Hitler von innen
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Hitler von innen

Roman

  1. 128 Seiten
  2. German
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Hitler von innen

Roman

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Inhaltsverzeichnis
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Über dieses Buch

Hitler von innen erzählt die Liebesgeschichte Adolf Hitlers mit seiner Halbnichte Geli Raubal, die sich nach vier Jahren des Zusammenlebens mit "Onkel Alf" das Leben nimmt: in seiner Wohnung und mit seiner Pistole. Geli war dreiundzwanzig Jahre alt - ein lebenslustiges, fröhliches Mädchen wurde von einem kalten, vergleichsweise alten Mann in den Selbstmord getrieben.In gekürzter Fassung soll eine "konzentrierte" Version des 2008 erstmals erschienenen Romans erneut Gelegenheit bieten, Hitler auf die Schliche zu kommen.

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Information

Jahr
2014
ISBN
9783990390153
Lieber Leser, liebe Leserin,
Wien, 18. Dezember 2007
Als mir im Sommer dieses Jahres der Nebensatz von „jenem Jahr, in dem das Buch fertig wird“ unterlief, wollte ich ihn sofort wieder streichen. Dann zögerte ich, ließ ihn stehen. „Den kann ich auch dann noch kippen, wenn sich meine Prophezeiung als falsch herausstellt“, fuhr es mir durch den Kopf. Ich schloss das Kapitel ab, legte meiner Frau und mir selbst zuliebe eine Schreibpause ein und kehrte erst nach der Hochzeit meines Sohnes und einem kleinen, nachsaisonalen Urlaub am Meer mit beginnendem Herbst wieder zurück an den Schreibtisch.
Und dann geschah etwas, was ich während der mehr als dreißig Jahre, die mich das Projekt schon beschäftigt, überhaupt noch nie erlebt hatte: nachdem die Abfolge und Struktur der Folgekapitel festgelegt, ihr Inhalt notiert und Notizen über die Form gemacht waren, begann der Roman in mir langsam zu explodieren, gleichsam sich selber zu schreiben. Kapitel auf Kapitel entstand in rascher Folge, und als ich an die Niederschrift der drei letzten Szenen ging, vor denen ich mich am meisten fürchtete: Hitlers Vergewaltigung Gelis und die beiden Selbstmorde, saß ich vor meinem Schreibheft, schrieb und schrieb, und innerhalb weniger Tage hatte ich alles erzählt und schickte meinem Verleger ein Mail mit dem lapidaren Satz: „Jetzt steht alles da.“ Das Buch ist tatsächlich fertig geworden, noch in diesem Jahr 2007, ich kann es noch immer nicht fassen!
Gestern in der Nacht sah ich einen Dokumentarfilm über die Entstehung von Charlie Chaplins Großem Diktator. Manches davon war für mich neu. So hatte ich nicht gewusst, dass der geniale Komiker seinen Film aus eigener Tasche bezahlt hatte, und trotzdem mit den Studiobossen von Hollywood zu kämpfen hatte. Sie widersetzten sich dem Film vehement, aus Furcht, er sei unverkäuflich, aber auch aus politischer Feigheit.
Beinahe wichtiger für mich war aber die Mitteilung, dass während der Dreharbeiten Chaplins Vorbild, Hitler selbst, fast ganz Europa erobert hatte, Chaplin das Drehbuch mehrfach umschreiben musste und erst ganz am Schluss die Entscheidung traf, mit seiner großen Rede etwas völlig Neues zu wagen: nicht mehr komisch, sondern ernst zu sein, aus der von ihm erfundenen Figur des kleinen, jüdischen Friseurs völlig auszusteigen und er selber, Charlie Chaplin zu werden. Was ihm ja von der zeitgenössischen Kritik sofort als Stilbruch vorgeworfen wurde, der es auch ist. Wenn es um Hitler geht, scheint es immer auch um einen selber zu gehen. Chaplin ist es passiert, regelrecht zugestoßen, geplant war es nicht. Es sieht so aus, als wäre es nicht möglich, sich Hitler zu nähern, ohne sich auch selber in Frage zu stellen. Chaplins spätere Feststellung, er hätte den Film wahrscheinlich nicht drehen können, hätte er bereits damals alles über die Vernichtungslager der Nazis und die Ausrottung der Juden gewusst, deutet in die gleiche Richtung. Wer immer diesen entsetzlichen Menschen, der trotz allem Entsetzlichen wie jeder von uns aus Fleisch und Blut und ein Mensch war, als historische Figur darstellen will, egal ob filmisch und komisch, wie Chaplin, oder literarisch und ernst, wie ich hier, der kommt um die Einsicht nicht herum, dass Mut ziemlich selten, Widerstand noch seltener und gegen das Unrecht zu kämpfen, den Tod in Kauf zu nehmen, historisch die Ausnahme ist.
In diesem – sehr weiten moralischen – Sinn geht die Person Adolf Hitler jeden Menschen etwas an, weil jeder sich fragen muss: Was hätte ich damals getan, hätte ich damals gelebt? Hätte ich an den Deportationen der Juden, wie die große Mehrheit der Deutschen, ebenfalls vorbeigeschaut, um nicht sehen zu müssen, was ich sah? Oder hätte ich nach dem Überstehen der Schrecksekunde mich entschlossen, Widerstand zu leisten? Gegen eine Allmacht, deren Erfolg nahezu sicher war?
Das nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs entwickelte, inzwischen in vielen Ländern der Welt wiederholte „Milgram-Experiment“ hat gezeigt, wie schwer es den Menschen aller Generationen und praktisch aller Kulturen fällt, sich gegen Unrecht zur Wehr zu setzen, wenn es die Autorität selber ist, die Unrecht begeht oder es befiehlt. Es sind keinesfalls die Deutschen allein, die dieses Problem haben. Allerdings sind sie es gewesen, die gemeinsam mit uns Österreichern einen Staat zuließen, in dem sich jeder aus der Bevölkerung die nahezu unlösbare Frage stellen musste: Soll ich dem eigenen Gewissen folgen und gegen das Unrecht kämpfen, oder soll ich mich an die Mächtigen anpassen und ihr Unrecht hinnehmen?
Bevor ich mich dem Darstellungsproblem Hitlers von der ästhetischen Seite her nähere, möchte ich noch zwei Themen besprechen, die die reale, historische Figur Adolf Hitler betreffen: seine Homosexualität und seinen Wahn, die Schizophrenie. Beides wird in diesem Buch behauptet und fiktional dargestellt, aber nicht „bewiesen“. Und, um nur ja keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: beides dient auch nicht zur „Erklärung“ seiner Verbrechen.
Schon als ich vor vielen, vielen Jahren Kubizeks Buch zum ersten Mal las, stieg in mir die Vermutung hoch, dass der dort beschriebene „Jünglingsbund“ eine homosexuelle Dimension hatte, die nicht beschrieben, wahrscheinlich auch nicht gelebt wurde.
Später, als ich über all die unmöglichen Frauenbeziehungen las, mir ihre Künstlichkeit vor Augen führte und Hitlers ständiges Bemühen um etwas entdeckte, was er spontan hätte ansteuern müssen, erhärtete sich die erste Vermutung zu einem Verdacht: Mit diesem Mann stimmt etwas nicht. „Glaube mir, er ist ein absolutes Neutrum, aber kein Mann – trotz seines dauernden Schmachtens“, lässt Hanfstaengl seine „damalige Lebensgefährtin“ berichten.
Dann das große Loch in seiner Biografie, zwischen dem siebzehnten und siebenunddreißigsten Lebensjahr, in dem überhaupt keine Frau sichtbar wird! Und schließlich Lothar Machtans gründliche Recherche von Hitlers Geheimnis, in dem der Historiker allen Indizien nachgeht, die es über Hitler als Schwulen gibt! Ich las das Buch bald nach seinem Erscheinen und die Lektüre stärkte meinen Verdacht, dass Machtan hier, obwohl er nur Indizien, aber keinen absoluten Beweis vorlegen konnte (das sogenannte „Mendprotokoll“ wird von vielen Historikern nicht als Beweis anerkannt), etwas aufgedeckt hatte, was mir in meiner empathischen Annäherung an Hitlers Persönlichkeit ebenfalls aufgefallen war.
Zu guter Letzt die große Überraschung im Prozess meines Schreibens: Je weiter der Text voranschritt, desto schwuler wurde mir Hitler unter den Händen. Aus dem anfänglichen Bisexuellen ist am Ende ein Homosexueller geworden, der Zeit seines Lebens die Homosexualität als eine unmännliche Schwäche, ja Schmach empfand, als solche auch verachtete, sie aber durchaus, wahrscheinlich schon in Wien zu Männerheimzeiten, spätestens aber ab dem Ersten Weltkrieg in der Rohheit der Grabenkämpfe genossen hat.
Hitlers Schizophrenie wirft andere Probleme auf als seine sexuelle Orientierung, auch wenn es einen Zusammenhang gibt. Ist es hier die absolute Geheimhaltung, mit der er seine sexuelle Sehnsucht vor aller Augen verbarg, ist es dort genau umgekehrt die öffentliche Zurschaustellung seines Wahns, die verhinderte, dass er geisteskrank wurde; dass die Schizophrenie ihn niederstreckte, er in eine Anstalt eingeliefert wurde. Einmal stand er ganz knapp davor, damals, im November 1918 in Pasewalk, ich habe es in der Retrospektive erzählt, aber auch dort hat ihn der Wahn, der ihn packte, zugleich vor der Klinik bewahrt, weil er schon bald das Publikum fand, auf das es ihm gelang, seinen Wahn zu übertragen. Er entdeckte auf einen Schlag, was er schon ahnte: „Ich konnte reden!“
Ein Wahn findet seine Bestätigung ist der Titel eines Kapitels in dem Buch Hitler – Karriere eines Wahns von Matussek/ Matussek/Marbach, das mir hier wirklich weiter geholfen hat. Es hat auch mein Wissen um diese seltsame Persönlichkeitsstörung, die man Schizophrenie nennt, sehr erweitert. Ebenso wie der Kongress „Hoffnung-Macht-Sinn“, der im Winter 2007 in Wien tagte und der die Problematik der Krankheit durch ihre neuen Namen „Gruppe der Schizophrenien“ deutlich sichtbar machte.
Hitlers Abspaltung seiner Sexualität war die biologische Grundlage seines Wahns; sie wird in Szene drei erzählt.
Was dann folgte, waren Rationalisierungen. Hitler arbeitete seine Abspaltung in Gefühle und Theorien um, die ihm halfen, sie existenziell zu überstehen und auf Dauer zu rechtfertigen – die Wahnausbildung begann: Judenhass, Rassenlehre und schließlich die Theorie vom „Volk ohne Raum“ entstanden als das „granitene Fundament meiner Weltanschauung“, dessen er sich in Mein Kampf rühmte. Zugleich verhinderten diese Rationalisierungen den Ausbruch der Schizophrenie, weil seine Umgebung seinen Wahnideen applaudierte, sie stabilisierte und ihn scheinbar „gesund“ machte.
Die Übertragung seines Wahns zuerst auf den kleineren Kreis der Soldaten, dann auf den bereits größeren einer kleinen Partei, schließlich auf das breite Publikum und die Wähler, am Ende, als Kanzler, auf das ganze Machtgebilde des deutschen Reichs verhinderten den Ausbruch der Geisteskrankheit und Hitlers Einlieferung in die Anstalt. Nicht „obwohl“ er geisteskrank war, wie Kershaw schreibt, sondern „weil“ er es war, wurde er mächtig.
Die Macht ist es auch, die die Frage der Schuld vollständig klärt, die im Zusammenhang mit der Geisteskrankheit traditioneller Weise gestellt wird. Hitler wusste ganz genau, was er tat, und dass es Unrecht war. „Man baut keine KZs im Affekt“, stellen Matussek/Matussek/Marbach trocken fest. Hitler zündete keinen Weltkrieg an, der ihm die Gelegenheit bot, „den Juden“ auszurotten, obwohl, sondern weil ihm klar war, dass es ein Unrecht war! Er strebte es ganz gezielt an.
Die errungene Macht beschützte seinen Wahn davor, als Wahn auszubrechen und verhalf ihm stattdessen dazu, ihn in Realität umzusetzen: Judenhass und Rassenlehre gossen die Abspaltung seiner Sexualität in Worte. Auf diese Weise wurde sie – camoufliert, verschoben, unkenntlich gemacht – kommunizierbar.
Dass er sich gegen Ende seines Lebens mit dem persönlichen Fürwort ich der Ausrottung der Juden rühmte, zeigt das Ausmaß und die Größe seines Wahngebildes. Hitler wähnte sich im Recht, bis zum Schluss. Zugleich wusste er nur allzu gut, dass ihm andere in dieser Beurteilung nicht folgen würden. Also war er zur Geheimhaltung seiner Taten gezwungen. Hätte er sie öffentlich gemacht – er hätte sein Volk verloren! So wie schon vorher die öffentlich gemachte Homosexualität, hätten ihm auch die öffentlich gemachten Verbrechen jeden Nimbus genommen. Das schlechte Gewissen, das ihn lebenslang gequält, das er lebenslang verdrängt hat, erstickte er mit seinem Bewusstsein, als „Mann in die Geschichte einzugehen, wie es noch keinen gegeben hat.“
Von der historischen Realität zurück zur erzählten, fiktiven, wie ich sie im Prozess des Schreibens erfahren habe.
Ästhetisch geht es bei Hitler um die Darstellung dessen, das nicht mehr darstellbar ist, was die Grenzen der Darstellbarkeit sprengt. So, wie es nicht möglich ist, die Unendlichkeit des Weltraums darzustellen – weder mathematisch, noch physikalisch, noch optisch – so ist es auch nicht möglich, die absolute Sinnlosigkeit darzustellen, den absoluten Schrecken über die Leere. Hitlers Leere ist ebenso wenig darstellbar wie der Holocaust, die Shoa – in diesem, aber wirklich nur in diesem einzigen Punkt gebe ich Claude Lanzmann recht. Die nicht auflösbaren Traumata derer, die ihn überlebt haben, sprechen eine beredte, sprachlose Sprache; legen Zeugnis ab von der Unmöglichkeit, das Vakuum von Sinn sinnvoll zu schildern.
Andererseits war Hitler ein Mensch. Und als Mensch muss er darstellbar sein. So, wie eben jeder Mensch dargestellt, abgebildet, erzählt, in Fiktion überführt werden kann. Davon lebt die Kunst, das ist ja ihr Sinn. Aber auch die Geschichtsschreibung braucht diese Prämisse, um überhaupt forschen zu können. Ein ich-loses Ich macht auch bei ihr wenig Sinn.
Die absolute Sinnlosigkeit kann aber niemand mit Sinn auffüllen! Schon wieder stehen wir, wie schon bei der Schilderung des Loches in Hitlers Seele, vor dem logisch unmöglichen Problem des quadratischen Kreises.
Als mir dies allmählich, im Laufe vieler Jahre und zahlloser stecken gebliebener, im Sande verlaufender Schreibversuche, endlich klar geworden war, traf ich eine Entscheidung, ließ die Idee eines großen, historischen Gemäldes, das mich in Tolstois „Krieg und Frieden“ so gewaltig beeindruckt hatte, dass ich es ihm mit Hitler nachzumachen versuchte, fallen und erkannte die Notwendigkeit der Reduktion. Zwischen den vielen Versuchen hatte ich Hitlers Leben so gut kennengelernt, dass mir durch die Lektüre der vielen Bücher klar geworden war: Es gibt in seiner fatalen Vita keine einzige Geschichte, in der dieser quadratische Kreis-Mensch überhaupt fassbar wird, außer durch eben jene vier Jahre, die er mit Geli verbrachte.
Als ich dann bei Ron Rosenbaum las, dass auch Alan Bullock, der große englische Historiker, das Mädchen Geli Raubal für jenen Menschen hielt, der, wenn überhaupt jemand, Hitlers Charakter erhellen könnte, weil „er sich in sie verliebt“ hatte, freute ich mich über die Maßen über meine Entscheidung.
Mit Geli wird Hitler – beinahe – zum Menschen! Jedenfalls entwickelt er Züge: Verliebtheit, Fürsorge, Eifersucht, wie sie jemand hat, den wir uns landläufig als Menschen vorstellen. Er verliebte sich wirklich in das Mädchen! Oder glaubte, sich wirklich in Geli verliebt zu haben. Und nicht bloß zum Schein, gespielt oder inszeniert, wie bei allen übrigen Beziehungen, die er zu Frauen hatte.
Hanfstaengls verächtliche Beschreibung von Hitler als „halbwüchsigem Pennäler“ zündete wahrscheinlich den Funken in mir: „Als wir in der großen Pause den obligaten Spaziergang im Foyer etwas weiter ausdehnten als gewöhnlich,“ erzählt er in seinem Buch über einen Theaterbesuch Ende der Dreißigerjahre mit seiner Frau, „bot sich uns plötzlich in einer abgelegenen Garderobennische das überraschende Liebesidyll eines sich in einer schmachtenden Adorantenrolle übenden Hitler mit seiner Geli. Ein halbwüchsiger Pennäler, von seiner Poussage den ersten Kuss erbettelnd, konnte kaum linkischer wirken.“
Wenn es mir gelänge, einen verliebten Hitler zu schildern, sagte ich mir, dann hätte ich die logische Unmöglichkeit des quadratischen Kreises gelöst; Erzählen kann alles, kann auf jeden Fall mehr als bloßes Erklären; wenn ich Hitler erzähle, statt ihn zu erklären, könnte ich seinem seelischen Loch, seiner Leere und dem Durst nach Ruhm, der das Vakuum füllte, könnte ich der absoluten Sinnlosigkeit, die er war, jenes Minimum an Sinn abringen, das ihn darstellbar, für das Auge sinnfällig macht.
Darüber vergingen die Jahre. Ich hatte den Hitlerroman längst fallen gelassen, als undurchfüh...

Inhaltsverzeichnis

  1. Titel
  2. Zitat
  3. 1_Die_Stoerung
  4. 2_Eine_Annaeherung
  5. 3_Ein_Rueckblick
  6. 4_Hitlers_Wahn
  7. 5_Walderdbeeren
  8. 6_Das_Dreieck
  9. 7_Der_Gipfel
  10. 8_Das_Feuer
  11. 9_Cafe_Heck
  12. 10_Der_See
  13. 11_Hitler_erzaehlen
  14. 12_Der_Parteitag
  15. 13_Das_Gespraech
  16. 14_Die_Hochzeit
  17. 15_Wer_mich_auslacht
  18. 16_Gelis_Abschied
  19. 17_Hitler_auf_die_Schliche_kommen
  20. Lieber_Leser
  21. Autor
  22. Impressum