der Gegenstand einer Philosophie der Mathematik eine Mathematik, deren Mathematiker in der Regel wenig geneigt sind, sie philosophisch zu betrachten. Das ist eine verstĂ€ndliche Haltung, da ihre mathematische Arbeit weit entfernt von jeder Philosophie zu sein scheint.
Wir werden sehen, dass die Dinge etwas anders liegen. Mathematik ist eine lebendige, sich entwickelnde und sich wandelnde Wissenschaft mit einer wechselvollen Geschichte. Ihre Grundbegriffe, Methoden und Prinzipien sind traditionell wichtige GegenstÀnde der Philosophie. Und die mathematische Arbeit ist, wenn man in ihre Fundamente schaut, der Philosophie sehr nah.
Die Grundlage, auf die Mathematik baut, erlaubt nicht nur, sondern fordert geradezu trotz aller inner- und außermathematischen Erfolge und Anerkennungen, ĂŒber sie nachzudenken. Dieses mathematisch zu tun, ist Aufgabe des mathematischen Gebietes der Mathematischen Grundlagen. Damit aber ist niemand vom Nachdenken befreit. Denn die Mathematischen Grundlagen reichen bis ins tĂ€gliche Zahlenfundament der praktischen mathematischen Arbeit, in die Lehre, ins mathematische Sprechen und Denken und in die mathematischen Methoden hinein. Viele ihrer Fragen sind philosophischen Ursprungs und ihre Ergebnisse von philosophischer Bedeutung. In ihrem Umfeld entstehen philosophische Fragen. Die Reflexion ĂŒber Fragen aus den Mathematischen Grundlagen und der Philosophie dient der Bewusstheit in der mathematischen Arbeit und in der Lehre von Mathematik.
Die Autoren sind Mathematiker und haben sich vorgenommen, nicht zuletzt Kolleginnen und Kollegen in die Philosophie der Mathematik einzufĂŒhren, also SchĂŒler, Studenten, Lehrer und Dozenten der Mathematik. Unsere EinfĂŒhrung ist naturgemĂ€ĂŸ auch fĂŒr Philosophen von der Schule bis in die UniversitĂ€t interessant, gerade weil sie von der anderen Seite kommt. Das, was wir an mathematischen Kenntnissen voraussetzen, ist ĂŒber weite Strecken elementar. Dort, wo das nicht der Fall ist – und dies ist eine Gebrauchsanweisung fĂŒr dieses Buch –, ist der Text klein gesetzt. Das ist auch dann so, wenn es um speziellere AusfĂŒhrungen mathematikphilosophischer Art geht. Der in der StandardgrĂ¶ĂŸe gedruckte Text ist in der Regel auch fĂŒr interessierte Laien mit mathematischen Vorkenntnissen aus der Schule geeignet. Kurze speziellere Passagen, die hier vorkommen können, können ĂŒberlesen werden.
Ausgangspunkt und immer wieder Bezugspunkt unseres Textes sind die reellen Zahlen. Kapitel 1 skizziert den Weg zu ihnen und vermerkt in pointierter Weise mathematische und philosophische Probleme und Fragen, die sich auf diesem Wege stellen. Die Fragen weisen in die Mathematischen Grundlagen und in die Philosophie der Mathematik. Das umfangreiche Kapitel 2 ist ein Abriss von Positionen aus der Geschichte der Mathematik und der Philosophie bis hin zu aktuellen Strömungen. Es bildet den Hintergrund fĂŒr die folgenden Kapitel, speziell fĂŒr die Grundfragen der Philosophie der Mathematik im Kapitel 3, das die Fragen aufnimmt, die sich im Kapitel 1 stellten. Kapitel 2 kann als unabhĂ€ngiges Kompendium dienen. Einleitung, Kapitel 1 und Kapitel 3 lassen sich im Zusammenhang lesen, und es kann aktuell im Kapitel 2 nachgeschlagen werden, wenn RĂŒckfragen notwendig werden und weiterer Bedarf nach zusammenhĂ€ngenden Informationen ĂŒber Philosophen, Mathematiker, mathematikphilosophische Schulen und Auffassungen entsteht.
Im Kapitel 4 geht es um den heute universellen Hintergrund mathematischen Formulierens: die Mengenlehre. Die Verwendung von Mengensprechweisen wirkt zurĂŒck auf unser mathematisches Denken. Das Ziel ist, ein Bewusstsein fĂŒr dieses oft unbewusste Fundament des mathematischen Sprechens und Denkens zu wecken. Auch dieses Fundament reflektieren wir und stellen zwei Mengenlehren vor, deren AnsĂ€tze sehr verschieden sind. Kapitel 5 schließlich ist der axiomatischen Methode und dem zweiten mathematischen Fundament, der Logik, gewidmet. Wir geben einen kurzen Abriss ĂŒber logische Grundbegriffe und blicken kurz auf die Geschichte der Axiomatik und der Logik. Die mathematische Logik hat manche ehemals philosophische Fragen aufgenommen und tiefgreifende Ergebnisse von philosophischer Tragweite erzielt. Im Kapitel 6 schauen wir zurĂŒck und versuchen kurz zu charakterisieren, was Philosophie der Mathematik ist, in die wir bis dahin eingefĂŒhrt haben. Ein Anhang enthĂ€lt Kurzbiographien ausgewĂ€hlter Philosophen und Mathematiker. Der Text schließt mit je einem Index fĂŒr Symbole, Namen und Begriffe.
Wir danken fĂŒr die großzĂŒgigen Förderungen, die dieses Buch erst möglich gemacht haben: dem Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD), der die Zusammenarbeit der Autoren seit Jahren unterstĂŒtzt, der Alexander von Humboldt-Stiftung fĂŒr finanzielle Hilfe und der Fundacja na rzecz Nauki Polskiej (Stiftung fĂŒr die Polnische Wissenschaft) fĂŒr die Übernahme mancher Sach- und Nebenkosten.
Und wir danken Herrn PD Dr. Robert Plato und Herrn Simon Albroscheit im Verlag De Gruyter fĂŒr die geduldige, entgegenkommende und aufmerksame Betreuung und Hilfe bei der Herstellung dieses Buches.
Hannover und PoznaƄ
im Januar 2010
Thomas BedĂŒrftig
Roman Murawski

Einleitung

Ich bin kein religiöser Mensch. Aber es ist fast
wie eine BerĂŒhrung mit Gott, wenn man ĂŒber Mathematik nachdenkt
.2
Paul Halmos
Die mathematische Laufbahn des Menschen beginnt frĂŒh. Die erste Mathematik entsteht in der Auseinandersetzung und im Einklang mit der Wirklichkeit. Die Zahlen, die mit dem ZĂ€hlen verbunden sind und in der Mathematik zu den natĂŒrlichen Zahlen werden, erhalten von hierher ihre Bedeutungen. Das gilt ganz Ă€hnlich fĂŒr die negativen und die rationalen Zahlen, die aus dem Umgang mit alltĂ€glichen GrĂ¶ĂŸen in einer Art Abstraktion entstehen.
Anders ist es mit den reellen Zahlen, die wir im Kapitel 1 an den Anfang unseres Buches stellen. Hier gibt es eine entscheidend neue Situation. Um die reellen Zahlen ausgehend von den natĂŒrlichen und rationalen Zahlen zu erreichen, geht die Mathematik ganz eigene und neue Wege. Sie löst sich aus den Bindungen an die konkreten Anwendungen. Die alte, einfache Abstraktion von alltĂ€glichen und physikalischen GrĂ¶ĂŸen funktioniert nicht mehr. Es ist gerade der Konflikt mit den GrĂ¶ĂŸen, der sie veranlasst, reelle Zahlen theoretisch zu konstruieren oder deren gewĂŒnschte Eigenschaften axiomatisch zu postulieren. Es sind geometrische und theoretische Notwendigkeiten, die die Mathematik auf besondere Weise herausfordern und Begriffe und Methoden verlangen, die noch vor nicht allzu langer Zeit sehr neu und revolutionĂ€r gewesen sind. Diesen gegenĂŒber stellten und stellen sich Fragen, die nicht nur mathematischer, sondern auch philosophischer Art sind. Die Fragen weisen in viele Richtungen der Philosophie der Mathematik und der Mathematikgeschichte. Wir deuten einige der Fragen hier in der Einleitung an – anknĂŒpfend an die reellen Zahlen – und nennen einige Probleme.
Die reellen Zahlen sind, das ist heute die allgemeine Haltung, sicherer mathematischer Besitz. Man hat die heftigen Diskussionen weitgehend vergessen oder hĂ€lt sie fĂŒr erledigt, die noch in den Jahrzehnten vor und nach 1900 die HĂ€upter und Herzen der Mathematiker, ja ihr Gewissen bewegten. Die Probleme aber sind durchaus nicht verschwunden. Man sieht sie gleichwohl in den Mathematischen Grundlagen gut aufgehoben, ĂŒbergeht gern die Probleme und geht pragmatisch zur Tagesordnung ĂŒber, die mit ℝ beginnt. Die mathematische Lehre, in der es um schnelle Vermittlung der Begriffe und Methoden geht, geht von diesen reellen Zahlen aus, meidet möglichst die begrifflichen und methodologischen Fragen und verschenkt an diesem entscheidenden Punkt die Möglichkeit einer reflektierenden Vermittlung eines interessanten Stoffes und die tiefere Einsicht in die mathematischen Elemente.
Wir begeben uns im ersten Kapitel auf den Weg zu den reellen Zahlen, um ganz konkret und elementar ihre Probleme aufzudecken, die noch heute die Mathematischen Grundlagen und die Philosophie der Mathematik beschĂ€ftigen. Im Kapitel 3 – auf der Grundlage eines ausfĂŒhrlichen Berichtes ĂŒber historische mathematikphilosophische Positionen im Kapitel 2 – erörtern wir dann die Probleme nĂ€her und verstehen die Konflikte besser, die zu Zeiten Kroneckers, Freges, Cantors und Dedekinds die GemĂŒter so erhitzt haben.
In der universitĂ€ren Lehre und im mathematischen Unterricht ist von Konflikten wenig oder nichts zu bemerken. Die reellen Zahlen werden in der Mitte der gymnasialen Schulzeit gewöhnlich so eingefĂŒhrt, dass verborgen bleibt, welch entscheidender Schritt hier getan wird. Auch dem geneigten Leser dĂŒrfte in seiner Schulzeit dieser Schritt kaum zu Bewusstsein gekommen sein. Denn mit der AutoritĂ€t der Mathematik und des Mathematiklehrers wird der Mathematikunterricht an allen Tiefen und Klippen vorbei gelenkt. Wir wollen zur EinfĂŒhrung kurz, bevor wir im Kapitel 1 die Probleme im Detail identifizieren, einige Punkte im gelĂ€ufigen Mathematikunterricht und in der Lehre an den UniversitĂ€ten anschauen – und uns dabei vielleicht an unsere eigene Schul- oder Studienzeit erinnern. Es handelt sich um ganz einfache Dinge, die man in der Routine aber leicht ĂŒbersieht.3
Die mathematische Lehre an den UniversitĂ€ten beginnt gewöhnlich mit den reellen Zahlen. Sie setzt sie voraus – wenn sie grĂŒndlich ist, axiomatisch, d. h. in der Auflistung ihrer Eigenschaften, die kaum hinterfragt, sondern gesetzt werden. Wenn die Erweiterung zu den reellen Zahlen thematisiert wird, sieht das vielleicht wie folgt aus.
Wir haben in einem Lehrbuch ĂŒber Zahlbereiche in der Ausbildung von Lehrern ([280], S. 159 ff.) dieses zur EinfĂŒhrung der reellen Zahlen gefunden: Am Anfang des Kapitels ĂŒber reelle Zahlen wird konstatiert – nach einer Bemerkung ĂŒber die Diagonale im Einheitsquadrat, einer grundsĂ€tzlichen Bemerkung ĂŒber die Zahlengerade (s. u.) und einem indirekten IrrationalitĂ€tsbeweis:
„Die uns vertraute Zahl 2
gehört also nicht zur Menge der rationalen Zahlen.“
Das spiegelt den Brauch bei der EinfĂŒhrung der reellen Zahlen im Mathematikunterricht wieder und ist selbst in einem Lehrbuch im Studium etwas ĂŒberraschend. Woher ist uns 2
als Zahl vertraut? Zuvor waren gerade die rationalen Zahlen eingefĂŒhrt worden. Wohin gehört denn „die Zahl“ 2
dann? Offenbar, so suggeriert man, zu einer besonderen Art von neuen Zahlen, zu den reellen Zahlen, die schon da sind. Wo,...

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