Eric Jarosinski
Memeia Moralia
Ein Bilderbuch ohne Bilder. Und ohne Buch.
Hätte Adorno getwittert? Klar, hat er doch. Damals in Kalifornien, im Exil, vor allem zwischen den Jahren 1944 und 1947.
Kurz nachdem Adorno und Horkheimer die Dialektik der Aufklärung abgeschlossen hatten, fing Adorno an, eben jene Dialektik in Szene zu setzen, spielen zu lassen, egal in welche dunkle Ecken sie sich hintrieb. Mancher Aphorismus dünkte dem Philosophen im Traum. Adorno’s American dreams.
Minima Moralia heißt der berühmte Band von Aphorismen und kleinen Essays, der aus den Notizen der Exiljahre entstand. 1951 ist er erschienen, in den Sechzigern zum Kult geworden. Seitdem wird er immer wieder neu entdeckt. Gekauft. Man möchte vermuten: sogar gelesen.
Darin kommt die traurige Wissenschaft zu Wort. Genauer gesagt, kommt hier Adornos eigene Trauer um die Wissenschaft zum Ausdruck. Seine Trauer wegen oder trotz der Wissenschaft. Letzten Endes: seine Trauer als Wissenschaft. »Reflexionen aus dem beschädigten Leben« lautet der Untertitel. Aus, wohlgemerkt, nicht von. Denn es handelt sich hier um das Private, aber auch um dessen Auflösung. Um private Reflexionen, die schon längst vor dem Aus stehen. Um ein Leben, laut dem Ferdinand-Kü...