GĂ€rtnern in und mit der Natur: Gestalte dir deinen eigenen Permakulturgarten!
Wie wird aus vielen Ideen, WĂŒnschen, einem verfĂŒgbaren GrundstĂŒck und der Motivation selbst Hand anzulegen ein Permakulturgarten oder ein permakulturell bewirtschafteter Balkon oder eine ebensolche Terrasse?
Die Planung machtâs aus! Nimm dir die Zeit zu beobachten, Informationen einzuholen, und Gestaltungsentscheidungen basierend auf diesen Erkenntnissen zu treffen. Im Folgenden werden der permakulturelle Planungsprozess und die GestaltungsgrundsĂ€tze vorgestellt, wie sie insbesondere von den berĂŒhmten Permakulturisten Bill Mollison, David Holmgren und Patrick Whitefield entwickelt wurden. Sie begleiten das Entstehen und Wachsen des Permakultursystems von der ersten Idee ĂŒber die Planung und Umsetzung bis zum fĂŒr Optimierung offenen âNormalbetriebâ.
âEin Hoch auf die Planungâ oder âLiebe deine Fehlerâ
Spontan sein: Die Hollywoodschaukel auf die Wiese zu tragen, war eine der Ideen, die nach spontaner AusfĂŒhrung im ersten Moment eher verrĂŒckt erschien und vielleicht nicht der MĂŒhe wert. Die Aussicht von da oben ist aber nach wie vor unschlagbar.
Verplant! Oder ĂŒberhaupt ganz planlos? Bei wem trifft das nicht zu in manchen Situationen? Und den Plan beim nĂ€chsten Mal besser zu machen, ist ein unerreichter Wunsch, denn ist nicht Plan B oft der realistischere, der ungeahnte (bessere) Ergebnisse liefert?
Jaja, zwischen Intuition und Masterplan liegt ein weites Feld an Möglichkeiten. Auf diesem bemĂŒhen wir uns auf vielgestaltige Weise um die sinnvolle Ordnung der Dinge, der Zeit usw. Und eigentlich lernen wir nirgends so viel wie aus den eigenen Fehlern. Wenn man viel Arbeit in eine neue Idee steckt, mĂŒhsam ein Beet pflegt oder tagelang den Garten gestaltet und dann lĂ€uft etwas schief, dann kann man sich sicher sein, in der Zukunft nicht mehr ĂŒber denselben Fehler zu stolpern. Ab und zu nutzt einem aber auch das Scheitern anderer Leute (und darf uns noch dazu ein kleines LĂ€cheln abringen):
» wenn das GemĂŒse-Hochbeet mitten im Vollschatten des Hauses zu stehen kommt.
» wenn die Haupterntezeit der Tomaten mit den Urlaubswochen zusammenfÀllt.
» wenn die Laufenten die Kohlrabis und den Mangold fressen und die HĂŒhner ĂŒber die ZĂ€une fliegen.
» wenn die Vögel alle Grassamen aus der zukĂŒnftigen Wiese fressen.
» wenn sich der Ort des Kartoffelschichtmulchbeetes eigentlich doch als zukĂŒnftiger Gartenteich entpuppt.
» und wenn die Liste mit neuen Aufgaben schneller wĂ€chst, als Gartenschaufel und Co. es schaffen âŠ
Planung hilft vielleicht nicht immer sofort, aber Planung als begleitenden Prozess zu verstehen und zu nutzen, kann viel MĂŒhsal ersparen âŠ
Wie du deinen Permakulturgarten planst â von der ersten Idee bis zur Umsetzung!
Hier erfĂ€hrst du, warum planen Sinn macht, wie die Planungsschritte im Ăberblick ablaufen, und lernst Leitgedanken fĂŒr eine permakulturelle Herangehensweise an dein Vorhaben kennen.
WARUM EIGENTLICH PLANEN?
WĂ€hrend konventionelle GĂ€rten und Landwirtschaften zum gröĂten Teil sehr energie-, zeit-, arbeits- und abfallintensiv betrieben werden (begonnen beim groĂflĂ€chigen Maschineneinsatz und CO2-AusstoĂ bei der Lebensmittelproduktion bis hin zum einfachen RasenmĂ€hen ohne daraus entstandenen Nutzen) setzt die Permakultur auf eine planungs- und gestaltungsorientierte Herangehensweise, um damit langlebige, produktive, vielfĂ€ltige, ressourcenschonende und -anreichernde kultivierte Ăkosysteme aufzubauen. Grundlage der Planung sind Beobachtungen, Informationen und vorhandene Daten ĂŒber das GrundstĂŒck und die naturrĂ€umlichen Gegebenheiten, wie z.B. ĂŒber das Mikroklima, die Artenvielfalt oder die frĂŒhere Bewirtschaftung, sowie die BedĂŒrfnisse der zukĂŒnftigen NutzerInnen. Basierend auf diesen Erkenntnissen entsteht in der Planungsphase ein Gesamtentwurf des Systems, das, wenn einmal errichtet, mit wenig Energie, Zeit und Ressourceneinsatz betrieben werden kann, widerstandsfĂ€hig und robust gegenĂŒber Störungen wie Trockenheit und StarkniederschlĂ€gen ist, durch seine Vielfalt an nĂŒtzlichen Beziehungen und funktionierenden KreislĂ€ufen immer eine Ernte bringt und einer Reihe von Wildpflanzen und Tieren einen dauerhaften Lebensraum bietet. Um so ein enkeltaugliches System zu gestalten, ist Planung unerlĂ€sslich, denn es geht darum, alle Einflussfaktoren so gut wie möglich zu beobachten, zu begreifen, in den Gestaltungsprozess zu integrieren und mit ihnen zu interagieren. Es ist ein groĂes Miteinander, das durch aufmerksame und sorgfĂ€ltige Planung entstehen soll.
Und es geht hier natĂŒrlich nicht nur um die Gestaltung von GĂ€rten, Balkonen, Terrassen und sonstigen GrĂŒnflĂ€chen allein: auch WohnhĂ€user und Bauernhöfe mit ihrem Umland, Siedlungen und ganze Stadtteile mit all ihren Material-, Energie- und InformationskreislĂ€ufen können durch permakulturelle Planung zu zukunftsfĂ€higen Systemen gestaltet werden. Wer also die Möglichkeit dazu hat, sollte mit der Gartenplanung nicht erst beginnen, wenn die GebĂ€ude fertig sind. GrĂŒnflĂ€chen, GebĂ€ude, Versorgungseinrichtungen und Infrastruktur können als produktive, robuste, dauerhafte Gesamtheit fungieren, wenn sie bereits wĂ€hrend der Planung entsprechend berĂŒcksichtigt werden.
DIE PLANUNGSPHASEN
Die Gestaltung eines Permakulturgartens beginnt entweder mit dem VerĂ€nderungswunsch eines bestehenden GrundstĂŒckes oder mit dem Gestaltungswunsch eines neu verfĂŒgbaren Ortes. Ganz am Beginn steht die GĂ€rungsphase, in der verschiedenste Ideen aufkommen, WĂŒnsche und BedĂŒrfnisse geĂ€uĂert werden und der Phantasie keine Grenzen gesetzt sind. Wird der VerĂ€nderungs- bzw. Gestaltungswunsch konkreter und soll in die Tat umgesetzt werden, ist es an der Zeit gemeinsam mit allen Beteiligten die Ideen, WĂŒnsche und BedĂŒrfnisse zu bĂŒndeln und sie mit der sogenannten âRealitĂ€tâ abzustimmen. Das Sammeln von Daten und Informationen kann jetzt beginnen. Das GrundstĂŒck, egal ob groĂ oder klein, wird mittels einer Ortsanalyse (Seite 40) genau beschrieben, sie ist eine unerlĂ€ssliche Grundlage fĂŒr alle weiteren Planungsschritte. Mithilfe einer BedĂŒrfnisanalyse (Seite 45), in der sich alles um die zukĂŒnftigen NutzerInnen, BewirtschafterInnen und sonstigen Beteiligten dreht, wird ermittelt, welche WĂŒnsche, Möglichkeiten, Ressourcen (Wissen, Zeit, Materialien, Geld usw.) vorhanden sind bzw. gebraucht werden und welche Grenzen oder EinschrĂ€nkungen es gibt. Nach der Auswertung dieser Informationen kann eine erste gemeinsame Vision des zukĂŒnftigen Permakultursystems formuliert werden. Die Vision bildet das ĂŒbergeordnete Ziel des angestrebten Projekts ab und beschreibt die wichtigsten Funktionen, enthĂ€lt aber noch keine Details. ZusĂ€tzlich können jetzt bereits ein erster Gestaltungsvorschlag und eine erste Wunschliste an Gartenelementen angelegt werden. Um aus diesem ersten Gestaltungsvorschlag aber einen guten Entwurf fĂŒr einen Permakulturgarten zu machen, kommen nun die Permakultur-GestaltungsgrundsĂ€tze und Leitgedanken von Bill Mollison und David Holmgren (Seite 38 und 52) zum Einsatz. Sie helfen unter anderem dabei, eine möglichst sinnvolle und nĂŒtzliche Auswahl und rĂ€umliche Anordnung von Gartenelementen vorzunehmen, die sich harmonisch aneinanderfĂŒgen und durch Material-, Energie- und WasserkreislĂ€ufe sowie durch praktische WegefĂŒhrung miteinander verbunden sind.
Ziel des Planungsvorganges ist ein brauchbarer Entwurf des zukĂŒnftigen Permakultursystems â entweder digital, als handgezeichnete Skizze oder vielleicht sogar als Miniaturmodell. Er enthĂ€lt auch die detaillierten Planungen der einzelnen Elemente, die Beschreibung der Vorgehensweise bei der Umsetzung (Was? Wer? Wann? Wo? Womit? Wie?) und einen groben Zeitplan.
Je nach Umfang und Aufwand des geplanten Systems nimmt der Planungsprozess mehr oder weniger Zeit in Anspruch. Je komplexer ein Projekt ist und je mehr Beteiligte es gibt, ...