Teil 1:
Arthybriden bei Nadelbäumen
Abies x dahlemensis
Tannen-Hybride zwischen Abies concolor und Abies grandis wüchsiger
Wo die beiden Tannen, die Colorado-Tanne (Abies concolor) und die Große Küsten-Tanne (Abies grandis) dicht beieinander stehen, kann es zu Kreuzungen mit keimfähigen Nachkommen kommen, die sich durch Wüchsigkeit und kräftige Triebe auszeichnen. Die Nadeln von Abies x dahlemensis sind dunkelgrün, dunkler als die der Eltern und alle aufgebogen, nicht so streng scheitelig wie beim A. grandis-Elter und stärker aufgebogen gegenüber dem A. concolor-Elter. Die Nadeln haben nicht ganz die Länge von A. concolor, sind aber alle wie bei dieser an der Spitze abgerundet sowie unterseits zwischen den beiden Stomabändern gefurcht und nicht oberseitig wie beim A grandis-Elter
Abies x insignis
Die Nadeln der Tannen-Hybride Abies x insignis gleichen nicht den Eltern
Schondie Eltern der HybrideAbies x insignis zeigen eine große Variabilität in der Ausprägung von Spross- und Nadelform. Diese genetische Breite zeigt sich auch bei den Hybriden, welche in einem Hybridschwarm aus zwischen nebeneinander stehender Abies nordmanniana und Abies pinsapo hervorgehen können bzw. nach gezielter gegenseitiger Bestäubung ausgelesen wurden.
Eine erste Hybride wurde um 1850 in der Baumschule Renault in Bulgueville in Frankreich erzogen. Die Hybriden erreichten Höhen von 30 m, besaßen regelmäßig kegelförmige Kronen mit quirlständigen Ästen und eine dichte Benadelung.
In der Benadelung unterscheiden sich beide Eltern sehr deutlich. Während die Nadeln bei A. pinsapo gerade vom Trieb abgehen und diesen flaschenbürstenartig allseitig umstellen, gehen die Nadeln von A. nordmanniana nach vorne gerichtet und oberseits leicht gescheitelt von kurzen, seitlichen Trieben ab. Dieses Merkmal wiederholt sich bei der Hybride in der zweiten Hälfte der Jahrestriebe, während die Basis die Benadelungsstellung von A. pinsapo zeigt. Deren Nadeln laufen ziemlich spitz zu, die von A. nordmanniana sind an der Spitze rund und sogar ausgerandet. Die Spitzigkeit des Pinsapo-Elters ist bei der Hybride verloren gegangen, aber auch die Ausrandung des Nordmanniana-Elters. Die Nadellänge der Hybride gleicht mit 15 bis 20 mm dem Pinsapo-Elter. A. nordmanniana hat mit 20 bis 30 mm längere Nadeln.
Die Hybride wächst aufgrund des Heterosiseffekt recht üppig.
Abies x vilmorinii
Die Vilmorin-Tannen-Hybride zeigt eine intermediäre Nadelstellung
In der Ausprägung der Nadelanordnungähnelt die Vilmorin-Tanne (Abies x vilmorinii) mehr der Spanischen Tanne (Abies pinsapo), nur dass die Nadeln etwas länger und nicht so starr sind. Sie sind nicht immer radial um den Zweig gestellt wie bei der Griechischen Tanne (Abies cephalonica), sondern zum Teil mehr zweizeilig. Ihre blaugrüne Nadelunterseite verleiht ihr einen besonderen Zierwert, insbesondere für Parks und Gärten. Alle drei zeigen auf der Nadelunterseite zwei weißlich-silbrige Stomabänder, nur die Griechische Tanne besitzt an der Nadelspitze als charakteristisches Artmerkmal noch oberseitig Stomalinien.
In der Deckschuppenausprägung der Zapfen, welche bei der Hybride ein wenig zwischen den Fruchtschuppen hervorragen und zurückgeschlagen sind, nimmt sie eine Mittelstellung ein, denn bei der Griechischen Tanne ragen diese deutlich heraus und sind zurückgeschlagen, während sie bei der Spanischen Tanne unter den Fruchtschuppen im Zapfen verborgen sind.
Die Hybride wurde 1868 von M.D. Vilmorin in Verrièrres bei Paris durch Pollenübertragung erzielt. Sie kann aber auch, wenn beide Eltern dicht beieinander stehen, jederzeit neu entstehen.
Juniperus x pfizeriana
Juniperus x pfizeriana-Hybride als auch Eltern mit vielen Formen
Der Formenreichtum resultiert vor allem aus Aufwuchs- und Nadelvariationen, denn bei manchen Formen bleibt die Nadelform des Jugendblattes manifest, d. h. schuppenförmige Altersnadeln treten bei diesen überhaupt nicht mehr auf und die Nadelund Zapfenfarbe kann variieren.
Die Wacholder-Hybride Juniperus x pfitzeriana, hervorgegangen aus dem Chinesischen Wacholder (Juniperus chinensis) und dem Stink-Wacholder (Juniperus sabina), ähnelt in der Ausprägung den schuppigen Altersblättern mehr dem J. sabina-Elter mit länglich lanzettlichen Nadeln, während sie beim J. chinensis-Elter mehr schmal rhombisch sind.
In der Zapfenausprägung bringt die Hybride dunkelpurpurne, hellblau bereifte Zapfen hervor, die in der unregelmäßigen kugeligen Form mehr denen des J. sabina-Elter ähneln. Sie reifen schon im ersten Jahr, während sie beim Chinesischen Wacholder erst im zweiten Jahr reifen. Beim Stink-Wacholder können diese manchmal auch schon imersten Jahr reifen und weitere im zweiten Jahr nachreifen.
Larix x eurolepis
Die Bastardlärche ist wüchsiger
Die Hybridlärche (Larix x eurolepis) ist ein Artbastard zwischen Europäischer Lärche (Larix decidua) und Japanischer Lärche (Larix kaempferi), welcher erstmals um 1900 in Schottland auffiel und überall dort wieder entstehen kann, wo beide Arten nahe nebeneinander wachsen.
Aufgrund ihres gegenüber den Elternarten als Heterosiseffekt allgemein üppigeren Wachstums hat sie bald forstliches Interesse gefunden und wurde zum Anlass systematischer Kreuzungsexperimente zur Auslese der wüchsigsten Hybriden. Eine Nachzüchtung dieser ausgelesenen Hybriden gelingt nur durch mikrovegetative Vermehrungdes F1–Bastards, denn Samen der F2–Generation zeigen aufgrund der Genommischung schon wieder Wuchsdepressionen.
In ihren morphologischen Merkmalen ist sie aufgrund der Schwankungsbreite der intermediären Merkmale schwer von beiden Kreuzungseltern zu unterscheiden. Sie weisen bei zweijährigen Zweigen eine mehr gelbliche Färbung auf, ähnlich dem Elter der Europäischen Lärche, während die der Japanischen Lärche unverwechselbar olivviolett bereift und behaart sind. Diese Behaarung übernimmt die Hybride, aber in geringerer Ausprägung. Die Nadeln sind wie das Gesamterscheinungsbild größer, was auch für die Zapfen gilt, deren Fruchtschuppenspitzen nach Ausreifung leicht auswärts gebogen sind, während sie bei der Europäischen Lärche dicht anliegen und bei der Japanischen Lärche nach auswärts sperrig abstehen. Die heranwachsenden Zapfen der beiden Eltern unterscheiden sich ganz prägnant. Sie sind bei der Europäischen Lärche schmal eilänglich und an den Rändern der Fruchtschuppen rötlich, während die der Japan-Lärche wulstig grün sind.
Die deutlich wüchsigere Lärchenhybride ist aus der Europäischen Lärche (unten links) und der Japanischen Lärche (untenrechts) hervorgegangen. Auch die Zapfen der Hybridlärche (oben) sind größer; ihre Fruchtschuppen sind nur leicht nach auswärts gebogen, während die der Japanischen Lärche sperrig abstehen (unten rechts) und die der Europäischen Lärche nicht nach aufwärts gebogen sind.
Picea x mariorika
Mariorika-Fichte deutlich intermediär
Erst das dichte Nebeneinanderstehen von blühender Picea mariana aus dem nördlichen N-Amerika und der aus dem Drina-Bogen in Serbien-Bosnien stammenden Picea omorika ließ Hybriden entstehen, welche nicht den oft typischen, fast säulenförmigen, schmalen Wuchs der serbischen Omorika-Fichte zeigen, sondern mehr einen breit kegelförmigen Kronenhabi...