Was bleibt?
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Was bleibt?

Nachhaltigkeit der Kultur in der digitalen Welt

  1. 251 Seiten
  2. German
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Was bleibt?

Nachhaltigkeit der Kultur in der digitalen Welt

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Über dieses Buch

Was bleibt von den Zeugnisse des kulturellen Schaffens und der Wissenschaft, die auf digitalen Trägern festgehalten werden, in fünf, in zwanzig oder in einhundert Jahren? Experten beleuchten aus unterschiedlicher Perspektive verschiedene Aspekte von Nachhaltigkeit und digitaler Langzeitarchivierung. Ungeachtet aller Unterschiede einigt sie die Überzeugung, dass jetzt gehandelt werden muss, um die Grundlagen für eine nachhaltige Sicherung des kulturellen Erbes in der digitalen Welt zu schaffen.

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Information

Jahr
2013
ISBN
9783944362137
III. Problemlage

Aktuelle Herausforderungen der digitalen Langzeitarchivierung

Tobias Beinert und Armin Straube

Hintergrund

Der vorliegende Artikel soll die im Rahmen der 8. Initiative „Nachhaltigkeit in der Digitalen Welt“ des Internet und Gesellschaft Collaboratory e. V. von den Teilnehmern gemeinsam erarbeiteten Forderungen des Berliner Appells aus Perspektive der Gedächtnisorganisationen sowie des deutschen Kompetenznetzwerks nestor1 in allgemein verständlicher Form erläutern und so einen Beitrag zur Verbesserung der Rahmenbedingungen für die digitale Langzeitarchivierung leisten.2 Aus Sicht der Gedächtnisinstitutionen knüpft der Berliner Appell inhaltlich in vielen Punkten an das bereits 2006 im Namen von nestor veröffentlichte „Memorandum zur Verfügbarkeit digitaler Informationen in Deutschland“3 an und macht damit bereits auf den ersten Blick deutlich, dass im Bereich der digitalen Langzeitarchivierung nach wie vor massiver Klärungs-, Abstimmungs- und Handlungsbedarf besteht.
Zentral für das Verständnis der Aufgabe – und damit auch die derzeitigen Herausforderungen – der digitalen Langzeitarchivierung aus Sicht der Gedächtnisinstitutionen sind zunächst insbesondere zwei Aspekte, die in der nach wie vor aktuellen Definition von Hans Liegmann und Ute Schwens am besten zum Ausdruck kommen:
„Unter Langzeitarchivierung versteht man die Erfassung, die langfristige Aufbewahrung und die Erhaltung der dauerhaften Verfügbarkeit von Informationen. [...] ‚Langzeit‘ bedeutet für die Bestandserhaltung digitaler Ressourcen nicht die Abgabe einer Garantieerklärung über fünf oder fünfzig Jahre, sondern die verantwortliche Entwicklung von Strategien, die den beständigen, vom Informationsmarkt verursachten Wandel bewältigen können.“4
Im Folgenden sollen die einzelnen Problemfelder näher beleuchtet werden, und es soll dabei sowohl auf Erfolge als auch auf weiter bestehende Herausforderungen eingegangen werden.

Auswahl und Nutzung

Der Einsatz der notwendigen Ressourcen für die Erhaltung digitaler Informationen kann nur durch den Hinweis auf die aktuelle oder die potentielle zukünftige Nutzung gerechtfertigt werden. Ist dies bei einem aktuellen Nutzungsszenario normalerweise kein größeres Problem, stellt sich bei möglicher Nutzung in der Zukunft eine alte Fragestellung der Gedächtnisorganisationen mit neuer Schärfe: Wie kann heute abgeschätzt werden, was morgen von Interesse ist?
Archive bemühen sich schon seit langem, aus der Flut zeitgenössischer Dokumente eine sinnvolle Auswahl zu treffen, um ein aussagekräftiges Bild unserer Gesellschaft in die Zukunft zu retten.5 Und auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Bibliotheken und Museen nehmen beim Aufbau ihrer Sammlungen Auswahlentscheidungen vor. Die Bemühungen der Gedächtnisorganisationen um eine aktive Überlieferungsbildung hatten in der analogen Welt allerdings noch die Möglichkeit, Bestände nachträglich zu ergänzen, da noch nach Jahrzehnten auf Dachböden und in Nachlässen bedeutender Persönlichkeiten interessante historische Zeugnisse aufzufinden waren oder Buchbestände durch antiquarische Käufe erweitert werden konnten. In der digitalen Welt muss die Sicherung sehr viel schneller und zeitnäher erfolgen. Die Natur digitaler Objekte macht es unmöglich, dass Informationen völlig zufällig und ohne aktives Zutun über lange Zeiträume erhalten bleiben.6
Auch wenn die Gedächtnisorganisationen im Rahmen ihrer spezifischen Aufträge und ihrer Möglichkeiten diese Auswahl auch in Bezug auf digitale Informationen treffen, erfordert der schnelle Wandel der Formen und die enorme Steigerung der Menge digitaler Informationen eine übergreifende gesellschaftliche Auseinandersetzung mit der Frage, was unser digitales kulturelles, wissenschaftliches und administratives Erbe ausmacht und wie es bewahrt werden kann. Clifford Lynch fasst treffend zusammen:
„One of the things I talk about nowadays is trying to understand the shape of the overall cultural record and how that shape is changing and where we are succeeding and where we are failing at coming up – as a society – with preservation strategies for deciding what we need to keep and who’s going to keep it and how it’s going to get kept.“7
Durch automatisierte Erfassung und Verarbeitung großer Datenbestände erlaubt die Technik grundsätzlich das Anlegen viel größerer Archive, als dies in der Papierwelt möglich und finanzierbar war. Dies ermöglicht zum einen den Umgang mit größeren Datenmengen, zum anderen erhöht es die Chancen, innerhalb solcher „Datenberge“ den zufälligen Dachbodenfund der Zukunft zu machen. Dieser Big-Data-Ansatz kann mit dem Slogan „Collect now, ask later why“ umschrieben werden. Informationen, die nicht zeitnah nach ihrer Entstehung gesichert werden, sind unwiederbringlich verloren, auch wenn man später feststellt, dass ihre Erhaltung sinnvoll gewesen wäre.
Die trotzdem weiterhin nötige Abwägung zwischen Aufwand und potentiellem Nutzen, die der Auswahl zu erhaltender Bestände bzw. Daten zugrundeliegt, folgt dabei neuen Rahmenbedingungen. Digitale Archivierung ist nicht per se billiger als analoge, es ist aber erheblich einfacher, Größeneffekte (economies of scale) zu realisieren und größere Datenmengen zu erhalten. Aber auch wenn die Kosten für zusätzliche Giga- oder Terrabyte an reinem Speicher in einem skalierbaren Langzeitarchivierungssystem gering ausfallen und die Erweiterung der Menge der archivierten Daten meist ein kleineres Problem darstellen als die Unterbringung zusätzlicher Regalkilometer in klassischen Magazinen, entstehen schon bei der Übernahme von Daten oftmals bereits hohe Kosten und erheblicher Personalbedarf. Die Vorbereitung der Daten für spätere, technisch unterstützte Erhaltungsmaßnahmen und die Gewinnung möglichst vielfältiger und aussagekräftiger Metadaten als Anhaltspunkte für künftige Suchanfragen können sehr aufwändig sein.8 Ebenso sind das laufende Datenmanagement, die Datensicherung sowie die Schaffung neuer Zugriffsmöglichkeiten Kostenfaktoren, die in der digitalen Welt in der Regel in deutlich höherem Maße zum Tragen kommen, als dies bei der klassischen Archivierung der Fall ist.
Illustriert werden können die Probleme der Auswahl an der Debatte um die Archivierung von Twitternachrichten. Natürlich handelt es sich dabei um sehr viel kommunikatives Grundrauschen, aber schon heute interessieren sich Wissenschaftler für die Rezeption bestimmter Ereignisse oder den Verlauf von Debatten auf Twitter. Eine sinnvolle Unterscheidung zwischen beidem kann aber kaum getroffen werden, und die Bewertungen werden sich in Zukunft verschieben. Die Library of Congress hat sich entschieden, den Gesamtbestand der Twitternachrichten zu übernehmen, und steht jetzt in der Praxis vielen Fragen und Problemen gegenüber.9
Eine wesentliche Rolle bei der Auswahl erhaltenswerter digitaler Ressourcen können zusätzlich auch private Initiativen spielen. Archive-It10 und WebCite11 etwa sind zwei Angebote im Bereich der Webarchivierung, bei denen Nutzer relativ einfach eine Auswahl von Webressourcen archivieren können. Auch Services wie beispielsweise YouTube, Flickr oder Instagram entwickeln sich derzeit faktisch zu einer Form von „Crowd-Archiven“, in denen Millionen Nutzer vielfältige kulturelle Äußerungen zugänglich machen und speichern. Allerdings stellt sich hier die Frage nach der Nachhaltigkeit dieser Angebote angesichts der im Hintergrund stehenden kommerziellen Geschäftsmodelle. Dennoch gilt, wenn eine große Anzahl an Akteuren zur Auswahl der zu erhaltenden Quellen beiträgt, kann dies helfen, ein möglichst authentisches und facettenreiches Bild unserer Zeit in die Zukunft retten.

Akteure und Strukturen

In logischer Fortführung ihrer bisherigen Aufgaben erweitern die klassischen Gedächtnisorganisationen, Bibliotheken, Archive und Museen, schrittweise ihre Aktivitäten auf digitale Ressourcen. Bibliotheken erwerben beispielsweise E-Books und schaffen Zugänge zu Zeitschriften, auch wenn diese nur noch digital erscheinen. Archive übernehmen elektronische Akten und setzen sich etwa mit E-Mail-Archivierung und digitalen Fachverfahren der Verwaltungen auseinander. Auch Museen sehen sich mit digitalen Objekten wie Film- und Bildmaterial bis hin zu komplexen 3-D-Modellen konfrontiert. Schon die reine Fortführung bereits bestehender Aufgaben im digitalen Raum stößt oftmals auf technische Probleme, stellt die vorhandene Expertise der Mitarbeiter auf die Probe, muss mit limitierten Ressourcen umgehen und führt auch zu rechtlichen Komplikationen. Viele vor allem kleinere Institutionen sind mit den Aufgaben überfordert.
Die Übernahme von Aufgaben in gänzlich neu entstehenden Feldern konnte deswegen bisher nur von vergleichsweise wenigen Gedächtnisorganisationen – und somit keinesfalls flächendeckend – angegangen werden. Vielfach werden auf Basis von Projekt- oder Fördermitteln erste Lösungsansätze entwickelt und Infrastrukturen aufgebaut. Die Überführung auch sehr erfolgreicher Projekte in den Dauerbetrieb erweist sich aber oftmals als große Hürde. Die Zuwendungsgeber sind vorsichtig, was die Zuweisung neuer Aufgaben an die Gedächtnisorganisationen angeht, nicht zuletzt wegen des sich daraus ableitenden Finanzierungsbedarfs. Probleme gibt es aber nicht nur in neuen Feldern wie der Webarchivierung oder bei den Forschungsdaten, wo der Aufbau von Fähigkeiten und Kapazitäten bei den Gedächtnisinstitutionen bislang noch weit hinter dem Bedarf der wissenschaftlichen Nutzer zurückbleibt. Auch für die schon etwas länger bestehende Herausforderung der Video- und Filmarchivierung gibt es in Deutschland keine Institution, die sich federführend und systematisch um die vollständige Archivierung bewegter Bilder in analoger oder digitaler Form kümmert.12 Um Verbesserungen in diesem Bereich bemüht sind das Netzwerk Mediatheken13 und die nestor AG Media, deren Mitglieder aus unterschiedlichen Kontexten heraus mit audiovisuellen Medien befasst sind.
Insgesamt gesehen, ergibt sich somit bei der Festlegung von Verantwortlichkeiten für die digitale Langzeitarchivierung spartenübergreifend derzeit noch erheblicher Regelungsbedarf. Partiell werden zwar einzelnen Institutionen bereits Zuständigkeiten durch auf digitale Veröffentlichungen ausgeweitete Pflichtexemplarregelungen, vertragliche Verpflichtungen oder archivgesetzliche Regelungen übertragen, es fehlt hier aber eine übergreifende und verbindlich festgelegte Gesamtkonzeption für eine flächendeckende Aufgabenwahrnehmung.14
Während Sammlungsprofile und Zuständigkeiten für Gedächtnisorganisationen schon immer ein wichtiger Punkt waren, wächst die Bedeutung der Vernetzung aller relevanten Akteure (der Stakeholder) im Bereich der digitalen Langzeitarchivierung mit der zunehmenden Komplexität der Aufgaben schnell an. Keine Institution ist heute mehr in der Lage, alle Bereiche der digitalen Langzeitarchivierung konzeptuell und technisch eigenständig zu beherrschen. An Aufgaben wie der Entwicklung von Software und Registries für die Dateiformaterkennung, Standardisierung oder Zertifizierung sind immer eine Vielzahl von Institutionen und Personen beteiligt, die sich damit mit ihren jeweiligen Stärken in die Durchführung und gemeinsame Weiterentwicklung der digitalen Langzeitarchivierung einbringen.
Aus Sicht der einzelnen Gedächtnisorganisation gibt es mehrere Ebenen der Zusammenarbeit. Fundamental sind der Austausch und Wissenstransfer zwischen den Gedächtnisorganisationen sowie Absprachen zur Arbeitsteilung. Angesichts der technischen Herausforderungen ist auch die gemeinsame Nutzung von Infrastrukturen sinnvoll. In Deutschland gibt es mittlerweile eine Reihe von sich größtenteils im Aufbau befindlichen Angeboten zur kooperativen Nutzung von Soft- und Hardwareressourcen.15 Damit können in absehbarer Zeit auch Institutionen kleinerer und mittlerer Größe die von größeren Institutionen betriebenen Langzeitarchivierungsinfrastrukturen für die dauerhafte Sicherung von eigenen Daten einsetzen.
Erste Formen einer neuen Zusammenarbeit zeichnen sich beispielsweise auch im Rahmen der Webarchivierung ab. So bietet das Bibliotheksservice-Zentrum Baden-Württemberg mit SWBcontent16 einen Service zur Sammlung, Erschließung und Archivierung von Webseiten für Gedächtniseinrichtungen an, ein ähnliches Angebot wird derzeit an der Bayerischen Staatsbibliothek17 entwickelt. Nachdem im Jahr 2006 der Auftrag der Deutschen Nationalbibliothek auch auf die Archivierung von „unkörperlichen Medienwerken“ bzw. „Netzpublikationen“ ausgedehnt wurde, bemüht sich die Nationalbibliothek schrittweise um eine Umsetzung. Während dies bei den digitalen Entsprechungen gedruckter Medienwerke schon weit vorangeschritten ist, läuft di...

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort
  2. I. EINFÜHRUNG
  3. II. BERLINER APPELL
  4. III. PROBLEMLAGE
  5. IV. NAHAUFNAHMEN
  6. V. ZWISCHENRUFE
  7. VI. DER STREIT UM DIE ZUKUNFT
  8. VII. TEXTE, QUELLEN
  9. BIOGRAFIEN
  10. STATEMENTS
  11. Impressum