Die fünf Bücher Mose
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Die fünf Bücher Mose

Eine Bibelauslegung von C. H. Mackintosh

  1. 1,252 Seiten
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Die fünf Bücher Mose

Eine Bibelauslegung von C. H. Mackintosh

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Über dieses Buch

In einem leicht verständlichen Stil zeigt C.H. Mackintosh in dieser geschätzten Auslegung über die fünf Bücher Mose wie alttestamentliche Vorbilder von der neutestamentlichen Erfüllung her erschlossen werden können. Das ganze Buch durchweht ein stark evangelistischer Geist; und so wird jedem Leser eindrucksvoll das großartige Heil Gottes vor Augen gemalt. Gleichzeitig wird der Scheinwerfer auch auf zahlreiche Details gelenkt und viele verborgene Schönheiten des Wortes Gottes ans Licht gebracht. Generationen von Christen haben von dieser Auslegung profitiert. Und auch heute wird niemand dieses Buch lesen, ohne dass ihn die packende Macht des Wortes Gottes neu ergreift.

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Gedanken zum 1. Buch Mose

Vorwort

Charles Henry Mackintosh, dessen Initialen „C.H.M.“ vielen Christen in aller Welt wohl bekannt sind, wurde im Oktober 1820 in der Kaserne von Glenmalure in der Grafschaft Wicklow in Irland geboren. Sein Vater war Hauptmann im „Highlanders' Regiment“ und hatte während des Aufstandes in Irland gedient. Seine Mutter war eine Tochter von Lady Weldon und entstammte einer alteingesessenen irischen Familie. Im Alter von achtzehn Jahren erlebte der junge Mann eine geistliche Erweckung durch Briefe, die seine Schwester ihm nach ihrer Bekehrung schrieb. Er empfing Frieden durch die Lektüre der Schrift von J. N. Darby: „Die Wirksamkeit des Heiligen Geistes“, wobei ihm besonders die Worte halfen, dass das Werk Christi für uns, nicht sein Werk in uns Frieden gibt.
Als junger Christ nahm er eine Stelle in einem Geschäft in Limerick an. Er las viel in Gottes Wort und beschäftigte sich eifrig mit verschiedenen Studien. Im Jahr 1844 eröffnete er eine Schule in Westport und wandte sich mit großem Eifer der Erziehungsarbeit zu. Seine geistliche Haltung in dieser Zeit zeigt sich darin, dass es sein Ziel war, Christus den unangetasteten ersten Platz in seinem Leben einzuräumen und sein Werk als die Hauptsache zu betrachten. Als er 1853 jedoch befürchtete, dass die Schularbeit sein Hauptinteresse wurde, gab er diesen Dienst auf.
In der Zwischenzeit hatte er bereits begonnen, seine Gedanken zu den fünf Büchern Mose niederzuschreiben. In Abständen erschienen danach je eine Betrachtung über das erste bis vierte, und zwei über das fünfte Buch Mose. Diese Bücher, die von einem starken evangelistischen Geist geprägt sind, erlebten in der Folge verschiedene hohe Auflagen. Das Vorwort dazu schrieb Andrew Miller, der auch den Druck weitgehend finanzierte. Mit Recht sagt er von diesen Betrachtungen: „Die vollkommene Verdorbenheit des Menschen durch die Sünde und Gottes vollkommene Rettung in Christus werden ausführlich, deutlich und oftmals sehr treffend dargestellt“.
Als Ausleger besaß „C.H.M.“ einen leicht verständlichen Stil. Er verstand es, seine Ansichten kraftvoll darzustellen. Manche seiner Deutungen mochten vielen Gläubigen zunächst eigenartig erscheinen, aber in Bezug auf Treue zu Gottes Wort und Vertrauen auf Christus sind sie immer wieder eine große Hilfe.
Nachdem er seinen Schuldienst aufgegeben hatte, ging „C.H.M.“ nach Dublin, wo er öffentlich zu predigen begann. Viele Jahre verkündigte und verteidigte er nun das Evangelium und die christliche Wahrheit, und Gott bekannte sich deutlich zu seinem Dienst. Als in den Jahren 1859–60 die Erweckung Irland ergriff, war auch er aktiv dabei, und die ersten Bände der Zeitschrift „Things New and Old“ („Neues und Altes“) zeugen von seiner Tätigkeit. Er war ein großer Glaubensmann, der immer gerne bezeugte, dass Gott ihn zwar oft in Prüfungen brachte, aber ihn nie Mangel leiden ließ, während er im Evangeliumsdienst stand und ohne Einkünfte aus materieller Arbeit war.
Seine letzten vier Lebensjahre verbrachte er in Cheltenham, wo er seinen schriftlichen Dienst fortsetzte, als er wegen seines Alters die mündliche Verkündigungsarbeit aufgeben musste.
Es ist schwer, den Einfluss seiner Schriften zu schätzen. Aus aller Welt erreichten ihn Briefe, in denen Dank und Anerkennung für seine Erklärungen zu den fünf Büchern Mose zum Ausdruck kamen. Seine erste Schrift aus dem Jahr 1843 trug den Titel: „Der Friede Gottes“. Wenige Monate vor seinem Heimgang im Jahr 1896 übersandte er seinem Verleger ein Manuskript mit der Überschrift „Der Gott des Friedens“. Seine „Miscellaneous Writings“ (Gemischte Schriften) sind in sechs Bänden erschienen, ebenso seine Gedanken zu den fünf Büchern Mose. Er ging am 2. November 1896 in Frieden heim. Vier Tage später wurde er unter großer Anteilnahme neben seiner geliebten Frau beigesetzt. Bruder Dr. Wolston aus Edinburgh sprach über das Begräbnis Abrahams unter Zugrundelegung von 1. Mose 25,8–10 und Hebräer 8,10. Zum Abschluss sangen die Versammelten das schöne Lied von J. N. Darby:
O bright and blessed scenes,
Where sin can never come;
Whose sight our longing spirits weans
from earth where yet we roam.“

Die Schöpfung

Der Schöpfer

Überraschend ist die Art und Weise, wie der Heilige Geist dieses einzigartige Buch beginnt. Er führt uns sofort in die Gegenwart Gottes, und zwar in die wesentliche Fülle seines Seins und die Einsamkeit seines Wirkens. Jede Einleitung wird ausgelassen. Wir werden unmittelbar zu Gott geführt. Wir hören ihn gleichsam das Schweigen der Erde brechen und sehen, wie Er in ihre Finsternis mit Licht eindringt, um einen Bereich zu schaffen, in dem Er seine ewige Kraft und Göttlichkeit entfalten kann (Röm 1,20). Hier gibt es nichts, woran müßige Neugierde Nahrung finden könnte, nichts für die Spekulationen des menschlichen Geistes. Wir finden hier die Erhabenheit und Wirklichkeit der göttlichen Wahrheit, wie sie in ihrer sittlichen Kraft auf Herz und Verständnis wirkt. Mögen die Geologen das Innere der Erde erforschen und von dort Ergebnisse zu Tage fördern, welche die göttliche Urkunde zu vervollständigen oder ihr auch zu widersprechen scheinen; mögen sie ihre Forschungen über versteinerte Körper anstellen – der Jünger des Herrn beugt sich mit heiliger Freude über das göttlich eingegebene Wort. Er liest, glaubt und betet an. Mögen auch wir in diesem Geist unsere Betrachtung über das vor uns liegende inhaltsreiche Buch beginnen. Mögen wir verstehen, was es heißt, „zu forschen in seinem Tempel“ (Ps 27,4), und unsere Erforschungen des kostbaren Inhalts der Heiligen Schrift stets in einem Geist wahrer Anbetung fortsetzen.
„Im Anfang schuf Gott die Himmel und die Erde“ (V. 1). Dieser erste Ausspruch der Heiligen Schrift versetzt uns in die Gegenwart dessen, der die unerschöpfliche Quelle aller wahren Segnung ist. Man findet hier keine ausführlichen Beweise für das Dasein Gottes. Wie könnte der Heilige Geist sich auf so etwas einlassen? Gott offenbart sich selbst.
Er macht sich bekannt durch seine Werke. „Die Himmel erzählen die Herrlichkeit Gottes, und die Ausdehnung verkündet seiner Hände Werk“ (Ps 19,2). „Alle deine Werke, HERR, werden dich loben, und deine Frommen dich preisen“ (Ps 145,10) – „Groß und wunderbar sind deine Werke, Herr, Gott, Allmächtiger!“ (Off 15,3). Nur ein Ungläubiger oder ein Gottesleugner kann nach Beweisen für das Dasein dessen suchen, der Welten schuf durch das Wort seines Mundes, und der sich selbst als der Allwissende, der Allmächtige, der ewige Gott zu erkennen gegeben hat. Wer außer „Gott“ vermochte etwas zu „erschaffen?“ „Hebt zur Höhe eure Augen empor und seht: Wer hat diese da geschaffen? Er, der ihr Heer herausführt nach der Zahl, ruft sie alle mit Namen: Wegen der Größe seiner Macht und der Stärke seiner Kraft bleibt keines aus“ (Jes 40,26). „Denn alle Götter der Völker sind Nichtigkeiten; der HERR aber hat die Himmel gemacht“ (1. Chr 16,26). Im Buch Hiob (Kap. 38 bis 41) finden wir in erhabenen Worten, wie der Herr sich selbst auf das Werk der Schöpfung beruft, als einen unwiderleglichen Beweis für seine unumschränkte Oberhoheit, und während dies einerseits dem Verständnis die gewaltige und lebendige Darstellung der Allmacht Gottes zeigt, berührt sie andererseits unsere Herzen durch die Herablassung, die sich in ihr offenbart. Die Majestät und die Liebe, die Macht und die zärtliche Güte – alles ist göttlich.

Die Finsternis und das Licht

„Und die Erde war wüst und leer, und Finsternis war über der Tiefe“ (V. 2). Das war in Wahrheit ein Ort, wo nur Gott wirken konnte. Da hatte der Mensch noch keinen Platz, bis auch er wie alles andere ein Gegenstand der schöpferischen Macht wurde. Gott war allein in der Schöpfung. Er schaute aus seiner ewigen Wohnstätte des Lichts herab auf die Wüstenei und erblickte hier die Stätte, wo seine wunderbaren Pläne und Ratschlüsse zur Ausführung kommen sollten, und wo der Ewige Sohn leben, wirken, zeugen, bluten und sterben sollte, um staunenden Welten die herrlichen Vollkommenheiten der Gottheit zu offenbaren. Überall herrschten Finsternis und Unordnung, aber Gott ist ein Gott des Lichts und der Ordnung (1. Joh 1,5). Finsternis und Unordnung, mögen wir sie von einem natürlichen, sittlichen, geistigen oder geistlichen Gesichtspunkt aus betrachten, können in seiner Gegenwart nicht bestehen.
„Und der Geist Gottes schwebte über den Wassern“. Er schwebte gleichsam brütend über dem Ort seines zukünftigen Wirkens. Wahrlich, ein finsterer Ort – ein Ort, der dem Gott des Lichts und des Lebens einen unbegrenzten Raum zum Wirken bot. Nur Er konnte die Finsternis erleuchten, Leben hervorbringen, Ordnung an die Stelle des Chaos setzen und zwischen den Wassern eine Ausdehnung schaffen, in der das Leben sich ohne Todesfurcht ausbreiten konnte. Das waren in der Tat Unternehmungen, die Gottes würdig waren.
„Und Gott sprach: Es werde Licht! Und es wurde Licht“ (V. 3). Wie einfach, und doch göttlich! „Denn er sprach, und es war; er gebot, und es stand da“ (Ps 33,9). Der Unglaube mag fragen: „Wie und wann?“ Die Antwort lautet: „Durch Glauben verstehen wir, dass die Welten durch Gottes Wort bereitet worden sind, so dass das, was man sieht, nicht aus Erscheinendem geworden ist“ (Heb 11,3). Das befriedigt eine Seele, die sich belehren lassen will. Die Weltweisheit mag verächtlich darüber lächeln und es Unwissenheit oder Leichtgläubigkeit nennen, die zwar einem barbarischen Zeitalter angemessen, aber unwürdig für Menschen sind, die in einem aufgeklärten Jahrhundert der Weltgeschichte leben, wo uns die Wissenschaft scheinbar mit Tatsachen vertraut gemacht hat, von denen jene inspirierten Schreiber nichts wussten. Welche Weisheit! Welche Gelehrsamkeit! Nein, lieber welche Torheit! Welch ein Unsinn! Welche Unfähigkeit, den Zweck und die Absicht der Heiligen Schrift zu verstehen! Sicher ist es nicht die Absicht Gottes, uns zu Wissenschaftlern auszubilden. Seine Absicht ist es, uns in seine Gegenwart zu führen, und zwar als Anbeter, deren Herz und Verständnis durch sein heiliges Wort belehrt und richtig geleitet werden. Doch das genügt dem so genannten Philosophen nicht. Nein, er verachtet die nach seiner Meinung gewöhnlichen und engherzigen Vorurteile des frommen Jüngers des Wortes und greift vertrauensvoll zum Fernrohr und entdeckt damit ferne Welten. Oder er steigt hinab in die Tiefen der Erde, um ihre Schichten, Bildungen, Versteinerungen usw. zu erforschen, die, wie er meint, im Widerspruch zur Bibel stehen.
Mit solchen „Widersprüchen der fälschlich so genannten Kenntnis“ (1. Tim 6,20) haben wir nichts zu schaffen. Wir glauben, dass alle wahren Entdeckungen, sei es im All oder auf der Erde, mit den Mitteilungen des Wortes Gottes stets in Einklang stehen werden. Tun sie es nicht, so sind sie nach dem Urteil eines jeden Freundes der Schrift zurückzuweisen. Das gibt dem Herzen große Ruhe in einer Zeit, die so reich ist an gelehrten Spekulationen und hochtrabenden Theorien, die leider nur zu oft Rationalismus und ausgeprägten Unglauben verraten. Es ist sehr nötig, dass das Herz bezüglich der Autorität, der Vollkommenheit und der göttlichen Eingebung des heiligen Buches fest gegründet ist, denn darin beruht die einzige wirksame Schutzwehr gegen Rationalismus einerseits und Aberglauben andererseits. Genaue Bekanntschaft mit dem Wort und völlige Unterwerfung unter das Wort sind gegenwärtig die wichtigsten Erfordernisse. Möge der Herr in seiner großen Gnade das eine wie das andere in unserer Mitte reichlich vermehren.
„Und Gott sah das Licht, dass es gut war. Und Gott schied das Licht von der Finsternis. Und Gott nannte das Licht Tag, und die Finsternis nannte er Nacht“ (V. 4.5). Hier haben wir die beiden großen Sinnbilder, die im ganzen Wort so häufig Anwendung finden. Die Gegenwart des Lichts macht den Tag aus, seine Abwesenheit die Nacht. In der Geschichte der Seelen finden wir dasselbe. Es gibt „Söhne des Lichts“ und „Söhne der Finsternis“. Das ist eine scharf bezeichnete, ernste Unterscheidung. Alle, auf die das Licht des Lebens geschienen hat, alle, die wirklich besucht worden sind von „dem Aufgang aus der Höhe“ (Lk 1,78), alle, die den „Lichtglanz der Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes im Angesicht Jesu Christi“ (2. Kor 4,6) geschaut haben – alle diese, wer und wo sie auch sein mögen, gehören der ersten Klasse an: Sie sind „Söhne des Lichts“ und „Söhne des Tages“ (1. Thes 5,5). Alle aber, die sich noch von Natur in Finsternis, Blindheit und Unglauben befinden, alle, die in ihren Herzen noch nicht die Strahlen der Sonne der Gerechtigkeit aufgenommen haben – diese alle sind noch in die Schatten geistlicher Nacht gehüllt. Sie sind „Söhne der Finsternis“ und „Söhne der Nacht“.
Lieber Leser! Denke einen Augenblick nach und frage dich in der Gegenwart dessen, der die Herzen erforscht, welcher von diesen beiden Klassen du angehörst. Dass du entweder auf der einen oder auf der anderen Seite deinen Platz hast, bedarf keiner Frage. Du magst arm, verachtet und ungelehrt sein, aber wenn die Gnade ein Band gewirkt hat, das dich mit dem Sohn Gottes, dem „Licht der Welt“, verbindet, dann bist du in Wahrheit ein Sohn des Tages und wirst bald für immer wie ein Stern in der himmlischen Herrlichkeit glänzen, in dem Bereich, deren Zentralsonne das „geschlachtete Lamm“ in Ewigkeit sein wird. Das ist nicht dein eigenes Werk. Es ist das Ergebnis des Ratschlusses und der Wirksamkeit Gottes selbst, der in Jesu und in seinem vollkommenen Opfer dir Licht und Leben, Freude und Frieden geschenkt hat. Aber wenn du die heilige Wirkung und den Einfluss des göttlichen Lichts noch nicht kennst und deine Augen noch nicht geöffnet worden sind, irgendwelche Schönheit in dem Sohn Gottes zu erblicken, dann bist du – auch wenn du große Intelligenz und alle Schätze der Philosophie besitzt, und alle Ströme menschlicher Weisheit getrunken hast und dein Name alle Gelehrtentitel trägt, die Schulen und Universitäten verleihen können – so bist du dennoch ein „Sohn der Nacht“, ein „Sohn der Finsternis“. Und überrascht dich der Tod in deinem gegenwärtigen Zustand, so fällst du in Finsternis und Schrecken einer ewigen Nacht. Darum lies keine Seite weiter, bevor du völlig klar bist in Bezug auf die Frage, ob du dem „Tag“ oder der „Nacht“ angehörst.

Die Himmelskörper

Der nächste Punkt, auf den ich eingehen möchte, ist die Erschaffung der Lichter. „Und Gott sprach: Es werden Lichter an der Ausdehnung des Himmels, um den Tag von der Nacht zu scheiden, und sie seien zu Zeichen und zur Bestimmung von Zeiten und Tagen und Jahren; und sie seien zu Lichtern an der Ausdehnung des Himmels, um auf die Erde zu leuchten! Und es wurde so. Und Gott machte die zwei großen Lichter: das große Licht zur Beherrschung des Tages, und das kleine Licht zur Beherrschung der Nacht – und die Sterne“ (V. 14–16).
Die Sonne ist der große Mittelpunkt des Lichts und der Mittelpunkt unseres Systems. Rings um sie her kreisen die kleineren Himmelskörper, und von ihr empfangen sie Licht. Daher kann sie mit Recht als ein passendes Sinnbild dessen betrachtet werden, der als die „Sonne der Gerechtigkeit mit Heilung in ihren Flügeln“ (Mal 3,20) aufgehen wird, um die Herzen derer zu erfreuen, die den Herrn fürchten. Das Passende und Schöne dieses Sinnbildes wird aber erst dem vollkommen klar, der nach durchwachter Nacht die aufgehende Sonne mit ihren glänzenden Strahlen den östlichen Himmel vergolden sieht. Die Nebel und Schatten der Nacht verschwinden, und die ganze Schöpfung scheint das wiederkehrende Licht zu begrüßen. So wird es sein, wenn einst die Sonne der Gerechtigkeit aufgeht. Die Schatten der Nacht werden entfliehen, und die ganze Schöpfung wird erfreut sein über das Dämmern eines „Morgens ohne Wolken“, über das Anbrechen eines glänzenden und nie endenden Tages der Herrlichkeit.
Der Mond, dunkel in sich selbst, lässt das Licht der Sonne zurückstrahlen.[1]Wenn die Sonne hinter dem Horizont versunken ist, so ist der Mond da, um die von ihr aufgefangenen Strahlen auf eine dunkle Welt zurückzuwerfen. Sollte er aber während des Tages sichtbar sein, so zeigt er stets ein bleiches Licht – die notwendige Folge seines Erscheinens in Gegenwart eines höheren Glanzes. Allerdings treten auch manchmal die Erde und ihre Einflüsse störend dazwischen und verbergen durch Wolken und Nebel vor unseren Blicken sein silbernes Licht.
Wie nun die Sonne ein schönes und passendes Sinnbild von Christus ist, so erinnert uns der Mond in auffallender Weise an die Versammlung [2]. Christus, die Quelle ihres Lichtes, ist dem natürlichen Auge verborgen. Die Welt sieht ihn nicht, sie aber sieht ihn und ist verantwortlich, seine Strahlen auf eine umnachtete Welt zurückzuwerfen. Die Versammlung Gottes bietet der Welt einen Weg, um etwas von Christus zu lernen. Der Apostel sagt: „Ihr seid unser Brief … gekannt und gelesen von allen Menschen; von euch ist offenbar, dass ihr ein Brief Christi seid“ (2. Kor 3,2.3).
Welch eine verantwortliche Stellung! Wie ernst sollte die Versammlung in allen ihren Wegen gegen alles wachen, was den Widerschein des himmlischen Lichtes Christi verhindern könnte! Wie aber soll sie dieses Licht zurückstrahlen lassen? Dadurch, dass sie es in seinem ungetrübten Glanz auf sich scheinen lässt. Würde die Versammlung nur im Licht Christi wandeln, so würde sie auch ohne Zweifel sein Licht reflektieren, und dies würde sie stets in der ihr geziemenden Stellung erhalten. Der Mond hat kein eigenes Licht. Ebenso verhält es sich mit der Versammlung. Sie ist nicht berufen, sich selbst in den Blickpunkt der Welt zu stellen. Sie ist nur schuldig, das Licht zu reflektieren, das sie selbst empfängt. Sie hat die Verpflichtung, mit heiligem Fleiß den Weg, den Er ging, zu erforschen und durch die Energie des in ihr wohnenden Heiligen Geistes ihm auf diesem Weg zu folgen. Doch die Welt mit ihren Nebeln und Wolken tritt oft störend dazwischen und verbirgt das Licht und befleckt den Brief. Man kann oft nur wenig von den Zügen des Charakters Christi bei denen entdecken, die sich nach seinem Namen nennen; ja, bei manchen Gelegenheiten zeigen sie eher einen demütigenden Gegensatz als eine Ähnlichkeit. Möchten wir Christus mehr unter Gebet betrachten, damit wir ein treueres Bild von ihm darstellen können!
Die Sterne sind ferne Lichter. Sie leuchten in anderen Welten und stehen nicht in unmittelbarer Verbindung mit unserem Sonnensystem, außer dass ihr Leuchten gesehen werden kann. „Es unterscheidet sich Stern von Stern an Herrlichkeit“. So wird es in dem kommenden Reich des Sohnes sein. Er wird in lebendigem und ewigem Glanz strahlen, sein Leib, die Versammlung, wird seine Strahlen auf ihre Umgebung zurückfallen lassen, und die einzelnen Gläubigen werden in der Sphäre scheinen, die der gerechte Richter ihnen zum Lohn für treuen Dienst in der Nacht seiner Abwesenheit zuweist. Dieser Gedanke sollte uns ermuntern, unserem abwesenden Herrn ähnlicher zu werden (Lk 19,12–19).
Nun treten die niedrigen Ordnungen der Schöpfung in Erscheinung. Das Meer und die Erde sollen von lebendigen Wesen wimmeln. Einige glauben, in den Verrichtungen jedes Schöpfungstages ein Vorbild der verschiedenen Haushalte und ihrer großen charakteristischen Grundsätze erblicken zu müssen. Ich möchte dazu nur bemerken, dass es notwendig ist, wenn man die Schrift in dieser Weise behandeln will, über die Einbildungskraft zu wachen, sowie streng die Aufmerksamkeit auf die allgemeine Übereinstimmung der Schrift zu richten, denn sonst liegt die Gefahr nahe, in traurige Irrtümer zu verfallen. Ich jedenfalls möchte mich nicht auf diese Art der Auslegung einlassen und werde mich daher nur auf das beschränken, was ich als den klaren Sinn des Textes zu erkennen glaube.

Mann und Frau – Christus und die Versammlung

Wir kommen jetzt zu dem Platz des Menschen, als gesetzt über die Werke der Hand Gottes. Nachdem alles geordnet war, brauchte die Schöpfung ein Haupt. „Und Gott sprach: Lasst uns Menschen machen in unserem Bild, nach unserem Gleichnis; und sie sollen herrschen über die Fische des Meeres und über die Vögel des Himmels und über das Vieh und über die ganze Erde und über alles Gewürm, das sich auf der Erde regt! Und Gott schuf den Menschen in seinem Bild, im Bild Gottes schuf er ihn; Mann und Frau schuf er sie. Und Gott segnete sie, und Gott sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und mehrt euch und füllt die Erde und macht sie euch untertan; und herrscht über die Fische des Meeres und über die Vögel des Himmels und über alle Tiere, die sich auf der Erde regen“ (V. 26–28). Auffallend ist die Abwechslung in den Ausdrücken: „Er schuf ihn“ und „Er schuf sie“. Zwar wird uns erst im nächsten Kapitel die Erschaffung der Frau mitgeteilt, jedoch finden wir hier, dass Gott „sie“ segnet und ihnen gemeinschaftlich den Platz der Regierung über die Erde einräumt. Alle niedrigeren Ordnungen der Schöpfung werden unter ihre vereinte Herrschaft gestellt. Eva empfing alle ihre Segnungen in Adam. In ihm erlangt sie auch ihre Würde. Obwohl sie noch nicht tatsächlich ins Dasein gerufen war, wurde sie doch in dem Ratschluss Gottes als ein Teil des Mannes betrachtet. „Meinen Keim sahen deine Augen, und in dein Buch waren sie alle eingeschrieben, die Tage, die entworfen wurden, als nicht einer von ihnen war“ (Ps 139,16).
Ebenso ist es mit der Versammlung, der Braut des zweiten Menschen. Sie wurde von Ewigkeit her in Christo, ihrem Haupt und Herrn, gesehen, wie wir in Epheser 1,4 lesen: „Wie er uns auserwählt hat in ihm vor Grundlegung der Welt, dass wir heilig und untadelig seien vor ihm in Liebe“. Bevor noch ein einziges Glied der Versammlung lebte, waren alle schon nach Gottes ewigem Willen „zuvor bestimmt, dem Bild seines Sohnes gleichförmig zu sein“ (Röm 8,29). Nach den Ratschlüssen Gottes ist die Versammlung notwendig zur Vollendung des geheimnisvollen Menschen. Darum ist sie berufen, „die Fülle dessen zu sein, der alles in allem erfüllt“ (Eph 1,23). Das ist ein wunderbarer Titel. Er enthält die Würde, die Wichtigkeit und die Herrlichkeit der Versammlung.
Man hat sich vielfach daran gewöhnt, die Segnung und Sicherheit einzelner Seelen als das einzige Ziel der Erlösung zu betrachten, aber wie gering und unvollständig ist eine solche Meinung von der Erlösung! Dass wir auch individuell vollkommen sichergestellt sind, unterliegt keinem Zweifel. Dennoch ist das der kleinste Teil der Erlösung. Die Herrlichkeit Christi ist in die Existenz der Versammlung eingeschlossen und damit verbunden, und das ist eine Tatsache von weit höherer Würde und Kraft. Wenn ich nach den Worten der Heiligen Schrift berechtigt bin, mich als einen Bestandteil von dem zu betrachten, was Christus unumgänglich bedarf, so kann ich an der völligen Vorsorge bezüglich meiner persönlichen Bedürfnisse nicht länger zweifeln. Und ist die Versammlung für Christus nicht unumgänglich nötig? Ohne Zweifel. „Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei; ich will ihm eine Hilfe machen, die ihm entspricht“ (Kap. 2,18). Und wiederum: „Denn der Mann ist nicht von der Frau, sondern die Frau vom Mann; denn der Mann wurde auch nicht um der Frau willen geschaffen, sondern die Frau um des Mannes willen … Dennoch ist weder die Frau ohne den Mann, noch der Mann ohne die Frau im Herrn. Denn so wie die Frau vom Mann ist, so ist auch der Mann durch die Frau; alles aber von Gott“ (1. Kor 11,8–12). Wie ohne Eva eine Lücke in der Schöpfung gewesen wäre, so wäre ohne die Braut, die Versammlung, eine Lücke in der neuen Schöpfung.
Lasst uns jetzt untersuchen, in welcher Weise Eva ins Dasein gerufen wurde. Wir müssen dabei auf den Inhalt des nächsten Kapitels vorgreifen. In der ganzen Schöpfung wurde keine Hilfe für Adam gefunden. Ein „tiefer Schlaf“ musste auf ihn fallen und eine Gefährtin aus ihm selbst gebildet werden, um seine Herrschaft und Segnung zu teilen. „Und Gott der HERR ließ einen tiefen Schlaf auf den Menschen fallen, und er entschlief. Und er nahm eine von seinen Rippen und verschloss ihre Stelle mit Fleisch; und Gott der HERR baute[3] aus der Rippe, die er von dem Menschen genommen hatte, eine Frau, und er brachte sie zu dem Menschen. Und der Mensch sprach: Diese ist nun Gebein von meinen Gebeinen und Fleisch von meinem Fleisch; diese soll Männin heißen, denn vom Mann ist diese genommen“ (Kap. 2,21–23).
Wenn wir nun Adam und Eva als ein Vorbild von Christus und der Versammlung betrachten, wozu uns die Schrift völlig berechtigt, so sehen wir, dass der Tod Christi eine vollendete Tatsache sein musste, bevor die Versammlung gebildet werden konnte, obwohl sie nach dem Vorsatz Gottes vor Grundlegung der Welt in Christus gesehen und auserwählt wurde. Zwischen dem verborgenen Ratschluss Gottes und seiner Offenbarung und Ausführung besteht ein großer Unterschied. Bevor der Ratschluss Gottes in Bezug auf die Versammlung verwirklicht werden konnte, musste der Sohn verworfen und gekreuzigt werden. Er musste seinen Platz im Himmel einnehmen und, um die Gläubigen zu einem Leib zu taufen, den Heiligen Geist niedersenden. Das heißt natürlich nicht, dass einzelne Seelen nicht schon v...

Inhaltsverzeichnis

  1. Inhaltsverzeichnis
  2. Gedanken zum 1. Buch Mose
  3. Inhaltsverzeichnis
  4. Gedanken zum 2. Buch Mose
  5. Inhaltsverzeichnis
  6. Gedanken zum dritten Buch Mose
  7. Inhaltsverzeichnis
  8. Gedanken zum vierten Buch Mose
  9. Inhaltsverzeichnis
  10. Gedanken zum fünften Buch Mose