Das Sprachverständnis des Paulus im Rahmen des antiken Sprachdiskurses
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Das Sprachverständnis des Paulus im Rahmen des antiken Sprachdiskurses

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Das Sprachverständnis des Paulus im Rahmen des antiken Sprachdiskurses

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Sprache war für Paulus als Missionar das Handwerkszeug, mit dem er die christliche Botschaft vermittelte. Welches Verständnis aber hat der Apostel von Sprache? Die älteste Quelle des Christentums für ein eigenes Sprachverständnis ist das 14. Kapitel des 1. Korintherbriefes. Es liefert damit den historischen und sachlichen Ausgangs¬punkt für die Arbeit, die v.a. auch die in der Forschung bisher vernachlässigten Verse 1 Kor 14, 10f analysiert. Sie führt auch in die zentralen sprach¬philosophischen Fragestellungen der Antike ein und untersucht das Sprachver¬ständnis Philons von Alexandria. Der Vergleich mit Philon präzisiert die Einordnung des paulini¬schen Sprachverständ¬nisses in den antik-philosophischen Sprachdiskurs, da beide den Kontext des hellenistischen Judentums teilen. Die Arbeit zeigt, inwiefern Paulus im antiken sprachphilosophischen Diskurs positioniert werden kann und stützt damit Forschungsbeiträge, die eine neue Sicht auf das intellektuelle Profil des Apostels werfen: Paulus darf nicht nur eine pharisäische Bildung gesprochen werden, sondern auch eine (sprach)phi¬lo¬sophische.

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Information

Jahr
2018
ISBN
9783772000119

IV. Das Sprachverständnis des Paulus unter besonderer Berücksichtigung von 1 Kor 14

1. Vorbemerkungen

Die Äußerungen des Paulus zum Thema Sprache scheinen gegenüber dem Reichtum der Überlegungen Philons kärglich und ungenügend. Sie beschränken sich auf die Kapitel 1214 des 1. Korintherbriefes.1 Deshalb ist zunächst ein kurzer Blick auf den Aufbau, die Themen und die Adressaten des Briefes zu werfen, um die Aussagen zu Sprache in diesem Rahmen verorten zu können:
Der Brief ist Teil der Korrespondenz zwischen Paulus und der von ihm gegründeten Gemeinde. Zu dieser zählt ein weiterer, in 1 Kor 5,9 erwähnter Brief des Paulus an die Korinther; immer wieder wurde angenommen, dass er in der jetzigen Form des 1 Kor enthalten ist.2 Die Gemeinde selbst verfasste einen Brief an Paulus, auf den er in 1 Kor 7,1 Bezug nimmt. Im Jahr 55 n. Chr. schreibt Paulus während eines Aufenthalts in Ephesus an die Gemeinde in Korinth.3 Er folgt dabei dem üblichen Aufbau der paulinischen Briefe, der sich aus folgenden Elementen zusammensetzt: Briefeingang, bestehend aus Proömium (1,13) und Präskript (1,49), das als Dank gestaltet ist und bereits auf die Gnadengaben Bezug nimmt; Briefcorpus (1,1015,58) und Briefschluss, bestehend aus der Schlussparänese (16,118), den sich anschließenden Grüßen (16,1920) und dem Eschatokoll (16,2124).4 Die rhetorische Gliederung des Briefes stellen Betz und Mitchell wie folgt dar: Nach dem Briefeingang (1,13) folgt das exordium (1,49; Einführung), die narratio (1,1017; Aufzeigen des Sachverhalts), die argumentatio (1,1815,57; argumentative Entfaltung), die peroratio (15,58; prägnanter Abschluss) und der Briefschluss (16,124).5 Sie ordnen den Brief dem genus deliberativum zu und charakterisieren ihn damit als beratendes Schreiben.6 Als Anlass des Briefes dürfen Anfragen aus der Gemeinde angenommen werden. Sie wurden Paulus teilweise persönlich mitgeteilt, so berichten die Leute der Chloe nach 1 Kor 1,11 von Streitigkeiten in der Gemeinde, andererseits erwähnt Paulus in 1 Kor 7,1 einen Brief, den er von den Korinthern erhalten hat.7
Die korinthische Gemeinde bestand sowohl aus Heiden- als auch aus Judenchristen: Die Berufenen nach 1 Kor 1,24 sind Juden wie Griechen; nach 1 Kor 12,13 werden sowohl Juden wie Griechen zu einem Leib getauft. Paulus spricht die Gemeinde mehrfach auf ihre heidnische Vergangenheit an: In 1 Kor 6,911 wird die Götzenverehrung beschrieben und in 1 Kor 12,2 erinnert Paulus die Gemeinde daran, dass sie sich zu den Götzen bzw. Göttern hat hinziehen lassen.8 Auch das Einsammeln der Kollekte, das Paulus in 1 Kor 16,14 erwähnt, weist darauf hin, dass ehemalige Heiden der Gemeinde angehörten, da dies vorrangig eine Pflicht und Aufgabe der heidenchristlichen Gemeinden war.9 Da Paulus ebenso von einem beschnittenen Berufenen spricht, sind Judenchristen für die korinthische Gemeinde anzunehmen.10 Auch der soziale Status der Gemeindeglieder dürfte gemischt gewesen sein. Von 1 Kor 1,26 her ist nicht in erster Linie an weise und angesehene Personen zu denken; dennoch werden mit Titus Justus, dem Synagogenvorsteher Krispus oder Chloe auch höherstehende Personen genannt. Auch aus diesen sozialen Unterschieden heraus kann das Zustandekommen von unterschiedlichen Gruppierungen erklärt werden, mit denen die Gemeinde in Korinth nach 1 Kor 1,12 zu kämpfen hat.11 Als solche werden die Paulus-, die Apollos-, die Kephas- und die Christusanhänger genannt.12 Es wurde gelegentlich der Versuch unternommen, diesen Gruppen eine Überbetonung der Weisheitsrede oder der Glossolalie zuzuschreiben. Ersteres wird mit den Apollosanhängern assoziiert,13 Zweiteres mit den Kephas- oder Paulusleuten.14 Eine solche Zuordnung ist umstritten, zumal gerade von Apollos in 1 Kor Positives berichtet wird.15 Weiterhin ist die Gruppe, die die Weisheitsrede in besonderem Maß betont, nicht mit den Gemeindegliedern, die die Glossolalie außerordentlich hervorheben, zu identifizieren. Die Weisheitsrede wird in 1 Kor 13 eher negativ gesehen, in 1 Kor 1214 wird sie nur in der Charismenliste in 1 Kor 12,8 erwähnt, nicht aber kritisch diskutiert, sondern als verständliche Sprachgabe positiv konnotiert. Es kann für die korinthische Gemeinde lediglich eine besondere Wertschätzung des glossolalischen Sprechens festgestellt werden, sie kann aber nicht einer der Gruppierungen, die Paulus in 1 Kor 1,12 nennt, zugeordnet werden.16 Dass die Korinther bzw. ein Teil der korinthischen Gemeinde die Glossolalie als Geistesgabe den anderen Charismen gegenüber höher gestellt haben, ergibt sich aus 1 Kor 14 und wird noch explizit thematisiert werden. Eine andere Möglichkeit, weshalb Paulus die Korinther über die Charismen belehrt, ist, dass sie die Gaben nivelliert haben und Paulus ihre Verschiedenheit, ihre unterschiedlichen Funktionen und ihre Rangfolge herausstellen will. Dagegen spricht aber die Anordnung der Charismenlisten, die keine feste Rangfolge aufweist, und die Tatsache, dass Paulus von Beginn an, in 1 Kor 12,4 ff, die Gemeinsamkeit der Charismen als Gaben des einen Geistes betont. Nicht ein ‚besonders pneumatisches’ Charisma oder unverständliches Sprechen ist Ausweis des Glaubens, sondern nach 1 Kor 12,3 das Bekenntnis zu Jesus als dem Herrn. Alle Christen also sind Geistbegabte, das stellt Paulus zu Beginn der Charismenthematik heraus; damit wird deutlich, dass er einer Tendenz entgegenwirkt, nach der einzelne Christen ihre Begabung als besonders geistgewirkt verstehen. Paulus tritt dem entgegen, wenn er in 1 Kor 12 zwar unterschiedliche Funktionen innerhalb des Leibes nennt, für alle aber denselben Ursprung ausmacht. Wahrscheinlich ist also, dass die Wertigkeit oder der Rang der Charismen in Korinth dahingehend umstritten war, dass bestimmte Charismen von einigen Gemeindegliedern als wertvoller und ‚geistlicher’ angesehen wurden. Sellin geht davon aus, dass Paulus von diesem Problem durch den Brief der Korinther erfahren hat, die Thematik deshalb in 1 Kor 14 aufgreift und betont, dass die Geistesgaben alle zum Ziel der Erbauung der Gemeinde eingesetzt werden sollen. 17 Zu Verunsicherungen und Streitigkeiten in der Gemeinde führten darüber hinaus Unzucht und kultische Prostitution (1 Kor 56), das Esse...

Inhaltsverzeichnis

  1. Cover
  2. Titel
  3. Impressum
  4. Inhaltsverzeichnis
  5. Meinen Eltern
  6. Vorwort
  7. I. Einführung in die Themenstellung, den Stand der Forschung und die Vorgehensweise
  8. II. Die Entwicklung der Sprachphilosophie von ihren Anfängen bis zur Stoa: Eine Einführung in die zentralen Fragestellungen und Autoren der antiken Sprachphilosophie
  9. III. Das Sprachverständnis Philons von Alexandria unter besonderer Berücksichtigung des Traktats De confusione linguarum
  10. IV. Das Sprachverständnis des Paulus unter besonderer Berücksichtigung von 1 Kor 14
  11. V. Das paulinische Sprachverständnis im Vergleich: Kontexte und Erträge
  12. VI. Literaturverzeichnis
  13. Fußnoten