Brandleichen – Tatortarbeit und Ermittlungen
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Brandleichen – Tatortarbeit und Ermittlungen

Erscheinungsformen, Ursachen, Beweissicherung

  1. 134 Seiten
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Brandleichen – Tatortarbeit und Ermittlungen

Erscheinungsformen, Ursachen, Beweissicherung

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Inhaltsverzeichnis
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Über dieses Buch

Brandort, Brandleichen, BrandursachenDas Fachbuch erläutert die professionelle Arbeit an Tatorten mit Brandleichen. Es ermöglicht beweissichere Tatortbefunde und trägt zu verbesserter Verständigung und besserem gegenseitigen Verstehen aller involvierten Personen bei.Der Leitfaden informiert über mögliche Ursachen und Erscheinungsformen des Feuers in Verbindung mit den Erscheinungsformen und Ursachen von Spuren am Leichnam. Der Autor definiert zunächst den Begriff der Brandleiche und erläutert verschiedene brandtechnische Begriffe. Anschaulich geht er auf die möglichen Brandursachen sowie Brandmotive ein. Bei der Unterscheidung von Brandort und Tatort erläutert der Autor auch die ersten Maßnahmen am Brandort sowie richtige Verhaltensweisen für Rettungsdienste, Seelsorger, Angehörige und Sachverständige, aber auch für die Presse und den Umgang mit den Medien.Leichenschau, Identifizierung, ErmittlungsverfahrenDer Verfasser stellt die Leichenschau differenziert aus allgemein polizeilicher, kriminalpolizeilicher sowie gerichtsmedizinischer Sicht dar. Dabei kommen typische Erscheinungsformen an Brandleichen ebenso zur Sprache wie Auswirkungen von Strom oder Blitzschlag.Checkliste, Praxishinweise, FormulierungstippsEine Checkliste zum Tatortbefundbericht sowie ein ausführlicher Bildteil ergänzen die Darstellung. Praktische Hinweise, Formulierungshilfen, Anmerkungen zur Sicherung von Brandschutt, zu Flammpunkten und ein Fragebogen runden das Buch ab.Für Polizei, Feuerwehr, Mediziner, JuristenDer Autor bringt seine langjährige Erfahrung als Brandermittler fachgerecht in das Praxiswerk ein. Der Leitfaden ermöglicht es so Kriminalisten, aber auch der Schutzpolizei, Gerichtsmedizinern, den Feuerwehren, den Staatsanwaltschaften und Gerichten, Versicherungen, Presseorganen, technischen Hilfsdiensten und Notdiensten, die Zuständigkeiten zu verstehen und ggf. zu koordinieren.

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Information

Jahr
2017
ISBN
9783415058880
Auflage
1
Thema
Jura

IV. Tatortarbeit

Hier beginnt nun die eigentliche Tatortarbeit, die eigentliche Brandursachen- und Todesursachenermittlung. Besichtigen Sie zunächst die Brandstelle und machen sich danach einen „geistigen Plan“, wie Sie im Folgenden vorgehen wollen.
Der von Ihnen vorgefundene Tatort sollte zunächst fotografisch gesichert werden. Sie weisen damit den Ursprung der vorgefundenen Örtlichkeit nach.
Es empfiehlt sich in den meisten Fällen, den Tatort auch per Videobeweis festzuhalten. Bewegte Bilder schaffen einen x-fach besseren, dreidimensionalen Eindruck von einem Tatort. „Nur“ Bilder/Fotos erfordern die Vorstellungskraft des Betrachters, die bei jedem anders ausgeprägt ist.
Versuchen Sie den Brandort zu „lesen“. Tafeln Sie die für Sie relevanten Spuren aus. (Sie erinnern sich an die Spurentafeln mit der weißen Seite?)
Im Vordergrund stehen die Ermittlungen zur Todesursache der Brandleiche. Sie erhält die Tafelnummer 1.
Fotografieren Sie die Auffindesituation. Ein Bild zu viel ist besser als eines zu wenig.
Tipp:
Wenn zu erwarten ist, dass eine Vielzahl von Bildern erforderlich wird, nehmen Sie ihr Diktiergerät zu Hilfe und diktieren in der Reihenfolge der Bilder, was Sie fotografieren.
Wenn Sie insgesamt 10 Steckdosen fotografieren, wissen Sie hinterher sicher nicht mehr, welches Bild welcher Steckdose zuzuordnen ist.
Fertigen Sie Handskizzen von den Räumlichkeiten. Wenn es erforderlich erscheint, vermessen Sie brandkritische Bereiche. Zeichnen Sie die Hauptspuren in Ihre Skizze. Unter Umständen bietet sich eine spätere Zeichnung unter Hilfename eines Computerprogrammes an.
Wenn möglich, besorgen Sie sich später Baupläne um die Spurenlage genau zu dokumentieren. Kennzeichnen Sie die vermeintliche Brandausbruchstelle, die Hauptspuren, Besonderheiten und die Lage der Leiche/n. Versehen Sie die Skizzen und Zeichnungen mit Datum der Erstellung und Ihrem Namen. Bei Übersichtsskizzen vergessen Sie den Nordpfeil nicht.
Insbesondere die Räumlichkeiten, in denen Sie die Brandausbruchstelle vermuten und die Räumlichkeiten, in denen Sie Leichen finden, müssen besonders gründlich beschrieben und festgehalten werden. Fangen Sie mit der Decke an und gehen dann nach Betreten des Raumes im Uhrzeigersinn vor. Zuletzt beschreiben Sie den Boden.
Zur Beschreibung des Leichnams eignet sich in Niedersachen das Formblatt „KP 16-Personenbeschreibung“ oder das Interpol-Formular zur Identifizierung von Katastrophenopfern, was der Autor bevorzugen würde.
Siehe Bildanhang auf S. 122: Bild 2: Skizze Identifizierung von Leichen
Dieser Vordruck zeigt eine geschlechtslose Person von vorn, von hinten, den Kopf, Hände und Füße.
In dieser Skizze kann man sehr gut die vor Ort vorgefundenen Spuren und Verletzungen am Leichnam eintragen und festhalten. Markieren Sie relevante Spuren mit Nummern und erklären diese zum besseren Verständnis.

1. Leichenschau

1.1. Mögliche Todesursachen

Hier können Unterscheidungen getroffen werden, die auf einen Tod im „Frühstadium“ oder im „Spätstadium“ hindeuten. Auch für den erfahrenen Ermittler sind folgend beschriebene Möglichkeiten und Anzeichen nicht dazu geeignet, eine schlüssige Aussage zur „Todesursache“ zu treffen. Letztlich trifft nur der Rechtsmediziner eine Entscheidung darüber. Die Erklärung der Unterscheidung lesen Sie im Folgenden.

1.2. Frühstadium

  • Es kommt zur Erstickung durch Sauerstoffmangel.
  • Es kommt zur Intoxikation, d. h. zu einer Vergiftung durch eine Überdosis von schädlichen Substanzen. Wenn der Körper über die Lunge eine über das jeweilige Mindestmaß hinaus gehende giftige (toxische) Substanz aufnimmt. Bei mehreren Stoffen nennt man das Polyintoxikation.
  • Elektrolytentgleisung. Elektrolyte sind z. B.: Natrium, Kalium, Calcium oder Magnesium. Wenn der Elektrolysespiegel im Körper vom Normalpegel abweicht, kommt es zu Herzproblemen, Fehlfunktionen des Nervensystem und am Ende zu Organversagen.
  • Schockzustände. Aufgrund mangelnder Blutversorgung kommt es zum Absterben einzelner Glieder, auch Nekrose genannt, was schließlich zum Tod führt.

1.3. Spätstadium

  • Toxische Organschäden durch Proteinzerfall. Proteine sind Eiweiße, die sich in allen Zellen des Körpers befinden. Die Struktur der Organe zerfällt.
  • Blutvergiftung. In der Medizin Sepsis genannt. Hier kommt es zu einer komplexen Entzündungsreaktion in den Blutbahnen des Organismus und führt zum Versagen eines oder mehreren Organe, auch Multiorganversagen.
  • Kreislaufversagen. In der Medizin anaphylaktische Reaktion genannt. Es beschreibt eine akute, krankhafte Reaktion des Immunsystems auf chemische Reize, die über eine Störung von Organfunktionen über Kreislaufschock bis zum tödlichen Kreislaufversagen führt.

1.4. Stadien der Verbrennung

Über die Stadien der Verbrennung gibt es unterschiedliche Einstufungen und Auffassungen. Die am häufigsten verwendete ist die, dass Verbrennungen in 4 Stadien eingeteilt werden:
Verbrennungen 1. Grades
beschreibt die Hautrötung (Erythem) bis Schwellung. Erythem ist die dermatologische Bezeichnung für Hautrötung. Es entsteht eine Erweiterung der Blutgefäße als Antwort auf Änderungen in der Stickstoffmonoxid-Konzentration (Vasodilatation)
Verbrennungen 2. Grades
bestehen bei Blasenbildung der Haut. Durch die Absonderung körpereigener, serumähnlicher Stoffe des Organismus (Sekrete) entstehen Blasen. Man nennt dies auch „seriöse Blasenbildung“. Wenn bereits Blut aus einem beliebigen Bereich der Blutbahn bzw. des Blutkreislaufs austritt, nennt man dies „hämorrhagische Blasenbildung“.
Verbrennungen 3. Grades
liegen vor, wenn die Zerstörung der Haut und tieferliegender Gewebeschichten vorliegt. Man nennt dies auch „subcutan“, was sich auf das Gewebe unter der Haut bezieht, also dem unmittelbar unter der Haut liegenden Binde- und Fettgewebe.
Verbrennungen 4. Grades
liegen vor, wenn eine Verkohlung oder die tieferliegende Schädigung des Körpers vorliegt. Dies ist immer dann der Fall, wenn Fettgewebe, Muskulatur und auch Knochen bereits geschädigt sind.
Als Grundsatz gilt, dass der Tod eines Menschen durch „thermische Einwirkung“ hervorgerufen wurde. Hier kann man noch zwischen der Verbrennung oder Verbrühung unterscheiden. Dies kann hervorgerufen werden durch:
  • Flammen
  • heiße Flüssigkeiten
  • Gase oder
  • Dämpfe
Letztlich zählt der Autor auch Tote durch Stromschlag oder Blitzschlag dazu.
Möglicher Anhaltspunkt wäre, dass sich die Haut ab einer Temperatur von 40 bis 50 °C rötet. Das bedeutet also auch, dass sich Menschen, die sehr heiß gebadet haben und danach große Flächen des Körpers Rötungen aufweisen, eigentlich Verbrühungen ersten Grades zugezogen haben.
Dann stellt sich die Frage: Ab wann besteht für den Menschen Lebensgefahr?
Grundsätzlich ist zu sagen, dass der (gesunde) Mensch in Lebensgefahr schwebt, wenn er sich ca. 70 % der Körperoberfläche ersten Grades oder ca. 40 % der Hautoberfläche zweiten Grades verbrannt hat.
Es gibt die sogenannte „Hunderterregel“, die besagt:
Prozentuale Verbrennung des Körpers plus Alter des jeweiligen Menschen darf Einhundert nicht überschreiten.
Diese Regel ist jedoch kritisch zu hinterfragen, da der gesundheitliche Zustand des jeweiligen Menschen in hohem Maße dazu beitragen kann, ob er eine großflächige Verbrennung überleben kann oder nicht.
Weiterhin gibt es die sogenannte „Neuner-Regel“ für Verbrennungen. Demnach zählen:
Der Kopf
9 %
Der Arm
9 %
Ein Bein
9 %
Der Rumpf vorn
18 %
Der Rumpf hinten
18 %
Siehe Bildanhang auf S. 123: Bild 3, verschiedene Verbrennungsgrade
Letztlich ist es wichtig, die verschiedenen Verbrennungsgrade zu kennen und an einem betroffenen Leichnam zu erkennen.
Hinweis:
Wenn sich Blasenbildung am Körper gebildet hat und mit Löschwasser in Verbindung kommt, platz...

Inhaltsverzeichnis

  1. Cover
  2. Titel
  3. Impressum
  4. Inhaltsverzeichnis
  5. Vorwort
  6. I. Einführung
  7. II. Grundsätzliches zum „Brandort“/„Tatort“
  8. III. Unterscheidung zwischen Brandort und Tatort?!
  9. IV. Tatortarbeit
  10. V. Tangierte Rechtsvorschriften
  11. VI. Tatortbefundbericht
  12. VII. Praktische Hinweise
  13. VIII. Kritische Gedanken
  14. IX. Auflösung des Fragebogens
  15. X. Nachwort
  16. XI. Quellen
  17. XII. Der Autor
  18. XIII. Stichwortverzeichnis
  19. XIV. Bildanhang
  20. Reihenanzeigen