Nachtwärts (eBook)
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Nachtwärts (eBook)

  1. 320 Seiten
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Über dieses Buch

Die Geschwister Laurens und Finn hassen ihren Vater, einen millionenschweren Hamburger Reeder. Sie geben ihm die Schuld daran, dass die Mutter die Familie verlassen hat, und nennen ihn nur "den Feind". In den Weihnachtsferien wollen die beiden eigentlich die geliebte Tante in Paris besuchen, um ihm zu entfliehen. Doch sie steigen versehentlich in den falschen Zug, der sich wenig später als Leerfahrt herausstellt. Auf dem Weg durch die Nacht spielen Bruder und Schwester mit dem Gedanken, sich selbst zu entführen, und gewinnen in einem anderen blinden Passagier einen Komplizen. Der "Prinz", wie sich der Hochstapler nennt, ist als Drogenkurier unterwegs. Das Trio reist nach Wien und schickt eine Lösegeldforderung an den "Feind". Als sich Finn jedoch in den "Prinzen" verliebt, sieht Laurens das enge Band zur Schwester in Gefahr. Die Situation eskaliert, als der "Feind" zur Geldübergabe in Wien eintrifft...

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Information

Jahr
2014
ISBN
9783869132921
1
»Kanallje!«, zischte Laurens.
»Kanallje?« Der Angesprochene machte eine spöttische Miene. »Auf Französisch kläng’s besser!«, schob er nach.
In den Gesichtern rundum: fettes Grinsen.
»Ne me casse pas les couilles.«
Einen provozierend blöden Ausdruck im Gesicht, fasste sich der Junge in den Schritt. Dann trat er mit versteiften Extremitäten ein paar Mal roboterhaft auf der Stelle. In halbamtlichem Tonfall gab er die Imitation einer bekannten Formel.
»Meinten Sie ›Canaille‹?«
Grölendes Gelächter.
»Kanallje.«
Mit hochrotem Kopf drehte Laurens ab.
Als nach der sechsten Stunde die Glocke schrillte, wurden auf allen drei Stockwerken des Hrabanus-Maurus-Gymnasiums in Hamburg-Othmarschen die Türen aufgestoßen, und Horden von Schülern strömten in die Mittagspause.
Vor der Haupttreppe kam es zum Stau. Man drängelte, puffte, gab zurück. Bis man von dem Strom, der sich die breiten Stufen hinabwälzte, mitgerissen wurde.
Tosend trieb man dem Ausgang zu.
Laurens mittendrin.
Verloren wie ein Stück Treibholz.
Seit dem Morgen schneite es ununterbrochen, und der Schulhof war mit einer dicken Schicht weißer Flocken bedeckt. Die Spuren der zweiten Pause hatte der neu gefallene Schnee längst unter sich begraben, und nur die Abdrücke des Hausmeisters gab es zu sehen, die dicht am Gemäuer entlangliefen.
Sich aus der Menschenwelle lösend, die förmlich ins Freie schwappte, hatte es Laurens eilig, den Hof zu überqueren und auf die leeren Fahrradständer unter dem schneebedeckten Wellblech und den Ausgang zuzusteuern.
Abseits der Rufe und des Geschreis war von Weitem der Hafen zu hören.
Obwohl im Anschluss an die Mittagspause noch zwei Unterrichtsstunden abzusitzen waren, hatte er den Entschluss gefasst, der Schule den Rücken zu kehren und nach Hause zu pilgern.
Heute war nicht sein Tag. Gleich in der ersten Doppelstunde hatte ihn Darius vor der versammelten Klasse blamiert. Wieder einmal.
Sein Herz begann zu klopfen.
Er sah noch vor sich, wie Darius sich in seinem Stuhl genüsslich dehnte, bevor er sich langsam aufrichtete und zur allgemeinen Erheiterung das Maul auf- und zuklappte.
»An deiner Stelle würde ich mich stumm schalten.«
Klapp, klapp.
Grölendes Gelächter.
Laurens spürte, wie ihm die Wut in den Kopf stieg. Weil er aufgerufen worden war, hatte er sich von seinem Platz bereits erhoben. Jetzt ragten er und Darius aus dem Meer der Köpfe. Wie zwei Leuchttürme standen sie da, für niemanden zu übersehen.
Zwei Positionen, vier Koordinaten.
Todfeinde.
D 4?
Wasser.
H 8?
Versenkt.
Diesmal war er es, der die Niederlage einstecken musste. Wie immer, wenn sie Französisch hatten.
Anders als Darius war er nicht imstande, Vokabeln wie »marjolaine«, »émeraude« oder »murmure« so ausklingen zu lassen wie ein Instrument, wenn kein Finger mehr die Tasten oder Saiten berührt.
Seinem Kontrahenten dagegen perlten die Worte förmlich von der Zunge. Jeden Satz, den er sprach, beendete er mit der für das Französische typischen Betonung der letzten Silbe. Auf sein sprachliches Talent bildete er sich ungeheuer viel ein.
Darius war zweisprachig aufgewachsen. Seine Mutter war eine Frankokanadierin, die in Brest für ein maritimes Unternehmen als Dolmetscherin gearbeitet hatte, bevor es sie an der Seite ihres deutschen Mannes nach Hamburg verschlug.
Mehr als andere hatte er Laurens, den Reedersohn, auf dem Kieker.
Und das hatte seinen Grund.
Darius war der unbestrittene Hahn der Mittelstufe. Für Laurens ein überaus schmerzlicher Umstand. Sein einziger Trost bestand darin, dass ausgerechnet dasjenige Mädchen, für das sein ärgster Feind schwärmerische Gefühle hegte, davon völlig unbeeindruckt blieb. Dieses Mädchen war seine Schwester Finn. Finn war gegen Darius immun. Um ein Jahr älter, befand sie sich eine Klasse über ihnen in der 10a.
Für ihr Verhalten ließ Darius Laurens büßen.
»Canaille.«
Darius hatte ihm das Wort förmlich entgegengespien. Seine tyrannischen Gefolgsleute waren gleich zur Stelle. Nach kurzem Gerangel nahmen sie ihn in den Schwitzkasten.
Dass man es versäumte, ihm die Nase blutig zu schlagen, hatte er einzig und allein dem Umstand zu verdanken, dass der Klasse ja noch weiterer Unterricht bevorstand und keiner scharf darauf war, von den Lehrkräften in die Mangel genommen zu werden.
In der ersten Pause machte man mit den Hänseleien weiter, in der zweiten wurde das Spiel unverdrossen fortgesetzt.
Und jetzt?
Patsch!
Laurens schrak zusammen. Unwillkürlich fasste er sich ins Genick. Ein Schneeball hatte ihn getroffen.
Er wusste sofort, woher das Geschoss kam. Er wusste, dass er sich nur umzudrehen brauchte, um in Darius’ breit grinsendes Gesicht zu blicken – und in das hechelnde Echo seines Anhangs. Der Impuls, diese heimtückische Attacke sofort mit einem Gegenschlag zu parieren, loderte heftig in ihm auf. Aber er bezwang sich. Stoisch ging er weiter auf das Torgitter zu, das nur angelehnt war.
Plötzlich prasselten die Schneebälle nur so auf ihn ein – begleitet von höhnischen und aufstachelnden Rufen. Laurens spürte, wie die Horde in seinem Rücken näher und näher kam, und er wusste, dass er sich jetzt entweder zur Wehr setzen oder die Beine in die Hand nehmen musste, eine andere Wahl hatte er nicht. Und in Anbetracht der zahlenmäßigen Übermacht seiner Feinde entschied er sich für Letzteres.
Völlig außer Atem kam er nach zwanzigminütigem Sturmschritt zu Hause an.
Dilya, dem usbekischen Hausmädchen, ging er ebenso aus dem Weg wie dem Mittagessen, das ihn am langen Esstisch erwartete, wo es allmählich kalt wurde. Jeden Morgen saß man um das Kopfende herum, zu dritt, der Vater, die Schwester und er, sodass der Tisch von der Traube, die man zusammen bildete, aus seinem optischen Gleichgewicht gebracht wurde.
Finn befand sich noch in der Schule, und der Reeder war um diese Zeit sowieso nicht da. Nur Addax, der Dobermann, sah ihn mit schief gelegtem Kopf treuherzig an und ließ seinen Schwanz wie einen Scheibenwischer über das Parkett gleiten.
Von allen in der Firma und am Hafen wurde ihr Vater »Reeder« genannt, und so hatten auch Laurens und die Schwester sich entschlossen, ihn »Reeder« zu nennen.
Nur Freunde riefen den Reeder »Uwe«, aber sie, die Geschwister, waren nicht seine Freunde. Seit dem Weggang ihrer Mutter waren sie sein Eigentum. Sie waren übler dran als alle, die für ihn arbeiteten.
In seinem Zimmer schleuderte Laurens den...

Inhaltsverzeichnis

  1. Cover
  2. ERSTER TEIL
  3. Kapitel 1
  4. Kapitel 2
  5. Kapitel 3
  6. Kapitel 4
  7. Kapitel 5
  8. Kapitel 6
  9. Kapitel 7
  10. Kapitel 8
  11. Kapitel 9
  12. Kapitel 10
  13. Kapitel 11
  14. ZWEITER TEIL
  15. Kapitel 12
  16. Kapitel 13
  17. Kapitel 14
  18. Kapitel 15
  19. Kapitel 16
  20. Kapitel 17
  21. Kapitel 18
  22. Kapitel 19
  23. Kapitel 20
  24. Kapitel 21
  25. Kapitel 22
  26. Kapitel 23
  27. Kapitel 24
  28. Kapitel 25
  29. Kapitel 26
  30. Glossar
  31. Dank
  32. Der Autor