Wenn bi Storm noch fischt würd...
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Wenn bi Storm noch fischt würd...

Plattdeutsche Seefahrtsgeschichten

  1. 112 Seiten
  2. German
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Plattdeutsche Seefahrtsgeschichten

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Über dieses Buch

Wieder sind sie besonders, die Geschichten von Wolfgang Mahnke! Wie in seinen fünf bereits erschienenen Erzählwerken widmet sich auch dieses Buch den Unwägbar- keiten, dem Skurrilen, dem Makabren und dem Bedenkenswerten im Leben. Aber es kommt noch etwas anderes, sehr Lebendiges hinzu: der Fisch! Hat der Autor doch im wahrsten Sinne des Wortes eine »Fischerei-Vergangenheit«, aus der er nun erzählt. »Toni« Mahnke – wie er als Expeditionsleiter auf dem Fischereiforschungsschiff ERNST HAECKEL genannt wurde – bringt dem Leser Erlebnisse und Abenteuer während seiner wissenschaftlichen Arbeit auf den Seereisen rund um den Erdball nahe, und dies auf so pointierte Weise, dass jeder merkt: Diesem Autor ist nichts fremd in der Beziehung zwi- schen Mensch und Fisch auf einem großen Dampfer. Tief schaut er den Tieren in die Augen, ja in die Seele – und desgleichen den Kollegen und Freunden an Bord, die be- schäftigt sind mit Kabeljau, Rotbarsch, Heilbutt...

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Information

Jahr
2017
ISBN
9783356021455

SO GÜNG ’T TAU END ORER: AFWICKELT

Mit Beschlüsse künnen wi DDR-Börger gaut ümgahn. Wat dat up ’n Parteidag wier orer in’n Betrieb, dat löp ümmer vörfäutsch af. Beschluss formuliern, afstimm’n un dörchsetten. Mit dat Dörchsetten füng dei Sag an tau klemm’n, denn bi dei Kosten un dat Material leg dei Haas ofteins in’n Päper. Man Termine leten sick verschuben un Popier is gedürig. Dorüm lästen sick dei Berichte tau’n Erfüllungsstand, je wieder sei rupreicht würden, ümmer bäder un mit dit Nahbaben-Leigen läwten wi ahn Bedenken.
As oewer nägenunachtig in’n Süden von uns’ Republik so an tweihunnertdusend Minschen up dei Strat güngen un schregen „Wir sind das Volk!“ un denn ok noch aller Urten weck abends mit Lichten in ehr Hänn üm dei Karken löpen un sick ok as „Dat Volk“ utgäben deden, grep Ratlosigkeit üm sick, denn dorför wier kein Beschluss fat worden. Nu sünd tweihunnertdusend bi soebenteigen Millionen Inwahners perzentual man blot Peanuts un „Wir sind das Volk!“ is kein antisozialistisch Parol, oewer ümmerhen. Möglicherwies harr ein kämpferisch Losung, as dat süss bi Demonstrationen Gang un Gäw wier, mihr Licht in dei Angelägenheit bröcht. Denn ok mit Losungen harrn wi Erfohrung. Wenn wi an’n 1. Mai achter uns’ Transparent „Wir Hochseefischer entreißen dem Ozean das Meeressilber und decken damit den Tisch der Republik!“ an marschierten, denn wier dat kämpferisch un konkret taugliek. Natürlich güng dat bi uns üm Fisch, nich üm Eier. För Eier wiern dei LPG taustännig orer dei individuellen Häuhnerholler. Dat wier all klor afstimmt.
Un nu kemen dei mit: „Wir sind das Volk!“ Nee, mit dei Parol künnen sei nich wiet kamen, in’n Sozialismus nich un in’n Kapitalismus schon gor nich. Wecker kennt noch dei Bürgerrechtler von dunnmals? Wecker weit, wur sei afbläben sünd? Kein Minsch. Oewer ein Deil möt man dei Lüd laten. Anbäut hebben sei dat Füer unner denn’ Kätel un dei Einheitstog is denn je ok afführt. Wat hei dei Richtung nahmen hett, dei sei mit „Wir sind das Volk!“ anpeilt harrn, bliwt unklor. Mi dücht, dor hebben sick poor Wessis in ’t ostdütsche Stellwark schläken un ahn tau fragen, dei Weiken so stellt, as sei dat wull’n. Un dormit güng denn dat Einheitsgerangel los. Ein Grotdeil von dei Ostdütschen set noch unner dat sozialistische Dack, wat sei bether recht gaut gägen männig Undög afschirmt harr. Oewer dörch denn’ niegen Westwind wier dat Dack löckrig worden. Dor, wo dei Ostdütschen unner kampierten, pladderte dat dörch. Dor, wo dei West-dütschen sick mit ehr Langmäntels un Aktenkuffers ansiedelt harrn, blänkerten Sünn’nstrahlen dörch dei Sparren. Urolle Bundesbeamte würden reaktiviert. Sei halten sick mit „Buschtaulag“ un oewerhoge Salärs in dei niegen Bundeslänner ein „Güll’n Näs“. Näben dei lütten Ganoven, dei in’n Osten ein Eldorado för ’t Afzocken funn’n harrn, wiern dei groten flietig dorbi, dat Volkseigentum för ’n Bodderbrot tau verschludern. Dei Treuhand künn mit uns’ Fabriken un Grundstücken gornich so fix üm sick schmieten, as dat Grotkapital taugriepen wull.
Un mit dei „Frieheit“ gew ’t babentau ok wedder Arbeitslosigkeit, Prostitution orer Obdachlosigkeit, Probleme, dei för Ostdütsche all langen kein Rull mihr spält harrn. Dei niegen „Supermärkte“, vör Korten noch HO, wiern bet unner dei Auken mit Woren vullproppt, Westwor, versteiht sick, un jedein von uns künn nu jeden Dag so väl Bananen köpen, as hei wull.
Tau dei Tiet seten wi in uns’ Rostocker Fischerieinstitut achtern Schriewdisch un versöchten, dei ostdütsche Fischerie „marktfähig“ tau maken. Väl wier woll nich mihr tau redden. Mit uns’ Fischerie güng ’t bargdal. Uns’ Fischprodukte wiern kum noch aftausetten. Dei schmeckten twors bäder as dei, wecker nu bi „ALDI“ un „SPAR“ in dei Regale legen, man dei Produktion „räkente“ sick nich mihr. Un denn wiern dor ok noch weck von dei Nurdseeküst, dei bi unsern wirtschaftlichen Afschwung bäten nahhülpen, denn uns’ Fischerie harr dei all lang in ’t Og stäken.
Tau’n Sommerutgang einunnägentig flatterte ein Telegramm in uns’ biologisch Afdeilung: „Laut Vertrag zwischen der DDR, der Sowjetunion und Kanada ist 1991 eine Forschungsreise zur Erkundung der Heilbuttbestände vor der kanadischen Küste durchzuführen. Unser Forschungsschiff ‚Kapitan Shaytanov‘ wird baldmöglichst von Murmansk nach Rostock dampfen, um einen Biologen Ihres Institutes an Bord zu nehmen, damit die Vertragsbedingungen erfüllt werden. Institutsdirektor, Murmansk.“
Wat wier tau daun? Dei Verdrag wier ein „Oltlast“. Bald wüssten wi, dei Bundesregierung wull sick dat mit Kanada nich verdarwen. Einer von uns müsst in denn’ suern Appel bieten un in disse ungewissen Tieden dat Institut för minnestens drei Maand verlaten.
Wi wiern noch bi’t Diskutieren, wecker up dei „Shaytanov“ upstiegen süll, as Besäuk ut Hamburg von’t Bundesfischerieinstitut, sotauseggen von uns’ Konkurrenz, bi uns indröp. Dei Herren wullen sick ’n bäten ümkieken un uns helpen, dormit wi bäder, effektiver un wirtschaftlicher arbeiten künnen. Ümkäken harrn sei sick all öfters eins bi uns. Mi kem dat spansch vör. As wi mit dei Hamburger beraden deden, kloppte ick ’n bäten up ’n Busch, vonwägen Arbeitsdeilung twischen Rostock un Hamburg. Na, dor harr ick oewer in ’t Immennest stäken. Mien Gägenoewer würd fünsch un ick kreg tau Antwurt:
„Diese Frage steht Ihnen nicht zu! Was wollen Sie eigentlich? Sind Sie der Bundesrepublik Deutschland beigetreten oder wir?“ Süh so, dacht ick, nu is dei Katt ut ’n Sack. Wi sünd dei niege Kolonie un dei Herrn bestimmen, wo ’t taukünftig lang geiht.
Disse Erkenntnis hett denn’ Utschlag gäben. Ick gew an’n annern Morgen uns’ Institutsleitung bekannt, dat ick denn’ Deinst up dei „Shaytanov“ anträden würd. Twei Grünn, dei ick oewer bether för mi behollen harr, gew ’t dorför. Ierstens, so ein lang Reis bröcht ’n gauden Verdeinst. Tweitens, för dei Taukunft von uns’ Institut gew ick kein’n Penning mihr.
Mien Kollegen säden mi up ’n Kopp tau, wat ick woll för einen mallen Kierl wier. Nu, wur dei Posten in ’t Institut nieg verdeilt würden, wur dat grote Geldverdeinen losgahn süll, uträkend in denn’ Momang wull ick tau See führen un denn noch för lange Tiet? Ick harr mien Mul hollen, mien Gedanken för mi behollen künnt. Oewer nee, as Schapskopp wull ick nich dor stahn. Ick sprök mien Argumente ut. Tauierst dei pekuniären. Dei würden ahn Gägenräd annahmen. Dornah dei politischen: „Wecker bi’t Parteilihrjohr …“ Dat Wurt Parteilihrjohr wier noch nich ganz oewer mien Lippen, as dat Getuschel losgüng:
„Dat ok noch. Hei hett ümmer noch denn’ roden Schlips üm, nix dortau lihrt, dat hürt hier nich her.“ Unsowieder.
„Doch“, säd ick, „dat hürt hierher. Lat mi uträden. Wecker bi’t Parteilihrjohr gaut uppasst hett, dei müsst weiten, wurhen dei Haas nu lopen ward. Glöwt ji würklich, dat uns’ Institut bestahn bliwt, wenn ’t in Hamburg so’n Laden nocheins giwt? Wi sünd in dei ehr Ogen blanke Konkurrenz. Un Konkurrenz ward in’n Kapitalismus dalpedd, bet sei nich mihr wasst. Dor is jedein Middel recht. Grad sünd wedder weck hier, dei bi uns rümschnüffeln, üm ruttaufinnen, wurans sei uns fix loswarden könn’n. Ick segg juch, wi sitten bald alltausamen up dei Strat!“
Na, nu harr ick je wat gägen dei Bräuder un Schwestern ut denn’ Westen seggt! Männigein von mien Wissenschaftler künn sienen Arger kum verbargen. Anner schüddten wägen mien Dömlichkeit denn’ Kopp, oewer ut weck Ogen künn ick ok Taustimmung afläsen.
Dei Reis up dei „Shaytanov“ wier lang un beschäten. Dat sall nich heiten, dat lange Reisen ok gliektiedig leege Reisen sünd. Nee, lange Reisen könn’n heil un deil kortwielig sin, man denn dörben twei Saken keinen Haken hebben, dat Äten un dei Stimmung an Burd. Oewer grad dormit sehg ’t up dei „Shaytanov“ mau ut. Dat Schipp harr nich för vier Maand, nee, blot för drei Wochen Proviant an Burd. Wi läwten von ein Handvull Knoblauch un ein Stück Kastenbrot an’n Dag un von dat, wat wi in uns’ Netten an Deck hievten: Heilbutt. Schwatten Heilbutt morgens as Fischsupp, middags as Bratfisch un abends wedder as Fischsupp. Ick wier nich grad as Drangtunn an Burd kamen, oewer doch recht schier up ’n Liew. Nah drei Maand „Fischdiät“ harrn dei Tög in mien Gesicht dat Rundliche verlaten un wiern in ’t Längliche oewergahn. Ick künn ahn Bukkniepen un knapp Luft wedder mien Schauhbänner taubinnen. So’n Afmagerungskur sall je bannig gesund sin. Ick fäuhlte mi ok nich unwoll, as mi nu dei Kledaschen an’n Liew schlackerten. Wenn ick man blot nich soväl von Iesbein un Bier drömt harr.
Dat Leegst oewer wier dei Stimmung an Burd. Väl drüng bet tau uns nich dörch. Wenn eins dei Funkverbinnung stünn, kemen blot Nahrichten oewer denn’ Unnergang von dei Sowjetunion un dei katastrophale wirtschaftliche Lag in Russland dörch. Dei Besatzung wüsst tau’n Schluß nich mal, wat sei för disse Reis Heuer kreg orer nich.
Von Rostock kem dei ganze Tiet rein gor nix. As dei Dezember all halw rüm wier, drückte mi dei Funker ein Telegramm in’e Hand. Dat Telegramm harr ’n langen Weg achter sick: Rostock – Moskau – Murmansk – Nurdlabrador. Unnerwägens wiern allerhand Baukstaben verluren gahn. Ruttaukriegen wier oewer noch, dat ick furtsens nah Hus kamen süll. Worüm, gew dei Text nich mihr her.
Wurans dei Russen mienen Aftransport henkrägen hebben, weit ick bet hüt nich. Dat güng von ein Schipp up ’t anner, bet nah St. John’s, Kanada. Dor nähm mi ein Makler in Empfang, dei von uns’ Institut Order krägen harr, sick üm mi tau kümmern. Dei sett’e mi in ein Maschin von „AIR-CANADA“. Ick flög nah Toronto. Von dor oewer Nacht nah London. Annern morgen wier ick in Hamburg un nahmiddags in Rostock, Sünndagnahmiddag. Dei Familien fierten denn’ drüdden Advent.
Uns’ Wahnung wier afschlaten, mien Fru nich tau Hus. Dei Nawers harrn sei för twei Daag mit ’n Trabbi wegführen seihn, wüssten oewer nich wohen. Mien Fru künn je nich weiten, dat ick all inflagen wier. Denn’ Plan nah süll ick ierst in’n Januor wedder trüggkamen. Dat Käulschap wier vull un dei Gasheizung anstellt. Wietweg künn sei dorüm nich sin.
Ick röp ierstmal mien Mudder in dei lütt Mäkelborger Stadt an. Dat wier Tradition, denn sei harr ümmer Angst, wenn ick up See wier.
„Mien Gott, Jung“, säd sei, „dat is ditmal oewer ein klor Verbinnung. Worüm hest du di so lang nich meld?“
„Je“, säd ick, „Mudding, dat mit dei klor Verbinnung möt woll so sin. Ick raup nich von See an, ick bün in Rostock.“ Tauierst wier sei reigen still un denn würd ’t ein lang Vertelling. So kreg ick tau weiten, dat mien Fru bi ehr wäst, nu tau ein Fründin up ’t Dörp führt wier un morgen wedder in Rostock sin wull. Wihnachtsurlaub, dacht ick, dien Fru hett sick all bäten Wihnachtsurlaub günnt.
Annern morgen, Klock soeben, stünn ick wedder dor, wur dei Odyssee mit dei „Shaytanov“ ehren Anfang nahmen harr, in uns’ Institut. Mien Arbeitsrum wier afschlaten un ok süss wier dat markwürdig still in’t ganze Hus. Up denn’ Weg tau dei Direktion begägente ick keinen Minschen. Uns’ Direkter harr deip Schatten unner sien Ogen. Hei makte nich väl Ümstänn, as hei mi sehg:
„Gaut, dat du dor büst, wi hebben all bannig up di täuwt. Sett di dal. Dei Stapel Popier dor liggt för di prat. Ein Deil dorvon möst du läsen, ein Deil ünnerschriewen un ein Deil is mit Loperie verbunnen.“ Dat ierst, wat up denn’ Stapel babenup leg, wier ein Beschienigung doroewer, dat dat Institut afwickelt worden wier un dat mien Arbeitsverhältnis mit dat Institut ahn Künnigung mit Johresfrist tauend wier. Harr mien Ahnimus mi doch nich bedragen! Ick künn oewer gornich wieder nahdenken, denn mien Direkter rädte wedder up mi in: „Väl Tiet hest du nich mihr. An’t Wochenend warden hier dei Dören för ümmer tau makt. Du möst dien persönlich Saken nah Hus bringen. Oewer wat noch väl wichtiger is, du möst furtsens tau’t Arbeitsamt, süss giwt dat Arger mit dien Arbeitslosengeld. Alls, wat du dortau an Schiens brukst, liggt hier up denn’ Stapel. Ach, noch wat. Uns’ Institutskass is all vör ’n poor Daag taumakt worden. Bi dei ganze Afwickelie hebben wi vergäten, dat du noch up See büst. Wi könn’n di dien Seegeld un dei annern Taulagen nich mihr uttahlen. Dor ward sick schon ein Weg finnen, dat du tau dienen Verdeinst kümmst. Nu kümmer di man ierst üm dat, wat ick di seggt hew. Dei Tiet is knapp, ok för mi.“ Hei drückte mi dei Popieren in ’e Hand un schöw mi ut sien Dör. Dei Audienz wier tau End.
Wur sick dei Tieden doch ännern können. Wat wier dat süss för ’n Upstand, wenn wi nah ’n Vierteljohr von See kemen. Hänn schütteln, Schullern kloppen, Prämien, Blaumen un ’n Lütten afbieten. Un hüt? Afwickelt, afschaben un nich mal dei Heuer up ’n Disch. Dei Sprak hett mi dat nich verschlagen. Ick harr ahnt, wat hier up mi täuwte. Oewer as ’t nu Iernst wier, kem ick mi bannig verlaten vör.
As ick tau mien Afdeilung trügg güng, dröp ick einen von dei Wissenschaftler, wecker mi dat oewel nahmen harrn, dat ick ehr as niege Bundesbörger mit ’t Parteilihrjohr kamen wier.
„Na“, säd ick, „Wat liggt an?“
„Arbeitslos“, gew hei trügg. „Arbeitslos un kein Utsicht up Anstellung. Arbeitslos Biologen lopen nu hümpelwies rüm.“ Ick hew mi verknäpen up uns’ letzt Diskuschon antauspälen. Schadenfreud wier nich anbröcht, dortau wiern dei Tieden tau leeg.
As ick in uns’ Strat inbögte, sehg ick mien Fru all an’t Koekenfinster stahn.
Ogenblick späder stünn ick in dei Däl. Wi legen uns in dei Arm un strakten uns. Denn schöw mien Fru mi sachten von sick af un säd: „Du fäuhlst di je so spak an un sühst so dünndarwig ut! Wat hebben sei mit di makt?“ As wenn mi dei Schalk in’n Nacken set orer dei Düwel mi vörseggt harr, schöt dat ut mi rut:
„Mi hebbens afwickelt!“ Dei groten Ogen von mien Fru keken mi trurig an. Sei säd: „Vadder, mi is nich nah Spaßen taumaud. Lat uns in’e Stuw sitten gahn un ’n Tass Kaffee drinken. Wi hebben väl tau bespräken.“ So kreg ick nah un nah mit, wat sick hier an Land afspält harr, as ick buten wier. Nee, mien Fru harr keinen Wihnachtsurlaub. Ehr Institut wier ok afwickelt worden. Sei wier arbeitslos. Un denn harr vör ’n poor Daag ein Herr Baron bi uns an dei Dör klingelt. Dei wull man äben Bescheid gäben, dat wi in ein Hus wahnten, wat lut Einheitsverdrag nu wedder em hürte. Sien Afkat würd uns dat schriftlich tauschicken. Natürlich brukte hei uns’ Wahnung. Wi süllen uns man fixing nah ein anner Hüsung ümseihn.
Dat wier schummrig worden. Mien Fru stickte dei Adventskerzen an. Wi seten uns gägenoewer un säden kein Wurt. Man uns’ Gedanken dreihten sick üm dat Sülwig. Dat würden woll dei trurigsten Festdaag, dei wi bether miteinanner beläwt harrn. Mit „Wir sind das Volk!“ wiern je feine Wihnachtsgeschenke inhannelt worden!

MIEN LETZT REIS

Dat ick, as wenn sick dat so hürte, ut uns’ Institut (wier je ümmerhen Volkseigentum?) schmäten würd un dat uns’ Institut uplöst würd, as wenn wi blot Hunnschiet utforscht harrn, hett mi bannig argert, man väl mihr hett mi dat weih dan.
Oewer dei Weihdag kem späder, ierst wier dor blot Arger. Un dei is je männigmal ok tau wat gaut. Hei hett mi andräwen, mi Luft tau maken un denn wat tau daun. Grad in’n Dezember ’91 fählten mi noch twei Maand, üm mit mien fiefunföftig Johr mien Hut tau retten un einen Andrag up „Altersübergangsgeld“ tau stellen. Oewer ick wier arbeitslos un dei Chance perdü. Ick wull je giern noch arbeiten, oewer wo? Kem blot ein Arbeitgäwer in Frag un dei wier dat Institut för Seefischerie in Hamborg. Bi uns’ Konkurrenten (Klassenfeinde!) antauheuern, föl mi nich grad licht, man mien klor Minschenverstand behöl dei Oewerhand. Noch vör Wihnachten güngen mien Unnerlagen nah Hamburg un twüschen dei Festdaag kem Bescheid, dat ick ierstmal för drei Maand in dei Bundesforschungsanstalt instellt wier. As dei Tiet aflopen wier, kreg ick mien „Altersübergangsgeld“ un harr taufräden sin künnt. Man nu schlög dei Weihdag dörch. Ick hew dat Gefäuhl je nich kennenlihrt, oewer so möt dat dei Soldaten gahn sin, wenn s’ ein Schlacht verluren hebben. Un je mihr ick oewer nahdacht hew, würd mi klor, dat disse Vergliek gor nich sowiet her halt wier. Ein Schlacht wier verluren gahn, dei Schlacht twüschen twei Systeme. Un wi müssten nu ehr Siegerallüren oewer uns ergahn laten. Oewer dat wier nich dat Leegs...

Inhaltsverzeichnis

  1. Cover
  2. Titel
  3. Inhalt
  4. PROLOG (1995)
  5. VON AAPENFETT BET ZIPOLLEN (1963)
  6. DEI ELEKTRISCHE (1964)
  7. DAT „VERGNÄUGEN“ HOCHSEEFISCHERIE (1965)
  8. ORKAN, HEINRICH HEINE UN DEI VIER MANÖVER (1965)
  9. DEI STEERTPARAD (1965)
  10. PINGUINE FÖR ’N ROSTOCKER ZOO (1966)
  11. DEI ÄQUATORDÖP (1966)
  12. FRÜNDSCHAFT AN LAND UN UP SEE (1967)
  13. SECOND HARRY ORER: ROSEN FÖR BRIGITTE (1968)
  14. LÖGEN HEBBEN KORTE BEIN (1975)
  15. OEWER DAT FLEIGEN UN DIESEL UT ’N URWALD (1970)
  16. NACHTS „IT“ IN’N SCHLAPANTOG (1971)
  17. DEI SCHWATTEN (1973)
  18. „HIEVEN SIE BITTE!“ (1975)
  19. ENTWICKLUNGSHÜLP FÖR DEI VIETNAMESISCHE FISCHERIE (1975)
  20. SCHMUGGELIE FÖR MALERS (1976)
  21. WIHNACHTEN UP SEE (1974)
  22. „I AM NOT BÜST BESAPEN“ (1980)
  23. BERLIN – ROSTOCK ORER: GÄGEN DENN’ BOSS DRINKEN (1982)
  24. SO GÜNG ’T TAU END ORER: AFWICKELT (1992)
  25. MIEN LETZT REIS (1993)
  26. SCHWATTE, RODE, GRÄUNE … (1999)
  27. Impressum