Biotopschutz in der Praxis
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Biotopschutz in der Praxis

Grundlagen -Techniken - Fordermoglichkeiten - Grundlagen - Planung - Handlungsmöglichkeiten

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Biotopschutz in der Praxis

Grundlagen -Techniken - Fordermoglichkeiten - Grundlagen - Planung - Handlungsmöglichkeiten

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Über dieses Buch

Wer Biotope wirksam schützen will, muss deren Funktion verstehen. Auch wenn der der hohe Wert von natürlichen Lebensräumen für das ökologische Gleichgewicht der Erde lange bekannt ist, hat es die Natur nach wie vor schwer, sich angesichts des immer größeren Flächenverbrauchs durch den Menschen zu behaupten. Doch mit dem richtigen Handwerkszeug können intakte Biotope selbst dort entstehen, wo man sie kaum vermutet: am Rande von intensiv genutzten Ackerflächen, auf Abraumhalden oder mitten in der Großstadt.
Dieser Ratgeber enthält das nötige Hintergrundwissen für den Schutz und die Neuanlage von Biotopen. Er zeigt, worauf es wirklich ankommt - von den ökologischen Grundlagen bis hin zu konkreten Schutzmaßnahmen und bestehenden Fördermöglichkeiten. Rund 30 der wichtigsten Lebensräume werden vorgestellt und ihre Bedeutung für das ökologische Landschaftsgefüge erklärt. Zahlreiche Schemata und Beispielbilder veranschaulichen die konkreten Maßnahmen für den praktischen Biotopschutz, ohne die Komplexität der Ökosysteme dabei auszublenden.
Alles was man zum Schutz und bei der Neuanlage von Biotopen wissen muss. Ideal für Unterricht, Jugendarbeit und für alle Praktiker im Biotopschutz. Weiteres Material finden Sie unter www.biotopschutz.de.vu

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Information

Verlag
Wiley-VCH
Jahr
2012
ISBN
9783527639298
Kapitel 1
Tiere, Pflanzen, Lebensräume
Es begab sich aber zu der Zeit, als der Computer erfunden wurde. Die Fachwelt feierte Professoren der Landschaftsplanung, die nun digitale Verfahren zur Berechnung der Natur entwickelten. Es galt die Natur in Planquadrate zu zwängen, sie maschinenlesbar und berechenbar zu machen. Mit Zunahme der Leistungsfähigkeit wurden diese Quadrate immer kleiner bis zu dem Punkt, an dem sie auf dem Bildschirm kaum noch erkennbar waren und sich so Quadratsammlung und Geländerealität anzugleichen schienen. Aber das Denken hinter der neuen Technik blieb das alte, welches schon seit Jahrzehnten den Naturschutz prägte: Tiere, Pflanzen und Lebensräume wurden als Einzelteile eines Systems betrachtet. Solch eine Natur war plan- und verplanbar. BiotopmanagerInnen kamen und gingen, Ökokonten verwandelten Bäume in geldwerte Leistungen. Doch den komplexen, lebendigen Zusammenhängen außerhalb der Büros und Labore wurden diese Vorstellungen kaum gerecht.
Natur ist dynamisch. Entsprechend den natürlichen oder vom Menschen überprägten Standortbedingungen bieten alle Orte komplexe und ständig im Fluss befindliche Vegetations- und Lebensraumabfolgen, Nachbarschaftswirkungen, Stoffflüsse, Populationsschwankungen und Artenwanderungen – sofern der Mensch sie lässt. Das Geschehen auf einer Windwurffläche im vorher geschlossenen Hochwald zeigt das: Zunächst fördern die Lichtverhältnisse besonders lichtbedürftige Pflanzen, was zur Entwicklung einer entsprechenden Artengemeinschaft führt. Bei fortschreitendem Höhenwachstum im Wettbewerb der Arten um das Licht nimmt die Beschattung des Waldbodens wieder zu und begünstigt in der Folge schattentolerante Arten. Die Folge: Es kommt zu einer dynamischen Verschiebung der Artenzusammensetzung – ständig fortschreitend. Wenn der Biotopschutz typische Lebensräume und Lebensgemeinschaften bewahren will, muss er landschaftliche Dynamik und Komplexität erfassen, schützen oder regenerieren – sonst verbleibt er im statischen Denken und verkommt zum „Pritzelkram“.1) Wer sich für Tiere, Pflanzen und den Erhalt der Lebensgrundlagen engagieren und in der Landschaft „mitbasteln“ möchte, sollte also den Kopf anstrengen, um wenigstens ansatzweise die Abläufe und verschiedenen Wechselwirkungen in der Natur zu berücksichtigen. In diesem Buch sollen daher einleitend grundlegende Zusammenhänge in und zwischen Ökosystemen, Tier- und Pflanzenpopulationen dargestellt werden, bevor es im Hauptteil um die konkreten Maßnahmen für den Biotopschutz geht.
1.1 Natur – unbegreiflich, komplex, dynamisch
Charakterisierende Merkmale eines jeden Ökosystems sind die vier Faktoren Milieu, Struktur, Dynamik und Verbund. Sie schaffen die jeweiligen typischen Bedingungen eines Standortes, der aufgrund der Vielzahl von Wechselwirkungen mit der Umgebung ein offenes System darstellt. Jeder Fleck dieser Erde ist dem Eintrag von Stoffen durch Regen, Überschwemmung und Anwehung sowie von Energie wie Wind, Sonnenlicht und -wärme ausgesetzt. Hinzu kommen Tierwanderungen und Ansiedlungsversuchen tausender Arten. Die Standortbedingungen können vom Menschen aufgrund seiner technischen Fähigkeiten heute fast beliebig verändert werden – bis hin zu einem Zustand, der kaum noch Ähnlichkeit mit den ursprünglichen landschaftlichen Verhältnissen hat. Kurzfristiges „Profitdenken“ hat vielerorts über eine intelligente Nutzung natürlicher Prozesse und Verhältnisse (Allianztechnologie2) ) gesiegt. Ob landwirtschaftliche Flächen, Dörfer, Städte, Verkehrsachsen oder Tagebau – sie alle haben die Landschaft vollständig oder weitgehend überprägt, kaum einer der vier wirkenden Faktoren ist in seiner ursprünglichen Form auch nur annähernd erhalten geblieben.
Daraus resultiert eine große Aufgabe für den Biotopschutz. Der Artenreichtum der heimischen Tier- und Pflanzenwelt ist nur zu bewahren, wenn es gelingt, ihre typischen Lebensräume in ausreichender Größe und Qualität zu erhalten und, wo nötig, zu regenerieren.
Doch muss das die Ausgrenzung des Menschen aus der Natur bedeuten? Die Standortbedingungen weiter Teile Mitteleuropas begünstigen den mitteleuropäischen Buchenwald, deshalb würde er, ohne den Einfluss des Menschen, heute weite Teile der Landschaft prägen, er stellt dort die so genannte potenziell natürliche Vegetation dar. Die reale Vegetation hingegen ist die tatsächliche, in Mitteleuropa größtenteils durch den Einfluss des Menschen geprägte Vegetation. Bis in die Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts förderte der Mensch durch Ackerbau und Viehzucht den Strukturreichtum der Landschaft und damit die Artenvielfalt. Das folgt Thienemanns Grundgesetzen der Lebensgemeinschaften:
1) Je vielseitiger die Umweltbedingungen, desto höher ist die Zahl der Arten.
2) Je einseitiger die Umweltbedingungen, desto geringer ist die Zahl der Arten.3)
Unvollständig ist dieses Bild hinsichtlich der Frage, wieweit sich daraus ein Leitbild ergibt. Denn eine maximale Anzahl der Arten ist kein Selbstzweck. Vielmehr ist die landschaftsgemäße Artenzusammensetzung für einen an den jeweiligen Bedingungen orientierten Biotopschutz wichtig – dann allerdings jeweils möglichst vollständig. Die zunächst entstandene kleinbäuerliche Kulturlandschaft zeichnete sich durch ein vielfältiges, kleinräumiges Mosaik verschiedener Nutzungen und damit unterschiedlicher Lebensräume für wildlebende Tier- und Pflanzenarten aus (z. B. Äcker, Wiesen, Weiden, Hecken und Hutungen). Im 18. Jahrhundert erreichte die Artenvielfalt in Mitteleuropa ihren Höchststand, trugen doch die Lebensgemeinschaften sowohl der ausreichend verbliebenen ursprünglichen Lebensräume als auch die der neu entstandenen kleinräumigen Kulturlandschaft des Grünlandes und der zwischen Äckern und Wiesen verstreuten Kleinstrukturen zu dieser Artenvielfalt bei. Heute sehen wir die Folgen des seit den 1950er-Jahren andauernden Strukturwandels der Landwirtschaft: durch Flurbereinigung ausgeräumte Landschaften, großflächige Monokulturen. Es sind „grüne Wüsten“ industrieller Landwirtschaft entstanden, die aufgrund ihrer Uniformität und des massiven Einsatzes von Düngern, Pestiziden und der umfangreichen Entwässerungen ihre ursprüngliche Prägung und Vielfältigkeit verloren und darüber hinaus Barrieren zwischen den verbliebenen Lebensräumen bildeten (Abb. 1.1). Biotopschutz widmet sich der Aufgabe, den Artenbestand zu erhalten oder ihm, soweit er nicht unwiederbringlich, d. h. auch im gesamten umgebenden, mitteleuropäischen Raum vernichtete wurde, die Chance zur Wiederkehr und Regeneration zu geben.
Abbildung 1.1 Artenvielfalt im Verlauf der Jahrhunderte. Menschliche Nutzung hat die Artenvielfalt zunächst wesentlich erhöht, da neue Lebensräume entstanden und Arten zuwandern konnten. Ausräumung, Veränderung der Standorte und Gifteinsatz haben in den letzten Jahrzehnten jedoch einen gewaltigen Einbruch in den Artenzahlen verursacht (verändert nach Sukopp, 1985).
Da der Mensch Teil der Natur und seit langer Zeit gestaltendes Element ist, macht das vor einigen Jahrzehnten noch verbreitete Gedankenmodell, die „Wildnis“ vor dem Menschen zu schützen, keinen Sinn. Einige Wirkungen menschlicher Tätigkeit sind ohnehin von keinem Ort der Welt mehr abzuhalten (z. B. Klimawandel, Luftverschmutzung, Einbringung gentechnisch veränderter Organismen und global erhöhte radioaktive Strahlung). Zeitgemäß wäre es, uns als Teil der Natur zu begreifen, unser Verständnis für die Gesetzmäßigkeiten des Lebens zu schulen und die Vielfalt zu nutzen, statt sie zu zerstören.
Tiere und Pflanzen sowohl der naturnahen als auch der genutzten Lebensräume haben sich an die jeweiligen Standortbedingungen angepasst. Es gab eine lange Evolution der Anpassung an natürliche ökologische Bedingungen, danach eine kürzere der Anpassung an vom Menschen genutzte Lebensräume und -bedingungen. Die Arten können nur dann überleben, wenn die Faktoren Milieu, Struktur, Dynamik und Verbund in der für die Landschaft jeweils typischen Weise erhalten bleiben.
Jede Verfälschung der natürlichen vertikalen Schichtung, Lebensstätten und -nischen, der Boden- und Wasserverhältnisse sowie des Kleinklimas, der periodischen Standortschwankungen, Vegetationsentwicklungen und Bodenreife und des natürlichen Verbundes aus Nachbarschaftseinflüssen und Artenaustausch verändert die Lebensbedingungen und verdrängt dort typische Arten. In den folgenden Abschnitten sollen daher die Begriffe Struktur, Milieu, Dynamik und Verbund mit ihrer Bedeutung für den Biotopschutz näher vorgestellt werden.
1.1.1 Milieu: Was Tiere und Pflanzen direkt umgibt
Die Artenzusammensetzung einer Lebensgemeinschaft hängt sowohl von den biotischen als auch den abiotischen Bedingungen des Lebensraumes ab und spiegelt diese deshalb wider. Unter ähnlichen Standortbedingungen bilden sich folglich ähnliche Lebensgemeinschaften aus. Dies ermöglicht die Typisierung von Lebensräumen auf Grundlage der dominierenden Faktoren. Da sich jedoch weder die Standortfaktoren noch die einzelnen Arten der Lebensgemeinschaften synchron ändern, sind je nach Blickwinkel verschiedene Grenzziehungen und damit Typisierungen möglich.
„Obwohl vermutlich kein natürliches Ökosystem wegen seiner außerordentlichen Komplexität jemals in allen seinen Wechselbeziehungen vollständig erfasst und dargestellt werden kann, ist für die Naturschutzpraxis eine ordnende Gruppierung der Vielfalt der Natur nach möglichst natürlichen Gegebenheiten unverzichtbar“ (Blab, 1993).
Der Biotopschutz braucht den Blick für das Besondere des Standortes und den Mut, der Natur die Möglichkeit zu geben, sich selbst in der Form zu entfalten, die am jeweiligen Ort passend ist. Nicht der sorgsam gebastelte Bachmäander mit allen Schikanen des Biotopschutz-Einmaleins ist das Ziel, sondern der dynamische Wasserlauf, dem Platz gegeben wird, sich selbst zu erschaffen und weiter zu verändern. Das mag manche Biotopschützer und Planer wenig erfreuen, die sich mit ihren Naturschutzmaßnahmen ein eigenes Denkmal setzen wollen oder nach Bausumme bezahlt werden. Doch es wäre erfreulich, wenn das „statische Naturdenken“ überwunden würde, zugunsten eines Blickes und Verständnisses für die Einmaligkeit jeder Situation, der Komplexität und Vergänglichkeit dynamisch erwachsender Zustände.
Viele Tier- und Pflanzenarten sind an den speziellen Lebensraum4) angepasst und von ihm abhängig. Die Bindung beruht vor allem auf dem Nährstoff- und Wasserhaushalt im Boden sowie den kleinklimatischen Verhältnissen, angefangen vom Luftfeuchtegrad über die Durchschnittstemperaturen und Sonneneinstrahlung (z. B. der Unterschied zwischen Nord- oder Südhang) bis zur Windexposition einer Fläche. Dieser Komplex, ergänzt durch Sonderbedingungen wie extreme Hängigkeit, dauernde Abtragung oder Ablagerung usw., entsteht als Folge der Entwicklung des gesamten Faktorengefüges. Zentrale sowie gut erfassbare Einflussgrößen sind Relief und der g...

Inhaltsverzeichnis

  1. Abdeckung
  2. Die Hälfte Titelseite
  3. Titelblatt
  4. Copyright-Seite
  5. Vorwort
  6. Kapitel 1: Tiere, Pflanzen, Lebensräume
  7. Kapitel 2: Handeln – aber wo, wann und wie?
  8. Kapitel 3: Biotopschutz in Ämtern und Paragraphen
  9. Kapitel 4: Lebensräume und ihr Schutz
  10. A Anhang
  11. Literatur
  12. Sachregister