Neue Wege im Sand
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Neue Wege im Sand

Systemisches Sandspiel und Kinderorientierte Familientherapie

  1. 256 Seiten
  2. German
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Neue Wege im Sand

Systemisches Sandspiel und Kinderorientierte Familientherapie

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Inhaltsverzeichnis
Quellenangaben

Über dieses Buch

Dieses Buch zeigt neue und spannende Wege auf, wie mit Sandspieltherapie systemisch gearbeitet werden kann. Die Herausgeber führen in die Narrative Sandspieltherapie und die Kinderorientierte Familientherapie ein; weitere Autoren ergänzen dies durch Sandspielkonzepte auf der Grundlage von Hypnotherapie, Ego-State-Therapie, Bindungstheorie und Traumatherapie.So entsteht ein Eindruck von den vielfältigen Möglichkeiten, die das Sandspiel Kindern, Jugendlichen, Paaren, Gruppen und Familien eröffnet. Fallschilderungen aus der Arbeit mit Kindern im Frauenhaus, mit Flüchtlingskindern, aus Schule und Heimkontext bieten Einblick in die Praxis auch außerhalb des klassischen therapeutischen Settings. Dabei zeigt sich, wie Sandspieltherapie auch in schwierigen Konstellationen eine Atmosphäre von Leichtigkeit und Spielfreude entstehen lassen kann. Vorgestellt wird u. a. die Anwendung bei Störungen aus dem Autismus-Spektrum, bei blockierten Trauerprozessen, Kindeswohlgefährdung, destruktiven inneren Anteilen und mehrgenerationaler Traumatisierung. In der Summe bietet der Band eine Fülle wertvoller Anregungen, wie das Sandspiel in die tägliche Praxis einbezogen werden kann und diese bereichert.Mit Beiträgen von: Hiltrud Bierbaum-Luttermann • Silvia Eberhardt • Monika Heinzel-Junger • Thea Korten-Giesen • Annette Giesler • Jörn de Haen • Caroline Schmidt • Birte Tomeit • Christine Utecht • Lisa Weise • Silvia Zanotta.

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Information

Jahr
2018
ISBN
9783849781583

Teil III

Sandspieltherapie in schwierigen Konstellationen

In diesem Teil gehen wir auf einige Konstellationen ein, in denen sich die Sandspieltherapie als besonders nützlich erweist, die jedoch gewisse Schwierigkeiten mit sich bringen. Daher werden in den folgenden Beiträgen zunächst die besonderen Umstände des jeweiligen therapeutischen Feldes beschrieben, bevor das spezifische Vorgehen im Sandspiel – in verschiedenen Ansätzen wie der Kinderorientierten Familientherapie und der narrativen Sandspieltherapie – vorgestellt wird.

5Traumatherapie

Einführung

Bernd Reiners
Was ist ein Trauma?
Nach wie vor gilt die Definition von Fischer und Riedesser (1998, S. 79) als treffend: Ein Trauma ist ein »… Diskrepanzerlebnis zwischen bedrohlichen Situationsfaktoren und eigenen individuellen Bewältigungsmöglichkeiten, das mit dem Gefühl von Hilflosigkeit und schutzloser Preisgabe einhergeht und so eine dauerhafte Erschütterung von Selbst- und Weltbild bewirkt.«
Wenn Menschen eine solche Situation erlebt haben, wird diese häufig im Leben integriert. In manchen Fällen jedoch können langfristige Folgen entstehen. Dies hängt von dem Ereignis selbst, den Ressourcen der Person in der Situation, aber insbesondere von der Verarbeitung im Nachhinein sowie der dabei gegebenen sozialen Unterstützung ab.
Durcharbeiten/Exposition – in welchen Fällen?
Traumatisierte Menschen können ihr Erleben häufig nicht in Sprache wiedergeben (Hanswille u. Kissenbeck 2008). Dies ist zum Teil auf gesunden Selbstschutz zurückzuführen, sich nicht erneut mit dem traumatischen Ereignis zu konfrontieren, zum Teil erleben Klienten aber Ärger oder Scham, weil sie das Ereignis nicht schildern können. In manchen Fällen hilft es bei der Verarbeitung, wenn von dem Trauma berichtet werden kann. Das Trauma kann so als Teil des Lebens verstanden werden. Gelingt der Bericht, können dadurch die bewusste Bearbeitung und eine Integration in den Lebenslauf ermöglicht sowie Flashbacks reduziert werden.
Es besteht jedoch immer die Gefahr einer Retraumatisierung. Um diese zu verhindern, ist eine stabile Therapiebeziehung die wichtigste Voraussetzung. Eine Traumaexposition setzt aufseiten des Therapeuten voraus, mögliche Komplikationen und Folgen abschätzen zu können. Dies erfordert eine profunde Ausbildung und Berufserfahrung. Der Klient muss der Konfrontation gewachsen sein – sowohl in der Situation selbst als auch im Anschluss. Eine Exposition sollte nur durchgeführt werden, wenn auch der Klient selbst dies für sinnvoll erachtet und diese zur Symptomlinderung sinnvoll und notwendig erscheint. Wenn bereits Zufriedenheit mit der Verarbeitung, Symptomfreiheit und gute Affektregulation im Zusammenhang mit dem Trauma vorliegen, ist eine Traumaexposition schlicht nicht notwendig. Eine Exposition sollte immer nur im geschützten Rahmen durchgeführt werden, also nicht, wenn Angst vor ihr besteht oder tatsächliche weitere Traumatisierungen vorliegen (Kap. 7).
Hanswille und Kissenbeck (2008) haben sich ausführlich mit der Frage beschäftigt, wann eine Exposition sinnvoll ist. Sie halten das Risiko einer Retraumatisierung für umso größer, je höher die Traumadosis ist. Bei einem sogenannten Monotrauma ist sie daher niedriger als bei einem Traumafeld (etlichen Ereignissen über einen längeren Zeitraum in verschiedenen Lebensbereichen). Sie empfehlen des Weiteren den Einbezug des Systems, das den Traumatisierten umgibt. Sichere Beziehungen, auch außerhalb der Therapie, sind notwendig, um sich einer Konfrontation stabil stellen zu können. Vertiefend siehe dazu auch Korittko und Pleyer (2014) sowie Reddemann und Sachse (1998).
Traumabearbeitung im Symbolspiel
Finden Kinder Zugang zur Ebene des Spiels, kann die Bearbeitung eines Traumas auch auf Symbolebene geschehen. Unter Berufung auf Fahrig (1991) sowie Weinberg und Hensel (2008) führt Aichinger aus, dass »die Arbeit auf der analogen beziehungsweise symbolischen Ebene des Spiels zu einer vollständigen Traumaverarbeitung führen kann, ohne dass über das real Erlebte gesprochen wird« (Aichinger 2012, S. 170).
Im Folgenden wird das Spielgespräch als Methode zur Traumabearbeitung vorgestellt (Kap. 5.1). Anschließend wird gezeigt, wie sich Traumatherapie im Sandspiel gestalten lässt (Kap. 5.2).

5.1Die Methode des Spielgesprächs

Bernd Reiners
Das Spielgespräch ist eine Methode, die in diesem Buch bisher keine Erwähnung fand. Martin Soltvedt (2005) hat es für Situationen entwickelt, in denen die Kinderorientierte Familientherapie nicht passend erscheint, zum Beispiel weil die Kinder das Spiel nicht mehr als altersangemessen erleben. Das Spielgespräch soll dem Kind oder Erwachsenen helfen, tatsächliche Ereignisse, Konflikte oder Beziehungskonstellationen zu visualisieren und so besser berichten und verstehen zu können.
Auch hier kann die Darstellung im Sand mit Holzfiguren genutzt werden. Möglich ist daneben eine Darstellung mit anderen Materialien, zum Beispiel auf dem Tisch mit Tape oder auf Papier (Reiners 2013). Nach der Darstellung oder schon währenddessen können spielerisch andere Verläufe oder Verhaltensänderungen des Darstellenden mit ihren Auswirkungen ausprobiert werden. So geht es über die diagnostische Funktion des Familienbretts (Ludewig et al. 1983) hinaus und betont stärker die Interaktion und die Möglichkeit, alternative Verhaltensweisen auszuprobieren. Verbreitung erfuhr das Spielgespräch vor allem durch Jan Nilsson (2001, 2018) und Barbro Sjölin-Nilsson (Nilsson u. Sjölin-Nilsson 2008) in Schweden. Es wird außer in der Traumatherapie zur Visualisierung des Netzwerkes einer Person, eines inneren oder äußeren Konflikts, aber auch zur Supervision und in gutachterlicher Tätigkeit verwendet (Reiners 2013). Im vorliegenden Kapitel soll es jedoch um die Verwendung zur Traumakonfrontation gehen.
Wieso ist das Spielgespräch in besonderer Weise zur Darstellung traumatischer Ereignisse geeignet? Wie Brächter (2010) oder auch Gammer (2007) betonen, stellt das Spiel eine gute Möglichkeit dar, sich aktiv handelnd mit Erlebtem auseinanderzusetzen. So können in einem späteren Schritt manchmal alternative Verläufe »durchgespielt« werden. Die Externalisierung (White u. Epston 1993) durch die Darstellung mit Holzfiguren vereinfacht eine Distanzierung, die es ermöglicht, das Ereignis wie einen Film zu betrachten. Bei diesem »Film« führen Klient und Therapeut gemeinsam Regie. Der Film kann – ähnlich wie bei der Videotechnik (z. B. Hanswille u. Kissenbeck 2008) – angehalten oder beschleunigt werden, es können einzelne Sequenzen verändert, alternative Verläufe durchgespielt werden etc. Durch die Darstellung des Ereignisses im Sandkasten ist das Einhalten der Außenperspektive vereinfacht. Die Situation entsteht bildlich vor Therapeut und Klient. So können auch schwere Themen leichter angesprochen und ausgedrückt werden.
Durch das Spielgespräch wird zudem die Erzählung zu einem »gemeinsamen Akt«, sodass sich der Erzähler weniger ausgefragt fühlt.
Für kleinere Kinder eignet sich das Spielgespräch besonders, weil sie die Welt ohne konkrete Unterstützung noch nicht aus einer fremden Perspektive sehen können (Stern 1992) oder konkrete Handlungen und spielgeprägte Gespräche benötigen, um sich auszudrücken (Övreeide 2001). Nilsson und Sjölin-Nilsson (2008) empfehlen, im Spielgespräch zwischen Worten, Zeigen und Ausprobieren/Spielen zu wechseln.
Vor einer Exposition ist es notwendig zu überlegen, wie die Situation beendet werden kann, wenn sie trotz aller Vorbereitung entgleist. Dazu ist es beispielsweise wichtig, am Ende eine gute Situation darzustellen, zum Beispiel die »Rettung« aus der traumatischen Situation, wenn es eine solche gibt. Um die Bilder der schrecklichen Situation – obwohl nur im Sandkasten – wieder in den Hintergrund zu drängen, braucht es oft neue Bilder. Es kann der »sichere Ort« (Hanswille u. Kissenbeck 2008; Reddemann u. Sachse 1998) aufgesucht werden, der vorher im Sandkasten aufgebaut wurde. Weitere Distanzierungsmethoden können nützlich sein. Manchmal hilft es, wenn die Alter-Ego-Figur des Therapeuten in die Situation geht, um dem Klienten zur Seite zu stehen etc.
Zur Vorbereitung kann ein harmloseres Ereignis dargestellt werden, um »Sicherheit im Rahmen« zu geben. So weiß der Klient bereits, wie ein Spielgespräch abläuft, kennt die Möglichkeiten, die Figuren, den Ablauf und nicht zuletzt die Rolle des Therapeuten. Diese sollte aktiv sein, Soltvedt (2005) empfiehlt eine mithandelnde Position: Der Therapeut soll sich über den Sandkasten beugen und die Figur in die Hand nehmen. Er kann das Erlebte/Gezeigte kommentieren, eine Grenzziehung unterstützen, Alternativen im Verstehen und im Verhalten anbieten etc. Nicht zuletzt können Anweisungen auf Regieebene das Spiel und Erleben unterbrechen, um eine Retraumatisierung zu verhindern/unterbrechen.
Gerade diese mithandelnde Haltung kann das Zeigen/Erzählen erheblich erleichtern. Es bedarf jedoch einiger Übung, diese »Position« einzunehmen, ohne dadurch den Inhalt der Situation zu beeinflussen. Brächter (2010) empfiehlt, als Therapeut nicht die Opferposition zu übernehmen, damit er flexibel in seiner Therapeutenrolle bleiben kann. Im Spielgespräch würde der Therapeut zunächst keine eigene Rolle übernehmen, da es um das Zeigen einer Situation geht. Erst im zweiten Schritt kann er mit seiner Alter-Ego-Figur in die Situation gehen, um den Personen bzw. ihren Vertreterfiguren unterstützend zur Seite zu stehen. So ist der Therapeut auch im Spielgespräch flexibel, um ein Kind in einer solchen Situation zu begleiten.
Um die Szene erlebnisnäher werden zu lassen, kann nach Details gefragt werden. Gerade Kinder benötigen Details, um sich ausdrücken zu können und verstanden zu fühlen. Natürlich ist es dabei wichtig, die Gefühlsintensität in einem gesunden Maß zu halten. Einerseits helfen ein geduldiges Vorgehen und viele Details manchmal, Gefühle zu empfinden, andererseits sollen Klienten nicht von ihren Gefühlen überwältigt werden.

5.1.1Das Vorgehen im Spielgespräch

Üblicherweise wird der Klient zu Beginn des Spielgesprächs gebeten, eine Situation mithilfe der Figuren zu verdeutlichen. Besonders bei größeren Kindern oder Teenagern kann es die Situation erleichtern, wenn der Therapeut erklärt, wozu er das Erzählte gezeigt bekommen möchte, zum Beispiel: »Ich verstehe das besser, wenn du mir das zeigst.« Bei kleineren Kindern kann es sinnvoll sein, ihnen die Methode vorzumachen, zum Beispiel das eigene Büro aufzubauen und sich dort mit der eigenen Alter-Ego-Figur vorzustellen.
Das Spielgespräch benötigt Zeit. Durch das Spielgespräch können sich Kinder länger auf eine Situation konzentrieren als ohne das Gespräch, und so kommt es zu längeren Gesprächssequenzen. Es dauert gelegentlich eine Viertelstunde und länger, um etwas aufzubauen. Es kann also sein, dass kleine Kinder in einer ersten Sequenz lediglich eine Szene aufbauen. Das Zeigen der Szene muss unter Umständen auf einen späteren Zeitpunkt verschoben werden.
Das Vorgehen im Spielgespräch zur Traumaexposition ist in folgendem Kasten zusammengefasst:29
Vorbereitung:
·Stabile Beziehung aufbauen
·Entscheidung über eine Konfrontation
·Einführung in die Technik des Spiel...

Inhaltsverzeichnis

  1. Cover
  2. Titel
  3. Impressum
  4. Inhalt
  5. Vorwort
  6. Teil I Einführung
  7. Teil II Sandspieltherapie in verschiedenen Settings
  8. Teil III Sandspieltherapie in schwierigen Konstellationen
  9. Teil IV Sandspieltherapie in verschiedenen Kontexten
  10. Schlusswort
  11. Literatur
  12. Über die Autoren
  13. Über die Herausgeber