Standardsprache zwischen Norm und Praxis
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Standardsprache zwischen Norm und Praxis

Theoretische Betrachtungen, empirische Studien und sprachdidaktische Ausblicke

  1. 422 Seiten
  2. German
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Standardsprache zwischen Norm und Praxis

Theoretische Betrachtungen, empirische Studien und sprachdidaktische Ausblicke

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Über dieses Buch

Die Standardsprache, auch als Hochdeutsch bezeichnet, die im deutschen Sprachraum in der öffentlichen Kommunikation, in den Schulen und in der Politik verwendet wird, ist uneinheitlich. Die Variation der Standardsprache wird in der Linguistik gegenwärtig mit plurizentrischen und pluriarealen Konzepten erfasst. In diesem Band werden neue Ergebnisse aus Forschungsprojekten zum Gebrauch und zur Bewertung der Standardsprache in Österreich, Deutschland, Luxemburg, Südtirol und der Deutschschweiz diskutiert. Einen besonderen Fokus bilden dabei die schulischen Praktiken.

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Ja, du hast Zugang zu Standardsprache zwischen Norm und Praxis von Winifred V. Davies, Annelies Häcki Buhofer, Regula Schmidlin, Melanie Wagner, Eva Lia Wyss, Winifred V. Davies, Annelies Häcki Buhofer, Regula Schmidlin, Melanie Wagner, Eva Lia Wyss im PDF- und/oder ePub-Format sowie zu anderen beliebten Büchern aus Literatur & Deutsche Literaturkritik. Aus unserem Katalog stehen dir über 1 Million Bücher zur Verfügung.

Information

II. Empirische Studien

Gymnasiallehrkräfte in Nordrhein-Westfalen als SprachnormvermittlerInnen und Sprachnormautoritäten

Winifred V. Davies
  1. Das Projekt „Deutsch im gymnasialen Unterricht: Deutschland, Luxemburg und die deutschsprachige Schweiz im Vergleich“
  2. Lehrende als Sprachnormautoritäten und SprachnormvermittlerInnen
  3. Das plurizentrische Modell in der Alltagspraxis
  4. Deutschland
  5. Methoden und Ergebnisse
  6. Fazit
  7. Literatur

1. Das Projekt „Deutsch im gymnasialen Unterricht: Deutschland, Luxemburg und die deutschsprachige Schweiz im Vergleich“

Gegenstand dieses Beitrags sind einige Ergebnisse einer von Melanie Wagner, Eva Wyss und mir durchgeführten Untersuchung, nämlich „Deutsch im gymnasialen Unterricht: Deutschland, Luxemburg und die deutschsprachige Schweiz im Vergleich“. Ein Ziel dieser Untersuchung war es, unser Verständnis der Rolle von Deutschlehrenden als SprachnormvermittlerInnen und Sprachnormautoritäten in drei verschiedenen deutschsprachigen Ländern – Deutschland, Luxemburg und der deutschsprachigen Schweiz – zu vertiefen und in diesem Zusammenhang auch den Grad der Vertrautheit mit dem plurizentrischen Modell der Sprachvariation und dessen Akzeptanz unter nicht-SprachwissenschaftlerInnen zu untersuchen. Auch wenn dieses Modell, das die Existenz von mehr als einer nationalen Variante der deutschen Sprache postuliert (vgl. Clyne 1984: 1f.),1 inzwischen wissenschaftlich fest etabliert ist, ist es nicht ganz klar, wie relevant es für die jeweiligen Sprachgemeinschaften ist (vgl. Scharloth 2005) und welchen Einfluss es auf die Praxis der Deutschlehrenden ausübt – wenn es denn überhaupt einen gibt. In diesem Beitrag werde ich mich auf die Lage in Deutschland konzentrieren, während sich die Beiträge von Wagner und Wyss in diesem Band, die auch Daten aus dieser Untersuchung präsentieren, mit den Spezifika der luxemburgischen und schweizerischen Situationen beschäftigen. Die Ergebnisse, die in diesem Kapitel vorgestellt werden, ruhen sowohl auf einer Analyse des Inhalts von schulischen Bildungsplänen als auch auf Daten, die mittels eines Fragebogens (siehe Anhang) von einem Sample von Lehrkräften in den drei Ländern erhoben wurden. Die Methoden werden weiter unten ausführlicher beschrieben. In unserem Projekt orientieren wir uns am Modell der Plurizentrik anstatt am neueren Modell der Pluriarealität, das von einigen SprachwissenschaftlerInnen (z.B. Niehaus in diesem Band) vorgezogen wird. Wie Spolsky sind wir der Meinung, dass die Nation im heutigen Europa immer noch ein wichtiges Ordnungsprinzip ist: „[N]ations have certainly not disappeared in the twenty-first century; in spite of globalization and the existence of supranational business and political unions, the pressure for symbolic identity controls their language policy, practices, beliefs, and management alike“ (Spolsky 2009: 257). Laut Bickel & Landolt (2012: 8) sind staatliche Grenzen auch sprachliche Grenzen, weil die BewohnerInnen eines Staates eine Kommunikationsgemeinschaft bilden. Für unser Projekt, in dem es um das Wissen und die Einstellungen von Lehrenden ging, war es relevant, dass die Bildungssysteme in Luxemburg, Deutschland und der Schweiz trotz der föderalistischen Strukturen der letzten zwei Staaten (auch) stark national geprägt sind. In Deutschland zum Beispiel soll die Kultusministerkonferenz2 „für das notwendige Maß an Gemeinsamkeit in Bildung, Wissenschaft und Kultur“ sorgen. Auch in der Schweiz gibt es inzwischen wachsenden Druck vom Zentrum (vom Bund) auf die Kantone und einige Tests werden auf nationaler statt nur auf kantonaler Ebene ausgeführt (www.sbf.admin.ch/evamar, Stand: 27.09.2010) (vgl. auch den Beitrag von Gehrer, Oepke & Eberle in diesem Band).

2. Lehrende als Sprachnormautoritäten und SprachnormvermittlerInnen

In Anlehnung an die Definition in Ammons Modell des sozialen Kräftefeldes einer Standardvarietät (Ammon 2003) bezeichnen wir als Sprachnormautoritäten Menschen, die das Recht und die Pflicht haben, die sprachlichen Produkte von anderen zu korrigieren, manchmal auch zu benoten. Auch wenn Ammon dies nicht explizit bei der Definition erwähnt, legt die Bezeichnung meiner Ansicht nach nahe, dass diese Menschen genau wissen, was „richtig“ ist und was nicht, und dass wir von ihnen dann logischerweise auch einen hohen Grad an Normwissen erwarten dürfen. Im Kontext des sozialen Kräftefeldes einer Standardvarietät wird der Begriff „Norm“ (Sprachnormautoritäten, Normvermittler) üblicherweise als Synonym für Standardsprache benutzt, also die Varietät, die in Deutschland wohl die unumstrittene Prestigevarietät1 ist, während ihr Status in Luxemburg und der Schweiz weniger eindeutig ist, wie wir in den Beiträgen von Wagner und Wyss in diesem Band deutlich sehen können.2 In diesen drei Ländern wird Standarddeutsch unter sehr unterschiedlichen soziolinguistischen Bedingungen erworben bzw. gelernt und gelehrt und es gehört zu den Zielen unseres Projekts, das Wechselspiel zwischen diesen Bedingungen und der Praxis der Sprachnormautoritäten näher zu untersuchen.
Folgendes Zitat bringt die Erwartungen an die Deutschlehrenden im Muttersprachunterricht deutlich auf den Punkt:
[…] die normative Vermittlung jeweiliger Gegenwartssprache, war und ist zu allen Zeiten das oberste Lernziel des deutschen Sprachunterrichts. Alle Schüler sollten von jeher gut und richtig reden, schreiben und lesen lernen. (Naumann 1986: 93)
Dreizehn Jahre später (1999) zeigten die Ergebnisse einer von Stickel und Volz ausgeführten Umfrage, dass es immer noch solche Erwartungen seiten...

Inhaltsverzeichnis

  1. Cover
  2. Titel
  3. Impressum
  4. Inhaltsverzeichnis
  5. Regula Schmidlin, Eva L. Wyss & Winifred V. Davies: Plurizentrik revisited – aktuelle Perspektiven auf die Variation der deutschen Standardsprache
  6. I. Theoretische Betrachtungen
  7. II. Empirische Studien
  8. III. Interdisziplinäre Zugänge
  9. IV. Sprachdidaktische Ausblicke
  10. Fußnoten