Rollenspiele
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Rollenspiele

Ein Handbuch mit ÜbungsfĂ€llen und Begleitung

Sabine ZurmĂŒhl

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  1. 125 pages
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Ein Handbuch mit ÜbungsfĂ€llen und Begleitung

Sabine ZurmĂŒhl

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À propos de ce livre

Unerwartete Reaktionen, starke Emotionen, Blockaden und Ratlosigkeit gehören zu den regelmĂ€ĂŸigen Herausforderungen fĂŒr Mediatorinnen und Mediatoren. Rollenspiele ermöglichen es, diese Situationen selber zu erfahren und ein professionelles Vorgehen zu ĂŒben.Wie handele ich in diesen konkreten Konstellationen? Welches Werkzeug entspricht mir? Welche Empfindungen und WiderstĂ€nde erlebe ich als Verfahrensbeteiligte/r?In diesem Buch hat Sabine ZurmĂŒhl aus ihrem großen Erfahrungsschatz als praktizierende Mediatorin und Ausbilderin zehn reale Fallkonstellationen und Anleitungen zusammengestellt. Die Autorin lebt, lehrt und mediiert seit ĂŒber 18 Jahren in Berlin und Umgebung.

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Informations

Année
2014
ISBN
9783943951943
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EinfĂŒhrung

Es handelt sich um einen Beispielfall aus der Familienmediation mit der Thematik der Trennung: Die Mediation befindet sich in der Phase II und III (siehe Seite 8), die Themen werden sortiert und einzeln bearbeitet. Besonderheit dieses Falles ist, dass im konstruktiven Bearbeiten der Sachthemen die unterschiedlichen BedĂŒrfnisse (und KrĂ€nkungen) deutlich werden und so ein zĂŒgiges Arbeiten verzögert wird. Diese unterschiedlichen Tempi bei den Medianten sind typisch fĂŒr Mediationen, in Familienmediationen werden sie oft besonders deutlich. Die Ungleichzeitigkeit ihrer jeweiligen Möglichkeiten ist ein Kennzeichen der vorliegenden Konfliktdynamik.
Es handelt sich um eine Mediation mit einem Ehepaar mit zwei Kindern. Die Sitzungen beginnen zu einem Zeitpunkt, an dem die wechselseitige Information zum Verfahren durch den/die Mediator/in bereits erfolgt ist und auch die WĂŒnsche und Erwartungen durch die Medianten schon geĂ€ußert und sortiert wurden: z. B. Wohnung/Kinder/Geld/ Möbel/Haus. Die Rollenspieler bestimmen selbst, wie ausfĂŒhrlich sie den Fortgang und vielleicht auch ĂŒberraschende Wendungen gestalten. FĂŒr die einzelnen Themen und Ebenen ist es durchaus möglich, mehrere Sitzungen in ihrem Verlauf aufeinander aufzubauen.
 

Der Fall

Sophie Kaufmann hatte die Mediation angeregt. Sie arbeitet – nach Kinderpause – seit sechs Jahren als Lehrerin, Hans Kaufmann, von Beruf Ingenieur, war lĂ€ngere Zeit arbeitslos und arbeitet seit einem halben Jahr als Computerfachmann, einerseits in einer festen Stelle, andererseits mit freien AuftrĂ€gen.
Beide haben die Töchter Anita (15) und Helen (13).
Das Paar will sich trennen und die ModalitÀten des Umgangs mit den Kindern sowie die Finanzen klÀren.
Als das Paar die Mediation aufsucht, ist Hans Kaufmann bereits seit sechs Wochen zuhause ausgezogen, in eine kleine Wohnung im selben Viertel. Die Töchter wohnen weiter im Haus bei der Mutter.
Sophie Kaufmann verfĂŒgt ĂŒber ihr Gehalt als Lehrerin, Hans Kaufmann hat seine Arbeitszeit und damit sein Einkommen um einen Arbeitstag pro Woche reduziert, um mit seiner neuen Freundin, die in einer anderen Stadt lebt, zusammen sein zu können. Diese neue Beziehung besteht seit drei Monaten.
Die Beteiligten
‱ Ehemann (Hans Kaufmann, 50)
‱ Ehefrau (Sophie Kaufmann, 43)
‱ Mediator/in
 
Rollenbeschreibung Hans Kaufmann
Hans Kaufmann (50) hat eine lĂ€ngere Phase des Misserfolgs durch die Arbeitslosigkeit hinter sich und ist jetzt gekrĂ€ftigt durch seine neuen Arbeits- und Verdienstmöglichkeiten und durch seine neue Liebe. Seine Ehe mit Sophie ist fĂŒr ihn zweifelsfrei beendet. Er ist ausgezogen in eine kleine Wohnung, nicht weit vom gemeinsamen Familienhaus, vor allem, um seinen Töchtern nahe zu sein. Er hat sich vorgenommen, »das Ganze« hier zĂŒgig (und dadurch hoffentlich billiger) durchzuziehen. Er hat seine Unterlagen deshalb immer gut sortiert dabei und ĂŒbernimmt auch »Aufgaben«, wenn z. B. von Behörden AuskĂŒnfte einzuholen sind. Er weiß, dass die Trennung fĂŒr Sophie eine große Belastung ist, findet aber, dass er durch seine Bereitschaft, an der Mediation teilzunehmen, schon ein bisschen wieder gut macht. Der Zeitdruck entsteht auch, weil seine neue Freundin drĂ€ngt. Sie will Begegnungen zwischen Hans und Sophie auf das Notwendigste reduzieren.
Hans hat noch etliche Möbel in dem frĂŒher gemeinsamen Haus stehen. Die wiederholte Aufforderung von Sophie, diese »endlich auszurĂ€umen« trifft ihn unerwartet schwer. Er hat seine kleine Wohnung bislang eher wie ein Hotelzimmer empfunden, sie ist fĂŒr ihn ein unpersönliches Provisorium. Er fĂŒhlt sich blockiert, mit der Entscheidung fĂŒr bestimmte Möbel auch die gewohnte Ordnung des gemeinsamen Hauses aufzubrechen. Dieser innere Widerstand ist Hans nicht bewusst, faktisch hĂ€lt er jedoch keinen der fĂŒr den Möbeltransport verabredeten Termine ein.
Die Beziehung zu seinen Töchtern war immer gut. Er ist ein zĂ€rtlicher und engagierter Vater. Aber die nun anstehende neue Definition seiner Rolle ist unklar fĂŒr ihn; auch fĂŒrchtet er, dass die Begegnungen mit den halbwĂŒchsigen Töchtern keinen Ort mehr haben könnten, wenn das Haus fĂŒr ihn nicht mehr in Frage kommt und weil ihm die kleine Wohnung ungeeignet scheint.
Neben den klar strukturierten Anteilen zeigt Hans auch chaotische und Ă€ngstliche ZĂŒge, die mit der Trennung entstanden sind.
 
Rollenbeschreibung Sophie Kaufmann
Sophie Kaufmann (43) ist eine gute Lehrerin, aber sie ist erschöpft und traurig durch die Trennungsentscheidung ihres Mannes, die sie ĂŒberrascht hat. Sie hat in den letzten Jahren immer wieder versucht, ihm Mut zu machen, dass es mit einer neuen Arbeit klappen wird. Sie war froh, dass er sich durch die hĂ€usliche Anwesenheit viel um die Töchter kĂŒmmern konnte; sie war stolz darauf, dass sie es zu einem gemeinsamen Haus gebracht hatten. Mit der neuen Arbeit von Hans hatte sie auch auf eine auch private Erneuerung ihrer Beziehung gehofft und schon Reise- und andere PlĂ€ne dafĂŒr entworfen. Umso gekrĂ€nkter ist sie, dass Hans seinen neuen Start ohne sie vornimmt. Sie hatte lange noch Hoffnung, dass es sich um eine kurze AffĂ€re handeln könnte. Aber als Hans auch noch sein Arbeitspensum freiwillig reduziert, um mehr mit der neuen Freundin zusammen sein zu können, ist bei Sophie die Haltung umgeschlagen. Sie hat verstanden, dass er es ernst meint und sie ist besonders sauer darĂŒber, dass er sich im Vertrauen auf ihr Lehrerinnen-Gehalt selbst freiwillig fĂŒr einen geringeren Verdienst entscheidet. Sophie empfindet die aktuelle Situation als sehr belastend, sie schlĂ€ft schlecht, hat gerade AbiturprĂŒfungen abzunehmen und sie erlebt an den MĂ€dchen zuhause die Beunruhigung durch den Weggang des Vaters. Sie muss sich ĂŒberwinden, um in den Mediationssitzungen konstruktiv zu sein. Umso notwendiger findet sie es, dass Hans endlich seine Möbel aus dem Haus holt. Sie hat PlĂ€ne, sich dann neu einzurichten, den Töchtern ein Zimmer mehr zu geben und damit den von ihr nicht gewĂ€hlten Neuanfang wenigstens mit einer neuen Einrichtung zu kennzeichnen. Das hat sie aber bislang fĂŒr sich behalten.
 
Empfehlungen 
 fĂŒr die Darsteller/innen des Paares
Der Mediant und die Mediantin befinden sich in einer belasteten Situation, die der KlĂ€rung bedarf. Sie werden meist umgetrieben von sehr entgegengesetzten GefĂŒhlen: Freude auf eine neue Phase im Leben, Traurigkeit ĂŒber eine vergangene Phase im Leben, Stolz ĂŒber Erreichtes, Angst vor Verlust etc.
In diesem Fall hat der Mann als derjenige, der aus der Ehe geht, einen gewissen Vorteil, weil er gerade eine neue Beziehung aufbaut, verliebt ist, – dies aber in der Gegenwart seiner Frau auch zu Hemmung und schlechtem Gewissen, schlechter Laune, AggressivitĂ€t und Unoffenheit fĂŒhren kann. Dagegen könnte es sein, dass die Frau nur zögernd und gekrĂ€nkt in den Prozess der Mediation geht.
Bei Trennungsmediationen werden diese unterschiedlichen Impulse der Paare oft deutlich: auf der einen Seite gehen sie aufmerksam aufeinander zu, auf der anderen Seite streben sie in Zorn und Verbitterung voneinander weg. Zugleich agieren die Partnern in der Regel unterschiedlich in Bezug auf Konzentration, Tempo, Auskunfts- und Fragefreude sowie dem Wunsch, auch mit hohem Einsatz an Zeit, Geld und eigenem Nachdenken zu einer Einigung zu gelangen.
Versuchen Sie, dem Mann und der Frau, die Sie spielen, eine GlaubwĂŒrdigkeit zu verleihen, u. U. dadurch, dass Sie sich die Kindheit der Personen vorstellen, ihr jetziges VerhĂ€ltnis zu ihren Geschwistern und Eltern, ihre Rolle als Vater und Mutter. All diese Themen sind in der Regel zeitweise auch Gegenstand der Mediation und sollten an gegebener Stelle abgefragt und einbezogen werden.
Vergessen Sie nie, wie gut das Paar sich kennt, wie genau jeweils wechselseitig das argumentative Verhalten bekannt ist, wer wie droht, verweigert, trauert, fordert
 Und versuchen Sie, dieses Verhalten in Ihrem Spiel lebendig werden zu lassen.
Wir verweisen zusĂ€tzlich auf die Texte »Darstellung der Mediantinnen und Medianten« (S. 12) und »Agieren als Mediatorinnen und Mediatoren« (S. 14) im ersten Kapitel. Die dort aufgefĂŒhrten Aspekte der eigenen Mediationsarbeit sind fĂŒr alle geplanten Rollenspiele von Bedeutung und sollten deshalb jeweils mit Beginn eines neuen Falles neu einbezogen werden!
 

Die Besonderheiten des Falls

»Abschied mit Hindernissen«
An diesem Fall kann gut geĂŒbt werden, dass die Ergebnisorientiertheit der Mediation ihre Grenzen an der konkreten psychischen LeistungsfĂ€higkeit der Mediant/innen findet. Beide wollen eine schnelle Einigung, worin ihnen zunĂ€chst der/die Mediator/in folgt. Dann aber schleichen sich reale Verzögerungen ein (Hans findet einfach keinen richtigen Termin fĂŒr den Möbeltransport), die nun einen Wechsel in der Ebene erfordern. Waren zunĂ€chst die Sachthemen im Fokus, ist es nun notwendig, auf die Hinweise einzugehen, die solche Verzögerungen geben können. Weiterhin ist die GesprĂ€chsfĂŒhrung zu ĂŒben, die notwendig wird, wenn einer der beiden Partner sich strĂ€ubt, einen Sachverhalt einzugestehen bzw. ihn nicht erkennen »kann«.
‱ Was bedeuten fĂŒr Hans und fĂŒr Sophie die (abzutransportierenden) Möbel im Haus?
‱ Wie soll der Abtransport vonstatten gehen?
‱ Was bedeutet es fĂŒr Hans, diese Forderung von Sophie gestellt zu bekommen?
‱ Was wird es fĂŒr die Töchter bedeuten?
‱ Wie könnte man den gewĂŒnschten Zustand nach dem Auszug beschreiben?
‱ Könnte man den Abtransport der Möbel als die Besiegelung der Trennung verstehen?
‱ Was haben die Möbel mit dem Vater-Töchter-Kontakt zu tun?
‱ Welche Vorteile hat die Verzögerung, die Hans Kaufmann verursacht, fĂŒr ihn?
‱ Welche Nachteile befĂŒrchtet er und was brĂ€uchte er, um den Wunsch seiner Frau nach Abtransport der Möbel doch zu erfĂŒllen?
‱ Erkennen der ungleichzeitigen Tempi der Medianten etc.
 

Fazit

»Abschied mit Hindernissen«
Ein solches differenziertes VerstĂ€ndnis und Nachgehen erfordert fĂŒr die Mediator/innen auch, gegenĂŒber den Medianten keinen Groll zu hegen, weil sie »so kompliziert« sind. Die Medianten haben alles Recht der Welt, kompliziert, zögerlich, unsystematisch und unlogisch zu sein.
In diesem Hinblick ist besondere Aufmerksamkeit darauf zu richten, sich als Mediator/in nicht mit dem einen der Medianten (z. B. dem »vernĂŒnftigeren« Teil) innerlich zu verbĂŒnden. Die Allparteilichkeit ist dabei unbedingt zu berĂŒcksichtigen. In der Regel wissen die sogenannt »unvernĂŒnftigen« Medianten, dass sie sich im Urteil der Anderen ins Unrecht setzen, und sind dankbar dafĂŒr, wenn die Mediatoren sie nicht »vorfĂŒhren«, sondern mit Respekt ihre jetzige Situation und Äußerungen akzeptieren.
Die Ungleichzeitigkeit der inneren KlĂ€rungsprozesse fĂŒr die Medianten ist Teil der Partnerdynamik; sie sollte nicht als Handikap beklagt, sondern als Ressource genutzt werden.
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EinfĂŒhrung

Drei Geschwister setzen sich nach dem Tod des Vaters zusammen, weil kein Testament existiert und alle drei unterschiedliche, sich zunĂ€chst ausschließende Vorstellungen dazu haben, wie das gemeinsame Elternhaus und der existierende Bargeldbetrag von 38 000 € verwendet werden sollte.
Es handelt sich damit um einen Beispielfall aus der Familienmediation mit der Thematik des Erbstreits; die Mediation befindet sich in den Phasen III, IV und V (siehe Seite 8). Es werden einzelne Themenbereiche bearbeitet, neue treten hinzu, fĂŒr einzelne Themen kommen Optionen oder bereits Lösungen in den Blick. Nach ei...

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