Seeleute berichten
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Seeleute berichten

Von Bomben, Fidel und Fischen

  1. 224 Seiten
  2. German
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Seeleute berichten

Von Bomben, Fidel und Fischen

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Inhaltsverzeichnis
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Über dieses Buch

Der neue Band in der maritimen Erzählreihe von Hins torff bu¨ndelt den Blick verschiedener Crewmitgliederauf das Leben an Bord. Dazu gehören erstmals die Erinnerungen von Schiffs(betriebs)mechanikern und Matrosen. Das Buch enthält zudemEinblicke in den Alltag von Berufsgruppen, die es gar nicht bzw. längst nicht mehr auf jedem größeren Schiff gibt, wie Zimmermann, Purser, Funker oder Schiffsarzt. Als spezielle Facette der inhaltlich u¨berwiegenden DDR-Schifffahrt kommt ein Politoffizier zu Wort, wozu die Erinnerungen eines bundesdeutschen Seemannes einen bemerkenswerten Kontrast bieten. Ob Ost oder West, auf See fehlte es nicht an dramatischen Momenten: So war einer der berichtenden Seeleute gleich drei Mal in Gefahr, sein Leben zu verlieren.

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Information

Verlag
Hinstorff
Jahr
2014
ISBN
9783356018875

Aufgaben an Bord

Schiffsarzt gesunder Seeleute

Georg Grimmer
Am 8. Oktober 1962 stachen wir zur großen Fahrt nach Burma und Indien in See, nachdem ich durch den Hafenarzt in die schiffsärztliche Tätigkeit eingeführt worden war. Meine Kollegen haben mich zünftig verabschiedet und dann war ich zum ersten Mal in meinem Leben auf engem Raum fachlich auf mich allein gestellt und für 61 Seeleute an Bord medizinisch verantwortlich. Mein Reich bestand aus einem Isolierkrankenzimmer, einer Sanitäreinrichtung und einer Wohnkabine. Das Schiffshospital war für die damaligen Verhältnisse sehr gut ausgerüstet mit einer Untersuchungsliege, einer OP-Leuchte, einem Heißluftsterilisator, Beistelltischen, einem geräumigen Medikamentenschrank, einem Behandlungsstuhl und einer elektrischen Zahnbohrmaschine. Außer der Fußbodenreinigung war ich für die Sauberkeit, Ordnung, Desinfektion und Sterilisation der übrigen Bereiche verantwortlich. Deshalb hatte ich mein Instrumentarium und meine Spritzen und Kanülen selbst zu sterilisieren und immer einsatzbereit vorrätig zu haben. Das war eine tägliche Aufgabe, da es zu diesem Zeitpunkt weder steril eingeschweißtes Instrumentarium noch sterile Einmalspritzen und -kanülen gab.
Die Besatzung war jung – unser Kapitän erst 27 Jahre alt – und durch Tauglichkeitsuntersuchungen waren die Seeleute als geeignet für den Dienst an Bord befunden worden. Es gab deshalb auf medizinischem Gebiet wenig Arbeit. Die Mannschaft war in Wach- und Tagesdienst eingeteilt, hatte ihre Beschäftigung und ich hatte relativ viel Zeit, das Bordleben kennen zu lernen. Alles war für mich neu und die Seeleute auf dem Achterschiff verhielten sich recht reserviert, waren freundlich, aber zurückhaltend. So war ich viel allein, saß an Deck oder in der Kammer mit einem Buch, hörte Musik von meinem Tonband und hatte viel Zeit zum Nachdenken. Diese Zeit an Bord war für mich recht kompliziert. Obwohl ich mir einbildete einen offenen und freundlichen Charakter zu haben, fand ich offenbar keinen persönlichen Kontakt zur Mannschaft. Die Reise sollte gut vier Monate dauern und ich malte mir aus, wie lang diese Zeit sein kann ohne Kameradschaft und vielleicht sogar Freundschaften.
Nach elf Tagen, an einem schönen sonnigen Abend im Mittelmeer auf dem Weg nach Port Said, klopfte es an meine Tür. Als Meldung eines Patienten steckte der blonde E-Ing. seinen Kopf in die Tür und sagte: „Doc, hier liegt einer im Gang.“ Als ich aufsprang und aus der Tür trat, stand da die wachfreie Maschinengang mit einer Kiste Bier und als alle dann in meiner Kammer saßen, eröffneten diese mir, dass ich zehn Probetage gut überstanden hätte und dass man nun glaube mit mir auskommen zu können. Damit war ich in die Mannschaft aufgenommen und gehörte zu ihr. In der Folgezeit lernte ich auch das Leben an Bord durch aktive Mitarbeit kennen. Ich habe Farbe gewaschen, gemalt, Deck gescheuert und bin nautische Wachen mitgegangen. In der Maschine habe ich als M-Assi drei Wachen hintereinander mitgemacht, habe die Bilge und Separatoren gereinigt und schwere körperliche Arbeit geleistet. Dabei wurde mir bewusst, unter welchen schweren körperlichen Bedingungen die Besatzung auf diesen nicht klimatisierten Schiffen bei Hitze, Lärm und Seegang den oft störanfälligen Bordalltag bewältigen musste. Nach einem Hafenanlauf, beispielsweise dem in Dschidda, kamen wieder viele Seetage. Das Bordleben verlief im Vier- bzw. Achtstundentakt, geprägt von den Wachen und Wachwechseln mit ihren festen Arbeits- und Freizeiten. Mein Kontakt zur Besatzung hatte sich gefestigt und da ich im Achterschiff wohnte, hatte ich den meisten Kontakt mit den Offizieren der Maschine und dem Chief. Die weitere schiffsärztliche Tätigkeit war bis auf die Versorgung kleinerer Verletzungen durch die Arbeit sowie leichtere Erkrankungen recht unproblematisch. Einmal wöchentlich musste ich die Tabletten zur Malariaprophylaxe persönlich unter meiner Aufsicht einnehmen lassen. Die Seeleute versuchten immer wieder, diese für sie unangenehme Prozedur zu umgehen, was ihnen aber nur selten gelang. Die meiste Zeit verbrachte ich weiterhin mit der Sterilisation der Kanülen, Spritzen und des übrigen chirurgischen Instrumentariums, der Ordnung im Schiffshospital und täglichen Rundgängen durch Kombüse und Pantry sowie der Überwachung der Kühl- und Provianträume. Die Ausrüstung der Schiffe mit Proviant war in den 1960er-Jahren im Vergleich mit der Versorgung an Land als sehr gut zu bezeichnen. In den Kühlräumen hingen die Rinder- und Schweinehälften tiefgefroren, Kleinfleisch, Geflügel und Fisch waren in Kartons hygienisch verpackt und die Butter erhielten wir in 40-kg-Blöcken. Frisches Obst, Salate und Frischgemüse konnte dann in den Häfen entsprechend der Devisenvorgaben durch den Purser hinzugekauft werden. Wir auf der HALBERSTADT hatten durch unseren Patenbetrieb aus Halberstadt eine besonders gute Versorgung in Gestalt von Gläsern mit Blut-, Leber- und Mettwurst sowie den begehrten Halberstädter Würstchen in Dosen.
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Schwimmbad Marke „Eigenbau“ an Deck bei Luke V. Der Autor bei seiner täglichen körperlichen Ertüchtigung
Nachdem ich fast zwei Jahre auf einem Frachtschiff gefahren war, arbeitete ich zunächst an Land in der Poliklinik des Medizinischen Dienstes des Verkehrswesens im Überseehafen Rostock als Betriebsarzt und im Hafenärztlichen Dienst, bis es mich wieder in die Welt hinauszog.
Meine nächsten Einsätze waren für zwei Jahre auf dem Fahrgastschiff des VEB Deutsche Seereederei TMS FRITZ HECKERT und später noch als Vertreter der Schiffsärzte auf dem MS VÖLKERFREUNDSCHAFT. Diese Tätigkeit unterschied sich von der vorhergehenden grundlegend. Ein Passagierschiff ist sowohl Transportmittel als auch Hotel. Hier leben zeitweise viele Menschen aus verschiedenen Altersgruppen und Charakteren auf engem Raum zusammen. Gleichzeitig ist es Wohn- und Arbeitsstätte der Besatzung.
Da die Passagier- und Besatzungsstärken auf diesen Schiffen zwischen 600 und 800 Personen betrugen, waren die ärztlichen Aufgaben vielfältiger und erforderten einen höheren Zeitaufwand. Das Hospitalteam bestand aus einer Schiffsärztin oder einem Schiffsarzt sowie zwei Schwestern und einem Pfleger. Meine Tätigkeit umfasste die Durchführung von Sprechstunden für Passagiere und Besatzung. Es handelte sich im Prinzip um eine allgemeinmedizinisch-hausärztliche Tätigkeit, die gleichzeitig eine chirurgisch, röntgen- und labordiagnostische sowie zahnmedizinische Betreuung einschloss.
Das Hospital war ein in sich abgeschlossener Bereich, der sich mittschiffs im unteren Schiffsbereich befand, also dort, wo die Bewegungen auf See am geringsten waren. Im Vergleich mit den heutigen Passagierschiffen waren die Urlauberschiffe relativ kleine Fahrzeuge, die nicht oder nur teilklimatisiert waren. Die HECKERT verfügte zudem über keine Stabilisatoren gegen den Seegang. So war die Seekrankheit an manchen Tagen unsere Hauptbeschäftigung. Wenn die Reedereikapelle an der Pier in Warnemünde Muß i denn zum Städele hinaus spielte und draußen auf der Ostsee eine Seegangsstärke von 4 bis 5 herrschte, zogen wir im Hospital bereits unsere Spritzen mit dem Mittel Kinetosin auf, denn unmittelbar nach dem Auslaufen begann unsere Arbeit. Der Chefkoch rief bei uns an und kalkulierte nach der Anzahl der Seekranken seine Speisemengen. Bei schönem Wetter war die ärztliche Tätigkeit meist unproblematisch. Die Passagiere lagen an Deck in der Sonne. Bei Regenwetter war die Sprechstunde voll. Die beleibten Patienten hatten Angst, dass sie an Gewicht zunehmen würden, was sie meistens schafften. Die Bluthochdruckkranken tranken nur im Urlaub starken Kaffee und viel Alkohol. Menschen mit Stoffwechselkrankheiten erlagen dem ersten Eisbein mit Sauerkraut oder der Schlagsahne. Niemand rauchte, aber der vorsorglich vor dem Hospital aufgestellte Aschenbecher war immer voll.
Das Hospitalteam war meist auf sich selbst gestellt, denn medizinische Hilfe von außen war in den 60er-Jahren nur eingeschränkt möglich. Hubschrauber und moderne Rettungskreuzer, wie sie heute verfügbar sind, gab es kaum. Das Anlaufen eines Nothafens war oft mit großen Problemen verbunden. So musste ich Knochenbrüche diagnostizieren und gipsen, Wunden nach Unfällen versorgen, eine Blinddarmoperation auf See durchführen und Herz-Kreislauf-Erkrankungen stationär behandeln. Innerhalb von zwei Jahren habe ich über 140 Zähne gezogen, viel gebohrt und plombiert. Die Plombe, die ich meiner späteren Ehefrau gesetzt habe, hielt mehr als 30 Jahre. Wegen der doch eingeschränkten Möglichkeiten war es erforderlich, die Passagiere schon vor der Reise auf mögliche Gesundheitsgefahren hinzuweisen und ihnen vor Antritt der Reise eine ärztliche Beratung am Heimatort zu empfehlen, um möglichen Akutereignissen vorzubeugen. Nach der eigentlichen ärztlichen Tätigkeit waren die arbeitsmedizinische Betreuung der Besatzung sowie die Hygieneaufsicht sehr wichtige Aufgaben. Ständige Kontrollen der Kombüse, Pantrys, Restaurant- und Barbereiche sowie der Proviantlasten und Überwachung der Entsorgung von Lebensmittelresten wurden von allen Mitarbeitern des Hospitals durchgeführt. Daneben war die gesundheitliche Ein- und Ausklarierung des Schiffes in den Häfen eine wesentliche hoheitliche Aufgabe des Schiffsarztes. Die Reisen wurden auch für uns im Hospital zu besonderen Herausforderungen. Da die Bezahlung der ärztlichen Leistungen in der DDR keine Rolle spielte und für alle frei war, wurden vor unserem Einsatz zunächst Pauschalverträge mit dem Charterer abgeschlossen. Später musste der Schiffsarzt Rechnungen an die Passagiere ausstellen.
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Gasturbinenmotorschiff FRITZ HECKERT an der Pier
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Hospital der HECKERT mit Operationstisch, Reanimationseinheit und Röntgenapparat
Ein besonderes Ereignis auf einer Schwedenreise wird mir immer in Erinnerung bleiben. Am ersten Weihnachtstag des Jahres 1975 liefen wir Las Palmas auf Gran Canaria an. Ich wurde plötzlich in den Speiseraum der Passagiere gerufen. Dort vereinigten die durch die Dünung hervorgerufenen Schiffsbewegungen zwei nicht zusammengehörende Dinge. Ein großer Kessel mit Wiener Würstchen war vom Tisch geglitten und quer durch den Raum auf den Weihnachtsbaum zugesteuert. Gleichzeitig war eine Passagierin mit Wagnerfigur ins Rutschen geraten. Würstchen und Wagnerfigur fanden sich in der Ecke zwischen Tannennadeln und geplatzten Weihnachtskugeln wieder. Da wir nur einen kleinen Röntgenapparat für Gliedmaßen an Bord hatten, musste ich mit der Patientin wegen einer Hüftprellung zum Ausschluss eines Oberschenkel- oder Beckenbruchs ins Krankenhaus zum Röntgen. Ein Knochenbruch bestätigte sich nicht und Brunhilde, wie ich sie nannte, war bald wieder auf dem Weg der Besserung.
In Göteborg hatten wir uns gewundert, dass einige Schweden mit kleinen Kühlschränken an Bord kamen. Das Rätsel löste sich auf Gran Canaria. Die Kanarischen Inseln waren zu dieser Zeit noch Freihandelszone. Die Schweden kauften Whisky, Brandy oder Wodka nicht nur in Flaschen, sondern in Gallonen. Abends im Tanzsalon tranken sie nur Wasser, verließen oft den Salon. Sie gingen dann nicht etwa auf die Toilette, sondern an ihren Kühlschrank. Das Ergebnis waren Nachteinsätze des Hospitalteams.
Tote Passagiere hatte ich auf allen Reisen nicht zu beklagen, obwohl ich hier erstmals mit einem medizinischen Problem konfrontiert wurde, das ich bis dahin nicht gekannt hatte. Eine Reihe von Passagieren mit lebensbedrohlichen Erkrankungen kamen in meine Sprechstunde und klärten mich über ihre Erkrankungen auf, die ein mögliches Ableben während der Reise einschlossen. Es handelte sich überwiegend um Krebspatienten, die starke Schmerz- und Betäubungsmittel für den Notfall im Hospital deponierten. Diesen Menschen war der Ernst ihrer gesundheitlichen Situation voll bewusst und in diesem Bewusstsein wollten sie die letzte Zeit ihres Lebens auf einem Schiff in der karibischen Sonne erleben.
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Das Hospitalteam der FRITZ HECKERT mit Pfleger Horst Lemke, Schwester Christa, Schwester Gisela und Dr. Grimmer (von rechts)
Nach der Wiedervereinigung änderte sich das System der gesundheitlichen Betreuung grundlegend. Wir Ärzte des Medizinischen Dienstes des Verkehrswesens gingen in den Vorruhestand, in die Niederlassung mit eigener Praxis oder fuhren in der Übergangszeit noch auf Passagierschiffen. Mit dem Aufbau der AIDA-Kreuzschifffahrtsflotte nahmen die Größe der Schiffe und damit die Passagier- und Besatzungszahlen deutlich zu, so dass die Anzahl der zu betreuenden Personen auf 2000 bis 3000 und darüber anstieg. Zunehmend fuhren ausländische Passagiere, Seeleute sowie Service- und Entertainmentkräfte auf den Schiffen mit, die aus bis zu 20 Nationen kommen konnten. Nach Abgabe meiner Praxis an eine junge Kollegin wollte ich meine Berufstätigkeit so beenden, wie ich sie begonnen hatte. Ich fuhr noch etwa drei Jahre zeitweise als Vertreter auf AIDA-Schiffen. Wir waren jetzt zwei Ärzte und zwei Schwestern, die sich im 24-Stunden-Dienst abwechselten und zwischenzeitlich Bereitschaftsdienst hatten. Das Schiffshospital war größer, die Ausstattung moderner und die Kommunikation und Dokumentation erfolgten über Personalcomputer. Die Röntgen- und Ultraschalldiagnostik war umfangreicher möglich, die Labordiagnostik sehr gut einsetzbar. In den Häfen gab es hervorragende Krankenhäuser und der Transport vom Schiff dorthin mittels Rettungskreuzer oder Hubschrauber ließ sich schnell und effizient organisieren. Die Patientenklientel hatte sich stark verändert. Das Durchschnittsalter der Passagiere und damit der Anteil der Reisenden mit chronischen Erkrankungen und Behinderungen nahm zu. Auch die Anzahl von Ärzten, die als Passagier mitfuhren, stieg, so dass nach den Ärztestammtischen zu Beginn der Reisen viele Fachärzte potentiell bei Erfordernis im Notfall ansprechbar waren. Die überwiegende Tätigkeit in der ärztlichen Sprechstunde ähnelte in vielen Fällen wieder einer allgemeinmedizinischen Tätigkeit. Vor allem in den Ferien waren auch zahlreiche Kleinkinder und Kinder als Patienten zu betreuen. Die Seekrankheit spielte in der Regel eine untergeordnete Rolle, da sich viele Passagiere vorsorglich selbst oder unentgeltlich an der Rezeption des Schiffes mit entsprechenden Mitteln eindecken konnten. Kam das Schiff aber in schwere See, hatten wir vier Stress pur. Das Geld, das die Passagiere dann in den Bars, Restaurants und Shops nicht ausgeben konnten, haben wir dann in Form von Honoraren für die Reederei eingefahren.
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Operationsraum auf der AIDAaura mit Röntgenapparat und Sonografiegerät
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Der Autor an Deck der AIDAvita vor der passierenden AIDAaura
Die Schiffe waren als German Branch von Costa Crociere in Genua registriert und gehörten zur amerikanischen Carnival Corporation. So hatten wir praktisch drei Herren, waren in Italien bei der italienischen...

Inhaltsverzeichnis

  1. Cover
  2. Titel
  3. Impressum
  4. Inhalt
  5. Vorwort
  6. Aller Anfang ist schwer
  7. Aufgaben an Bord
  8. Vom Leben auf See
  9. Die Schiffe
  10. Die „Alten“ auf der Brücke
  11. Besondere Ereignisse
  12. Das Ende
  13. Kurzbiografien
  14. Glossar