Geborgen im Schatten deiner Flügel
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Geborgen im Schatten deiner Flügel

Die wahre Geschichte eines jüdischen Mädchens, das auf der Suche nach seiner Mutter durch Hitlers Hölle ging.

  1. 256 Seiten
  2. German
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  4. Über iOS und Android verfügbar
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Geborgen im Schatten deiner Flügel

Die wahre Geschichte eines jüdischen Mädchens, das auf der Suche nach seiner Mutter durch Hitlers Hölle ging.

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Inhaltsverzeichnis
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Über dieses Buch

Deutschland, 1933: Die heile Welt der sechsjährigen Anita Dittman gerät aus den Fugen. Juden sind in Hitlers nationalsozialistischem Reich nicht länger erwünscht. Mit ihrer Mutter und Schwester wird sie Opfer der Judenverfolgung. In ihrer Schule wird Anita drangsaliert, ihr Vater lässt sie im Stich. Doch Mutter und Tochter setzen in dieser dunklen Zeit ihr ganzes Vertrauen auf Jesus Christus. Und sie erleben Wunder um Wunder, die kleine Hoffnungsschimmer auf ein Leben in Freiheit sind. Bis beide jäh auseinandergerissen werden: Unter den Tausenden Juden, die in das tschechische Konzentrationslager Theresienstadt deportiert werden, ist auch Anitas Mutter. Auf eigene Faust begibt Anita sich dorthin - mitten durchs Kriegsgebiet. Wird sie ihre Mutter finden?Dieses Buch erzählt die zutiefst bewegende Geschichte einer Holocaust-Überlebenden, die als junge Halbjüdin Hitlers Schreckensherrschaft ausgeliefert war.

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Information

Jahr
2018
ISBN
9783961223312
1.

„HEIL HITLER!“
DER BEGINN EINER NEUEN ÄRA
Sie sind da!“, keuchte ich, als ich durch die Tür platzte. „Die Pässe und Visa sind da.“
„O danke, Jesus“, stieß Mutter erleichtert hervor. Selbst Hella war sichtlich gerührt, was bei meiner Schwester ganz ungewöhnlich war. Mutter riss den Umschlag auf und nahm die Dokumente heraus. Doch als sie zu lesen begann, verschwand ihre erwartungsvolle Vorfreude zusehends. Schmerzlich erkannte sie, dass nur eine von uns ein Visum und einen Reisepass erhalten hatte.
„Nur Hellas Papiere sind gekommen“, seufzte Mutter. „Doch sie schreiben, dass deine und meine Papiere auch noch verschickt werden, bis Ende August. Wenigstens darf Hella nun frei reisen, Anita. Wir sollten uns für sie freuen und Gott weiter vertrauen, dass er sich auch um uns kümmern wird. Wir werden Hella in London wiedersehen.“
„Mutter, Jesus wird uns ganz bestimmt nicht im Stich lassen“, erwiderte ich. „Pastor Hornig sagt, wir gefallen ihm am meisten, wenn wir ihm vertrauen. Und jetzt haben wir eine großartige Gelegenheit, Jesus zu vertrauen, nicht wahr Mutter?“
Ihre Mundwinkel verzogen sich zu einem schwachen Lächeln, während sie Hellas Papiere beiseitelegte und antwortete: „Ich lerne gerade, ihm zu vertrauen, Anita.“
Wir fragten uns, ob Gott Hella als Erste befreite, weil ihr Glaube so schwach war, dass sie eine längere Wartezeit wohl kaum verkraftet hätte. Als dann feststand, dass sie am 31. August abreisen würde, trafen wir hektisch alle dafür notwendigen Vorkehrungen. Und Pastor Hornig schenkte Hella etwas Geld, das er vermutlich von dem Lebensmittelgeld seiner Familie abgezwackt hatte.
Nur schwach hörten wir im Radio einen Untergrundsender berichten, dass Truppen der Deutschen Wehrmacht Richtung Polen verlegt wurden und Hitler dort wohl jederzeit einfallen könnte. Im Laufe der Woche gab es dann gelegentlich erste Stromausfälle. Vorgetäuschte, die auf einen Krieg hindeuteten, meinte Mutter. Und wir ahnten: Sicherlich würde, bevor der Krieg ausbrach, unsere Freiheit weiter eingeschränkt. Letztlich half uns nur unser Glaube an Jesus, die Ruhe zu bewahren.
Der August verging schnell, ohne neue Nachrichten. Täglich brachte die Post nur eine Enttäuschung mit sich. Und der Tag, an dem Hella abreiste, löste ein Wirrwarr an Gefühlen aus: Wir freuten uns für sie, waren uns aber schmerzlich bewusst, dass unsere eigenen Papiere immer noch nicht angekommen waren. Als wir uns dann von Hella verabschiedeten, vermischten sich unsere Freudentränen mit denen der Angst und Verzweiflung.
„Hella, du musst Jesus für deine Freiheit danken“, drängte ich sie. „Er hat dir ein Wunder geschenkt.“ Hella nickte, doch sie hatte sich noch nicht völlig für ein Leben mit Jesus geöffnet.
„Wir werden dich in London wiedersehen, sehr bald schon“, versicherte Mutter, während sie Hella umarmte, „und wir werden jeden Tag für dich beten. Auf die Freunde von Pastor Hornig in London kannst du dich verlassen. Tu, was sie dir sagen, aber schick uns bloß keine Post nach Deutschland. Wahrscheinlich werden wir dich in einem Monat wiedersehen.“
Plötzlich gab die Dampflok ein lautes Pfeifen von sich. Wir hatten uns vorgenommen, die Verabschiedung bewusst kurz zu halten, denn wir nahmen ja an, bald wieder vereint zu sein. Wir sahen, wie Hunderte verängstigter Menschen vorwärtsstoben, um auf den Zug zu steigen. Sie waren auf der Flucht und dankbar für diesen Weg in die Freiheit, doch gleichzeitig voller Sorge um ihre Lieben, die sie zurücklassen mussten. Wohin ihre Flucht letztlich führen würde, wussten viele nicht.
Wir umarmten uns ein letztes Mal, dann drehte Hella sich um und bestieg den Zug. Sie winkte zum Abschied überschwänglich. Ich griff nach Mutters Hand, während wir zusahen, wie die anderen Reisenden einstiegen. Ein paar Minuten später ruckelte der Zug an und fuhr davon, bis er nicht mehr zu sehen war. Irgendwann war nur noch der dicke, schwarze Rauch am Horizont auszumachen.
Am nächsten Tag fiel Deutschland in Polen ein und die Grenzen wurden geschlossen, was bedeutete, dass Deutschland keine Post aus England mehr ins Land ließ. Also auch nicht unsere Visa und Reisepässe, die von dort kommen sollten. Sie befanden sich zwar auf dem Postweg zu uns, sollten jedoch nie bei uns eintreffen.
Zwei Tage später, am 3. September 1939, erklärten England und Frankreich Deutschland den Krieg – und Mutter und ich waren auf einmal gefangen in Hitlers Hölle.
Im Grunde hatte schon sechs Jahre zuvor die Falle begonnen, sich um uns herum zu schließen. Damals war ich noch ein kleines Kind und träumte davon, eine gute Balletttänzerin zu werden.
„Die Darbietung des Balletttanzes der sechsjährigen Anita Dittmann wurde wundervoll vorgeführt. Ihre Fähigkeiten und ihre Anmut übertreffen weit ihr Alter. Dennoch: Wir Deutsche wollen uns nicht länger von Juden unterhalten lassen.“
Mutter las mir diese Zeilen aus einer Zeitung vor, die sie auf der Straße gefunden hatte. Ihre Worte, obgleich leise gesprochen, hallten durch das ganze Haus. Sie drangen in meine ungläubigen Ohren und ließen mich sofort weinen. Es waren die Tränen eines Kindes, das noch zu klein war, um die Bedeutung des Wortes Antisemitismus zu begreifen. Ich verstand nur, dass mein Traum, die beste Balletttänzerin der Welt zu werden, zerbrochen worden war. Und dass es keine Rolle spielte, warum man uns verfolgte. Juden wie Kommunisten und andere Gegner der Nationalsozialisten durften keine Fragen stellen. Schon bald blieb uns nur noch eine Freiheit: zu sterben.
1933 lebten wir in Breslau1, als die ersten Funken des beginnenden Flächenbrandes durch die Nationalsozialisten zu fliegen begannen. Ihr Tun sollte mit der Zeit zu einem Holocaust führen, der wie ein wütendes Feuer Millionen Menschen durch geschürten Hass, Lüge und unbegründete Vorurteile verschlingen sollte.
Mir als Erstklässlerin gelang es schon längst nicht mehr, von der Schule nach Hause zu gehen, ohne von anderen Schülern mit Steinen beworfen oder verhauen zu werden. Vor allem die kleinen deutschen Jungen, deren Brust durch arischen Stolz und die Propaganda Schwächere auszumerzen geschwollen war, hatten Spaß daran, sich gegen mich zu verbünden. Und das war nur der Anfang eines Albtraums, der zwölf Jahre andauern sollte. Ein Dutzend Jahre der Angst und des Schreckens, dass nach dem Klopfen der Gestapo an der Haustür ein geliebter Mensch an den Haaren oder am Bart fortgezogen werden könnte. Keiner wüsste, wohin. Vielleicht in einen Güterwaggon, zusammengepfercht mit Hunderten eingeschüchterter Menschen, um in ein Todeslager gebracht zu werden, oder an einen unbekannten Ort, wo ihm eine Kugel gnädig ein Ende bereitete.
Doch unter all diesen unglücklichen und flüchtenden Juden war ich eine der wenigen, die ein wahres Zuhause besaß. Denn ich lernte Jesus kennen, der inmitten dieses ganzen schrecklichen Chaos’ seinen Frieden bot. Nicht umsonst wird er auch der „Friedefürst“ genannt.
Meine Mutter Hilde wuchs mit zwölf anderen Geschwistern in einer jüdisch-orthodoxen Familie in Deutschland auf. Die Familie lebte in ärmlichen Verhältnissen. Ihre Eltern konnten es sich nicht leisten, sie auf eine jüdische Schule zu schicken. Sie besuchte daher eine staatliche, in der christliche Religionslehre unterrichtet wurde, und so hörte meine Mutter wie viele andere arme jüdische Kinder von Jesus von Nazareth.
Für die meisten Juden war der Name Jesu ein Ärgernis. Schließlich hatten im Laufe der Geschichte Millionen Juden ihr Leben durch die Hand von Christen verloren. Doch irgendwie war meine Mutter jedes Mal zutiefst berührt, wenn sie im Schulbuch etwas über Jesus las. Sie konnte nicht verleugnen, dass sie sich geradezu angesprochen fühlte, als sie sich mit seinem Leben beschäftigte. Irgendwie spürte sie, dass das Judentum in ihrem Herzen eine geistliche Leere hinterlassen hatte, und sie traute dem Mann aus Galiläa zu, diese zu füllen. Allerdings wagte sie es nicht, ihre Gedanken laut zu äußern, doch im Stillen sagte sie sich: „Vielleicht ist Jesus der Gott, nach dem ich schon so lange suche.“
Mit neunzehn Jahren gab sie dann – so wie viele andere junge, suchende Menschen – den Verlockungen der modernen theosophischen Bewegung nach, die dem Hinduismus ähnelt und die Reinkarnation lehrt. Sie setzt Christus auf eine Stufe mit Buddha und Mohammed und bietet die Möglichkeit, eine Vielzahl von Göttern anzubeten. Meine Mutter brach mit der jüdischen Religion und entfernte sich auch von Jesus. Was sie damals allerdings noch nicht wusste, war, dass der Tag noch kommen sollte, an dem sie Yeshua (hebräisch: Jesus) um Gnade, Schutz, Befreiung und vor allem um Erlösung anrief.
Vater hingegen war überzeugter Atheist und arischer Deutscher. Er war in der sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) aktiv, Hitlers Erzfeind, und Herausgeber der sozialdemokratischen und somit nazifeindlichen Zeitung Die Volkswacht in Breslau.
Finanziell gesehen ging es uns als Familie gut. Wir wohnten in einem Reihenhaus zur Miete. Nur wirklich wohlhabende Leute konnten sich damals ein eigenes Haus auf eigenem Grundstück leisten.
Letztlich erwirkten die Nazis die Schließung der Zeitungsredaktion der Volkswacht und alle Angestellten verloren ihre Arbeit. Vater wurde daraufhin gezwungen, neues Personal einzustellen, das den Nazis treu ergeben war, sodass die Zeitung künftig ungehindert Nazipropaganda in Breslau und der Region, der zu diesem Zeitpunkt vielleicht größten Hochburg der Swastika2-Anhänger, verbreiten konnte.
Gleichzeitig übten die Nationalsozialisten ungeheuren Druck auf meinen Vater aus, er solle meine Mutter, meine Schwester und mich verlassen, da die Ehe zwischen Juden und Deutschen als besonders verwerflich galt. Viele solcher Mischehen wurden damals geschieden oder vom Staat annulliert. Es galt als Rassenschande, das deutsche Blut und die deutsche Ehre durch eine Ehe mit Juden zu beschmutzen.
Zuneigung empfand Vater hauptsächlich nur für meine Schwester Hella. Dass er für mich und meine Mutter nur lauwarme Gefühle hegte, konnte er kaum verbergen. Oft ließ er mich auch wissen, wie enttäuscht er darüber war, dass ich kein Junge war. Das verletzte mich sehr. Ich zog ...

Inhaltsverzeichnis

  1. 1. „HEIL HITLER!“ DER BEGINN EINER NEUEN ÄRA
  2. 2. RASSENSCHANDE
  3. 3. IN DER FALLE
  4. 4. „EINE GANZ REIZENDE CHRISTIN“
  5. 5. „AUFMACHEN!“
  6. 6. ZWANGSARBEIT
  7. 7. GELBSUCHT
  8. 8. AUF WIEDERSEHEN, MUTTER!
  9. 9. ZWIEBACK
  10. 10. ARBEITSLAGER
  11. 11. VERSORGT
  12. 12. EIN VORGESCHMACK DER FREIHEIT
  13. 13. DIE FLUCHT
  14. 14. IM KRANKENHAUS
  15. 15. DAS ENDE EINER REISE
  16. EPILOG
  17. BILDTEIL