Das Passah des Herrn
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Das Passah des Herrn

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Über dieses Buch

Dieses Buch stellt anhand des Passahfestes Christus, den Erlöser, und die Christen, seine Erlösten, mitten hinein in das persönliche und gemeinsame Glaubensleben. Die Parallelen zwischen Passahfest damals und Abendmahl heute geben Anregungen für viele Unterweisungen und zeigen die Aktualität des Themas.

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1. Einleitung

„Durch Glauben hat er [Mose] das Passah gefeiert und die Besprengung des Blutes, damit der Verderber der Erstgeburt sie nicht antaste.“ (Hebräer 11,28)
Viele Begebenheiten des Alten Testamentes stellen nicht nur historische Ereignisse dar, sondern sind von Gott auch zu unserer Belehrung als Christen, die in der Gnadenzeit leben, aufgezeichnet worden. „Alle diese Dinge aber widerfuhren jenen als Vorbilder und sind geschrieben worden zu unserer Ermahnung, auf die das Ende der Zeitalter gekommen ist“ (1. Kor 10,11). Dies schreibt Paulus den Korinthern in Bezug auf böse Taten des Volkes Israel. Wir dürfen diese Aussage jedoch auch bei Bildern für uns in Anspruch nehmen, die die Heilsgedanken Gottes betreffen. „Denn alles, was zuvor geschrieben worden ist, ist zu unserer Belehrung geschrieben, damit wir durch das Ausharren und durch die Ermunterung der Schriften die Hoffnung haben“ (Röm 15,4).
So zeigt uns Gott im Alten Testament viele gottesfürchtige Männer und Frauen, deren Glauben wir nachahmen dürfen (vgl. Heb 13,7). Ebenso gibt uns das Wirken Gottes mit seinem irdischen Volk Israel Hinweise auf seine Gedanken, die auch uns betreffen. Unsere Aufgabe ist es, dieses Wirken zu erkennen, und zu verstehen, was der Herr uns damit zeigt.

Das Passah als Neubeginn

Ein kurzer Blick in die Geschichte des Volkes Israel kann helfen, die Bedeutung des Passahs richtig einzuschätzen.[1] Gott begann die Geschichte seines Volkes auf der Erde mit der Berufung Abrahams, der aus seinem Vaterland und fort von seiner Verwandtschaft in ein ihm unbekanntes Land umziehen sollte (Apg 7,3). Abraham gehorchte dieser Aufforderung Gottes und wanderte nach Kanaan. Dort besaß er nichts. Gott verhieß ihm jedoch, dass seine Nachkommen dieses Land später in Besitz nehmen würden. Zuvor aber mussten sie 400 Jahre in Knechtschaft in Ägypten leben (Apg 7,6). Daran waren sie in gewisser Hinsicht selbst schuld.
Die Urenkel Abrahams, nämlich die Söhne Jakobs, den Gott später „Israel“ (Kämpfer Gottes) nannte, hatten ihren Bruder Joseph an Händler verkauft, die nach Ägypten weiterreisen wollten. Einige Jahre danach ließ Gott Joseph zum zweiten Mann neben dem Pharao aufsteigen. Gott brachte eine große Hungersnot über die Erde, die Er Joseph vorhersagte. Dadurch konnte dieser viele Menschen vor dem sicheren Hungertod retten. Anlässlich dieser Hungersnot kam Jakob mit seiner ganzen Nachkommenschaft nach Ägypten.
Nach Ablauf einiger Generationen, aus denen zahlreiche Nachkommen Jakobs (Israels) hervorgegangen waren, kamen in Ägypten Könige an die Macht, die Joseph nicht mehr kannten und große Angst vor den Israeliten hatten. Um diesen keine Möglichkeit zu geben, einen Umsturz anzuzetteln, misshandelten die Ägypter das Volk[2] Israel und unterdrückten es mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln.
Der HERR[3] wollte jedoch nicht, dass das Volk Israel durch diese Unterdrückung umkam. Er wollte es erretten aus der Macht Ägyptens und des Pharaos und es durch die Wüste in das Land Kanaan führen. Schon in der Wüste sollten sie Ihm dienen. Doch der Pharao wollte Israel nicht ziehen lassen. Deshalb vollbrachte Gott durch die Hand Moses neun Wunder des Gerichts. Doch der Widerstand des Pharao wurde dadurch nicht gebrochen. Schließlich griff der HERR zu dem letzten Mittel[4], dem Töten der Erstgeburt in Ägypten. Gerade in dieser Verbindung wird das Passah des HERRN eingesetzt (2. Mo 12,11).
Nicht die Wüste war das Endziel des Herrn für sein Volk! Er hatte von Anfang an den Plan, sein Volk wieder nach Kanaan – dem heutigen Israel – zu bringen, damit es dieses Land in Besitz nähme. Durch eigene Untreue waren die Kinder Jakobs nach Ägypten gekommen. Der Herr benutzte diesen Umstand, um das Volk in seinen Regierungswegen von da an in einer Weise zu führen, die dem Volk ein noch herrlicheres Teil schenken sollte, als dies ohne die Station „Ägypten“ der Fall gewesen wäre. Denn Gott selbst wollte nach vollbrachter Erlösung inmitten seines Volkes wohnen – die Stiftshütte konnte erst in der Wüste errichtet werden, als das Volk aus Ägypten herausgerettet worden war.
So handelt Gott immer. Er stellt den durch den Menschen verdorbenen Zustand einer Sache im Allgemeinen nicht einfach wieder her, sondern schenkt ihm in seiner Gnade et-was Größeres, etwas Besseres, etwas Herrlicheres. Das tut Er auch mit dem Volk Israel.[5]
Der Einrichtung und Satzung dieses Passah widmet Gott zwei lange Kapitel im zweiten Buch Mose. Damit nicht genug. Es ist in der Reihenfolge der Feste des HERRN, die uns in 3. Mose 23 ein herrliches Zeugnis des Gnadenratschlusses und der Wege des HERRN mit seinem irdischen Volk Israel vorstellen, das erste Fest, wenn man einmal von dem Sabbat absieht, der eine Sonderstellung einnimmt. In 5. Mose 16 wird das Passahfest als eines der drei Feste beschrieben, die von jedem Mann in Jerusalem gefeiert werden mussten, nachdem das Volk in das Land Kanaan gekommen war (5. Mo 16,16).
Darüber hinaus finden wir insgesamt acht Beispiele für das Feiern bzw. Begehen des Passahfestes.

Acht Passahfeiern in der Bibel

  1. 2. Mose 12: Anlass und Einführung des Passahs sowie erstmaliges Feiern beim Auszug aus Ägypten
  2. 4. Mose 9,1–14: Feiern des Passahfestes in der Wüste
  3. Josua 5,10–12: Feiern des Passahfestes im Land Kanaan
  4. 2. Chronika 30: Feiern des Passahfestes in einer Erweckungszeit I
  5. 2. Chronika 35,1–19: Feiern des Passahfestes in einer Erweckungszeit II
  6. Esra 6,19–22: Feiern des Passahfestes nach der Rückkehr eines Teils des Volkes (die Übriggebliebenen) aus der babylonischen Gefangenschaft in das Land Kanaan (Israel)
  7. Lukas 22,14–22: Erfüllung des Passahfestes und Einsetzung des Gedächtnismahls
  8. Hesekiel 45,21–24: Feiern des Passahfestes im Tausendjährigen Reich (noch zukünftig)
Schließlich finden wir in 1. Korinther 5,7 die direkte Erklärung Gottes zur Bedeutung des Passahs: Christus ist für uns gestorben, Er ist für uns „geschlachtet“ worden. Und das hat für unser praktisches Leben, individuell oder kollektiv, eine wichtige Konsequenz: Wir sollen unser ganzes Leben dem Herrn Jesus weihen, indem wir immer nach seinen Wünschen fragen und uns von dem, was nicht mit seinem Namen in Verbindung gebracht werden kann, nämlich Ungerechtigkeit, trennen, reinigen und absondern (vgl. 2. Tim 2,19). Dies gilt sowohl für uns persönlich als auch in unserem gemeinsamen Leben als Christen.
Im Folgenden soll nun zunächst der Bericht, den wir in 2. Mose 12 finden, in seiner historischen Abfolge betrachtet werden. Danach wird das Passah in Verbindung mit 1. Korinther 5,7 auf den Herrn Jesus angewendet. Die Beschreibung der Einrichtung des Passahfestes liefert außerdem vielfältige Belehrungen im Blick auf die Stellung und die Praxis der Gläubigen. So gibt das Passah in Verbindung mit dem anschließenden Überqueren des Roten Meeres wichtige Unterweisungen zum Thema Erlösung.
Danach soll aufgezeigt werden, dass eine auffallende Verbindung zwischen dem Passahfest und dem Gedächtnismahl besteht, das unser Herr nach dem letzten, von Ihm vor seinem Tod gefeierten, Passahmahl einsetzte. Zum Abschluss wird erläutert, inwiefern die Belehrungen der acht Beispiele des Passahfestes und dazu die Gedanken in 5. Mose 16 eine Hilfe sein können, auch die Gedanken des Herrn in Bezug auf sein Gedächtnismahl besser zu verstehen.
Dieses Buch richtet sich an Christen, um ihnen eine Hilfe zum besseren Verständnis des Passahs und der mit dem Passah verbundenen Gedanken Gottes zu geben. Nur wer Christus schon als seinen persönlichen Heiland und Herrn kennt, hat die Rettung erfahren, von der das Passah ein Bild ist. Wer das nicht getan hat, für den gilt: Heute ist noch Zeit, zu Ihm zu kommen und Buße zu tun, um ewiges Leben zu erhalten. „So sind wir nun Gesandte für Christus, als ob Gott durch uns ermahnte; wir bitten an Christi Statt: Lasst euch versöhnen mit Gott! Den, der Sünde nicht kannte, hat er für uns zur Sünde gemacht, damit wir Gottes Gerechtigkeit würden in ihm“ (2. Kor 5,20.21). Vor fast 2.000 Jahren ist außerhalb von Jerusalems Toren dieser sündlose Mensch, Jesus Christus, gestorben. Wer Ihn heute im Glauben annimmt, für den gilt sein Tod, und er ist errettet für alle Ewigkeit. Wer jedoch nicht bereit ist, Gott seine Sünden zu bekennen, für den kommt ein Tag, an dem Christus sein Richter sein wird.

Fußnoten
[1] Die im Folgenden beschriebenen historischen Ereignisse finden sich in 1. und 2. Mose. Eine kurze Zusammenfassung ist ebenso in Apostelgeschichte 7 in der Rede des Stephanus nachzulesen.
[2] Es fällt auf, dass Gott erst in 2. Mose 3,7 die Nachkommen Israels „Volk“ nennt. In 2. Mose 1,9 hatte sie der Pharao „das Volk der Kinder Israel“ genannt.
[3] HERR (in Kapitälchen) steht für den alttestamentlichen Gottesnamen JHWH (Jahve, Jahwe oder Jehova) – der Name des Bundesgottes des Volkes Israel.
[4] Das letzte Mittel Gottes ist immer das größte. Das sehen wir als Beispiel hier bei dem Passah. Wir sehen es in Hebräer 1,1 in Bezug auf den Sohn Gottes, der als Letzter, nach dem vielfältigen Reden Gottes durch viele Propheten, das Sprachrohr Gottes war, ja noch mehr, Gott selbst sprach in seiner Person. Wir sehen dies auch in Markus 12,1–12. Dort sendet der Besitzer des Weinstockes, ein Hinweis auf Gott, nach vielen Knechten als Letzten seinen eigenen Sohn. Er ist der Höchste, den Gott senden konnte.
[5] Die Wüste ist im Übrigen kein Teil des Ratschlusses Gottes, weder für sein irdisches Volk Israel noch in seiner Anwendung für sein himmlisches Volk, die Versammlung. Sie ist „lediglich“ Teil seiner Regierungswege, durch die Er uns leitet, damit wir ein Leben zu seiner Ehre führen.

2. Das Passah des HERRN – Errettung für das Volk Israel

„Im ersten Monat, am Vierzehnten des Monats, zwischen den zwei Abenden, ist Passah dem HERRN.“ (3. Mose 23,5)
Gott selbst bestimmt die Geschicke der Menschen. Er hält alle Fäden in der Hand. Er weiß, wann Er wen welche Erlebnisse machen lässt. So auch beim Volk Israel. Er bestimmt, wann das Passah stattfinden soll. Wie bereits angesprochen, fällt dieses Ereignis in eine bestimmte Zeit in der Geschichte des Volkes. Dieses befindet sich in einer fast ausweglosen Situation: Es wird von den Ägyptern auf unmenschliche Weise unterdrückt, und es sieht so aus, als kümmerte sich der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs nicht darum.
In dieser Situation sendet Gott Mose, seinen Diener, den Er in der Stille beim Hüten der Schafe auf diese Aufgabe vorbereitet hat. Er sendet, wen Er senden will, und Er bestimmt auch, wann Er jemanden sendet. So handelt Gott auch heute noch. In unserer Ungeduld meinen wir manchmal, in einer Sackgasse gelandet zu sein. Warum antwortet Gott nicht? Und dann redet Er doch und handelt in unnachahmlicher Weise und vollkommener Güte.

Das Lamm ist das Licht

In den ersten Kapiteln von 2. Mose lesen wir von den ersten acht Plagen, die Gott durch die Hand Moses über Ägypten brachte (Kapitel 7–10). Das neunte Wunder wurde genau wie das dritte und sechste nicht angekündigt. Gott bringt durch die Hand Moses als neunte Plage eine dichte Finsternis über das Land Ägypten, drei Tage lang. „Aber alle Kinder Israel hatten Licht in ihren Wohnungen“ (2. Mo 10,23). Man mag sich fragen, wo dieses Wunder-Licht herkam.
Es hat den Anschein, als ob uns die Schrift selbst die Antwort gibt, warum ausgerechnet im Land Gosen in den Häusern der Israeliten Licht war: „Am Zehnten dieses Monats, da nehme sich jeder ein Lamm für ein Vaterhaus, ein Lamm für ein Haus“ (2. Mo 12,3). War vielleicht in den Häusern der Israeliten bereits das Lamm, von dem wir hier lesen? Dieses war dann – symbolisch – dafür verantwortlich, dass in den Häusern der Israeliten Licht war. Das Lamm ist in der Schrift immer wieder ein Hinweis auf den Herrn Jesus selbst (vgl. z. B. Jes 53,7; Joh 1,29.36;1. Kor 5,7; Off 5,6; 22,1–5). Weil also sozusagen der Herr inmitten der Häuser wohnte, gab es dort Licht. Denn der Herr ist das Licht der Menschen (Joh 1,4). Und von dem himmlischen Jerusalem heißt es: „Und ihre Lampe ist das Lamm“ (Off 21,23).
Wie kommt man zu diesen Gedanken? Am Ende des zehnten Kapitels, also nach dem Wunder der Finsternis in Ägypten, lesen wir die Worte des Pharaos zu Mose: „Geh weg von mir; hüte dich, sieh mein Angesicht nicht wieder! Denn an dem Tag, da du mein Angesicht siehst, wirst du sterben.“ Mose antwortet: „Du hast recht geredet, ich werde dein Angesicht nicht mehr wieder sehen.“ Im Anschluss an diese Worte Moses finden wir einen Einschub in den ersten acht Versen des elften Kapitels, in dem wir von der letzten Plage, dem Schlagen der Erstgeburt, lesen. Am Ende dieses Abschnitts finden wir noch einmal die Bemerkung: „Und er [Mose] ging vom Pharao hinaus in glühendem Zorn.“
Tatsächlich sah der Pharao das Angesicht Moses danach nicht mehr.[1] Weil er sein Herz mehrfach gegen Gott und Mose verhärtet hatte, verhärtete Gott das Herz des Pharaos schließlich endgültig. Aber der Pharao würde nicht nur das Angesicht Moses nicht mehr sehen, er würde auch kurze Zeit darauf in den Fluten des Roten Meeres umkommen. Das ist eine ernste Warnung an jeden, der wie der Pharao nicht auf die Stimme Gottes hören möchte: „Heute, wenn ihr seine Stimme hört, verhärtet eure Herzen nicht“ (Heb 4,7). Dabei gilt dieses Wort nicht nur für Ungläubige. Auch wir, die wir an den Herrn Jesus glauben dürfen, wollen uns der Wirkung einer solchen Ermahnung nicht verschließen, sondern handeln, wenn uns seine Stimme ermahnend und zurechtweisend etwas zuruft.
Nun mag man zu Recht fragen, warum das Passah erst im zwölften Kapitel genannt wird, wenn die Anweisung darüber schon vor der neunten Plage gegeben worden sein soll. Eine Erklärung dafür: Gott folgt in seiner Darstellung eben nicht immer der Chronologie, sondern gruppiert oft thematische Zusammenhänge. So auch in 2. Mose 12. Das Passah ist ein in den Gedanken Gottes besonderes und in gewisser Hinsicht eigenständiges Geschehen. Daher stellt Gott die Schilderung darüber in einen eigenen Abschnitt, nicht einfach in die zeitliche Reihenfolge der Ereignisse.
Wenn die hier geäußerten Gedanken richtig sind, können wir gut verstehen, warum in den Wohnungen der Israeliten Licht war. Gott hatte vor der neunten Plage den Israeliten gesagt, dass sie sich ein Lamm nehmen sollten für ihre Häuser. Sie sollten es jedoch nicht sofort schlachten, sondern erst vier Tage später. So konnte in den drei Tagen der Finsternis (Kapitel 10,22) bei ihnen Licht sein.
Der HERR hatte also das Volk Israel in Bezug auf das Passahlamm belehrt, bevor Er Finsternis über das ganze Land kommen ließ. Das gibt der historischen Begebenheit einen besonderen Wert. Wir können uns gut vorstellen, dass die Israeliten während der dann folgenden drei Tage nicht aus ihren Häusern gingen. Draußen herrschte ja Finsternis. Dadurch konnten sie sich in ganz besonderer Weise mit den Vorschriften des HERRN und insbesondere mit dem Lamm beschäftigen.

Gott gibt Anweisungen an Mose und Aaron

„Und der HERR redete zu Mose und Aaron im Land Ägypten und sprach: Dieser Monat soll euch der Anfang der Monate sein, er soll euch der Erste sein von den Monaten des Jahres. Redet zu der ganzen Gemeinde Israel und sprecht: Am Zehnten dieses Monats, da nehme sich jeder ein Lamm für ein Vaterhaus, ein Lamm für ein Haus. Und wenn das Haus nicht zahlreich genug ist für ein Lamm, so nehme er es und sein Nachbar, der Nächste an seinem Haus, nach der Zahl der Seelen; jeden sollt ihr nach dem Maß seines Essens rechnen auf das Lamm. Ein Lamm ohne Fehl sollt ihr haben, ein männliches, einjährig; von den Schafen oder von den Ziegen sollt ihr es nehmen. Und ihr sollt es in Verwahrung haben bis zum vierzehnten Tag dieses Monats. Und die ganze Versammlung der Gemeinde Israel soll es schlachten zwischen den zwei Abenden.“ (2. Mo 12,1–6)
Der HERR hatte das Elend des Volkes in Ägypten gesehen und wollte es aus Ägypten herausführen. „Und ich will euch annehmen mir zum Volk und will euer Gott sein; und ihr sollt erkennen, dass ich der HERR, euer Gott, bin, der euch herausführt unter den Lastarbeiten der Ägypter weg“ (2. Mo 6,7). Sein Wunsch war, dass das Volk im verheißenen Land, Kanaan, Gottesdienst übte, so wie es sein Wunsch heute ist, dass wir Ihn anbeten. Dazu hatte Gott Mose als Führer des Volkes auserwählt, damit dieser das Volk nach Kanaan brächte. Jetzt wendet der HERR sich jedoch nicht allein an Mose, sondern auch an Aaron. Warum? Weil Mose nicht bereit war, den ihm von Gott anvertrauten Dienst allein auszuführen (2. Mo 4,13).
Obwohl Mose hätte wissen müssen, dass der HERR nur dann jemandem einen Auftrag gibt, wenn Er ihm dazu auch die nötigen Fähigkeiten schenkt, war Mose nicht bereit, diese Aufgabe allein in Abhängigkeit vom HERRN auszuführen. Er hatte offensichtlich zu viel Angst vor den Menschen (und der Aufgabe) und zu wenig Gottvertrauen.
Der HERR antwortete auf die eigenwilligen Worte Moses, indem Er ihm seinen älteren Bruder Aaron zur Seite stellte. Das zeugt von der unendlichen Gnade Gottes, der bereit ist, auf die Fragen und Schwierigkeiten seiner Knechte einzugehen. Aber es zeigte sich, dass Mose durch Aaron auch eine Last auferlegt wurde; man denke nur an die Begebenheit mit dem goldenen Kalb. Gott machte Mose dadurch deutlich, dass es besser ist, sofort auf die Stimme Gottes zu hören.

Der Anfang der Monate

„Dieser Monat ... soll euch der Erste sein von den Monaten des Jahres.“ (Vers 2)[2]
Der HERR wollte für das Volk mit diesem Passah etwas schaffen, das ihre Gewohnheiten ändern sollte. Ihr Kalender wurde grundlegend verändert. Es sollte nicht mehr – wie bis dahin – mit dem Monat Tischri (oder Ethanim, entspricht unserem September/Oktober) beginnen, sondern mit dem Monat Abib (oder Nisan, entspricht unserem März/April).[3] Mit dieser Anordnung war allen Israeliten klar, dass Gott mit etwas Neuem, Besonderem beginnen würde. Das Volk würde von nun an immer auf dieses Ereignis als auf den Beginn einer völlig neuen Zeitepoche zurückblicken. Und sie würden das alles einerseits mit der Knechtschaft in Ägypten, andererseits aber auch mit dem einen Lamm in Verbindung bringen. Denn sie wurden an diesem 14. Tag des Monats Abib aus der Unterdrückung befreit, und zwar durch ein Lamm, oder genauer durch das Blut des Lammes, also durch ein gestorbenes Lamm.
Wenn Gott auch mit dem Passah etwas völlig Neues schaffen wollte, so ist es doch wichtig zu erkennen, dass es nicht in Kanaan, auch nicht in der Wüste, sondern in Ägypten das erste Mal begangen, „gefeiert“ wurde. Zwar lesen wir in Verbindung mit der Einsetzung des Passahs nichts von einer Feier, dazu waren die Umstände zu ernst. In der Ankündigung jedoch (2. Mo 10,9) wird zumindest der Gottesdienst als Feier bezeichnet; später lesen wir von den Festen des HERRN in 3. Mose 23. Bereits in 2. Mose 12,14 heißt es: „Und dieser Tag soll euch zum Gedächtnis sein, und ihr sollt ihn als Fest dem HERRN feiern; als ewige Satzung bei euren Geschlechtern sollt ihr ihn feiern.“ In jedem Fall sehen wir, dass das erste Passah in Ägypten stattfand, an dem Ort, wo das Volk vom Pharao und seinen Leuten so hart bedrängt wurde, also am Ort der Knechtschaft.

Es geht uns alle an

„Redet zu der ganzen Gemeinde Israel und sprecht: Am Zehnten dieses Monats, da nehme sich jeder ein Lamm für ein Vaterhaus, ein Lamm für ein Haus.“ (Vers 3)
Mose und Aaron mussten sich an die ganze Gemeinde Israels wenden. Es handelte sich um eine solch wichtige Sache, dass es nicht genügte, lediglich einen Teil wie z. B. die Führer zu informieren. Es ging alle an. So ist es auch heute. Gott hat uns in seinem Wort Mitteilungen hinterlassen, die alle Menschen angehen. Niemand ist hier ausgeschlossen.
Aber nicht nur das: Gott wendet sich in seinem Wort auch an jeden Gläubigen. Christen dürfen alle seine Gedanken verstehen und sollten ihr Leben danach ausrichten. Hier legt der Herr auf jeden von uns eine große Verantwortung.

Das Lamm

Am Zehnten des Monats sollte sich dann jeder ein Lamm für ein Vaterhaus aussuchen. Wir können uns gut vorstellen, wie der Familienvater zu seinen Schafen oder Ziegen ging, um sich ein geeignetes männliches, einjähriges Tier auszusuchen. Vielleicht nahm er seine Kinder mit, damit sie zusehen konnten, nach welchen Kriterien er vorging. Dem Vater war bewusst, dass es um etwas Besonderes ging. Wir haben ja schon gesehen, dass eine völlig neue Zeitrechnung begann. Also suchte er ein besonders gutes Lamm aus. Der HERR hatte ja genaue Vorschriften über die Beschaffenheit des auszusuchenden Tieres gegeben.
„Ein Lamm ohne Fehl sollt ihr haben, ein mä...

Inhaltsverzeichnis

  1. Titelseite
  2. Impressum
  3. Inhaltsverzeichnis
  4. 1. Einleitung
  5. 2. Das Passah des HERRN – Errettung für das Volk Israel
  6. 3. Christus, unser Passah
  7. 4. Christus – Gottes Weg zur Erlösung – eine bildliche Auslegung
  8. 5. Passah und Gedächtnismahl – Verbindungen und Unterschiede
  9. 6. Grundsätze über den Tisch des Herrn nach 2. Mose 12
  10. 7. Das Mahl des Herrn und die acht Beispiele des Passahs
  11. 8. Schluss