Keine Posaunen vor Jericho?
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Keine Posaunen vor Jericho?

Beiträge zur Archäologie der Landnahme

  1. 192 Seiten
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Keine Posaunen vor Jericho?

Beiträge zur Archäologie der Landnahme

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Inhaltsverzeichnis
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Über dieses Buch

Warum verweisen viele Forscher die Eroberung Kanaans durch die Israeliten, wie es das Alte Testament berichtet, ins Reich der Fabeln? Die Autoren dieses Sammelbands zeigen, dass dieses Ereignis archäologisch belegbar ist. Ein Buch für alle, die die biblischen Geschichten ernst nehmen. In der Neuauflage wurde der Inhalt auf den heutigen Stand gebracht. Außerdem sind neue Themen wie das Datum des Auszugs der Israeliten aus Ägypten (Exodus) und die Exodus-Route aufgenommen worden.

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Information

Jahr
2019
ISBN
9783775174497

Anhang 1:
Von Salomo bis zum Exodus: Das chronologische Gerüst

Peter VAN DER VEEN

A.1 Von Ahab bis zu Salomo

Die große Mehrheit der Bibelhistoriker in der angelsächsischen und israelischen Fachwelt datiert den Amtsantritt König Salomos auf ungefähr 970 v. Chr. Dieses Datum finden wir z. B. in den Standardwerken von Edwin THIELE und Gershon GALIL.1 Im Gegensatz dazu vertreten einige evangelikale Bibelkundler wie Floyd JONES, Christine TETLEY und Roger LIEBI2 die Auffassung, Salomo hätte seine Herrschaft deutlich früher (z. B. bei JONES 1015 und bei LIEBI 1016 v. Chr.3) angetreten.4 Die Reichsteilung in Nord- und Südreich nach Salomos Tod soll bereits 981 (TETLEY) bzw. 976/975 v. Chr. (JONES und LIEBI) erfolgt sein. Das konventionelle Datum dafür ist 931/930 v. Chr.5 Anders als JONES geht Roger LIEBI von einer deutlich längeren Richterzeit aus und folgert entsprechend, dass der Auszug aus Ägypten bereits 1606 v. Chr. stattgefunden hätte.6
Warum wir die „lange Chronologie“ (wie sie im deutschsprachigen Raum derzeit von LIEBI vertreten wird) nicht für tragfähig halten, soll im Folgenden skizziert werden, wobei es im ersten Teil primär um die Chronologie der frühen Königszeit gehen soll. Im zweiten, nachfolgenden Teil soll auf die Datierung der Frühzeit Israels (Auszug, Landnahme und Richterzeit) eingegangen werden.
Ein Grundansatz der oben genannten Autoren scheint zu sein, dass sie die chronologischen Angaben im Alten Testament höher gewichten als die bekannten Querverbindungen zwischen Israel und seinen Nachbarstaaten (vor allem Assyrien und Babylon), die aus sekundären Quellen zu erschließen sind. Zur Begründung betonen sie, dass die diskutierten Belege aus späten Kopien des 7. Jhs. v. Chr. stammen und deshalb für den Zeitraum, den sie beschreiben, nur schwer überprüfbar sind. Hingegen sei der biblische Text als Heilige Schrift göttlich inspiriert.
Was ist dazu zu sagen? Obwohl auch wir die biblischen Schilderungen als zuverlässig erachten und ihnen Priorität einräumen, halten wir den Verzicht auf bzw. die prinzipielle Abwertung anderer Quellen für wissenschaftlich nicht tragbar. Zum einen muss fairerweise betont werden, dass auch die Redaktion der Königsbücher spät ist und dass der dafür verantwortlich Zeichnende (gemäß der jüdischen Überlieferung könnte es der Prophet Jeremia gewesen sein) im späten 7. und 6. Jh. v. Chr. lebte.7 Zum anderen ist es schlicht eine Tatsache, dass die Angaben der Regierungslängen der Könige Israels und Judas in den uns vorliegenden Bibelhandschriften des Masoretentextes und der griechischen Übersetzung, der Septuaginta (vor allem in der Variante des sog. „Old Greek Text“), inhaltlich teilweise stark voneinander abweichen und dass sich im Laufe der Zeit zwischen ihnen einige nicht mehr lösbare Widersprüche eingestellt haben (vgl. dazu vor allem infra Anm. 5). Ist der biblische Text wirklich so über alle Kritik erhaben, dass für die Chronologiebildung auf außerbiblische Querverbindungen prinzipiell verzichtet werden kann, so stellt sich offenbar bereits zu Beginn die Frage, von welchem Text bzw. von welcher Textüberlieferung wir eigentlich reden.
Aus diesen Gründen kann nach unserer Überzeugung – da befinden wir uns völlig im Einklang mit der Mehrheit der Bibelkundler – auf die Querverbindungen nicht verzichtet werden. Allerdings sind auch diese nicht einfach als gegeben hinzunehmen, sondern kritisch zu hinterfragen. Das wollen wir im Folgenden tun. Ungeachtet einer großen Anzahl von Einzelfragen werden wir dabei zu dem Ergebnis kommen, dass der existierende, von THIELE und GALIL vorgegebene chronologische Rahmen weitgehend tragfähig ist.
Die chronologischen Querverbindungen zwischen Israel und Assyrien stammen aus dem 9. und 8. Jh. v. Chr., und zwar primär aus zeitgenössischen Annalen, die anhand einer gut fundierten neuassyrischen Chronologie verifiziert werden können. Letztere konnte mit Hilfe einer nahezu lückenlosen, bis auf das Jahr genauen Liste von Namen rekonstruiert werden. Diese Liste (es existieren mehrere Textfassungen von sog. „Eponymlisten und Eponymchroniken“ aus dem 7. Jh. v. Chr.) dokumentiert zwischen 910–649 v. Chr. die Namen und Ereignisse unterschiedlicher Personen (Könige und Beamte) nach einem klar strukturierten Schema. Beispielsweise amtierte jeder König als Namensgeber in seinem ersten oder zweiten Regierungsjahr, während regelmäßig Generäle der Armee im 2. oder 3., Mundschenke im 3. oder 4., … oder Gouverneure der Stadt Guzan (Tell Halaf in Nordsyrien) im 17. Jahr seiner Herrschaft amtierten.8 Mit Hilfe dieser Liste kann aufs Jahr genau rekonstruiert werden, bis wann beispielsweise König Ahab regiert haben muss. Die sog. Kurch-Stele (heute im Britischen Museum in London) berichtet, dass Ahab, „der Israelit“, im 6. Regierungsjahr König Salmanassars III. zusammen mit 11 levantinischen Verbündeten bei Qarqar in Nordsyrien gegen die Assyrer in den Krieg zog. Übertragen auf unseren heutigen (gregorianischen) Kalender und mit Hilfe der oben genannten Eponymliste ist es möglich, das 6. Regierungsjahr Salmanassars auf 853 v. Chr. festzulegen (Abb. 1).9 Damals amtierte der Turtan Dajan-Aschur als Eponymhalter.10 Im Gegensatz dazu datiert LIEBI das letzte Regierungsjahr Ahabs auf 897 v. Chr, also 40+ Jahre früher!
Ein weiteres Beispiel: Aus den assyrischen Annalen wissen wir, dass der einige Jahre nach Ahab herrschende König Jehu von Israel im 18. Regierungsjahr Salmanassars III. (als Adadremanni Eponymhalter war) an Assyrien Tribut zahlte.11 Umgerechnet auf den heutigen Kalender wäre dies im Jahr 841 v. Chr. gewesen. Die neuassyrische Chronologie ist astronomisch fixiert. Anhand astronomischer Retrokalkulationen von Mond- und Sonnenfinsternissen (die heute sehr präzise über Computerprogramme wie Redshift Astronomy Software berechnet werden können) lassen sich die chronologischen Angaben der neuassyrischen Könige bis aufs Jahr genau verifizieren. Ein wichtiger Fixpunkt ist die Sonnenfinsternis aus dem Jahre 763 v. Chr., die in den Eponymlisten (belegt in den kritischen Textfassungen Cb1 und Cb2) im 9. Regierungsjahr des Königs Assurdan III. mit dem Vermerk überliefert wurde, dass sie sich „im Monat Siwan“ (d. h. von Mitte Mai bis Mitte Juni) ereignet habe, als Bursagille, Gouverneur von Guzan, als Eponymhalter amtierte und als „in der Residenz ein Aufstand“ ausbrach.12
Auch mit weiteren Querverbindungen, beispielsweise mit der phönizischen Stadt Tyrus, setzen sich die oben genannten Autoren, wenn überhaupt, nur oberflächlich auseinander. So erwähnen beispielsweise die assyrischen Annalen einen König „Balimanzer“ von Tyrus, der ebenfalls 841 v. Chr. an Assyrien Tribut zahlte.13 Dieser König ist als „Balezeros“ (d. h. Bacalezer) aus den sog. Königsannalen von Tyrus bei Menander von Ephesus aus dem frühen 2. Jh. v. Chr. bekannt, sein Name wurde uns durch Josephus FLAVIUS überliefert.14 Bacalezer war der Sohn des aus der Bibel bekannten Königs Iṭṭobacal, „des Sidoniers“ (1. Könige 16,31).15 Auch wenn man die chronologischen Angaben bei JOSEPHUS zweifellos kritisch zu beurteilen hat, scheinen sie den oben dargestellten chronologischen Rahmen doch im Allgemeinen zu bestätigen.16 Mit Hilfe von Königsnamen und Regierungslängen aus den tyrischen Königsannalen soll der aus der Bibel bekannte Hīrōm, ein Zeitgenosse Davids und Salomos, ungeachtet abweichender Regierungslängen zwischen den Textvarianten 155 Jahre und 8 Monate vor der Gründung Karthagos (im 7. Jahr des Pygmalion, des Königs von Tyros = 825 v. Chr.17) seine Herrschaft angetreten haben.18 Wenn diese Angabe stimmt (die Zahl basiert auf Textvariante „B“), wurde Hīrōm im Jahre 980 v. Chr. König. Zudem berichtet JOSEPHUS, dass der Baubeginn des salomonischen Tempels in Hīrōms 11. oder 12. Regierungsjahr stattfand, also im Jahre 969/968 v. Chr.19 Das Alte Testament informiert uns zudem in 1. Könige 6,1 darüber, dass der Bau im 4. Regierungsjahr Salomos begann. Dies würde bedeuten, dass sich das 11. bzw. 12. Regierungsjahr Hīrōms und das 4. Jahr Salomos überschnitten hätten.20
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Abb. 1: Kurch-Monolith des Assyrerkönigs Salmanassar III. Die Stele erwähnt seinen Feldzug aus dem Jahre 853 v. Chr., als er bei Qarqar in Syrien auf Ahab von Israel und seinen Verbündeten traf. (Photo P. VAN DER VEEN, mit freundlicher Genehmigung der British Museum Trustees in London)
Indem die Vertreter der „langen“ Chronologie die Regierungszeiten der Könige Israels und Judas für gewöhnlich einfach addieren und sogar Zwischenzeiten interpolieren (um die Zeitspanne bis zum Fall Samarias 722/721 v. Chr. zu überbrücken), werden Koregentschaften, die bei THIELE und GALIL an mehreren Stellen eine wichtige Rolle spielen21, weitgehend ausgeschlossen.
Nimmt man die sekundären Quellen ernst, so trat Salomo seine Herrschaft um 970 (genauer im Jahre 972) v. Chr. an und nicht bereits vor 1000 v. Chr. Die Reichsteilung erfolgte etwa 30-40 Jahre später22, also erst um 942/941 (gemäß dem „Old Greek Text“) oder um 930 v. Chr. (gemäß dem Masoretentext).23

2. Von Salomo zurück bis zum Auszug aus Ägypten

Nach 1. Könige 6,1 soll Israel 480 Jahre vor dem 4. Regierungsjahr Salomos aus Ägypten ausgezogen sein. Der Exodus muss also gemäß der oben beschriebenen Berechnung um 1450/1449 v. Chr. stattgefunden haben. Manche Bibelkundler, u. a. Roger LIEBI, datieren das Ereignis jedoch deutlich früher, da, so ihre Argumentation, die zwischen Auszug/Landnahme und Königszeit liegende Richterzeit sonst zu kurz bemessen wäre. Sie argumentieren, dass man einen deutlich größeren Zeitraum herausbekäme, wenn man alle chronologischen Angaben im Buch der Richter (und zwar sowohl die Zeitsp...

Inhaltsverzeichnis

  1. Umschlag
  2. Haupttitel
  3. Impressum
  4. Widmung
  5. Inhaltsverzeichnis
  6. Über die Autoren
  7. Vorwort zur dritten Auflage
  8. Einführung
  9. A Die Herkunft des Volkes Israel. Biblische Landnahme oder Volkwerdung in Kanaan?
  10. B Wann eroberte Josua Kanaan, am Ende der Mittleren Bronzezeit IIC oder am Ende der Späten Bronzezeit I?
  11. C Die Größe der israelitischen Bevölkerung während der Wüstenwanderung und Landnahme
  12. D Das Gericht an den Göttern Ägyptens. Die zehn Plagen in 2. Mose 7-12 aus der religiösen Perspektive des Alten Ägypten
  13. Anhang 1: Von Salomo bis zum Exodus: Das chronologische Gerüst
  14. Anhang 2: Warum der Berg Horeb nicht in Saudi-Arabien liegt und die Überquerung des Schilfmeers nicht am Golf von Akaba stattfand
  15. Archäologische Chronologie
  16. Danksagung
  17. Leseempfehlungen