Seitenblicke auf die französische Sprachgeschichte
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Seitenblicke auf die französische Sprachgeschichte

Akten der Tagung Französische Sprachgeschichte an der Ludwig-Maximilians-Universität München (13.-16. Oktober 2016)

  1. 558 Seiten
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Seitenblicke auf die französische Sprachgeschichte

Akten der Tagung Französische Sprachgeschichte an der Ludwig-Maximilians-Universität München (13.-16. Oktober 2016)

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Über dieses Buch

Dieser Band zur französischen Sprachgeschichte vereint die verschiedensten Schwerpunkte zu diesem Thema und liefert neben einigen grundlegenden und gängigen Aspekten vor allem spezifische und ungewöhnliche Einzelperspektiven, eben Seitenblicke, auf die Geschichte der französischen Sprache. Dazu gehört auch der Blick über die Grenzen Frankreichs, genauso wie der Blick über die Grenzen der Disziplin hinaus, so dass auch Beiträge zum Okzitanischen und zu den französischen Kreolsprachen Eingang gefunden haben. Der zeitliche Rahmen reicht dabei vom hohen Mittelalter bis ins 20. Jahrhundert, die behandelten Regionen außerhalb Frankreichs vom benachbarten Deutschland und der Schweiz über England bis nach Nordamerika und Afrika.

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Information

Französisch außerhalb Frankreichs – Sprachkontakt

Lokale, personale und temporale Deiktika in französischen privaten Briefen in Nordamerika (18./19. Jahrhundert)

Gerda Haßler
Dans cet article, les embrayeurs locaux, personnels et temporels seront analysés dans des lettres privées françaises de l’Amérique du Nord du XVIIIe et de la première moitié du XIXe siècle. L’analyse sera réalisée sur la base du corpus FRAN. Nous n’envisageons pas de mettre en valeur les différences du français de l’Amérique du Nord par rapport à d’autres variétés du français, mais d’effectuer un inventaire des moyens linguistiques qui servent à l’expression de relations locales, personnelles et temporales. Ceux-ci ainsi que leurs fonctions dans des lettres privées du XVIIIe et de la première moitié du XIXe siècle seront l’objet de cette étude. Nous focaliserons notre attention sur l’usage des déictiques locaux comme expression de l’identification avec la (nouvelle) patrie et sur les déictiques personnels qui présentent des différences dans leur usage en tant que moyens de prise de contact. La transformation de certaines collocations de pronom + verbe en marqueurs du discours sera analysée ainsi que l’usage métaphorique réciproque d’embrayeurs locaux et temporels. Finalement, nous essayerons de répondre à la question de savoir si la distance locale et temporelle des expéditeurs et des destinataires des lettres produit un décalage par rapport au centre déictique.

1 Einführung

In diesem Beitrag sollen einige Überlegungen zur Untersuchung der lokalen, personalen und temporalen Deiktika in französischen privaten Briefen in Nordamerika, überwiegend aus oder nach Louisiana, vorgestellt werden. Louisiana war zwar nur relativ kurze Zeit im Besitz Frankreichs (16821763), doch weder die Herrschaft Spaniens über das Land (16821763) noch die englischen Kolonisation nach dem Verkauf Louisianas durch Napoléon Bonaparte im Jahr 1803 an die Vereinigten Staaten von Amerika hatten zunächst Auswirkungen auf die französische Bevölkerung und ihre Sprache (Breitkopf 2009:20). Die untersuchten Briefe wurden in einer Zeit geschrieben, die durch zahlreiche französischsprachige Zuwanderer geprägt war. Nach 1755 kamen viele der aus Neuschottland und Neubraunschweig vertriebenen Akadier nach Louisiana, nach der Revolution von 1789 flüchteten Franzosen nach Nordamerika. Diese Personen unterschiedlichen Bildungsgrades schrieben Briefe, die über den Ozean gingen. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts kam es zu einer rezessiven Entwicklung der französischen Sprache, und die Bevölkerung Louisianas entwickelte sich von einer fast ausschließlich frankophonen über eine bilinguale zu einer annähernd ausschließlich anglophonen Gemeinschaft
Die Arbeit wurde auf der Basis des seit 2011 in Entwicklung befindlichen Korpus FRAN: Le Français à la mesure d’un continent (online) durchgeführt, das unter der Leitung von France Martineau an der Universität Ottawa erstellt wurde und seit 2014 zugänglich ist. Insgesamt wurden 86 Briefe aus diesem Korpus berücksichtigt, die von 1777 bis 1840 geschrieben wurden. Die Briefe wurden überwiegend in den Vereinigten Staaten geschrieben (61), zwei auf St. Vincent und den Grenadinen und der Rest wurde von in Louisiana geborenen Personen in Frankreich verfasst.
Dabei wird nicht die Absicht verfolgt, das Differenzielle zu anderen Varietäten in den Mittelpunkt zu stellen,1 sondern das Inventar der sprachlichen Mittel zum Ausdruck lokaler, personaler und temporaler Beziehungen und seine Funktionen in privaten Briefen des 18. und der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts im Hinblick auf seine Verwendung bei transatlantischem Abstand zwischen dem Empfänger und dem Adressaten oder stattgefundener Mobilität zu untersuchen.

2 Deixis und zeitlicher Abstand

Sprachliche Zeichen gelten als deiktisch, wenn ihre Referenz in systematischer Weise von der Sprechsituation abhängt bzw. die Referenz sich nur feststellen lässt, wenn man die Sprechsituation kennt.1 In Briefen, die in den letzten Jahrzehnten des 18. und in den ersten des 19. Jahrhunderts über den Atlantik transportiert wurden, ist dieser Idealfall der Verwendung deiktischer Zeichen zweifellos nicht gegeben. Die Abhängigkeit der Referenz der Deiktika, die Nähe zum deiktischen Zentrum signalisieren, also ,ich‘, ,hier‘ und ,jetzt‘ bedeuten, bewirkt, dass die Referenz beim Sprecher keinesfalls mit der vom Adressaten herzustellenden Referenz übereinstimmt. Auch die Deiktika der Distanz vom deiktischen Zentrum wechseln ihre Referenz im Kommunikationsprozess. In der mündlichen Kommunikation bezieht sich der bisherige Hörer und neue Sprecher häufig auf eine Referenz mit Deiktika der Nähe zum Sprecher, worauf sich der bisherige Sprecher mit Distanzdeiktika bezogen hat. Bei der Verwendung deiktischer Personalpronomen ist dies sogar der Regelfall:
  • (1)
    A: Est-ce que vous allez dîner avec nous ?
    B: Je pars dans une heure.
Sobald wir versuchen, dem dialogischen Charakter der Kommunikation Rechnung zu tragen, stellt sich jedoch das Problem der Unterscheidung des deiktischen Zentrums von Sprecher und Hörer oder, zum Beispiel im Brief, zwischen Schreiber und Leser. Im alten Rom war es üblich, aus Gründen der Höflichkeit das deiktische Zentrum des Empfängers zu wählen und die Tempora entsprechend anzupassen. So schrieb Cicero an Atticus mit einer Rückverlagerung der temporalen Bezüge:
  • (2)
    […] cum mihī dixissit Caecilius puerum sē Rōmam mittere, haec scrīpsī raptim. ,Weil Caecilius mir gesagt hat [wörtlich: mir gesagt hatte], dass er einen Knaben nach Rom senden würde, schreibe [wörtlich: schrieb] ich dies in Eile.‘ (cf. Comrie 1985:16)
Hier wurden Verbformen gewählt, die die Handlungen zurück verlegen, womit der Tatsache Rechnung getragen wird, dass der Leser den Brief später erhalten wird. Diese Verwendungsweise etablierte sich jedoch nicht als Regel. Meist wird davon ausgegangen, dass das deiktische Zentrum des Produzenten und des Rezipienten der Äußerung id...

Inhaltsverzeichnis

  1. Cover
  2. Titel
  3. Impressum
  4. Inhaltsverzeichnis
  5. Vorwort
  6. Roger Schöntag/Barbara Schäfer-Prieß: Einleitung. Seitenblicke auf die französische Sprachgeschichte
  7. Roger Schöntag: Aktueller Forschungsstand zur französischen Sprachgeschichte: Ein selektiver Überblick
  8. Interne Sprachgeschichte
  9. Sprachwissenschaftsgeschichte
  10. Kreolsprachen
  11. Okzitanisch
  12. Semicolti/Peu-lettrés
  13. Französisch außerhalb Frankreichs – Sprachkontakt
  14. Fußnoten