Die Entdeckung Alaskas mit Kapitän Bering
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Die Entdeckung Alaskas mit Kapitän Bering

Von Sibirien nach Amerika 1741-1742

  1. 272 Seiten
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Die Entdeckung Alaskas mit Kapitän Bering

Von Sibirien nach Amerika 1741-1742

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Über dieses Buch

Russland im 18.Jahrhundert: nach seiner Öffnung zum Westen unter Zar Peter dem Großen suchte es nun das "Fenster zum Osten"; Sibirien war zu erschließen, die Beziehungen zu Japan und Amerika auszubauen. Und nun stellte sich die Frage, deren Antwort schon längst vergessen war: Gibt es eine Landbrücke zwischen Asien und Amerika? Erst die zweite Expedition unter Kapitän Bering brachte den Durchbruch, den Erfolg - aber unter welchen Mühen, mit welchen Opfern...

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Beschreibung der Seereise von Kamtschatka nach Amerika mit dem Kapitän-Kommandeur Bering

Ende Mai 1741 war endlich alles Nötige für die Amerikanische Reise vorbereitet, und so legten sich die beiden Paketboote1 »St. Peter« und »St. Paul« am 29. Mai aus dem Hafen2 auf die Reede der Awatscha-Bucht, um dort vor Anker auf günstige Winde zum Auslaufen zu warten. Auf der »St. Peter«, auf der ich mich einschiffte, befanden sich der Herr Kapitän-Kommandeur Bering als Chef, der Leutnant Waxell, der Schiffsmeister Kitrow, der Steuermann Hesselberg, der Untersteuermann Juschin, der Unterchirurg Betge, der Unterkonstabler Roselius, der Seekadett Sind, der Bootsmann Nils Jansen, der Unterschiffer Charainzow, der Kommissar Lagunof und der Landmesser Plenisner; die übrige, sechsundsiebzig Köpfe zählende Mannschaft bestand aus Matrosen, Soldaten, kamtschatkischen Kosakensöhnen, Dolmetschern und ortskundigen Leuten – darunter ein Schütze in meinen Diensten – sowie dem Sohn des Leutnants. – Das andere Paketboot, »St. Paul«, hatte eine ebenfalls sechsundsiebzig Mann zählende, ähnlich zusammengesetzte Mannschaft unter dem Kapitän Tschirikow; ferner befand sich der Professor der Sternenkunde Delisle de la Croyère auf diesem Schiff.
Am 4. Juni gegen neun Uhr liefen wir aus der Awatscha-Bucht in die See aus und traten bei günstigem Wind und Wetter endlich die eigentliche Reise an. Mit Südwestwinden segelten wir nach Ostsüdosten, sodass wir uns am achten Tag der Reise, am 11. Juni, einhundertfünfundfünfzig Meilen von Awatscha auf der Breite von 46 Grad und 47 Minuten befanden.
Am 12. Juni nahm man erstmals Anzeichen eines im Süden oder Südosten liegenden Landes wahr. Man sah bei ruhiger See verschiedene Seegewächse, die nie sehr weit von den Küsten entfernt auftreten, auf einmal in Menge um unser Schiff treiben, auch Seemöwen und andere Vögel, die nie auf offener See beobachtet werden. So war zu vermuten, dass man bei fortgesetztem Kurs in Kürze auf Land stoßen müsste. Doch die Seeoffiziere hörten nicht auf meine vernünftigen Vorstellungen, lachten mich höhnisch aus und schlugen alles in den Wind, was von keinem Seemann ausgesprochen wurde. So wendete man sich mit einem Mal gegen Norden, auf welchem Kurs man zum ersten Mal einen kleinen Sturm auszustehen hatte. Hierbei trug sich das erste Unglück zu, dass nämlich das andere Boot, die »St. Paul«, uns infolge des nebligen und trüben Wetters verlor und auch später auf der ganzen Reise nicht wieder gesehen wurde.
Da man den sich ständig in der Kajüte aufhaltenden Kapitän-Kommandeur nur so viel wissen ließ, wie man für ratsam hielt, gab man auch nicht viel auf die Angaben verschiedener Leute, im Norden Land gesehen zu haben. Die Stimmen der Reuigen ließen sich erst allzu spät hören, als man auf der Rückreise am 24. August auf dem 51. Grad unverhofft und zu aller Schrecken Land erblickte. Die angeblichen Beobachtungen von Land wurden deshalb so gering geachtet, weil es keiner der Seeoffiziere selbst bemerkt hatte und diese es damals auch für eine größere Ehre hielten, das Land weiter anzulaufen, um sich rühmen zu können, sehr weit gewesen zu sein.
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Faksimile der Unterschriften von Bering und seinen Offizieren
Nachdem man einige Tage vergeblich das verlorene Schiff gesucht hatte, gab man die Hoffnung auf, es wiederzutreffen; man ging nun wieder vom 50. bis zum 46. Grad nach Süden, in der Hoffnung, entweder die »St. Paul« oder das »Kompanieland«3 zu finden. Da aber beides fehlschlug und sich das gesuchte Kompanieland nun zum zweiten Mal nicht auf der verlangten Stelle eingefunden hatte, hielt man es nunmehr für ein erdichtetes Land und eine Erfindung der Nürnberger Kartenmacher4.
Denn wenn es vorhanden wäre, müssten entweder unser Schiff oder das des Kapitäns Spangberg5 darüber gesegelt sein. So schlug man also das Kompanieland gänzlich in den Wind und nahm am 18. Juni Kurs nach Osten, ging allmählich immer mehr nach Norden, sodass man auf zwei bis drei Längengrade einen Breitengrad veränderte.
Nachdem wir einige Tage diesen Kurs beibehalten hatten, fanden sich auf der Breite von 52 Grad abermals viele Anzeichen eines in unserer Nähe im Norden gelegenen Landes ein, unter dem wir genau vier Wochen, bis zum 18. Juli, liefen, bis wir auf 59 Grad und einigen Minuten nördlicher Breite und 49 Grad in der Länge von Awatscha, also beinah fünfhundert Meilen entfernt, zum ersten Mal wirklich Land erblickten.
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Man wundere sich nicht, dass ich die Begebenheiten einer vierwöchigen Reise über eine so große Entfernung derart kurz abgehandelt habe. Der Grund dafür ist, dass man bei beständig günstigem Wind und Wetter nur immer fortlief und nichts als Himmel und Wasser sah. Während dieser Zeit hörte man von den Offizieren immer nur Ausrufe der Verwunderung, wie man sich so grob geirrt habe, da man Kamtschatka nur durch einen engen Kanal von Amerika getrennt glaubte, das nun so weit abgelegen sich befinde! – Die unbescheidene und gemeine Abfertigung vonseiten der Herren Offiziere, die alle gründlichen und zur rechten Zeit angebrachten Erinnerungen und Vorschläge grob und höhnisch verwarfen, hatte zur Folge, dass sowohl mir als anderen der Mund schon längst gestopft war. Bei allem, was wir sahen und zur allgemeinen Wohlfahrt erörtern konnten, war immer rundheraus die Antwort: »Sie verstehen es nicht; Sie sind ja kein Seemann; Sie sind nicht in Gottes Ratsstube gewesen!« – Hier machte ich zum ersten Mal die betrübliche Erfahrung, dass oft die größten und nützlichsten Unternehmungen bei aller Mühe und großen Kosten, bei allen möglichen Hilfsmitteln am Ende kleiner ausfallen, als sie anfangs geplant waren. Man kann nicht anders sagen, als dass die meisten unserer Offiziere während der zehn Jahre in Sibirien, als ein jeder nach seiner Willkür gelebt und sich beim unwissenden Pöbel so viel Rang und Ehre zugelegt hatte, wie er wollte, in den Wahn geraten waren, unfehlbar oder höchst beleidigt zu sein, sobald jemand etwas sagte, was ihnen unbekannt sein sollte.
Ich will hier diejenigen Gründe, aus denen ich lange Zeit schloss, dass wir unter und entlang dem Land segelten, nochmals einem jeden zur vernünftigen Beurteilung vorlegen, so wie ich diese auf unserer Reise den Seeoffizieren vielmals vergeblich dargelegt habe: Man sah des Öfteren und manchmal haufenweise allerlei Seegewächse aus Norden hertreiben. Jedem schien lächerlich und unglaublich, dass man eine Strömung in der See feststellen sollte, obgleich man deren Wirkungen deutlich wahrnahm, da die auf der See schwimmenden Dinge eine deutliche Richtung, auch oft den Winden entgegen, hielten. Ein anderer Grund, aus dem unfehlbar zu schließen war, dass wir unter dem Land waren, ergab sich aus dem häufigen Auftreten von Seetieren, die in freier See nicht gewöhnlich sind. Da wir viele Seehunde sahen, hätte man leicht erraten können, dass Land in der Nähe sein müsste. Einen noch stärkeren Beweisgrund gab uns die ständige Erscheinung des kamtschatkischen Seebibers oder Seeotters, weil dieses Tier sich ausschließlich von Seekrebsen und Schalentieren ernährt. Der Seeotter ist ein Amerika zugehöriges Tier und nur ein Fremdling auf Kamtschatka. Ferner sahen wir zu verschiedenen Zeiten Schwärme von Möwen auf der See sitzen, die sich doch besonders im Juni nahe den Küsten zu halten, wo die Fische aus dem offenen Meer gegen das Land und die Flüsse aufsteigen und ihnen die reichlichste Nahrung geben.
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Rekonstruktion des Expeditionsschiffs »St. Peter«
Wenn nun derartige unbestreitbare Anzeichen nahen Landes mit Vernunft, größter Bescheidenheit und Geduld dem Seekommando vorgelegt wurden und man riet, den Kurs, um eher Land zu sichten, nördlich zu richten, so galt es dem Kapitän-Kommandeur und den übrigen Offizieren als lächerlich, verächtlich und verdrießlich, solches von mir als einem Nichtseemann anzunehmen. Dies geschah selbst dann, wenn der Kapitän-Kommandeur jederzeit auch dieser Meinung gewesen war, sich aber von den übrigen Offizieren überstimmt und ohne Not, seines Charakters und seiner Macht ungeachtet, zum Nachgeben genötigt sah. Wie leicht wäre es gewesen, sich durch ein paar Stunden Segelns nach Norden der Gegenwart des Landes zu versichern, zumal die ständigen Nebel nur etliche Meilen Sicht gönnten, die Winde uns hingegen auf der Hinreise dermaßen günstig waren, dass wir sie zur Ausführung eines großen Unternehmens nicht besser wünschen konnten.
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Faksimile einer Seite des Logbuchs der »St. Peter«, geführt von Juschin und datiert vom 7. Juni 1741
Ich übergehe mehrere Umstände, die zu Mutmaßungen Gelegenheit genug gaben. Aber im Unterschied zu anderen auf Entdeckungsfahrt befindlichen Seereisenden, die auf alle Kleinigkeiten achtgeben und diese zu nutzen suchen, wurden bei uns die deutlichsten Kennzeichen von Land nicht wahrgenommen und in den Wind geschlagen. Daher erreichten wir das Land erst sechs Wochen nach unserer Ausreise von Awatscha, obwohl man es binnen weniger Tage hätte erreichen können. Am 16. Juli, als man das Land zum ersten Mal sah, war schon so gut wie beschlossen, dass, falls man bis zum 20. Juli kein Land erreichte, die Rückreise angetreten werden sollte, weil unser Wasservorrat schon über die Hälfte verzehrt war.
Wir sahen das Land bereits am 15. Juli, weil ich es aber zuerst bemerkt hatte und es freilich noch nicht so klar zu erkennen war, dass man seine Konturen hätte zeichnen können, wurde es mir nach alter Gewohnheit nicht abgenommen, obwohl es am nächsten Tag bei sehr klarem Wetter an der gleichen Stelle gesichtet wurde. Das Land war dort sehr erhaben, und man sah ein dermaßen hohes Gebirge sich durch das Land einwärts ziehen,6 dass man es auf sechzehn Meilen von der See aus ganz klar vor Augen hatte. Ich kann mich nicht erinnern, in ganz Sibirien und Kamtschatka ein höheres Gebirge gesehen zu haben. Das Ufer war überall sehr zerrissen, daher hart am festen Land mit vielen Buchten und Häfen versehen. Der Wahrheit und Unparteilichkeit halber möchte ich eines Umstandes gedenken, der vielleicht an hohen Orten nicht möchte verschwiegen, aber anders ausgelegt werden, als es sich in der Tat verhält. Man kann sich leicht vorstellen, wie freudig alle gewesen sind, als man endlich das Land erblickte; von allen Seiten wurde dem Herrn Kapitän-Kommandeur, dem der Ruhm der Entdeckung am meisten zukam, Glück gewünscht. Dieser aber hörte nicht nur alles sehr gleichgültig und ohne sonderliche Freude an, sondern zuckte sogar in aller Gegenwart, nach dem Land sehend, die Schultern. Falls der Kapitän-Kommandeur am Leben geblieben wäre, hätten ihm einige nachtragende Offiziere dies als Zeichen eines übelgesinnten Herzens auslegen können. Aber der gute Kapitän-Kommandeur war allen seinen Offizieren an Voraussicht weit überlegen und äußerte sich mir und Herrn Plenisner gegenüber in der Kajüte: »Wir meinen nun, wir haben alles gefunden, und viele gehen mit großen Winden schwanger, aber man bedenkt nicht, wo wir das Land angelaufen, wie weit wir nach Hause haben und was sich noch zutragen kann; wer weiß, ob nicht Passatwinde einfallen, die uns nicht zurück lassen. Das Land kennen wir nicht; mit Proviant zum Überwintern sind wir auch nicht versehen!«
Vergnügen bereitete nun, da wir unter dem Land waren, den pathetischen Reden der Leute und deren hoher Einbildung von sich und künftigen Belohnungen zuzuhören. Einige wollten sich sogleich dem Land nähern und einen Hafen aufsuchen. Andere hielten dies für sehr gefährlich. Ein jeder handelte für sich, und niemand schlug dem Herrn Kapitän-Kommandeur etwas vor. Die Beratschlagungen, die man am Land sonst wegen Kleinigkeiten gepflogen hatte, wurden hier bei dem wichtigsten Geschäft und dem Hauptpunkt der zehnjährigen Kamtschatkischen Expedition nunmehr unterlassen. Es gab nichts Gemeinsames zwischen uns, außer dass wir in einem Schiff zusammengepfercht waren.
Am 17. näherten wir uns infolge des schwachen Windes nur ganz allmählich dem Land. Am Sonnabend, dem 18., kamen wir gegen Abend dem Land so nahe, dass man die schönen, hart an der See gelegenen Waldungen wie auch die großen, landeinwärts unter dem Gebirge sich ausbreitenden Ebenen mit dem größten Vergnügen betrachten konnte. Das Ufer selbst war flach, eben und, soviel man sehen konnte, sandig. Wir ließen aber das feste Land zur Rechten und suchten nordwestlich hinter eine hohe Insel zu kommen, die aus einem Gebirge bestand und mit Tannenwald bewachsen war. Wegen widrigen Windes musste dies unter ständigem Lavieren geschehen, womit wir die folgende Nacht zubrachten.
Am Sonntag, dem 19., befanden wir uns auf zwei Meilen dem nordwestlichen Ende der Insel gegenüber.
Diesen Tag brachte man mit Lavieren zu, um der Insel näher und in die große Bucht, die man von fern sah, zu kommen und zugleich unter das Land zu gelangen. Dies vollzogen wir denn auch mit dem größten Schrecken am Montag, dem 20., als wir zwischen lauter Inseln vor Anker gingen, von denen die äußerste, weil man darunter am Eliastag zu stehen kam, »Kap Elias« heißen musste.7 Denn die Offiziere wollten ja durchaus ein Kap auf ihrer Karte haben, obwohl man ihnen noch so deutlich vorstellte, dass eine Insel kein Kap genannt werden könne.
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Kitrows Skizzen-Karte der St. Elias-(Kayak-)Insel
Nun hätte sowohl die Ordnung als auch die Wichtigkeit der Sache erfordert, einmütig zu erwägen, was zu tun sei und wie man Zeit und Gelegenheit am besten nutzen könne, um das Land zu erkunden, ob man überwintern oder angesichts der vorgeschrittenen Zeit und des verringerten Proviants geradewegs nach Hause segeln solle. Aber alle diese Fragen wurden keiner Beratung für würdig gehalten; ein jeder schwieg und tat, was er wollte. Einig war man sich nur darin, dass frisches Wasser eingenommen werden sollte. Daher konnte ich mich nicht der Bemerkung enthalten, wir wären nur gekommen, um amerikanisches Wasser nach Asien zu bringen. Das kleinere Boot wurde zum Wasserholen vorgesehen, während das größere dem Meister Kitrow mit genügender Mannschaft und Munition übergeben wurde, um das Land zu erkunden. Meine Bitte, mich mit dem Meister Kitrow an Land zu lassen, weil dieser doch nicht alles allein wusste und er auch selbst darum bat, wurde abgeschlagen. Zuerst suchte man mir mit der Erzählung grausamer Mordgeschichten Angst zu machen; doch ich erwiderte, dass mich Gefahren noch nie geschreckt hätten und ich auch gar nicht erraten könne, warum man mich nicht nach dem Land lassen wollte, da doch dies mein Hauptwerk, mein Beruf und meine Schuldigkeit gegenüber der Krone seien, der ich wie bisher nach Vermögen zu dienen gewillt sei. Als ich gar bemerkte, das Verbot meines Landgangs später weiterzugeben, nannte man mich einen wilden Menschen, der sich nicht einmal durch die Bewirtung mit Schokolade, die damals gerade zubereitet wurde, von seinen Vorhaben abhalten lasse. Weil ich nun sah, dass man mich mit Gewalt und gegen meinen Willen dazu zwingen wollte, meinen Dienst zu versäumen, verlor ich schließlich alle Achtung und betete ein besonderes Gebet, durch das sich der Herr Kommandeur sogleich erweichen ließ, mich mit den Wasserholern an Land zu lassen, jedoch ohne die geringste Hilfe und ohne einen Menschen außer meinem Kosaken Thomas Lepechin. Beim Abschied vom Schiff erprobte er noch, wie weit ich Spaß und Ernst verstünde, indem er mir mit Trompeten nachblasen ließ; ich nahm die Sache so, wie sie gemeint war. Ich sah jetzt allzu klar, warum man mich zur Reise hatte überreden wollen. Ich sollte nämlich mit meiner Person einen Punkt der Instruktion ausfüllen, auf den man sonst die Antwort schuldig geblieben wäre, nämlic...

Inhaltsverzeichnis

  1. Cover
  2. Über den Autor
  3. Zum Buch
  4. Titel
  5. Impressum
  6. Inhalt
  7. Einführung des Herausgebers
  8. Beschreibung der Seereise von Kamtschatka nach Amerika mit dem Kapitän-Kommandeur Bering
  9. Beschreibung der Beringinsel
  10. Von der Seekuh
  11. Von den Seetieren um Kamtschatka
  12. Vom Reisen auf Kamtschatka
  13. Von dem Zustand des Landes Kamtschatka vor der Okkupation
  14. Von der ersten Okkupation des Landes Kamtschatka
  15. Maße und Gewichte
  16. Verzeichnis der Quellen und Literatur
  17. Bildnachweis
  18. Dank des Herausgebers
  19. Kontakt zum Verlag