Wie alt ist die Menschheit?
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Wie alt ist die Menschheit?

Demographie und Steinwerkzeuge mit überraschenden Befunden

  1. 240 Seiten
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Wie alt ist die Menschheit?

Demographie und Steinwerkzeuge mit überraschenden Befunden

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Inhaltsverzeichnis
Quellenangaben

Über dieses Buch

Michael Brandt präsentiert erstmals eine Gesamtschau der Daten zum Bevölkerungswachstum der Steinzeit und zu den gefundenen Werkzeugmengen. Dabei zeigen sich gravierende Widersprüche zum herkömmlichen Zeitrahmen der Menschheitsgeschichte. Sie lassen sich nur dann befriedigend lösen, wenn für die gesamte Steinzeit Dauer von nur wenigen tausend Jahren veranschlagt wird. Der Autor plädiert daher für eine beträchtliche Korrektur der frühen Menschheitsgeschichte. Die Rechererchen sind wissenschaftlich fundiert, das Buch ist aber auch für Laien gut lesbar. Der Leser erhält zudem viele interessante Einblicke in die Lebensumstände der Menschen der Steinzeit.

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Information

Jahr
2015
ISBN
9783775172844

TEIL I

Bevölkerungsentwicklung und das Alter der Menschheit

1. Entwicklung der Weltbevölkerung

1.1 In historischer Zeit

Die Wachstumsrate der Weltbevölkerung hat in jüngerer Zeit, insbesondere nach dem 2. Weltkrieg, stark zugenommen. Stieg die Weltbevölkerung von 1800-1850 um 0,58% jährlich, so war die entsprechende Wachstumsrate2 zwischen 1900 und 1920 bereits 1% (nach Bevölkerungsangaben von KREMER 1993 berechnet, Tab. 1). Der Höhepunkt wurde in den 1960er Jahren mit 2,2% erreicht. Seitdem ist ein tendenzieller Abfall der jährlichen Wachstumsrate festzustellen, wobei sich diese Entwicklung nach derzeitigen Prognosen bis zum Jahr 2050 fortsetzen wird (U.S. Census Bureau 2005). Wie hoch war das Bevölkerungswachstum aber in den Jahrhunderten und Jahrtausenden zuvor?
Von COHEN (1995) zusammengestellte Angaben verschiedener Autoren zur Weltbevölkerungsentwicklung in Tab. 1 zeigen, dass die Einschätzungen der einzelnen Autoren sich bis auf zwei Ausnahmen3 größenordnungsmäßig nicht unterscheiden. Abb. 1 zeigt die Weltbevölkerungsentwicklung in historischer Zeit (die letzten 4 000 Jahre) nach Angaben von BLAXTER (1986) und KREMER (1993).
Natürlich sind Bevölkerungsangaben, die die fernere Vergangenheit betreffen, immer mit einem großen Unsicherheitsfaktor behaftet. Als generelle Tendenz wird aber übereinstimmend von allen Autoren ein nahezu ständiges Wachstum der Weltbevölkerung angenommen. Lediglich das 14. Jahrhundert stellt eine allgemein anerkannte Ausnahme dar, denn um 1350 wurde Europa von der verheerendsten Pestepidemie seiner Geschichte heimgesucht. Weitere Pestwellen und andere Seuchen sowie Hungersnöte infolge Klimaverschlechterung führten zu hohen Bevölkerungsverlusten im 14. und auch noch 15. Jahrhundert (VASOLD 2003)4. Zudem stieg in Asien die Bevölkerung zwischen 1300 und 1400 nur gering an, da sie noch unter den Folgen der Verwüstung durch die Reiterhorden Dshingis Khans litt. Diese hatten im Jahrhundert zuvor unter der einheimischen Bevölkerung vom europäischen Russland bis Korea unvorstellbare Blutbäder angerichtet und auch die bäuerliche und städtische Infrastruktur vernichtet – die Überlebenden wurden Hirten, von welchen das Land aber nur wenige ernähren konnte (MCEVEDY & JONES 1978).
Anders als die demographische Entwicklung des 14. Jahrhunderts wird die Zeit von 200-900 n. Chr. von verschiedenen Autoren unterschiedlich beurteilt. In diese Epoche fallen der Zusammenbruch der römischen Zivilisation und die Völkerwanderung. Die unterschiedlichen Einschätzungen (Tab. 1) reichen von deutlicher Abnahme bis zu geringer Zunahme. In Tab. 2 sind nach Angaben aus Tab. 1 errechnete jährliche Wachstumsraten der Bevölkerung in Epochen ohne diese kontinentweiten Katastrophen aufgeführt. Danach betrug der jährliche Weltbevöl-kerungszuwachs in früher historischer Zeit unter bekanntermaßen viel schwierigeren Verhältnissen als heute jährlich ca. 0,05-0,3%.
Tab. 1: Entwicklung der Weltbevölkerung (in Millionen) von der Frühzeit der Menschheit bis 2000 n. Chr. (Nach Angaben verschiedener Autoren aus einer Zusammenstellung von COHEN 19951a und des U.S. Census Bureau 2005)
Abb. 1: Weltbevölkerungsentwicklung von 2000 v. Chr. bis 2000 n. Chr. (hell nach BLAXTER 1986 und dunkel nach KREMER 1993)
Zeitperiodeerrechnete jährliche WachstumsrateQuelle
Altertum1000 - 500 v. Chr.0,14%MCEVEDY & JONES 1978
400 - 200 v. Chr.0,19%BIRABEN 1979
200 v. Chr. - 1 n. Chr.0,05%BLAXTER 1986
Mittelalter1000 - 1200 n. Chr.0,15%MCEVEDY & JONES 1978
0,23%BIRABEN 1979
1100 - 1200 n. Chr.0,28%BLAXTER 1986
Beginn der Neuzeit1500 - 1600 n. Chr.0,15%CLARK 1977
0,25%MCEVEDY & JONES 1978
Tab. 2: Jährliches prozentuales Weltbevölkerungswachstum in früher historischer Zeit (ermittelt nach Angaben aus Tab. 1).

1.2 In der Steinzeit

1.2.1 Abschätzung der Bevölkerungszahl auf archäologisch-ethnographischer Basis

Die ältesten Überreste des echten Menschen (Homo erectus) stammen aus Afrika (Kenia). Es handelt sich um den Hüftknochen KNM-ER 3228 (ROSE 1984) und den Hinterhauptsknochen KNM-ER 2598 (WOOD 1991). Die fossilen Fundstücke werden radiometrisch auf 1,95 bzw. 1,89 Millionen Jahre datiert (FEIBEL et al. 1989). Das Alter der Menschheit wird deshalb auf etwa 2 Millionen Jahre geschätzt. In Tab. 3 ist der konventionell-zeitliche Abriss der wichtigsten geologischen und archäologischen Epochen der Steinzeit mit den fossil nachgewiesenen Menschenformen und ihren kulturell-technischen Erfindungen dargestellt. Auf einige dort verwendete Begriffe wird im weiteren Verlaufe des Buches immer wieder Bezug genommen. Die kulturell-technischen Erfindungen zeigen, dass schon Homo erectus ein voll entwickelter, uns geistig ebenbürtiger Mensch war (siehe Abschnitt 6.3.3).
Frühester Nachweis kulturelltechnologischer ErrungenschaftenAbbildungen Seite
In der Archäologie ist zu beobachten, dass der Nachweis von bestimmten kulturellen Innovationen des Frühmenschen wie z. B. die Nutzung von Feuer, die Herstellung von Kleber, die Verwendung von Farbe, das Weben von Kleidung und die Töpferei sich fortlaufend zeitlich immer weiter zurück verschiebt. Diese zeitlichen Rückverschiebungen sind mitunter dramatisch. Der erstmalige Nachweis bedeutet natürlich nicht, dass diese kulturellen Leistungen nicht auch viel älter sein können, was vielfach auch anzunehmen ist.
Anfertigung von Textilien, Körben, Kordeln und Netzen aus Pflanzenfasern (bevorzugt Brennnesseln) mit hochentwickelten standardisierten Techniken; Herstellung von Keramikgegenständen, (Tschechien; 29 000-25 000 Jahre vor heute)1Abb. 2, 3 - S. 20 Abb. 4 - S. 21
Anfertigung von Kordeln, Körben, Griffen an Steinwerkzeugen und farbiger Bekleidung aus Leinen, (Kaukasus; 32 000 Jahre v.h.)2
Flöte aus einem Oberschenkelknochen eines Bären (Slowenien; 67 000-43 000 Jahre v.h.)3Abb. 5 - S. 22
Schmuckperlen aus Straußeneierschalen (Libyen; 200 000 Jahre v.h.)4Abb. 6 - S. 22
Verwendung von Farbstoffen (Niederlande; 250 000 Jahre v.h.)5
Steinspitzen als Projektilwaffen (Äthiopien; >279 000 Jahre v.h.)6
Herstellung von Birkenrindenpech zur Verwendung als Kittmasse; Kenntnisse eines komplizierten Schwelprozesses sind dafür Voraussetzung, (Italien; 200 000 Jahre v.h.)7
Protofelskunst (Felsgravierung) (Indien; 300 000-150 000 Jahre v.h.)8
Gepflasterter Platz (für religiöse Zwecke?) (Deutschland; 400 000 Jahre v.h.)9
Hochleistungsspeere (Deutschland; 400 000 Jahre v.h.)10Abb. 7 - S. 22
Mondkalender (Knochengerät mit Ritzmuster) (Deutschland; 400 000 Jahre v.h.)11Abb. 8 - S. 23
Protoplastik aus vulkanischem Gestein (Israel; 280 000-233 000 Jahre v.h.)12 und Quartzit (Marokko; 500 000-300 000 Jahre v.h.)13Abb. 9 - S. 24
Speerspitzen aus Stein (Südafrika; 500 000 Jahre v.h.)14Abb. 10 - S. 25
Hochseefahrt über kurze Strecken (Indonesien; 800 000 Jahre v.h.)15
Nutzung von Feuer (Ostafrika; 1,6 Millionen Jahre v.h.)16
1 SOFFER (1999), SOFFER et al. (2000a,b)
2 KVAVADZE et al. (2009)
3 TURK (1997), SCHERER (1998)
4 ZIEGERT (1995)
5 ROEBROEKS et al. (2012)
6 SAHLE et al. (2013)
7 ROEBROEKS & VILLA (2011)
8 BEDNARIK (1993)
9 MANIA (1998)
10 DENNELL (1997), THIEME (1996, 1997,2004), RIEDER (2000)
11 SCHÖSSLER (2003)
12 GOREN-INBAR (1986), MARSHACK (1997), D‘ERRICO & NOWELL (2000)
13 KUCKENBURG (2001)
14 WILKINS et al. (2012)
15 BEDNARIK (1997), BRANDT (1998), MOORWOOD et al. (1998)
16 LUDWIG (2000)
Tab. 3: Übersicht zur Vorgeschichte des Menschen mit geologischen und archäologischen Epochen, Menschentypen, kulturell-technologischen Entwicklungen und datierten Zeitangaben.
Abb. 2: (A) Jungpaläolithisches Keramikfragment aus Tschechien und (B) sein Eindruck (aus SOFFER 1999). Keramikfragmente mit Eindrücken von Fasern vor 27 000 Jahren sind die ältesten Hinweise auf eine Fasertechnologie. Die Fasern selbst sind natürlich nicht mehr erhalten. Die Überlieferung in Form von Eindrücken in Keramikfragmenten ist wohl das Ergebnis von damaligen Unglücksfällen. Ton wurde zur Auskleidung von Körben, Herstellung von Gefäßen, für Hauseinrichtungen und Behausungen benutzt. Die damals weit verbreitete Nutzung von Feuer z. B. zum Wärmen und Kochen führte vermutlich zu nicht beabsichtigten Bränden. Die aus Fasern hergestellten Gegenstände, die nie die Zeiten überdauert hätten, wurden dabei auch vernichtet, hinterließen aber ihre Strukturen im Ton. (Aus Analecta Praehistorica Leidensia 31, 1999, Abdruck mit freundlicher Genehmigung)
Abb. 3: Jungpaläolithische Verzwirnungstypen aus Tschechien (aus SOFFER 1999). Sieben von acht in der Welt bekannten Verzwirnungstypen waren bereits vor 27 000 Jahren bekannt. Bei der Herstellung von Kordeln (Schnüre, Tauwerk, Seile) sind mindestens fünf verschiedene Strukturtypen nachgewiesen. Diese Verschiedenartigkeit in Verbindung mit dem gleichmäßigen und engen Maß des Garns und der Webelemente setzt eine vorherige Entwicklung voraus. Die Zahl der Typen an Verzwirnungen und Webereien ist im Jungpaläolithikum vor 27 000 Jahren wesentlich größer gewesen als später im Mesolithikum und Neolithikum vor 10 000-5 000 Jahren. (Aus Analecta Praehistorica Leidensia 31, 1999, Abdruck mit freundlicher Genehmigung)
Abb. 4: Venus von (A) Willendorf (Abguss), Österreich, und (B) Brassempoy (Abguss), Frankreich, aus dem Jungpaläolithikum. Die Venus von Willendorf (25 000 Jahre v.h.) trägt eine Kopfbedeckung (Hut oder Kappe) aus Fasergewebe mit komplexem Aufbau: Sie ist spiralförmig von einem zentralen Knoten aus gewebt. Es handelt sich nicht um eine Kopfbedeckung aus Muschelschalen oder eine Frisur, wie man früher annahm. Die Venus von Brassempoy (22 000 Jahre v.h.) trägt ein offenes, flexibles und vielleicht geknotetes Netz, das sich den Haaren anpasst.
Abb. 5: Mittelpaläolithische Flöte aus Iridijca, Slowenien (aus SCHERER 1998). Die Flöte (67 000-43 000 Jahre v.h.) ist aus einem Oberschenkelknochen eines Bären hergestellt. Der Abstand zwischen dem zweiten und dritten Loch auf dem Knochen ist doppelt so groß wie der zwischen dem dritten und vierten Loch. Die Intervalle entsprechen einem ganzen und einem halben Ton; die drei Töne sind diatonisch. Mit diesem Instrument konnte m...

Inhaltsverzeichnis

  1. Umschlag
  2. Haupttitel
  3. Impressum
  4. Inhaltsverzeichnis
  5. Vorwort zur fünften Auflage
  6. Vorwort zur dritten Auflage
  7. Einleitung
  8. TEIL I Bevölkerungsentwicklung und das Alter der Menschheit
  9. Teil II: Steinwerkzeuge und das Alter der Menschheit
  10. Teil III: Daten fordern drastische Verkürzung der Menschheitsgeschichte
  11. Anhänge (zu Teil I)
  12. Dank
  13. Literatur
  14. Fußnoten
  15. Anmerkungen
  16. Leseempfehlung