Traurigkeit der Erde
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Traurigkeit der Erde

Eine Geschichte von Buffalo Bill Cody

  1. 136 Seiten
  2. German
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Traurigkeit der Erde

Eine Geschichte von Buffalo Bill Cody

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Über dieses Buch

Indianer zu Hunderten, Horden von Bisons und ihre Jäger, Hitze und Spannung, Staub und das unentwegte Knallen von Schüssen – Éric Vuillards Erzählung strotzt vor Abenteuer. Doch die Spur verläuft im Kreis, die Männer bewegen sich vor einer riesigen Leinwand, die Rufe der Menge überdecken alle Geräusche: Billy Cody alias Buffalo Bill tobt im Zentrum eines Spektakels, das als Wildwest-Show über zwei Jahrzehnte in der ganzen Welt bekannt war und eine Geschichte von Heldentum und gerechtem Zorn konstruierte. Doch die Schlachten der Sieger, der heroische Gründungsmythos eines vermeintlich freien Landes, waren das Massaker an Amerikas Ureinwohnern, deren Überlebende nun gezwungen sind, im Kostüm des Besiegten zu posieren und ihre Erniedrigung bei jeder Darbietung abermals zu durchleben. Éric Vuillard konfrontiert in dieser fesselnden historischen Rhapsodie den amerikanischen Mythos der Eroberung des Westens mit den vergessenen Gesichtern ihrer Opfer und entlarvt das erste große Massenvergnügen der Neuzeit als lügenhafte Umerzählung der brutalen Ausrottung eines Volkes in ein gigantisches, von den Siegern zu Markte getragenes Spektakel.

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Information

Jahr
2017
ISBN
9783957574305

Die Schlacht von Wounded Knee

Buffalo Bill hatte seinen Aufenthalt in Nebraska noch anderweitig genutzt. Bevor er nach Elsass-Lothringen zurückkehrte, um seine berühmte show wiederaufzunehmen, war er zur Stelle der Ermordung Sitting Bulls gepilgert. Dort traf er die Angehörigen des alten Indianerhäuptlings und bezeugte ihnen seine Zuneigung und seinen aufrichtigen Respekt. Er meinte es ernst. Wahrscheinlich erlebte er auf diese Weise eine Erhabenheit, die er als einfacher Pfadfinder im echten Leben einst erahnt hatte. Das war mittlerweile lange her. Es musste komisch sein, nachdem er so viele Menschen auf den Sitzreihen hatte aneinanderkleben sehen wie die Körner von geschütteltem Weizen! Man überließ ihm für ein paar Dollar, vielleicht auch aus Sympathie, Sitting Bulls Hütte, und er ließ sie auseinanderbauen, um sie mit dem Zug bis zu seinem Schiff zu bringen. Außerdem feilschte er um das letzte Pferd des Häuptlings. Bei Wounded Knee las er die letzten Überreste des Lakota-Stammes auf, die verschreckt in der Umgebung versprengt waren, und engagierte sie. Das war eine Art, ihnen das Leben zu retten.
Die Schiffsreise für die Rückkehr nach Europa hat sicher lange gedauert. Zunächst herrschte dichter Nebel, dann zogen schwere, tintenblaue Wolken auf, aus einem dunklen, immer tieferen Blau, bis Blitze den Horizont zerrissen, einen Tag und eine Nacht lang. Eines Morgens, als er alleine auf der Brücke stand, entdeckte er in der Ferne eine Insel aus Sand. Der Wind peitschte ihm das Gesicht. Hinter einem Nebelstreifen blendete die Sonne. Er schirmte seine Augen ungeschickt mit der Hand ab und starrte auf die große leere Ebene vor sich, auf die hohen gewaltigen Wellen. Die Böen schnitten ihm durch den Hals, er schaute. Der Wind drückte das Schiff auf die Seite, und die Wellen brachen an seinen Stahlflanken. Ihre Kämme glänzten. Plötzlich meinte Buffalo Bill etwas zu sehen, ein schwaches Zittern an der Oberfläche der Welt. Walfische. Seit Stunden waren sie dem Schiff in einiger Entfernung gleichgültig gefolgt, bald darauf waren sie nicht mehr zu sehen. Das Wetter war schön, das Schiff glitt über das Wasser, unerschütterlich; sie waren die Meister des Lebens. Buffalo Bill stand vorn und blähte seine Backen, als wollte er Flöte spielen, ganz wie der Junge von Manet in seiner Artistenjacke und seiner Pluderhose.
Mehrmals täglich stieg er in den Laderaum hinab und kümmerte sich eigenhändig um das Pferd des alten Indianerhäuptlings. Er bürstete seinen Rücken mit einem Strohwisch und säuberte seine Box. Dann kehrte er auf die Brücke zurück, um das Meer anzuschauen. Er ahnte eine ungeheure Gewalt unter seiner Sanftheit, unter den glitzernden Formen, die das Schiff durchbrach, bevor es auf die Gischt prallte. Er mochte die silbrigen Wellen, aber auch das lange Schweigen, die tote Sonne. Die Möwen hockten auf den Masten, kleine weiße Flecken. Eines Nachts war der Sturm so heftig, die See so rau, dass er Angst bekam. Für Augenblicke schien es ihm, als zerginge er im Himmel.
*
Nach seiner Ankunft in Europa wurden die Vorstellungen der show gleich wiederaufgenommen. Er erweiterte das Programm um zwei Nummern. Bei der ersten ist zunächst eine Gruppe Indianer in der Mitte der Manege zu sehen. Die Zuschauer haben sich für ein paar Cent Operngläser ausgeliehen und gucken. Noch weiß niemand, was passieren wird. Die Menge wird ungeduldig, berät sich. Hinter den Kriegern scheint eine Art Hütte zu stehen, auf ihrer Schwelle ein älterer Indianer. Es ist ein Häuptling, erkennbar an seinem Kopfschmuck.
Plötzlich erscheint Buffalo Bill in der Manege. Er dreht eine Runde zu Pferde und grüßt. Applaus ertönt. Frauen stehen auf den Stühlen, in einer Duftwolke aus Kreosot und Pferdemist. Der Impresario kündigt nun eine außergewöhnliche Episode an: » Sitting Bulls Tod mit seinem echten Pferd vor seiner echten Hütte, von Buffalo Bill eigenhändig erstanden.« Das war es also! Nichts gebietet ihm Einhalt, dem Dämon der Inszenierung. Nichts lässt die Kasse laut genug klingeln. Und sofort drängen die Neugierigen vor, die Menge will besser sehen. Man sieht nie genug. Es gibt immer etwas Großes und Schönes, oder vielleicht etwas Abscheuliches und Ordinäres, das uns entgleitet. Offenbar ist es gleich zu sehen, hier und jetzt! Und man darf es um keinen Preis verpassen, denn vielleicht zeigt es sich nie wieder. Da stehen wir wie jener Ritter der Tafelrunde, an dem die rettende Lanze und der Heilige Gral vorbeiziehen. Und wie er sehen wir sie vorbeiziehen, staunend, sprachlos, und vergessen, die Hand nach ihnen auszustrecken.
Auf einmal preschen die Reiter aus den Kulissen hervor. Sie drehen eine erste Runde in wildem Ritt. Aber es sind keine indianischen Polizisten mehr, es ist eine Abordnung der amerikanischen Armee; die Fiktion ist ungenau, sie verfälscht. Die Reiter galoppieren vor einer langen Bahn bemalter Leinwände und feuern Revolverschüsse ab. Die Luft ist mit Staub gesättigt. Die Indianer eröffnen nun ihrerseits das Feuer; die Kavallerie zieht sich langsam in den hinteren Teil der Manege zurück. Nach wenigen Augenblicken greifen sie erneut an, steigen in der Nähe der Hütte ab und verstecken sich hinter den kunstvoll angeordneten Strohballen. Ein Indianer fällt tot um, dann noch einer und wieder einer. Die Soldaten rennen durch den Kugelhagel. Sitting Bull – diesmal ein Schauspieler – steigt heldenmütig auf sein Pferd. Er dreht zwei Runden, vollführt in der stickigen Hitze allerlei sinnlose Verrenkungen. Plötzlich stürzt sich Sitting Bull auf die Soldaten, schießt aus unmittelbarer Nähe und verletzt einen Mann im Gesicht. Der Kerl bricht zusammen. Ein anderer pariert den Schuss. Nun ist der Indianerhäuptling verletzt und stürzt vom Pferd. Er kriecht hinter eine Baumgruppe; trockenes, mit Bambus durchwachsenes Schilf. Der Indianer versteckt sich, aber alle können ihn sehen. Die Soldaten kommen langsam näher, wissen nicht, wo er ist! Die Menge kreischt. Pfeift. Kinne zittern. Eine Tüte Pommes frites rutscht zwischen die Sitze. Der Vorhang zum Schicksal ist offen, er wird sich womöglich gleich wieder schließen! Ein junger Soldat kriecht nach rechts, Sitting Bull hat ihn nicht gesehen … Das Atmen hört auf. Der Indianerhäuptling wendet den Kopf, hat gerade noch Zeit, eine Geste anzudeuten, dann schießt der Soldat. Stille. Eine zweite Explosion durchlöchert ihm den Bauch, und der Indianer rollt zur Seite. Ah! Wie man ihn jetzt liebt, zumindest die Kinder, und selbst die Erwachsenen spüren insgeheim jenen Niederschlag einer unwiderruflichen Schuld, die letztlich von allem freispricht. Der Indianer ist tot. Die Reiter sitzen wieder auf und verlassen die Manege. Die Menge klatscht und will eine Zugabe; denn in diesem Moment möchte man um alles in der Welt die Szene noch einmal sehen, ja, nur das tragische Ende, bloß das, den Tod des Indianerhäuptlings. Jede Emotion entsteht auf Kommando; die immergleiche Begebenheit, der Refrain desselben Lieds treibt uns jedesmal Tränen in die Augen, als wiederholte sich unverändert eine unsagbare höhere Wahrheit. Dann erhebt sich der Schauspieler wieder, die Toten dürfen auferstehen, die Reiter kehren auf die Bühne zurück; und das Finale wird noch einmal gegeben. Nach einer Runde fällt der Indianer wieder vom Pferd, wieder versteckt er sich hinter der Baumgruppe, wieder kreischt die Menge, vielleicht sogar ein bisschen lauter, mit etwas mehr Emotion noch als beim ersten Mal. Ein Kind weint. Es ist viel besser als vor ein paar Minuten, viel stärker, viel wahrer. Den Ausgang zu kennen ändert daran nichts. Im Gegenteil, es steigert die Verwirrung, als wüchsen Überraschung und Rührung durch ihre Wiederholung. Doch als der Indianerhäuptling ein zweites Mal tot ist, er abermals mit der Nase im Staub liegt und sie den großen Nervenkitzel, ihn noch mal sterben zu sehen, erlebt haben, verlassen schließlich alle herzerwärmt ihre Plätze und drängen zum Getränkestand, um Konfekt zu kaufen, oder etwas zu trinken.
*
In der Pause wartet man ungeduldig auf den nächsten Teil, während man sich über den ersten unterhält. Jeder will dem anderen erzählen, was er gesehen hat, sein vermeintliches kleines Stück Wahrheit. Und mit fast denselben Worten käuen sie unermüdlich dieselben Überbleibsel des Abenteuers wieder. Und dann klingelt es. Man ruft wieder nach ihnen. Gleich geht das Spektakel weiter. Buffalo Bill ist noch in seinem Zelt, ruht sich ein wenig aus. Gott, dauert das lange, das Schauspiel! Auf der Bühne spürt man die Zeit nicht mehr. Der Blick der anderen lässt die Uhr versteinern. Sie steht still. Es ist die Ewigkeit. Buffalo Bill liebt den Zustand, hat ihn sofort bei seinen ersten unsicheren Schritten am Broadway geliebt, wo er eher zufällig gelandet war. Er hatte damals ein solches Lampenfieber! Er stammelte seine Repliken, stakste über die Bühne, mit allzu emphatischen Gesten. Aber darüber ist er hinweg. Inzwischen weiß er genau, was er machen muss. Er reitet in die Manege, und alle sehen ihn an. Alle! Das entfaltet seine Wirkung. Er ist nicht ein Schauspieler unter vielen, er ist die berühmteste Figur der Welt. Ach, wie sonderbar es sein muss, auf diese Weise geliebt zu werden. Nur wenige haben das vor ihm erlebt. Er muss fast nichts tun. Alle Blicke sind auf ihn gerichtet: Buffalo Bill. Doch er verkörpert nicht nur seine Figur, den extimen Schatten seiner Seele. Nein. Er hat der Erde die Flamme entlockt, die Welt mit einem Regen aus Broschüren, Prospekten und Zeitschriften übergossen, in denen seine Legende Zeile für Zeile erschaffen und ausgefeilt, die Selbstdarstellung immer raffinierter wurde. Und das alles für ein beispielhaftes, ein beispielhaft amerikanisches Werk, einen fabelhaften Beitrag zur Geschichte der Zivilisation.
Jetzt schlängeln sich die Familien zwischen den Ständen hindurch zu ihren Plätzen. Die jungen Kerle sehen die Mädchen in ihren Spitzenblusen und helfen ihnen, sich auf die Stühle zu stellen. Alle sind schon da, auf den Sitzreihen im Sonnenlicht. Hier ist sie, die Pforte zum Vergnügen. Und worin besteht das Vergnügen? Man weiß es nicht. Und schert sich nicht drum. Man mag den Schwindel, die Angst, die Identifikation, das Schreien, Kreischen, Lachen und Weinen. Vielleicht ist es nichts, aber im Grunde zählt nicht, ob es uns erfreut und berauscht, ob es uns durch die Gefühle ans Herz der dunklen Welt rühren lässt. Das Spektakel bezieht seine Macht und seine Würde daraus, nichts zu sein. Lässt uns alleine, unwiderruflich, ohne eine Verletzung als Tor zur Erkenntnis, ohne Beweise. Und doch – inmitten dieser lärmenden Leere, im stark empfundenen Mitleid, selbst in der Verachtung existiert etwas. Als sei die flüchtige große Zerstreuung, das erzwungene Vergessen seiner selbst, diese Art, den Blick abzuwenden, um besser zu sehen, einer der tragischsten Momente des Daseins: ohne Zeichen, ohne Offenbarung; in dem sich allein das Herz zusammenzieht, die Hand sich an den anderen klammert – egal an wen, solange er direkt neben uns auf der Bank sitzt – und wir unsere gegenseitige Not erkennen, in einem Schrei, einem Lachen, einer schlichten Gemeinschaft der Gefühle.
Nun kündigt Frank Richmond etwas Außergewöhnliches an, Vorder- und Rückseite des Wilden Westens zugleich, ein Monument der Welt! Psst. »Ladies and gentlemen, hier sehen Sie, zum ersten Mal und mit den wahrhaftigen Teilnehmern, die berühmte Schlacht von Wounded Knee!« Endlich kann man Buffalo Bills Reise nachvollziehen, seinen überstürzten Aufbruch aus Nancy, seinen Besuch am Ort der Tragödie, sein Engagement der Überlebenden. Ein ganz wunderbares casting.
Jetzt hebt das große Epos an, der Traum geht weiter. Hunderte von Reitern galoppieren, wirbeln Staubwolken auf. Dass die Piste ausgiebig mit Wasser begossen wurde, hilft nicht, die Sonne glüht. Man staunt zunehmend über die schiere Masse, fragt sich, wie viele Reiter in die Manege passen. Sie ist hundert Meter lang und fünfzig breit! Die Zuschauer klatschen und johlen. Die Menge sieht das Trugbild eines amerikanischen Regiments vorüberziehen, guckt sich die Augen aus. Die Kinder drängeln, um besser zu sehen. Das Herz klopft. Endlich wird man die Wahrheit erfahren.
Dabei ist es, genau besehen, nicht viel realistischer als ein Film von Méliès, dieselben Pappfiguren, die Eroberung desselben Pols, dieselben Schneeritter. Buffalo Bill: das Skelett Gambille, ein Chloroformritter! Aber egal, hier ist die Kunst Kommerz. Das Naive ist schrecklich, und das Unbedeutende ist das Wichtigste.
In diesem Augenblick spielen die Indianer ihre letzte Rolle. Dort, verkleidet in unmöglichen Kostümen, in einem Nebel aus Fliegen. Und, wie immer, wenn sie vor das Publikum treten, hebt ein unbestimmtes Raunen an. Voller Neugier und feindlich zugleich. Dabei sind sie unentbehrlich für das Spektakel, die Indianer. Aber das Publikum ist gekommen, um sie zu hassen, es ist da, um sie anzuschauen und zu hassen. Doch selbst Buffalo Bills Geflunker zu Beginn des Schauspiels, in denen er ihre Tapferkeit preist und ein paar lachhafte, wenn auch wohlmeinende Erklärungen über ihre Bräuche abgibt, sind dem Publikum scheißegal. Es ist noch nicht lange her, da hatte General Sherman erklärt – er thront heute rittlings auf vier bis fünf Tonnen Bronze an der schicksten Allee des Central Park –, die Sioux gehörten ausgerottet, Männer, Frauen, Kinder. Hatte er nicht gelobt, im Westen zu bl...

Inhaltsverzeichnis

  1. Cover
  2. Das Museum des Menschen
  3. Was ist das Wesen des Spektakels?
  4. Ein Schauspieler
  5. Buffalo Bill in Elsass-Lothringen
  6. Das Massaker bei Wounded Knee
  7. Ein Kind kaufen
  8. Die Schlacht von Wounded Knee
  9. Die Stadt Cody
  10. Die Wirklichkeit ist nicht mehr, was sie war
  11. Die Unterhaltungsprinzen sterben traurig
  12. Geschichten
  13. Der Schnee