Herr Müller, die verrückte Katze und Gott (eBook)
eBook - ePub

Herr Müller, die verrückte Katze und Gott (eBook)

  1. 319 Seiten
  2. German
  3. ePUB (handyfreundlich)
  4. Über iOS und Android verfügbar
eBook - ePub

Herr Müller, die verrückte Katze und Gott (eBook)

Angaben zum Buch
Buchvorschau
Inhaltsverzeichnis
Quellenangaben

Über dieses Buch

Eine göttliche KomödieDie schillernd-bunte Einladung von Erfolgsautor Ewald Arenz zum literarischen Himmel-und-Hölle-Spiel voller Irrwitz: Jehudi, Erzengel mit einer Vorliebe für Gin Tonic und verantwortlich für die Verwaltung der Seelen im Vorhimmel, stellt bei seinem Kontrollgang im unsichtbaren vierzehnten Stockwerk des Spiegel-Hochhauses bestürzt fest, dass eine fehlt. Kurt Müllers Seele ist bei seinem ebenso plötzlichen wie tödlichen Fenstersturz in Nürnberg verloren gegangen, und ihr spurloses Verschwinden droht vor der Zeit den Beginn der Apokalypse auszulösen. In der Not bittet Jehudi seinen Bruder Abaddon um Hilfe – einen gefallenen Engel und Dämonenfürsten, der gerade sein Katapult für flugwillige Pinguine testet. Kurt Müller aber hat sich derweil in Frankreich als Katze reinkarniert und keine Ahnung davon, dass nicht nur die Himmelsmächte nach ihm suchen, sondern zudemdie Unterwelt den Höllenhund auf ihn angesetzt hat, um seine Seele und damit die Schöpfung für immer zu zerstören. Wird es Kurts Tochter Helena gelingen, zusammen mit Jehudi und Abaddon die Seele ihres Vaters zu finden und den Jüngsten Tagabzuwenden? Doch da ist auch noch Erzengel Uriel mit ganz anderen Rettungsplänen für das Universum. Und wo ist überhaupt Gott?Eine erfrischend humorvolle, bisweilen heiter-sarkastischeAuseinandersetzung mit Sinn und Unsinn des Lebens, Religion, Glauben und Fanatismus, mit der Idee von Reinkarnation, Engeln und Gottesbildern.

Häufig gestellte Fragen

Gehe einfach zum Kontobereich in den Einstellungen und klicke auf „Abo kündigen“ – ganz einfach. Nachdem du gekündigt hast, bleibt deine Mitgliedschaft für den verbleibenden Abozeitraum, den du bereits bezahlt hast, aktiv. Mehr Informationen hier.
Derzeit stehen all unsere auf Mobilgeräte reagierenden ePub-Bücher zum Download über die App zur Verfügung. Die meisten unserer PDFs stehen ebenfalls zum Download bereit; wir arbeiten daran, auch die übrigen PDFs zum Download anzubieten, bei denen dies aktuell noch nicht möglich ist. Weitere Informationen hier.
Mit beiden Aboplänen erhältst du vollen Zugang zur Bibliothek und allen Funktionen von Perlego. Die einzigen Unterschiede bestehen im Preis und dem Abozeitraum: Mit dem Jahresabo sparst du auf 12 Monate gerechnet im Vergleich zum Monatsabo rund 30 %.
Wir sind ein Online-Abodienst für Lehrbücher, bei dem du für weniger als den Preis eines einzelnen Buches pro Monat Zugang zu einer ganzen Online-Bibliothek erhältst. Mit über 1 Million Büchern zu über 1.000 verschiedenen Themen haben wir bestimmt alles, was du brauchst! Weitere Informationen hier.
Achte auf das Symbol zum Vorlesen in deinem nächsten Buch, um zu sehen, ob du es dir auch anhören kannst. Bei diesem Tool wird dir Text laut vorgelesen, wobei der Text beim Vorlesen auch grafisch hervorgehoben wird. Du kannst das Vorlesen jederzeit anhalten, beschleunigen und verlangsamen. Weitere Informationen hier.
Ja, du hast Zugang zu Herr Müller, die verrückte Katze und Gott (eBook) von Ewald Arenz im PDF- und/oder ePub-Format sowie zu anderen beliebten Büchern aus Literatur & Literatur Allgemein. Aus unserem Katalog stehen dir über 1 Million Bücher zur Verfügung.

Information

Jahr
2016
ISBN
9783869136981
III – Quantus tremor est futurus
Hamburg
Es war der ideale Tag für ein bisschen Krawall im Schanzenviertel. Ein frischer, kräftiger Frühlingswind brachte im Wechsel heftige kurze Regengüsse und unvermuteten, schon recht warmen Sonnenschein, in dem die nassen Pflastersteine und Schlagstöcke schnell trockneten und nicht mehr so glitschig waren, wenn man sie einsetzen wollte. Polizisten und Autonome nahmen die Gelegenheit wahr, sich in einem kleinen Straßenkampf rings um das besetzte Haus »Rote Flora« schon ein wenig für die große Randale am kommenden Wochenende warm zu machen.
»Haut die Bullen platt wie Stullen!«, brüllte es aus dem schwarzen Block, der sich rund um die Vortreppe der »Roten Flora« gesammelt hatte, wo die meisten von ihnen auch in Kartons und auf ausgemusterten Ikea-Matratzen wohnten.
»Lösen Sie die unerlaubte Versammlung sofort auf!«, dröhnte es aus dem Megafon eines Polizeiwagens.
Der übliche Austausch von vollkommen bedeutungslosen, aber traditionellen Floskeln zwischen zwei altvertrauten Gegnern, bevor es endlich zu der ersehnten Keilerei kam, die ein bisschen Abwechslung in die Langeweile des Hamburger Polizisten- und Autonomenalltags brachte. Dieser unterschied sich auf den verschiedenen Seiten eigentlich nur dadurch, dass die einen sich cool vorkamen, weil sie im angrenzenden Park schon am Vormittag kifften, während die anderen sich cool vorkamen, weil sie solche lächerlichen Kleindelikte am Vormittag bewusst übersahen.
Abaddon, der nach den Ewigkeiten seiner Verbannung ein wesentlich differenzierteres Verhältnis zu Langeweile hatte als alle Polizisten und Autonomen zusammen, war auf der Suche nach einem Café vor dem Schaufenster der linksalternativen Buchhandlung hängen geblieben. Nach Millionen Jahren auf dem Kontinent mit der geringsten Informationsdichte der Welt und mit bizarren Vögeln als einziger Abendunterhaltung sog Abaddon begeistert alles auf, was sich ihm bot. Und im Augenblick war das ein Holzständer voller Bücher auf dem Gehsteig vor dem Laden. Er nahm sich eines davon, setzte sich auf die danebenstehende Holzbank und begann zu lesen. Als ehemaliger Erzengel gewissermaßen genetisch ein Wesen des Buches, sogar tatsächlich selbst aus einem Schöpfungswort entstanden, las Abaddon mit irrwitziger Geschwindigkeit. Er las Das Kapital und die Briefe Rosa Luxemburgs. Er las Nietzsche und grinste. Er las Schutzengel von Paulo Coelho, das irgendwie unter die Politik geraten war. Das war das einzige Werk, bei dem er laut lachen musste, weil er seit Moses nicht mehr so viel offensichtlichen Blödsinn über Engel gehört hatte. Er legte es mit einem tiefen Seufzer des Bedauerns zurück und griff nach einem Buch, das Die Männerrechtsbewegung hieß. Er schlug es auf und las: Die Männerrechtsbewegung ist ein Netzwerk von Antifeministen, welches Männer als Opfer instrumentalisiert. Unter dem Vorbehalt des vermeintlichen Tabubruchs werden frauenfeindliche, schwulen- und lesbenfeindliche, antisemitische, rassistische und anti-sozialstaatliche Positionen propagiert. In einigen Foren zitieren sie Nazi-Webseiten und verbreiten Vergewaltigungs- und Mordphantasien. Nach außen wird versucht, Prominente zu vereinnahmen und sich in einer Art Querfrontstrategie als emanzipatorisch darzustellen. Intern dient das Feindbild Feminismus zur eingeschworenen Männerkumpanei, die keinen Widerspruch duldet. Die Männerrechtsbewegung geht konform mit Sozialabbau und 68er-Bashing und kann realpolitische Erfolge, Universitäts-Konferenzen und eine Rebiologisierung von Geschlechterfragen vorweisen.
Abaddon ließ das Buch verblüfft sinken. Klar, er war lange weg gewesen. Vielleicht hatten die Menschen eine neue Sprache erfunden, die er nicht verstand. Er las den Abschnitt noch einmal. Hinter seinem Rücken entwickelte sich allmählich die Straßenschlacht zwischen Schwarzem Block und Hamburger Bereitschaftspolizei, aber Abaddon merkte nichts davon. Was war eine Querfrontstrategie? Was war 68er-Bashing? Was war die Rebiologisierung der Geschlechterfrage? Hatte Gott Urlaub genommen und Satan als Stellvertreter eingestellt, ohne dass er das gemerkt hatte? War die Welt bereits untergegangen, und die Hölle hatte gesiegt, ohne ihm Bescheid zu sagen? Seit der babylonischen Sprachverwirrung war er sich nicht mehr so verständnislos vorgekommen.
Er hätte gerne weitergelesen, um das Rätsel zu lösen, aber in diesem Augenblick schoss ihm eine Flasche den Zylinder vom Kopf.
»Hey, du Scheiß-Bonze!«, scholl ein Ruf aus der Menge, die sich allmählich näher herangekämpft hatte. »Verschwinde aus meinem Viertel!«
Abaddon bückte sich, um seinen Zylinder aufzuheben, weshalb die nächste Flasche ihn knapp verfehlte. Als er sich wieder aufrichtete, standen drei schwarz gekleidete, vermummte Männer vor ihm. Einer riss ihm das Buch aus der Hand und warf einen Blick darauf.
»Ha!«, brüllte er vor Lachen. »Männerrechtsbewegung. Hallo, bürgerliches Arschloch, wir sind die Männerlinksbewegung, und wir mögen hier keine Leute, die im Frack ankommen und unser Viertel gentrifizieren wollen.«
Abaddon bürstete unbeeindruckt mit dem Unterarm über seinen Zylinder und setzte ihn wieder auf. Noch ein Wort, das er nicht kannte. Er nahm sich vor, als Nächstes ein Lexikon zu lesen.
»Ich bin kein bürgerliches Arschloch«, antwortete er ruhig, »sondern ein Dämonenfürst. Gibt es hier irgendwo ein gutes Café?«
»Nicht für dich!«, schrie der kleinste der drei Männer. Er zog hastig an seiner Zigarette, die rot aufglomm. In der anderen Hand wog er einen Pflasterstein. Der mittlere versuchte, den mit Benzin getränkten Lappen zu entzünden, den er in den Hals einer Wodkaflasche gestopft hatte. Allerdings ging sein Feuerzeug nicht. Abaddon, der es nicht leiden konnte, wenn Feuer nicht ordentlich brannten, schnippte und bot dem Mann die rein blaue Flammenzunge an, die auf dem Nagel seines Zeigefingers tanzte.
»Das Café!«, erinnerte er ihn, während der Lappen aufflammte. Der Mann reagierte nicht. Er sah entgeistert auf Abaddons Hand, zwischen deren Finger die blaue Flamme wie ein Zweieurostück hin und her wanderte.
»Wirf!«, schrien die beiden anderen ihn an. »Wirf!«
Der Autonome erwachte aus seiner Erstarrung, erkannte entsetzt die Gefahr und schleuderte den Molotowcocktail mit einer instinktiven Bewegung so schnell fort, wie er konnte. Im nächsten Augenblick stand die Schaufensterfront des linksalternativen Buchladens in Flammen.
Zwei Kommunardinnen kamen herausgestürmt, sahen die drei Autonomen und schrien sie an: »Seid ihr bescheuert? Seit wann greift ihr die eigenen Leute an?«
Abaddon pustete die Flamme auf seinen Nägeln aus.
»Ich schätze, die wollen das Viertel mit Gewalt gentrifizieren!«, sagte er. »Oder es handelt sich um ein verspätetes 68er-Bashing. Gibt es hier irgendwo ein gutes Café?«
»Was?«, schrie die Buchhändlerin in entsetzter Wut. »Mein Laden brennt, und du fragst mich nach einem Café?«
Abaddon griff nach dem Buch über die Männerrechtsbewegung. Es kokelte an den Ecken, aber er schob es trotzdem in die Innentasche seines Fracks. Polizeisirenen gellten. Flaschen, Steine und Tränengasgranaten flogen jetzt in ziemlich dichtem Hagel über die Straße hin und her. Von den drei Autonomen hatte mittlerweile jeder einen Pflasterstein in Händen, sie machten sich wurfbereit.
»Ich sehe zwar den Zusammenhang nicht«, murmelte Abaddon eher für sich als für die Frau, »aber bitte!«
Er machte eine herrische Handbewegung gegen das brennende Schaufenster. Die Flammen duckten sich, fast war es, als winselte das Feuer; es zog sich von den Büchern, von der Holzbank, vom Schaufenster zurück, wurde kleiner und kleiner, bis es zu drei winzigen Kügelchen geschrumpft war, die auf dem Gehsteig herumrollten. Abaddon ließ sie mit einer kleinen Geste auf die Pflastersteine hüpfen, wo sie kurz tanzten und dann verschwanden.
»Lass deine scheißbürgerlichen Zaubertricks, Alter!«, brüllte der große Autonome in verunsicherter Aggression. »Willst du uns ficken, oder was?«
»Das Café!«, erinnerte Abaddon höflich die Buchhändlerin, die mit offenem Mund dastand.
»Da vorne«, stotterte sie und zeigte auf ein Haus jenseits der Straßenschlacht, »das Schmidtchen im Haus 73.«
»Danke«, sagte Abaddon, zog den Zylinder und ging. Im selben Augenblick schrien die Autonomen auf, ließen drei weiß glühende Pflastersteine fallen, starrten entsetzt auf die rasch aufblühenden Blasen in ihren Handflächen und rannten dann, was das Zeug hielt.
»Hm«, machte Abaddon nachdenklich, »Energieerhaltungssatz. Gilt für die ganze Schöpfung. Und auch in Hamburg.«
Er bahnte sich unbeschadet von Schlagstöcken, Schlagringen, Tränengas, Dachlatten, Gummigeschossen und keuchend in den Nahkampf verstrickten Polizisten seinen Weg zum Haus 73, sch...

Inhaltsverzeichnis

  1. Cover
  2. Inhalt
  3. I – Liber scriptus proferetur
  4. II – Dies irae, dies illa
  5. III – Quantus tremor est futurus
  6. IV – Tuba mirum spargens sonum
  7. V – Solvet saeclum in favilla
  8. VI – Cum resurget creatura
  9. VII – Mihi quoque spem dedisti
  10. Der Autor