Eigentlich kerngesund
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Eigentlich kerngesund

Mit Hindernissen mutig leben

  1. 192 Seiten
  2. German
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  4. Über iOS und Android verfügbar
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Eigentlich kerngesund

Mit Hindernissen mutig leben

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Inhaltsverzeichnis
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Über dieses Buch

Ist man krank, wenn der Körper nur eingeschränkt funktioniert? Ist man gesund, wenn man keine Krankheitsdiagnose hat? Was macht das Leben ohne die sprichwörtliche Hauptsache "gesund" lebenswert? Seit zehn Jahren lebt die Autorin mit der Diagnose Multiple Sklerose. Mal ernst, mal heiter, immer ermutigend erzählt sie eigene Erfahrungen sowie von anderen Menschen, die krank sind - und doch im Kern gesund. Ein Buch, das Hoffnung weckt und Mut für den Umgang mit Lebenshindernissen schenkt.

Häufig gestellte Fragen

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Information

Jahr
2013
ISBN
9783775171434

Mit Krankheit leben

»Wie geht es dir?« Leichte Frage, schwere Antwort

Sie klingt ganz einfach. Und ist eine der am häufigsten gestellten Alltagsfragen: »Wie geht es dir?«
Der Deutschen liebste Antwort auf diese Frage soll sein: »Ich kann nicht klagen!«
Das kann unbefangen-fröhlich klingen, aber oft auch merkwürdig unentschieden-unfroh: »Ich kann nicht klagen.«
Soll heißen: Vielleicht könnte ich schon irgendwie klagen. Würde es vielleicht sogar ganz gern. Tu’s aber nicht. Trau mich vielleicht auch nicht. Anderen geht’s ja vermutlich schlechter. Aber so richtig gut geht’s mir auch nicht …
Und dann ist das kurze Gespräch auch schon wieder vorbei.
Von uns Nordlichtern haben Außenstehende manchmal den Eindruck, wir würden unsere Wörter genau abzählen. Jedenfalls ist hier der Begrüßungsschnack oft noch knapper. Frage: »Wie geht’s?« Antwort: »Muss ja.«
Oder so: »Wie geht‘s?« – »Geht was! Und selbst?« – »Geht schon!«
Oder wenn der oder die Antwortende noch unter 30 ist: »Wie geht’s?« – »Läuft.« Drei-Wort-Kommunikation.
Bei Älteren gibt’s als Antwort auf die Frage »Wie geht es dir?« vielleicht ein paar mehr Wörter, möglicherweise ein paar Sätze über das Leben mit den üblichen kleinen Zipperlein, und das kurze Gespräch endet oft mit: »Hauptsache gesund!« Man klopft sich vielleicht noch schnell auf die Schulter, zwinkert sich zu und trennt sich wieder. Etwas Neues, tiefer Gehendes hat man nicht erfahren. Wollte man vermutlich auch gar nicht. Nur dieses schnelle Einverständnis, dass Gesundheit und Fitness wichtig sind: »Hauptsache gesund!«
»How are you?« Auf Englisch bzw. in amerikanischem Umfeld ist diese Frage zumeist schon gar keine mehr. Sondern nur noch eine Begrüßungsfloskel ohne die Erwartung einer Antwort.
»Wie geht es dir?«
Eine Antwort auf diese einfache Frage ist manchmal gar nicht so einfach. Was will ich erzählen? Will ich überhaupt etwas davon sagen, wie es mir wirklich geht – körperlich, seelisch? Passt das in die Situation? Wie tief will ich einsteigen? Hört der Mensch mir gegenüber überhaupt zu – oder schaut er nicht schon wieder in die andere Richtung, innerlich schon weit weg von mir und seiner Frage und äußerlich auf dem Sprung?
Und dann gibt es Leute, die diese Frage so stellen: »Wie geht es dir?« Sie berühren dabei den Arm des oder der zu Befragenden. Die Stimme ist verhalten, fast brüchig. Der Ton überaus mitfühlend. Er legt nahe, dass es dem Gegenüber doch bestimmt ganz schlecht gehen muss und man jetzt vertraulich etwas Dramatisches, Bedrohliches erfahren wird, das man dann aber doch bei nächster Gelegenheit schnell – wiederum natürlich »vertraulich« – weitergeben kann …
So kann diese kleine Alltagsfrage manchmal richtig »klebrig« und irgendwie unangenehm werden. Und ich vermute, dass jemand, der so fragt, häufig am liebsten von sich selbst erzählen würde, jedenfalls nicht wirklich Interesse hat am Gegenüber. Und ich fühle mich dann gedrungen, erst mal den oder die andere zu beruhigen, zu trösten, aber auch abzuschütteln nach dem Motto: »Entschuldigung, so schlecht geht es mir gar nicht …« Ich traue mich nicht, fröhlich zu sagen: »Es geht mir gut, ich kann nur leider schlecht laufen.«
»Wie geht es dir?« – Ja, in der Tat: leichte Frage, schwere Antwort …
Vielleicht sollten wir sie ab und zu etwas bewusster und offener stellen – wenn wir sie denn stellen – und damit rechnen, dass wir überrascht werden. Dass der Mensch uns gegenüber wirklich etwas erzählen will. Dann kann diese Frage ein Einstiegstor sein in ein echtes Gespräch. Dann braucht sie Zeit. Sie braucht den Blickkontakt. Und oft gar keine schnelle Antwort. Aber das Gefühl: Hier hat jemand echtes Interesse an mir.
Übrigens: In vielen Selbsthilfegruppen ist diese Frage der Beginn von intensiven Gesprächsrunden über schwierige Lebensthemen. Einer erzählt, wie‘s ihm gerade geht, die anderen hören zu. Am Ende sagen alle gemeinsam: »Danke!« Und dann kann‘s auch so sein: leichte Frage, hilfreiche Antwort …

»Gesundheit!«
Vom vollständigen Wohlergehen

Jeder kennt das: Erst kribbelt‘s in der Nase. Man spürt es schon: Gleich lässt‘s sich nicht mehr aufhalten – das Niesen. Und dann: »Haaatschi!«
Es gibt Laut-Nieser, bei denen alle drumherum zusammenzucken und befürchten, der Mensch könnte platzen. Schließlich, so ist zu lesen, soll ein »Hatschi!« Windgeschwindigkeiten von Orkanstärke erreichen können! Und es gibt Oft-hintereinander-Nieser, bei denen der Mensch selbst und die Zuhörenden den Eindruck haben, dies könnte evtl. gar nicht mehr aufhören … Zu letzterer Gruppe gehöre ich. Sechs Mal hintereinander ist gar nichts. Nach so einem Niesanfall ist die Nase gut durchgespült und ich bin leicht geschafft. Schließlich soll durch den Niesreflex der Blutdruck kurzfristig stark ansteigen … Wussten Sie eigentlich, dass es biologisch unmöglich ist, die Augen beim Niesen offen zu halten? Das macht es zuweilen etwas stressig, wenn einen ein Niesanfall beim Autofahren ereilt. Und wussten Sie, dass man beim Niesen auf keinen Fall die Nase zuhalten, d. h. das Niesen unterdrücken soll, weil der entstehende Druck ins Mittelohr ausweichen und dort Schäden anrichten könnte? Also, wieder was gelernt! Und fröhlich und unbefangen weiter geniest – ob laut oder oft hintereinander!
Aber die wichtige Frage, die es zu klären gilt, ist ja diese: Sagt man zu der Person, die geniest hat, danach »Gesundheit!«? Seit dem 19. Jahrhundert war das üblich, in der Zeit davor wünschte man – wie zu lesen ist: »Gott helfe!« In anderen Ländern gibt es ähnliche Bräuche. Viele Leute, gerade auch ältere, kennen diese Sitte mit dem »Gesundheit!«. Sie könnten es als unhöflich empfinden, wenn es nach einem Niesen weggelassen wird. Aber der neue Knigge ist anderer Ansicht: Wenn es nach diesem Standardwerk des guten Benehmens geht, hat der Niesende seinerseits sich zu entschuldigen und die anderen sind angehalten, auch ein geräuschvolles Niesen diskret zu überhören. Ich finde dieses »Gesundheit!« eigentlich immer noch ganz nett und entspannend.
Und die Frage bleibt: Was meint man eigentlich, wenn man einem anderen »Gesundheit!« wünscht? Und grundsätzlicher: Was versteht man überhaupt unter dem Begriff »Gesundheit«?
Krankheit allgemein, bzw. viele Krankheiten lassen sich über ihre Symptome genau beschreiben und kategorisieren. Fachärzte, Medikamente und Therapien stehen zur Verfügung, um sie zielgenau zu bekämpfen. Doch wie kann man Gesundheit definieren? Ist jemand gesund, wenn er keine Krankheit spürt? Etwa entsprechend dieses netten Spruchs: »Ein gesunder Mensch ist ein Mensch, der nicht gründlich genug untersucht wurde …«?
»Gesundheit ist ein Zustand des vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlergehens und nicht nur das Fehlen von Krankheit oder Gebrechen.« So definiert die Weltgesundheitsorganisation (WHO) der Vereinten Nationen den Begriff »Gesundheit«. 1946 wurde ihre Verfassung von 61 Staaten unterzeichnet und hat eine bis heute richtungweisende Beschreibung von Gesundheit geliefert. Gesundheit ist weit mehr als die Abwesenheit von Krankheit. Gesundheit bezieht sich längst nicht nur auf das Körperliche, sondern auf umfassende Aspekte des Menschseins – ein überaus hoher Anspruch: Wer ist nach dieser Definition eigentlich gesund? Die englische Originalfassung spricht von »well-being«. Das kann man auch mit »Wohlbefinden« übersetzen. Wer lebt schon in vollkommenem körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefinden? Und was meint dieser fast philosophisch anmutende Begriff, der ein wenig an das erinnert, was heute zum Thema »Glück« erforscht wird?
Interessant ist auch der politische Akzent dieser Definition: »Der Besitz des bestmöglichen Gesundheitszustandes bildet eines der Grundrechte jedes menschlichen Wesens, ohne Unterschied der Rasse, der Religion, der politischen Anschauung und der wirtschaftlichen oder sozialen Stellung.« – So heißt es weiter in der Verfassung der WHO. Dies bedeutete schon damals die Forderung nach Verbesserung der Lebensumstände vieler Menschen, gerade auch in der sogenannten Dritten Welt.
Schon kurz nach dem 2. Weltkrieg wurde hier das Thema »Gesundheit« in einen umfassenden Zusammenhang gestellt, der auch heute Leitlinie politischen Handelns sein muss: »Die Gesundheit aller Völker ist eine Grundbedingung für den Weltfrieden und die Sicherheit; sie hängt von der engsten Zusammenarbeit der Einzelnen und der Staaten ab.«
40 Jahre später, im Jahr 1986, hat dann die WHO in ihrer Ottawa-Charta auch mit Blick auf das neue Jahrtausend »Gesundheit für alle« gefordert. Es ist Ziel, »allen Menschen ein höheres Maß an Selbstbestimmung über ihre Gesundheit zu ermöglichen und sie damit zur Stärkung ihrer Gesundheit zu befähigen. Um ein umfassendes körperliches, seelisches und soziales Wohlergehen zu erlangen, ist es notwendig, dass sowohl Einzelne als auch Gruppen ihre Bedürfnisse befriedigen, ihre Wünsche und Hoffnungen wahrnehmen und verwirklichen sowie ihre Umwelt meistern bzw. verändern können.« In der Tat ein großes Ziel und ein weiter Weg …
Und es ist interessant, wie der Begriff »Gesundheit« immer weiter wegrückt von einem allgemeinen »Zustand« hin zu einem individuellen und auch gemeinschaftlichen »Prozess«. Die alte Definition von Gesundheit der WHO konnte man nämlich auch so verstehen, als würde sie ein unerreichbares Ideal beschreiben, dem alle anderen Werte und Ziele unterzuordnen wären und das von vornherein bestimmte Menschengruppen, Menschen mit Behinderungen z. B., ausschließt, die nie diese absolute Gesundheit erreichen können.
Aber eine solche Sicht wird heute zunehmend kritisiert. Und bei der Frage: »Was ist Gesundheit?«, kommen andere Aspekte in den Blick: Was sind die äußeren Voraussetzungen – bis hin zu den Umweltbedingungen – und die individuellen Ressourcen, die gesundheitsfördernd und -erhaltend wirken? Wie können Menschen befähigt werden, ihr persönliches Potenzial für Gesundheit zu entdecken und zu leben? Dabei sollen soziale Stellung und Geschlecht, Nationalität und Herkunft keine einengende Rolle spielen.
Gesundheit ist ein vielschichtiges und dynamisches Geschehen. Niemand ist nur gesund. Aber auch niemand ist nur krank. Es gibt immer auch gesunde Anteile in einem Menschen, die zu fördern sind im Sinne des »Wohlergehens«. Dabei wirken – so hat es ja schon die Definition von 1946 beschrieben – alle diese Faktoren untrennbar zusammen: Körperliches, Geistiges, Soziales. Jemand kann körperlich topfit sein und zugleich sozial höchst eingeschränkt. Oder geistig schwach, aber im Emotional-Sozialen sehr stark.
Der Sozialwissenschaftler Klaus Hurrelmann versteht Gesundheit als »ein angenehmes und durchaus nicht selbstverständliches Gleichgewichtsstadium … Gelingt das Gleichgewicht, dann kann dem Leben Sinn und Freude abgewonnen werden.« Gesundheit ist ein »Zustand des objektiven und subjektiven Befindens einer Person, der gegeben ist, wenn diese Person sich in den physischen, psychischen und sozialen Bereichen ihrer Entwicklung im Einklang mit den eigenen Möglichkeiten und Zielvorstellungen und den jeweils gegebenen äußeren Lebensbedingungen befindet.«
Etwas kompliziert formuliert – aber ich finde diese Definition hilfreich. Sie nimmt den alten Gedanken vom »Wohlergehen« auf, indem sie von einem »Gleichgewicht« spricht, von einem »Einklang« mit sich selbst. Dies können durchaus auch Menschen erleben, die wir oberflächlich als sehr krank beschreiben würden. Dieser Gesundheitsbegriff engt also nicht ein auf bestimmte festgeschriebene Kategorien von Gesund-Heit, sondern weitet den Blick auf sehr unterschiedliche Erfahrungen von Gesund-Sein. Und er legt zugleich die kritische Frage nahe, wo wir in unserem gesellschaftlichen Diskurs – z. B. auch bei der Diskussion über pränatale Diagnostik und ihre Konsequenzen – zu schnell abhaken: Gesund! Krank! Lebenswert! Behindert!
Ja, wir müssen darauf achten, dass wir nicht immer häufiger Zustände eines Menschen, die nicht der Norm entsprechen, als krank und behandlungsbedürftig – und damit vielleicht sogar als nicht lebenswert – einstufen. Es gibt einen Wunsch nach Gesundheit, auch ein Grundrecht darauf. Dafür müssen wir uns politisch und medizinisch einsetzen im Sinne von gerechter Verteilung. Aber es gibt keine Pflicht zur Gesundheit. Würde und Wert eines Menschen sind tiefer begründet.
Und wie erlangt man nun »vollständiges Wohlergehen«? Ein hilfreicher Tipp dazu aus der Bibel, dem weisen und so wunderbar humorvollen Buch der Sprüche: »Ein fröhliches Herz tut dem Leibe wohl; aber ein betrübtes Gemüt lässt das Gebein verdorren.« Oder modern gesagt: »Fröhlichkeit ist gut für die Gesundheit, Mutlosigkeit raubt einem die letzte Kraft!«
Na, dann: »Gesundheit!«

»Ich muss Ihnen leider sagen …«
Vom Schock der Diagnose

Es ist bereits über zehn Jahre her. Aber ich habe die Situation noch ziemlich genau vor Augen: Mein Mann und ich sitzen im schicken Sprechzimmer des Neurologen. Aufgeräumter Schreibtisch, nur ein Computerbildschirm auf der Massivholzplatte. Zwei moderne Holzlehnstühle, ein mit Fachliteratur vollgestopftes Bücherregal, eine Untersuchungsliege, an der Wand abstrakte Bilder.
Der Arzt sitzt uns gegenüber: weißes Sporthemd und Hose, bunter Schlips, große braune Augen mit intensivem Blick. Er hat uns nach der Sprechstunde einbestellt. »Dann haben wir mehr Ruhe.« Ich weiß noch, dass mich dieser Satz nicht sehr beunruhigt hat. Ich fand ihn einfach nett.
Vorausgegangen waren sechs Wochen, die mein Leben grundlegend verändern sollten. Aber ich denke heute, dass mir das damals nicht so richtig bewusst war. Eines Morgens beim Blick in den Spiegel hatte ich überrascht festgestellt, dass ich meine linke Gesichtshälfte nicht spürte. Beim Eincremen ein taubes Gefühl. Der Make-up-Stift wusste nicht so richtig, wohin. Meine Gedanken auch nicht. Ein paar Tage später spürte ich, dass meine linke Körperhälfte insgesamt taub war. Und zugleich merkwürdig kribbelig. Ich wurde auch kribbelig: Was kann das sein? Bilde ich mir das alles ein – oder soll ich doch mal zum Arzt gehen?
Überraschend schnell gab mir die Assistentin des Neurologen nach Schilderung meiner Symptome einen Termin.
Und dann folgten die üblichen Untersuchungen. Richtig schlecht ging‘s mir nach der Lumbalpunktion. Da bekam ich zum ersten Mal Angst: Was soll das werden?
Eine Untersuchung im Kernspin wurde angeordnet. Und so lag ich bewegungslos auf der schmalen Liege in der »Höhle«. In den Ohren hämmerte das Klopfen des damals noch nicht sehr abgedämpften Gerätes. Und in Kopf und Herz die Gedanken: Was ist, wenn die jetzt einen Tumor feststellen … Wenn sie mir gleich sagen: Aussichtslos. Noch wenige Monate …
Ich wusste nicht, dass ich von dem Radiologen, der natürlich Bescheid wusste, gar keine Diagnose hören würde. Er zeigte mir die Bilder von meinem Gehirn mit den vielen weißen Flecken: »Hier ist etwas Entzündliches.« »Und was ist das?« »Das kann ich Ihnen nicht sagen.« Und er entließ mich mit guten Wünschen.
Auf dem Rückweg rasten meine Gedanken schneller, als ich Auto fuhr … Was ist mit mir? Bin ich todkrank? Computer und Internet zu Hause legten mir schnell eine Antwort nahe. Ich wollte aber die Eigendiagnose nicht zu weit treiben. Und überhaupt: Meine Symptome waren auch schon wieder verschwunden. Vielleicht doch alles ein Fehlalarm??
Und so saßen wir also im Sprechzimmer des Arz...

Inhaltsverzeichnis

  1. Umschlag
  2. Titel
  3. Impressum
  4. Inhaltsverzeichnis
  5. Widmung
  6. Vorwort
  7. Mit Krankheit leben
  8. Im Kern gesund werden
  9. Lebenslust entdecken
  10. Quellennachweis
  11. Werbung