Zum Kontinent des eisigen Südens
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Die erste deutsche Südpolarexpedition 1901-1903

  1. 368 Seiten
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Die erste deutsche Südpolarexpedition 1901-1903

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Über dieses Buch

Erich von Drygalskis Schiff "Gauß" verlässt am 11. August 1901 Kiel und gelangt über Kapstadt und die Kergeulen bis zum Antarktischen Festland. Das Schiff bleibt hier fast ein Jahr im Eis stecken und wird kurzerhand zur Forschungsstation umfunktioniert: Die Reise wird so zu einem wissenschaftlichen Erfolg, die geographischen, zoologischen und meterologischen Entdeckungen werden einen 20-bändigen Forschungsbericht abgeben.

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Erich von Drygalski
Zum Kontinent
des eisigen Südens

Mitglieder und Organisation

Bei der Fülle der Aufgaben, welche der Expedition harrten, musste es nach ihrer Sicherstellung die erste Pflicht sein, geeignete Mitarbeiter zu gewinnen, um schon bei den Vorbereitungen die einzelnen Arbeitsgebiete im Rahmen des Ganzen möglichst nach deren Intentionen durchbilden zu lassen; denn bei einer Expedition in unbekannte Verhältnisse handelt es sich während der Ausführung nicht um eine Arbeitsordnung, für welche in unseren heimischen Verhältnissen oder von früheren Expeditionen her bestimmte Vorbilder vorliegen, sondern um die arbeitsfreudige und arbeitskräftige Initiative, wie sie nur aus der freien Betätigung von Persönlichkeiten entstehen kann; je mehr dieselben deshalb den Aufgaben der Expedition schon vor der Ausreise nähergetreten sind, desto besser werden sie sich später zurechtfinden.
Schon bevor die Expedition gesichert war und in gelegentlicher Mitwirkung an ihrer Entstehung hat mir Ernst Vanhöffen zur Seite gestanden. Das Fach seiner Wahl und besonderen Tätigkeit war die Zoologie, doch daneben übernahm er in der Expedition die Botanik.
Den Augenblick nutzte er, wie es wenigen gegeben ist, und verstand jederzeit, aus den vielen Wechselfällen, wie sie eine Expedition mit sich bringt, das Beste zu nehmen und daraus Resultate zu ziehen.
Als Arzt und Bakteriologe hat Dr. Haus Gazert die Expedition begleitet. Neben seinen gelegentlichen physiologischen Beobachtungen fand auch manches andere Gebiet bei ihm wirksame Förderung und Interesse, bereitwillig übernahm er vor allem im Mai 1902 die Leitung des ganzen meteorologischen Dienstes; auf der Rückreise fielen ihm nach dem Ausscheiden Dr. E. Philippis auch die chemischen Arbeiten zu.
Die geologischen und chemischen Arbeiten der Expedition hatte Dr. Emil Philippi übernommen; als Assistent an den geologisch-paläontologischen Instituten zu Tübingen und Berlin hatte er für Petrographie und Mineralogie das gleiche Verständnis wie für paläontologische Studien, und auch in chemischen Arbeiten war er bewandert.
Die erdmagnetischen und zunächst auch die meteorologischen Arbeiten fielen dem jüngsten wissenschaftlichen Mitglied der Expedition, Dr. Friedrich Bidlingmaier, zu. Erdmagnetische Beobachtungen auf dem Meer dürften noch niemals früher in der Vollständigkeit und mit der kritischen Schärfe durchgeführt worden sein, wie es von ihm auch in den Stürmen und Seen der Westwinddriften geschah. Den meteorologischen Arbeiten zog er es dabei vor, zu entsagen, weil er sie unter den eigenartigen Verhältnissen der Winterstation neben den erdmagnetischen nicht in gleicher Weise selbsttätig durchführen zu können vermeinte, wie diese.
In unserem behaglichen Salon, in dem die fünf Gelehrten und fünf Offiziere der Expedition sich zu den Mahlzeiten und geselligen Veranstaltungen zusammenfanden und bei besonderen Festtagen wie Weihnachten oder Sonnenwendfest auch die ganze aus 22 Köpfen bestehende Mannschaft zugegen war, nahmen im gewöhnlichen Gebrauch die wissenschaftlichen Mitglieder die linke oder Sofaseite ein, während die Offiziere die mit Drehstühlen versehene rechte Seite innehatten, um von dort aus schneller hinausgelangen zu können, wenn es der Schiffsdienst verlangte.
Wenn ich nun nach der Schilderung der linken Seite der Ersten Messe zu der rechten übergehe, habe ich dabei zunächst des Führers des Expeditionsschiffes »Gauß« zu gedenken, des Kapitäns Haus Ruser.
Sein besonderes Interesse galt den Obliegenheiten der Navigation. Hieraus entsprang seine Vorliebe für astronomische Arbeiten, welchen er während der Überwinterung besonders gern und mit gutem Erfolg oblag.
Dem Kapitän stand als Leiter der maschinellen Anlagen der Expedition der Obermaschinist Herr Albert Stehr zur Seite. Er leitete die maschinellen Betriebe einschließlich der Vorrichtungen für die elektrische Beleuchtung und den Betrieb der Dampfwinden mit derselben Sicherheit, wie die uns sehr nützlichen Aufstiege eines Fesselballons und die Handhabung der Sprengmittel, und nahm durch die Ausführung von Bohrungen im Eis bis zu 30 m Tiefe lediglich mit Handkraft, durch laufende Beobachtungen über Eistemperaturen, Hilfeleistungen bei den Schwerkraftsbestimmungen und bei vielen anderen Dingen stets mit Geschick und Pflichttreue auch an den wissenschaftlichen Arbeiten Anteil.
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Ludwig Ott, Friedrich Bidlingmaier, Emil Werth, Hans Gazert, Emil Philippi, Richard Vahsel, Ernst Vanhöffen, Erich von Drygalski, Hans Ruser, Wilhelm Lerche
Wissenschaftler und Offiziere des »Gauß«
(Quelle: Terra Marique 1902, Heft 1)
Als Erster Offizier war Herr Wilhelm Lerche in den Dienst der Expedition eingetreten, nachdem er in gleicher Eigenschaft schon bei der Hamburg-Amerika-Linie tätig gewesen war. Er hat sich sodann noch durch Teilnahme an einem wissenschaftlichen Kursus auf dem Marineobservatorium in Wilhelmshaven für seine besonderen Aufgaben vorbereitet.
Der ältere Zweite Offizier der Expedition war Herr Richard Vahsel, ebenfalls aus dem Dienst der Hamburg-Amerika-Linie zu uns herübergekommen. Er pflegte sich seiner Aufgabe zu vergewissern, ehe er sie übernahm, wusste sie dann aber zielbewusst und sicher zu Ende zu führen. In der Wirtschaft der Expedition hatte Herr Vahsel den wichtigen Zweig der Einzeldispositionen über den Proviantverbrauch übernommen.
Der jüngere Zweite Offizier der Expedition war Herr Ludwig Ott. Er hatte vor seinem Eintritt in die Expedition im Dienste der Hamburg-Südamerikanischen Dampfergesellschaft gestanden. Willig ging er dann auf die neuen Probleme ein, die ihm gestellt wurden, und suchte sie zu ergründen. So verdankt ihm die Expedition wissenschaftlich eine pünktliche Teilnahme an dem meteorologischen Dienst und an den Pendelbestimmungen, gute Beobachtungen über das Südlicht und manche praktische Einrichtungen bei den geodätischen und ozeanographischen Arbeiten.
Zu den zehn Mitgliedern der Ersten Messe traten bei der Fahrt von Kiel bis zu den Kerguelen noch Herr Dr. Emil Werth hinzu, um sodann die Leitung der dortigen wissenschaftlichen Station zu übernehmen, und während unseres Aufenthalts in der Beobachtungsbucht auf den Kerguelen, wo die Station lag, im Januar 1902 noch die Herren Josef Enzensperger und Dr. Karl Luyken, welche mit einem Teil ihrer und unserer Ausrüstung auf dem Lloyddampfer "Karlsruhe« bis Sydney und von dort auf dem Lloyddampfer »Tanglin« nach den Kerguelen vorausgeeilt waren.
Herr Dr. Emil Werth war Apotheker gewesen. Er erschien für den isolierten Posten auf den Kerguelen besonders geeignet durch seine bereits vorhandene Reiseerfahrung und bereitete sich denn auch für die Expedition vom Januar 1901 an auf breiterer Grundlage vor, nämlich für ärztliche Leitungen, da die Station eines Arztes entbehrte, für den Zeitdienst sowie für biologische und geologische Studien, worunter ihn die botanischen im Besonderen fesselten.
Als Meteorologe der Kerguelenstation war in letzter Stunde Herr Josef Enzensperger zur Expedition gekommen. Vor seinem Eintritt in die Expedition hatte J. Enzensperger zuletzt im Auftrag der Münchener Zentralstation für Meteorologie das Hochobservatorium auf der Zugspitze ein Jahr lang verwaltet und so auch noch besonders geeignete Erfahrungen für eine Polarfahrt gewonnen. Enzensperger leitete die Abtrennung der Ausrüstung der Kerguelenstation von jener der Hauptexpedition und ihre Verfrachtung über Bremen und Sydney. Mit Herrn Dr. Karl Luyken begleitete er sodann diesen Transport und traf auf dem Dampfer »Tanglin« am 11. November 1901 in dem Dreiinselhafen des Royal Sounds auf den Kerguelen ein.
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Franz, Schwarz, Reimers, Heinrich Michael, Lysell, Johannsen, Heinacker, Reuterskjöld, Mareck, Müller I, Dahler, Besenbrock, Klück, Possin, Bähr, Müller II, Fisch, Stjernblad, Berglöf, Noack, Björvig
Mannschaft des »Gauß«
(Quelle: Institut für Länderkunde, Leipzig)
Erst am 9. Juni 1903 haben wir bei der Landung des »Gauß« in Simonstown erfahren, dass Josef Enzensperger am 2. Februar 1903 auf den Kerguelen an Beriberi gestorben war nach treuester Pflichterfüllung bis zum letzten Moment trotz furchtbarer Leiden.
Das jüngste wissenschaftliche Mitglied der Kerguelenstation war Herr Dr. Karl Luyken. Er hatte sich auf der Hochschule zunächst den technischen und sodann den physikalischen Studien gewidmet und schien durch diese Verbindung für den isolierten Posten auf den Kerguelen umso mehr geeignet, als die Station der Mitwirkung eines Technikers entbehrte.
Wenn man unsere Besatzung mit derjenigen anderer ähnlicher Expeditionen vergleicht, so fällt darin die geringe Zahl der Mannschaften auf. Die Hauptexpedition hat seit Kapstadt einschließlich der fünf wissenschaftlichen Mitglieder und der fünf Offiziere aus 32 Personen bestanden, die Kerguelenstation aus drei Gelehrten und zwei Matrosen.
In allem voran stand der Erste Bootsmann Josef Müller, ein Mann von ungewöhnlicher Tüchtigkeit. Während der Überwinterung hat er uns gute Dienste durch den Bau von Eishäusern für magnetische Zwecke geleistet, deren Ausführung vornehmlich seiner Sorgfalt oblag.
Den Zweiten Bootsmann, Haus Dahler, hatten wir in Kapstadt erhalten. Im Polareis war es ihm besonders willkommen, für den Robbenschlag Verwendung zu finden.
Der Erste Zimmermann war August Reimers. Er war frühzeitig in den Dienst der Expedition getreten und hatte sich bei den Arbeiten zur Vorbereitung der Stationshäuser in Potsdam bewährt, auch bei wissenschaftlichen Ablesungen dort geeignete Hilfe geleistet.
Der Zweite Zimmermann war Willy Heinrich, aus dem aktiven Marinedienst für die Expedition übernommen. Wesentliche Dienste hat er uns bei verschiedenen Gelegenheiten durch Taucherarbeiten geleistet, desgleichen wurde er im Ersinnen und Ausführen mechanischer Verbesserungen in den verschiedenen Betrieben geschätzt.
Unter den 9 Matrosen hatten wir 4 deutsche und 5 skandinavische; von den Ersteren war einer, von den Letzteren waren drei erst in Kapstadt zu uns gekommen.
So hatte Georg Noack während der Seefahrt schon teilweise und während der Überwinterung ausschließlich zoologischen Dienst, wofür er an dem Museum für Naturkunde zu Berlin noch eine besondere Ausbildung genossen hatte.
Max Fisch war aus dem Dienst der Marine für die Expedition beurlaubt worden. Für besondere Arbeiten war er wohlgeeignet, sodass er mit der Zeit im meteorologischen Dienst eine ständige Beschäftigung fand, die er mit Geschick und Zuverlässigkeit wahrnahm.
Karl Klück war zu allem gut zu gebrauchen und fungierte bei Schlittenreisen als der sorglich um uns bedachte Gehilfe und Koch. Seine Fähigkeiten ließen ihn für die Rückfahrt zum Schiffskoch aufsteigen.
Albert Possin war in Kapstadt zu uns übergegangen. Besonders geschätzt war er als Matrose am Ruder.
Von den 5 skandinavischen Matrosen waren 2 Norweger und 3 Schweden; Letztere waren erst in Kapstadt zu uns gestoßen.
Der ältere Norweger war Paul Björvig und für den besonderen Posten eines Eislotsen bei uns angestellt. Er hatte zahlreiche Fahrten im Nördlichen Eismeer hinter sich, teils auf Fangschiffen, teils auch bei wissenschaftlichen Expeditionen, bei denen er Erfahrungen aller auch der schwersten Art gemacht hatte. Seine Erfahrungen kamen uns wohl zustatten. Für die Stelle eines Eislotsen im weiteren Sinn war er weniger geeignet, weil er nur das Nächste sah und nur in einer Richtung urteilte.
In der Arbeit und Zuverlässigkeit, wie auch in der polaren Erfahrung ebenso tüchtig, dabei aber bedachter und ruhiger in seinem Urteil, war unser anderer Norweger, Daniel Johannsen. Auch für wissenschaftliche Hilfsleistungen war er trefflich geschult.
Auch unserer Schweden kann ich nur mit Anerkennung gedenken. Der Älteste derselben war Wilhelm Lysell, in Kapstadt angeworben; die beiden jüngeren, Lennart Reuterskjöld und Curt Stjernblad, waren uns in Kapstadt in letzter Stunde zugelaufen.
Sie fanden daher gern bei wissenschaftlichen Arbeiten Verwendung, so Lennart Reuterskjöld während der Überwinterung als ständiger Gehilfe Dr. Bidlingmaiers in dem Betrieb der magnetischen Station. Lennart Reuterskjöld hat das magnetische Observatorium während einer Schlittenreise Dr. Bidlingmaiers einen vollen Monat lang allein verwaltet. W. Lysell war musikalisch und gründete im Winter einen Gesangverein. Am wenigsten zur Entwicklung ist Curt Stjernblad gekommen, weil sich kein rechter Posten für ihn fand.
Als Maschinenassistenten fungierten Paul Heinacker und Reinhold Mareck. Da wir nur einen Maschinisten mit Patent an Bord hatten, hat P. Heinacker, wenn auch noch vor dem Examen, zeitweilig die Stelle des Zweiten Maschinisten versehen.
Reinhold Mareck verstand sein Handwerk vortrefflich und konnte selbstständig handeln, wodurch er bei den vielen und verschiedenartigen Anforderungen, welche an das Maschinenpersonal herantraten, eine sichere Stütze für dessen Leiter wurde.
Ebenso tüchtig waren die Heizer, von denen Emil Berglöf in Kapstadt zu uns gestoßen war, und Leonhard Müller fast ausschließlich im Maschinendienst beschäftigt gewesen sind. Ersterer wurde außerdem für Klempnerarbeiten in Anspruch genommen, konnte jedoch auch Schmiedearbeiten mit gleicher Gewandtheit versehen.
Leonhard Müller, der Senior des Maschinenpersonals, versah er seine Arbeit mit Zuverlässigkeit und unermüdlichem Fleiß, gleichgültig, ob sie in den Tropen oder im Polareis geschah.
Die übrigen drei Heizer waren während der längsten Zeit der Expedition mit den gleichen Arbeiten wie die Matrosen beschäftigt, falls der besondere Dienst der Maschine es nicht anders verlangte. Es waren Gustav Bähr, Karl Franz und Reinhold Michael. Die beiden Erstgenannten waren willige und fleißige Leute. Besonders G. Bähr hatte auch weitergehendes Geschick, sodass er für die Rückreise nach dem Ausscheiden Marecks in Kapstadt an dessen Stelle Maschinenassistent wurde. Reinhold Michael war erst in Kapstadt zu uns gestoßen und wurde nach einigen einleitenden Tagen in der Maschine, später in Nebendiensten verwendet.
Last not least komme ich zu zwei wichtigen und tüchtigen Mitgliedern der Expedition, dem Koch und dem Steward.
Wilhelm Schwarz war seit Kapstadt unser Koch; er wusste mit der Konservenkost Bescheid und verstand dieselbe schmackhaft zuzubereiten. Auch in der Herrichtung der Landesnahrung, wenn man die antarktischen Produkte so bezeichnen darf, also im Wesentlichen der Robben und Pinguine, war er willig und geschickt und versuchte auch hierin, Abwechslung zu bieten.
Sowohl an Menge der Pflichten als auch an Tüchtigkeit zu deren Bewältigung von keinem übertroffen war August Besenbrock, der Steward der Expedition. Er war immer willig und übernahm Arbeiten auch über den Bereich seiner engeren Pflichten hinaus. Sein Wirken in der Pantry verschönte er sich dabei gern durch einen das Schiff durchdringenden Gesang patriotischer Lieder und duldete in seinem dortigen Bereich Eingriffe höchstens gelegentlich von einem der ihm eng befreundeten Hunde.
Auf den Kerguelen ließen wir die Matrosen Josef Urbansky und Georg Wienke zurück. Ersterer, vom Seebataillon für die Expedition beurlaubt, hatte sie bis nach den Kerguelen auf dem »Gauß« begleitet. Er hat seine Pflichten auf den Kerguelen treu und zuverlässig erfüllt, insbesondere auch in seiner Eigenschaft als Schlosser gute Dienste geleistet.
Georg Wienke hatte die Herren Enzensperger und Dr. Luyken bei ihrer Fahrt über Sydney begleitet. Er versah auf der dortigen Station die Küche, außerdem hatte er an dem Museum für Naturkunde zu Berlin Ausbildung im Präparieren und Konservieren von biologischen Sammlungen erhalten.
Über die allgemeine Organisation der Expedition kann ich mich kurzfassen, denn ich war und bin auch heute der Ansicht, dass die wohldurchdachteste Organisation eine leere Form bleibt, wenn nicht die Persönlichkeiten dazu da sind, sie mit lebendigem Inhalt zu erfüllen. Aus diesem Grund habe ich die Expedition hinsichtlich der Durchführung des von mir vorbereiteten Plans wesentlich als ein menschliches Problem gefasst. Ich habe deshalb dagegen Stellung genommen, dass in der Organisation etwa eine wissenschaftliche und eine nautische Leitung vorgesehen würden, da es naturgemäß nur eine Leitung geben kann und infolgedessen auch gab. Auf dieser persönlichen Grundlage galt für die Expedition als Ganzes wie für ihre einzelnen Teile das Prinzip der Freiheit, der verantwortungsvollen Entscheidung an Ort und Stelle für jeden innerhalb seines Gebiets, doch im Rahmen des Ganzen. Dies wurde nicht von allen Mitgliedern und auch nicht immer als leicht empfunden, von der Mehrzahl jedoch als richtig erkannt und dann auch richtig benutzt.
Als besonders förderlich wurde es von allen empfunden, dass wir nicht an ein bestimmtes Programm gebunden waren, wie es in früheren Fällen durch Kommissionen in der Heimat festgestellt wurde. Ich verkenne den Wert solcher Programme ...

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  1. Cover
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  3. Zum Buch
  4. Titel
  5. Impressum
  6. Inhalt
  7. Vorwort
  8. Zum Kontinent des eisigen Südens
  9. Literaturverzeichnis
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