Teil III
Was Sie bei Ihrem Chef
wissen müssen
In diesem Teil . . .
In diesem Teil möchten wir Ihnen von den »harten Tatsachen« erzählen. Wenn Sie bisher um die Naturwissenschaften einen, sagen wir, weiten Bogen gemacht haben, dann müssen Sie nicht befürchten, dass ich Sie nun mit Formeln und Mathematik behelligen werde. Das sollten Sie bei Ihrem Chef übrigen auch nicht tun. Auch wenn Sie’s besser wissen, halten Sie sich zurück. Lassen Sie Ihren Chef glänzen – und drücken Sie ein Auge zu, wenn er Fehler erkennen lässt. Wenn das Wesentliche stimmt, ist schon viel gewonnen.
Die Welt besteht nicht nur aus dem, was Ihre Schwiegereltern interessiert. Im Geschäftsleben, im öffentlichen Dienst oder in der Wirtschaft haben Sie es oft mit Sachfragen zu tun, und es macht sich gut, wenn Sie »Bescheid wissen« und mitreden können.
Wir fangen mit dem an, was uns umgibt, der belebten und unbelebten Umwelt. Woher kommen wir? Wohin gehen wir? – das sind die uralten Menschheitsfragen, die jeder von uns zumindest als Kind gestellt hat. In diesem Teil des Buches finden Sie die Antworten. In Kapitel 10 und 11 erfahren Sie alles darüber, wie die Materie aufgebaut ist, im Großen, wie im Kleinen. Wie Wetter und Klima funktionieren, steht in Kapitel 13. Was eigentlich Physik und Chemie bedeuten, folgt im nächsten Kapitel. Unseren »Natur«-Begriff nehmen wir in Kapitel 16 genauer unter die Lupe. Dann checken wir mal Ihren Körper von oben bis unten durch. In Kapitel 18 geht es um Sprache. Kapitel 19 gibt Ihnen einen kurzen Überblick, was eigentlich Mathematik ausmacht. Kapitel 20, 21 und 22 sagt Ihnen alles, was Sie über Politik, Erfindungen und Gesellschaft wissen müssen, Kapitel 23 alles über Wirtschaft.
Viel Spaß bei der Lektüre und beeindrucken Sie Ihren Chef. Aber wie gesagt: Geben Sie mit Ihrem Wissen nicht an.
10
Wo kommt die Welt her?
In diesem Kapitel
Wie ist das alles entstanden? Wo kommt alles her? Wer hat das alles erschaffen? Schon immer haben die Menschen sich das gefragt. Und weil man es nie ergründen konnte, hat man sich Erklärungen zurechtgelegt. Mythen bildeten sich und Religionen, die auf alle Sinnfragen eine Antwort geben sollten: Wo kommen wir her, wo gehen wir hin?
Meist ist damit die Frage nach dem Sinn des Lebens gemeint. Des Lebens an sich, aber auch im Speziellen der Sinn des eigenen Lebens. Was das Leben betrifft, so wollen wir das in Kapitel 15 näher beleuchten. Hier soll es um die materielle Welt gehen, um Sonne, Mond und Sterne, um Atome und Energie. Und diese Frage ist spannend genug: Wo kommt das alles her? Wie ist die Welt entstanden?
Die meisten Religionen setzen einen Schöpfer voraus, einen Gott oder mehrere Götter. In der Schöpfungsgeschichte des Alten Testaments ist von der Erschaffung der Erde in sieben Tagen die Rede. Sterne und Weltall sind nur Beiwerk.
Die Vorstellung eines allmächtigen Gottvaters hat etwas Beruhigendes und vermittelt Geborgenheit. Auch wenn es nachdenklich stimmt, dass jede Religion ihre eigene Version erzählt, aber dennoch darauf beharrt, dass ihre Version die allein seligmachende ist. Vielleicht sollte man die verschiedenen Versionen der Genesis nicht als die absolute Wahrheit verstehen, sondern als Modellvorstellung, als Gleichnis. Gott hat die Welt vielleicht nicht in sieben Tagen erschaffen, aber vielleicht hatte er beim Urknall die Hände mit im Spiel …
Der Urknall
Die moderne Wissenschaft hat sich natürlich auch mit der Frage auseinandergesetzt: Wo kommt das alles her, wie ist die Welt entstanden? Viele Theorien wurden entwickelt, viele Beobachtungen und Experimente wurden durchgeführt, vieles musste wieder verworfen werden. Bei aller Unsicherheit: Die meisten Wissenschaftler neigen heute zur Auffassung, dass alles mit einem Ereignis begann, das man nicht begreifen kann – dem Urknall.
Urknall – das bedeutet: Alles aus dem Nichts! Vorher gab es nichts, dann plötzlich war alles da. Und zwar in einem unmöglichen Zustand: Alle Materie war Energie. Unendlich viel Energie, zusammengefasst in einem Volumen der Ausdehnung Null, und einem Gewicht Null. Das platzte schier auseinander. Und dann ging alles los.
Doch Halt! Wo kam alles her? Alles aus dem Nichts?
Aus bestimmten Beobachtungen und Überlegungen heraus muss man einen Urknall
annehmen. Beweisen kann man ihn nicht. Erklären kann man ihn nicht. Mit den heute gültigen Gesetzen der Physik beschreiben kann man ihn auch nicht. Alles spricht gegen ihn. Und doch spricht alles für ihn.
Na, Gott sei Dank, da sind wir also genau an dem Punkt, an dem die früheren Religionsgründer auch waren: Die Menschen wollen wissen, wie’s losging, und die Gelehrten haben keine Ahnung. Also behilft man sich mit einer Schöpfungsgeschichte. Die moderne Wissenschaft erzählt sie so: Und Gott gefiel es, die Welt zu erschaffen. Und also klatschte er in die Hände und der Urknall erschütterte das Nichts und alle Materie ward geboren in einem einzigen Punkte, der sich fortan ausdehnen sollte bis in alle Ewigkeit …
Doch Halt! Das sagt doch kein Wissenschaftler?! Doch! Bis auf die Figur eines Gottvaters ist es genau die Geschichte, die heute die Mehrheit aller Wissenschaftler glaubt: Aus dem Nichts entstand Alles. Sie können es nur nicht erklären.
Die Schöpfungsgeschichte der Bibel ist vielleicht überholt, aber wenn man sie als Gleichnis versteht, ist Gott noch lange nicht aus dem Spiel. Denn die uralte Menschheitsfrage ist noch immer nicht gelöst: Wo kommt alles her?
Wie es nach dem Urknall
weiterging, das kann die moderne Wissenschaft erklären: Die Ausdehnung eines unglaublich energiereichen, unglaublich dichten Energiebündels lässt sich mit physikalischen Gesetzen beschreiben. Und nicht nur das. Auch die weitere Entwicklung, die Bildung von Atomen, von Strukturen, von Sonnen und Galaxien
, von Planeten, Kometen und unserer Erde, all das lässt sich schlüssig beweisen.
Warum aber soll alles von einem Punkt aus geschehen sein? Warum soll alles mit dem Urknall begonnen haben? Mit dem Urknall, der physikalisch nicht erklärbar ist?
Weil alles dafür spricht!
Woher will man das alles wissen?
Wann soll das alles gewesen sein und wie will man das beweisen? Schließlich ist niemand dabei gewesen. Das ist richtig. Doch es gibt indirekte Beweise. Und so grotesk es klingt: Manches aus tiefster Vergangenheit können wir heute noch beobachten.
Wenn wir beispielsweise Sterne am Himmel beobachten, dann sehen wir in die Vergangenheit. Denn das Licht ist zwar extrem schnell, braucht aber für die Riesenentfernungen im Weltall auch seine Zeit. Allein von der Sonne bis zur Erde ist das Licht 8 Minuten unterwegs. Und viele Sterne sind so weit weg – oder so alt – dass das Licht Jahre braucht, um zu uns zu gelangen. Nicht nur Jahre, sondern sogar Jahrzehnte, sogar Jahrtausende, ja sogar Tausende von Jahrtausenden.
Viele Sterne, die wir am Himmel sehen, existieren vielleicht gar nicht mehr. Wir sehen ihr Licht, wie sie es vor etlichen Jahrmillionen oder Jahrmilliarden ausgestrahlt haben. Wir sehen in die Vergangenheit.