1 Fitness – ein uraltes Thema
Bereits die altindischen Denker wussten vor 2400 Jahren, dass ein langes Leben nur durch gute Ernährung, körperliche Betätigung und ein maßvolles Leben erreicht werden kann. Sie rieten deshalb zu Sport, Schlaf und sexueller Betätigung, um den Körper fit zu halten. Der griechische Arzt Galenos beschrieb in der Mitte des 2. Jahrhunderts sechs entscheidende Bereiche, auf die der Mensch zu achten habe: Licht und Luft, Speise und Trank, Arbeit und Ruhe, Schlaf und Wachen, Absonderungen und Ausscheidungen, Anregungen des Gemüts. Seine Erkenntnisse auf medizinischem Gebiet hielten sich mehrere Jahrhunderte und erfuhren in der Renaissance eine Wiederbelebung. André du Laurens stellte 1597 die These auf, dass körperliche und geistige Faktoren wie etwa der extreme Müßiggang den Alterungsprozess beschleunigen. Andrew Boorde veröffentlichte bereits 1547 einen Ratgeber über Ernährung und Bewegung.
Seit dem 20. Jahrhundert werden ständig neue Erkenntnisse über die Faktoren für ein gesundheitsbewusstes Leben publiziert. Jährlich kommen neue Ratgeber auf den Markt. Werden in den einen makrobiotische oder blutgruppengerechte Ernährung propagiert, erklären andere, dass man im Schlaf abnehmen könne. Die Vielfalt der Möglichkeiten scheint verwirrend. Doch nicht jedem Ratgeber liegen fundierte wissenschaftliche Ergebnisse zugrunde. Während die Verbraucher auf Tipps, Diäten und leichte Wege hoffen, um zum Idealgewicht zu gelangen, stellen sie die beiden wichtigsten Indikatoren für ein gesundes Leben, nämlich Ernährung und Bewegung, hintenan.
Der Umgang mit der Gesundheit zeigt sich in Zahlen: In Deutschland ist über die Hälfte der Erwachsenen übergewichtig, jeder fünfte adipös, was bedeutet, dass er vom Normalgewicht abweicht und seine erhöhte Körpermasse vor allem aus Fett besteht.1 So haben beispielsweise der Bauchumfang und das Bauchfett in den letzten Jahren extrem zugenommen.
Außerdem wird sich zu wenig bewegt. Jeder zweite Deutsche treibt keinen Sport. Rückenbeschwerden, Schlafstörungen und Übergewicht sind die Folge. Epidemiologische Studien belegen, dass 60 Prozent aller weltweiten Todesfälle durch Krankheiten verursacht werden, die auf individuelle Verhaltensweisen wie Bewegungsmangel, Rauchen und Übergewicht zurückgehen.2
Dabei reicht es schon aus, zweimal pro Woche Sport zu treiben. Wer sich täglich 20 Minuten intensiv bewegt, senkt das Risiko, einen Schlaganfall zu erleiden, sogar um 57 Prozent.3
Gesunde Ernährung und Bewegung beeinflussen außerdem die Denkleistung des Gehirns. Ein mit Sauerstoff und Wasser versorgtes Gehirn kann besser und intensiver arbeiten. Auch die Plastizität des Gehirns, also die Veränderung bis hin zum Wachstum, scheint untrennbar mit Ernährung und Bewegung gekoppelt zu sein.
Höchstleistungen kann der Mensch nur dann über einen längeren Zeitraum vollbringen, wenn er sein Verhalten auf drei Säulen stützt:
• Ernährung
• Bewegung
• Mentale Fitness
Werden diese drei Säulen ausreichend gefestigt und genährt, ist der Mensch bis an sein Lebensende zu Höchstleistungen fähig.
Gesundheitsfördernde Faktoren nach Grossarth-Maticek4
Eine Langzeitstudie an 31 000 Menschen fand heraus, dass die folgenden Punkte den Ausschlag geben für ein langes gesundes Leben.
• Gesunde Ernährung
• Regelmäßige Bewegung
• Kein Suchtverhalten
• Gute soziale Integration
• Guter Schlaf und Erholung
• Positive Eigenaktivität
• Starke Lebenstendenz
• Ausgeprägte Autonomie
• Wohlbefinden und Lust
• Befriedigung wichtiger Bedürfnisse
• Kompetenzgefühl
• Ausgeprägter Selbstschutz
• Positive Anregung
• Spontane und positive Gottesbeziehung
• Günstige familiäre genetische Grundlage
In diesem Buch werden wir uns ausführlich den ersten beiden Punkten sowie weiteren Einzelthemen im Bereich der mentalen/psychosozialen Fitness widmen.
Nie vergessen!
Jeder Körper funktioniert anders. Auch wenn die chemischen und physikalischen Vorgänge grundsätzlich gleich ablaufen, gibt es dennoch Unterschiede, denn jeder Körper reagiert unterschiedlich auf Inhaltsstoffe aus der Nahrung. Dieser Umstand sollte bei den folgenden Kapiteln bedacht werden. Beobachten Sie sich und Ihren Körper genau, dann erfahren Sie, worauf Ihr Körper gut oder weniger gut reagiert.
Und natürlich müssen die Empfehlungen aus den einzelnen Kapiteln bei Krankheiten, Allergien, Unverträglichkeiten oder chronischen Beschwerden auf den jeweiligen persönlichen Umstand angepasst werden.
2 Ernährung
2.1 Von der Ernährung zum Essen
Menschen müssen essen und trinken. Ohne Trinken überlebt der Mensch nur wenige Tage. Ohne ausreichend feste Nahrung brechen nach etwa vier Wochen alle Systeme im Körper zusammen und der Mensch stirbt. Nahrung ist existentiell. Dennoch steht heute nicht allein der lebensnotwendige Erhalt des Körpers im Mittelpunkt. Die Mahlzeiten sollen neben Energie auch Genuss und Gesundheit liefern.
In der Frühzeit der Menschheitsgeschichte wurden Beeren und Wurzeln nach zwei wichtigen Komponenten gesammelt: nach Schmackhaftigkeit und Verträglichkeit. In den folgenden Kulturen entwickelten sich Vorlieben, die sowohl an die Gegebenheiten wie auch an die örtlichen Bedingungen geknüpft waren. Jede Kultur verfeinerte ihr Essen.
Spätestens mit der Entdeckung des Feuers veränderte sich alles. Auf dem Speiseplan standen weniger rohe, dafür mehr gekochte, gebratene und gebackene Kost, was eine Umstellung der menschlichen Verdauung nach sich zog. Wann genau unsere Vorfahren mit dem kontrollierten Kochen begannen, kann nicht genau bestimmt werden. Fakt ist aber, dass sich vor 1,6 Mio. Jahren während der Zeit des Homo erectus das Gehirn der Vormenschen um das Dreifache vergrößerte.5 Möglicherweise führte die gekochte Nahrung zu diesem entscheidenden...