Hypnose und Achtsamkeit
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Hypnose und Achtsamkeit

Zwei Schwestern auf dem Tandem

  1. 240 Seiten
  2. German
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Hypnose und Achtsamkeit

Zwei Schwestern auf dem Tandem

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Inhaltsverzeichnis
Quellenangaben

Über dieses Buch

In der Therapie von psychischen Störungen ergänzen sich Hypnose und Achtsamkeit in optimaler Weise. Das Wissen um die Grundlagen der Achtsamkeit und ihre Wurzeln in der buddhistischen Psychologie bereichert das therapeutische Vorgehen um Modelle zur Linderung von Leiden und das damit verbundene Erfahrungswissen. Für Therapeuten wie Klienten eröffnet das neue Wege der Stressbewältigung und Prophylaxe von Burnout, bei Depressionen, bei der Emotionsregulation, bei Traumafolgen und Angst, bei Schmerz, Sucht und Schlafstörungen, aber auch bei onkologischen Erkrankungen.Michael Harrer führt die Anwendung von Hypnose und Achtsamkeit in der Psychotherapie umfassend und fundiert zusammen. Das Buch diskutiert Wirkfaktoren, Möglichkeiten und Grenzen der kombinierten Nutzung und vermittelt gut nachvollziehbar deren praktische Umsetzung. Sie wird erleichtert durch Anleitungen zu Trancen und Achtsamkeitsübungen sowie durch Vorschläge zur wörtlichen Formulierung von Trancen bzw. von Trancebausteinen.Hinweise zur störungsspezifischen Kombination von Hypnose und Achtsamkeit helfen bei der gezielten Auswahl der beschriebenen Techniken.

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Information

Jahr
2018
ISBN
9783849781439

1Arbeitsdefinitionen

1.1 Hypnose und Trance

Definitionen von Hypnose werden der in ihr verborgenen Vielfalt nie gerecht, denn immer werden bestimmte Charakteristika hervorgehoben und andere müssen vernachlässigt werden. Milton Erickson soll auf die Frage nach einer Definition von Hypnose geantwortet haben:
»Was immer ich sage, dass es sei …, lenkt mich davon ab, die vielen Möglichkeiten zu erkennen und nutzbar zu machen, die da sind« (Gilligan 1991, S. 60).
Trotzdem wird immer wieder um Definitionen gerungen.
Definition von Hypnose der American Psychological Association (APA)
Die folgende Definition der APA entstammt einem Konsens eines Expertenkomitees aus dem Jahre 2014 (zitiert in Elkins et al. 2015):
Hypnose ist ein Bewusstseinszustand (state of consciousness), der eine fokussierte Aufsmerksamkeit und ein reduziertes peripheres Gewahrsein umfasst und der durch eine erhöhte Fähigkeit charakterisiert ist, auf Suggestionen zu reagieren (Elkins et al. 2015, Übers.: M. E. H.).
Hypnotische Trance
Hypnotische Trance ist ein Zustand, in dem man von bestimmten Wahrnehmungen oder Gedanken absorbiert ist, während andere Wahrnehmungen unter Umständen dissoziiert sind. Es ist ein Zustand innerer Offenheit, der Suchprozesse und kreative Lösungen ebenso erleichtert, wie sich auf bestimmte Vorstellungen einzulassen und andere loszulassen. Die dabei ablaufenden mentalen Prozesse sind unwillkürlich. Das Alltagsbewusstsein, das dazu tendiert, Wahrnehmen und Denken in bestimmte, gut gebahnte Richtungen zu drängen und andere Denk- und Wahrnehmungsmöglichkeiten auszuschließen, ist deaktiviert (nach Revenstorf 2017, S. 93–94).
Verwendung einiger Begriffe in diesem Buch
Hypnose: Ein meist ritualisiertes Vorgehen, bei dem eine Person eine andere dazu einlädt, in Trance zu gehen. Je nach Kontext unterscheidet man psychotherapeutische Hypnose, medizinische Hypnose, Bühnenhypnose etc. In der Selbsthypnose ist man gleichzeitig Anleiter und Angeleiteter.
Trancen: Bewusstseinszustände, über deren Charakteristika unterschiedliche Auffassungen bestehen. Je nach Kontext unterscheidet man hypnotische Trancen, Konversationstrancen, Alltagstrancen, schamanische Trancen etc., je nach Inhalten Problem-, Symptom-, Lösungs- und Ressourcentrancen. Sie können auf natürliche Weise spontan auftreten oder ausdrücklich eingeladen und induziert werden.
Hypnotherapie: Kommunikationsformen und Interventionen, die auf das Wirken von Milton H. Erickson aufbauen und im Wesentlichen von Mitgliedern der Milton H. Erickson Gesellschaften weiterentwickelt und vermittelt werden. Sie wird in andere Psychotherapieverfahren integriert, am häufigsten in die Verhaltenstherapie.
Hypnosepsychotherapie: Ein im österreichischen Psychotherapiegesetz anerkanntes eigenständiges Psychotherapieverfahren, bei dem Hypnotherapie in ein umfassenderes psychodynamisches Verständnis eingebettet ist (siehe Abschnitt 2.1.2, S. 29 f.). Die Unterscheidung zur Hypnotherapie ist in jenen Bereichen sinnvoll, in denen der spezifische Umgang mit der therapeutischen Beziehung von Bedeutung ist.
Wenn man Trancen als spezielle Bewusstseinszustände versteht, dann sind damit aus ericksonianischer Sicht Zustände gemeint, die auch ganz natürlich und spontan im Alltag auftreten. Sie sind dadurch charakterisiert, dass bestimmte Wahrnehmungen und Funktionen dem Bewusstsein nicht zugänglich sind, sie sind dissoziiert, d. h. unverbunden und somit nicht integriert. Die Einengung der Aufmerksamkeit führt dazu, dass man von einem bestimmten Bewusstseinsinhalt absorbiert ist. So ist man beispielsweise von einem spannenden Buch gefesselt oder hört nur die Worte des Hypnotiseurs, alles andere wird ausgeblendet. Zugleich erlebt man die eigene Innenwelt besonders intensiv und lebendig, denn worauf sich die Aufmerksamkeit richtet wird verstärkt und vertieft. Man kann Wünschenswertes und Zukünftiges imaginieren und Vergangenes erinnern und damit reaktivieren. Das kritische Denken tritt dabei in den Hintergrund, sodass im Möglichkeitsraum der Trance zuvor Unbekanntes und Unvorstellbares zu einer neuen inneren Realität wird. Anschließend wird das in der Hypnose Erlebte oft nicht mehr bewusst erinnert.
Wenn Suggestibilität als Merkmal hypnotischer Trancen genannt wird, so ist damit die Fähigkeit eines Individuums gemeint, die suggerierten Veränderungen in seiner Physiologie, in seinen Empfindungen, Gefühlen, Gedanken oder in seinem Verhalten umzusetzen (Elkins et al. 2015). Ein bedeutsamer Zweig der akademischen Hypnoseforschung beschäftigt sich mit der Erfassung der Suggestibilität von Versuchspersonen unter standardisierten Bedingungen. Die Suggestibilität wurde lange Zeit als ein stabiles Persönlichkeitsmerkmal angesehen, bis nachgewiesen werden konnte, dass man sie trainieren kann. Schon Erickson hat oft viele Stunden dafür aufgewendet, um seine Klienten mit dem Erleben von Trancephänomenen vertraut zu machen, erst danach begann er mit der »eigentlichen« Trancearbeit. Es gibt aber auch Kritik an der These, die erhöhte Suggestibilität sei ein geeignetes Merkmal, Trancezustände zu definieren. Denn viele Menschen sind schon im Alltagsbewusstsein und unabhängig von speziellen Trancezuständen höchst suggestibel, sodass sich diese Fähigkeit dann in Trance nicht wesentlich verstärkt.
Sozialpsychologische Theorien gehen davon aus, dass der Hypnotisierte das ausführt, von dem er meint, dass es von ihm erwartet wird. In diesen Konzepten wäre Suggestibilität die Fähigkeit, expliziten und impliziten Instruktionen zur Rollenübernahme zu folgen.
Eine intersubjektive Sicht versteht das Gelingen therapeutischer Begegnungen als Resonanzphänomen. Sie berücksichtigt nicht nur den Kontext und die Einzigartigkeit des Klienten, sondern auch den Bewusstseinszustand des Therapeuten und seine Aufmerksamkeitssteuerung. Das Beziehungsangebot des Therapeuten bildet den Kontext, in dem der Klient im Zusammensein mit einem bedeutsamen Menschen neue Erfahrungen machen kann. Der Therapeut trägt dazu bei, die in seinen Klienten vorhandenen Ressourcen zu aktivieren, und schafft eine Atmosphäre, in der sie ihre Potenziale entfalten, sich entwickeln und aufblühen können.

1.2 Achtsamkeit

Ebenso wie bei der Hypnose stoßen auch die Versuche, Achtsamkeit zu definieren und ihr Wesen in Worte zu fassen, bald an ihre Grenzen. So gibt es bis heute keine einheitliche und allgemein verbindliche Definition. Jon Kabat-Zinn (2011b), der wesentlich zur Verbreitung der Achtsamkeit in Medizin und Psychotherapie beigetragen hat, führte den Begriff der Achtsamkeit als »Schirmbegriff« (umbrella term) ein. Unter dem Dach der Achtsamkeit sollte in seinen Kursen vieles Platz haben, was ihm wichtig und wertvoll war.
Definitionen von Achtsamkeit
Die bekannteste Arbeitsdefinition von Achtsamkeit lautet: Achtsamkeit bedeutet, auf eine bestimmte Weise aufmerksam zu sein: absichtsvoll, gegenwärtig und nicht bewertend (Kabat-Zinn 2011b).
Andere Definitionen von Achtsamkeit – so wie die in diesem Buch vertretene – rücken den »inneren Beobachter« ins Zentrum. Für sie bedeutet Achtsamkeit das Erwachen eines inneren Beobachters bzw. den Wechsel der Perspektive in eine Beobachterposition und das Einnehmen eines Bewusstseinszustandes des rezeptiven Wahrnehmens und Beobachtens (siehe Abschnitt 6.4.5, S. 129 f.).
Shauna Shapiro und ihre Arbeitsgruppe (2006) definieren die Achtsamkeit über die drei Komponenten Aufmerksamkeit (Attention), Absicht (Intention) und Haltung (Attitude). Harrer und Weiss (2016) beschreiben vier Komponenten: (1.) Den »inneren Beobachter«, (2.) Aufmerksamkeitssteuerung und Bewusstheit über den jeweiligen Fokus der Aufmerksamkeit, (3.) Gegenwärtigkeit und (4.) Akzeptanz. Eine Haltung der Achtsamkeit entwickelt sich durch das regelmäßige Aufsuchen von Zuständen der Achtsamkeit im Rahmen einer kontinuierlichen Achtsamkeitspraxis.
Ulrike Anderssen-Reuster (2007) schreibt im Kontext von Psychotherapie und Psychosomatik: »Achtsamkeit ist ein Prozess, bei dem die Aufmerksamkeit nicht wertend auf den gegenwärtigen Augenblick gerichtet ist. Sie nimmt wahr, was ist, und nicht, was sein soll. Das heißt: Sie ist einerseits nüchtern, real, desillusionierend, andererseits annehmend, integrierend und vielleicht sogar auf mütterliche Weise liebevoll. Achtsamkeit ist aber noch mehr: Sie ist ein Instrument, um unsere affektiven, geistigen oder körperlichen Regungen in statu nascendi zu beobachten, und sie vermittelt den Kontakt mit der Gegenwart, die, wenn sie nicht explizit in den Blick genommen wird, häufig nicht wirklich erlebt wird« (S. 1).
In der folgenden Anleitung sind die wesentlichen Bausteine der Achtsamkeit eingebaut und in kursiver Schrift hervorgehoben. Das Verständnis der Achtsamkeit als überdauernde Haltung wird als »posthypnotische Suggestion« angefügt.
Anleitung zur Achtsamkeit mit psychoedukativen Elementen
Wenn Sie den Zustand der Achtsamkeit erforschen wollen, lade ich Sie ein, einfach bewusst wahrzunehmen, was im Augenblick da ist. Sie können sich der Außenwelt zuwenden und für ein paar Augenblicke ganz bewusst schauen, … für ein paar Momente ganz bewusst hören … und sich dann ganz bewusst dem Spüren zuwenden, etwa dem Kontakt mit dem Sessel, auf dem Sie sitzen … Es kommt aber noch etwas Entscheidendes dazu: die Bewusstheit darüber, dass Sie schauen, wenn Sie schauen, … die Bewusstheit darüber, dass Sie hören, während Sie hören, … die Bewusstheit darüber, dass Sie die Unterlage spüren, wenn Sie die Unterlage spüren. Wenden Sie Ihre Aufmerksamkeit der jeweils gegenwärtigen Erfahrung zu, wie sie sich von Augenblick zu Augenblick entfaltet. Jetzt … und jetzt … und jetzt.
Sie haben die Wahl: Sie können sich mit Ihren fünf Sinnen der Außenwelt zuwenden. Sehen, hören, tasten, riechen, schmecken … Sie können sich aber auch Ihrer Innenwelt zuwenden und sie mittels »innerer Achtsamkeit« erforschen.
So können Sie sich Ihrem Körper zuwenden, etwa dem Atem. Vielleicht mögen Sie sich für ein paar Atemzüge bewusst machen, dass Sie atmen und woran Sie im Moment bemerken, dass Sie atmen, und aus einer neugierigen Haltung heraus erforschen: Was ist das genau – Atmen? … Buddha beschrieb es in einer Lehrrede zur Achtsamkeit so: »Der Mönch lang einatmend weiß, dass er lang einatmet. Der Mönch kurz einatmend weiß, dass er kurz einatmet. Der Mönch lang ausatmend weiß, dass er lang ausatmet. Der Mönch kurz ausatmend weiß, dass er kurz ausatmet.«
Das bewusste Wahrnehmen des Atmens und des Körpers führt immer wieder in die Gegenwart, ins Hier und Jetzt. Den Körper zu spüren ist eine gute Möglichkeit, sich im Hier und Jetzt zu verankern.
Sie können sich auch noch ein paar Atemzüge lang Ihrer Stimmung und Ihren Gefühlen zuwenden. Wie sind Sie da? Jetzt, … was meldet sich an Gefühlen? … Wie ist Ihre Grundstimmung heute? …
Vielleicht tauchen auch Gedanken oder innere Bilder auf. Auch diese können Sie beobachten, wie sie kommen und gehen …
Vielleicht ist es Ihnen möglich, der Erfahrung, wie sie sich von Moment zu Moment entfaltet, in einer Haltung der Offenheit zu begegnen, sich neugierig interessiert dem zuzuwenden, was im Feld der Aufmerksamkeit, in Ihrem Gewahrsein auftaucht. »Ah ja«, könnten Sie zu sich sagen, »da meldet si...

Inhaltsverzeichnis

  1. Cover
  2. Titel
  3. Impressum
  4. Inhalt
  5. Vorwort
  6. Einführung
  7. 1 Arbeitsdefinitionen
  8. 2 Hypnose und Achtsamkeit in der psychotherapeutischen Praxis
  9. 3 Hypnose und Achtsamkeit – multiperspektivisch betrachtet
  10. 4 Waking-up – Trance und Achtsamkeit als heilsame Bewusstseinszustände
  11. 5 Growing-up – Entwicklungsförderung durch Hypnose und Achtsamkeit
  12. 6 Wirkprinzipien von Hypnose und Achtsamkeit
  13. 7 Voraussetzungen, Grenzen und Gefahren
  14. 8 Störungsspezifischer Einsatz von Hypnose und Achtsamkeit
  15. Nachwort und Dank
  16. Literatur
  17. Über den Autor