Der Neumond
KAPITEL 9
Dunkel, bedrohlich und zugleich faszinierend
Die Qualitäten des Neumonds
Der erste Eindruck
Er vermittelt – ob er es nun tatsächlich so empfindet oder nicht – stets das Gefühl, als ob er über den Dingen stünde.
„Coolness“ ist ein Ausdruck, der dem Typ Neumond auf den Leib geschrieben ist. Dieser Typ ist denn auch der „coolste“ im Sinne von der „kühlste“ von allen vier Typen. Er vermittelt – ob er es nun tatsächlich so empfindet oder nicht – stets das Gefühl, als ob er über den Dingen stünde, sprich: darüber, was die Gesellschaft diktiert. Von der Meinung der Masse lässt sich ein Neumond normalerweise nicht beeindrucken. Natürlich macht er da vor allem in der Jugendzeit eine außerordentlich gute Figur. Der Vorteil ist, dass er damit handlungsfähig bleibt und weiterhin Neues ausprobiert. Er ist eben „cool“!
Ein Neumond setzt sich problemlos über bestehende Regeln hinweg, vor allem wenn ihm diese nicht einleuchten, im Extremfall bricht er die Regeln sogar aus Freude am Widerstand, falls diese seine persönliche Freiheit einschränken. Cool ist er auch deswegen, weil er zwar oft bewundert wird, ihm meistens aber nicht viel daran liegt bzw. er es oft auch nicht bemerkt.
Dieser Typ strahlt – auch wenn er sich noch so unsicher fühlt – Selbstsicherheit, Stärke und Entschlossenheit aus. Jede seiner Bewegungen scheint bestimmt und seine Handlungen zielsicher zu sein. Er befindet sich daher oft in Führungspositionen, da er wie kein anderer Typ „den Fels in der Brandung“ darstellt.
Wenn der Neumond den Raum betritt, zieht er zwar die Aufmerksamkeit auf sich, aber auf ganz andere Art und Weise als z.B. die Sonne. Diese fällt durch ihr Charisma auf, der Typ Neumond hingegen durch seine starke Präsenz und Stärke. Manchmal tritt die erst zutage, wenn er sich bewusst in den Mittelpunkt stellt. Im Gegensatz zur Sonne kann er es sich nämlich aussuchen, ob er im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stehen möchte oder nicht. Die Art und Weise, wie er auf die Leute wirkt, das kann er hingegen wenig beeinflussen.
Er kann von geheimnisvoll bis beängstigend wirken, ihn umgibt oft ein Hauch von Kälte, aber auch versteckter Leidenschaft. Ihn verraten seine glasklaren, immer wachsamen Augen, die oft den Eindruck erwecken, als entginge ihnen nichts.
Hinter dieser so genannten „harten Schale“ verbirgt sich jedoch ein butterweicher Kern, der dann aufblitzt, wenn der Neumond jemanden liebt. Denn wenn er liebt, gibt er alles. Auf ihn ist hundertprozentig Verlass, er setzt sich für Gerechtigkeit und Werte ein wie kein anderer Typ. Dafür ist er bereit zu kämpfen bis aufs letzte Hemd. Er ist also viel mehr, als er auf den ersten Moment zeigt …
Die Stärke
Sehen und erkennen
Der Neumond ist von Haus aus immer ein wenig auf Abstand bedacht, auch um sein stärkstes Instrument einzusetzen, nämlich die Dinge zu sehen.
Kein Typ hat einen so aufmerksamen und wachen Blick wie der Neumond: Er scannt sein Gegenüber und erfasst sofort die Situationen. Während andere noch dabei sind zu erkennen, was eigentlich läuft, hat er nicht nur das Gesamtbild des Geschehens erfasst, sondern weiß schon, wie er sich darin verhalten möchte.
Wir können es damit erklären, dass ein Neumond das dunkelste Gestirn repräsentiert und daher sein Sehsinn auf das Schwarze und für andere Unsichtbare eingestellt ist. Er kann die Nuancen der Schatten und Grautöne ausmachen, wo für andere alles nur unangenehm schwarz ist.
Diese besondere Sicht der Dinge erhält er aber auch deswegen, weil er meist eine bestimmte Distanz bewahrt. Er macht sich zuerst ein Bild der Situation und der daran beteiligten Personen, indem er genau beobachtet und zu erkennen versucht, was abgeht. Der Neumond ist von Haus aus immer ein wenig auf Abstand bedacht, auch um sein stärkstes Instrument einzusetzen, nämlich die Dinge zu sehen.
So verwundert es nicht, dass in Seminaren, die wir abhalten, zuerst einmal Uli – seines Zeichens Sonne – sofort den Kontakt mit den TeilnehmerInnen aufbaut. Er übernimmt die Verantwortung für die Beziehung in der Gruppe, der Neumond Astrid hingegen braucht seine Zeit. Meist stellt sie sich zuerst einmal in den Hintergrund und überlässt Uli komplett „die Bühne“. So stellt sie manchmal sogar Uli vor und sie konzentriert sich zuerst darauf, die Situation und die einzelnen Personen genauestens zu erfassen. Erst in einem zweiten Moment fühlt sie sich wohl und beginnt sich einzubringen, nachdem sie sozusagen die Lage sondiert hat.
Wir haben uns so eingespielt, denn das entspricht unserer jeweiligen Natur. So fühlt sich jeder von uns wohl und wir ergänzen uns damit. Astrid kann Uli vertrauen, dass er schnell den emotionalen Kontakt mit der Gruppe herstellt, Uli hingegen kann sich darauf verlassen, dass Astrid schon gleich zu Anfang die Gefühlszustände der einzelnen Personen und Dynamiken in der Gruppe erfasst.
Der Neumond hat die Fähigkeit, einen ganzen Raum zu überblicken und nicht nur die Details wahrzunehmen.
Der Neumond hat die Fähigkeit, einen ganzen Raum zu überblicken und nicht nur die Details wahrzunehmen. Würden wir eine Wahrnehmungsprobe machen, bei der alle Typen bei einer Ausstellungseröffnung gebeten werden, so viel wie möglich wahrzunehmen, dann würde die Sonne viel über die Stimmung berichten, der Vollmond das Hauptgefühl des Abends erfühlen, die Sonnenfinsternis die Qualität der intellektuellen Gespräche abchecken und der Neumond würde Ihnen davon erzählen, dass einer Frau nicht besonders wohl war und sie ständig auf die Toilette ging, der eine Mann ständig Kontakt mit der anderen Frau suchte, wieder ein anderer Mann ein wenig zu viel trank, dass eine junge Frau sich meist in die eine Ecke verdrückte, weil sie sich hier nicht besonders wohlfühlte, dass das Paar, das später erst angekommen ist, wahrscheinlich im Streit lag, weil es nach wie vor noch eine angespannte Atmosphäre miteinander hatte, etc. Diese Aufmerksamkeit des Sehens und auch noch bewusst wahrzunehmen, was er hier gesehen hat, das ist dem Neumond in die Wiege gelegt!
Wir erklären es uns auch damit, dass der Neumond das so genannte „Dritte Auge“. sehr offen hat. Das stammt natürlich nicht von Oma, diesen Begriff haben wir aus dem Hinduismus und dem Yoga entlehnt. Es ist der Ort des 6. Chakras und zwar auf der Stirn zwischen den Augenbrauen, sogar ein wenig darüber. Es gilt als der Ort der Intuition und des „inneren Sehens“. Von letzterem, dem „inneren Sehen“ hingegen hat meine Oma gewusst und darauf hingewiesen, dass vor allem Neumonde damit ausgestattet sind.
Somit sieht er eigentlich nicht nur mit seinen beiden Augen, sondern sozusagen auch mit seinem „sechsten Sinn“. Jeder Neumond hätte also das Potential, mehr zu sehen als das, was mit der herkömmlichen Wissenschaft erklärbar ist. Laut Oma ist es kein Wunder, dass z.B. ihre Neumondenkelin die Fähigkeit besitzt, die Seelenfarben zu sehen.
Eigenmacht
Der Neumond hat einen angeborenen Drang zur Selbständigkeit. Kein anderer Typ sagt in der Trotzphase so oft Nein wie er! Ihm ist ganz wichtig, das Eigene zu finden und zu bewahren. Astrid verwendet hierfür den Begriff Eigenmacht: Das bedeutet, dass ein Neumond es hasst, von anderen abhängig zu sein; er möchte die Fäden des eigenen Lebens möglichst selbst in den Händen halten.
Ohnmacht, das heißt: ohne Macht über sich selbst zu sein, beziehungsweise dass andere über ihn verfügen, ist ihm unerträglich. Er strebt nach Selbstbestimmung und Unabhängigkeit. Wenn ihm das gelingt, ist er schon sehr in seiner Kraft und hilft auch anderen in diesen angenehmen Zustand der Selbstbestimmtheit zu gelangen. Es ist ein wunderschönes Gefühl, selbst für die eigenen Gefühle und Zustände verantwortlich und nicht den Gegebenheiten des Lebens hilflos ausgeliefert zu sein. Neumonde sind dazu prädestiniert, MeisterInnen darin zu werden.
Die Meisterschaft von Schutz und Abgrenzung
Schutz
Die außerordentliche Sicht und die Eigenmacht sind gepaart mit einer genauso angeborenen Achtsamkeit. Das Sprichwort: „Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste!“ könnte ein Neumond erfunden haben.
Weil er im übertragenen Sinne alle Nuancen in der Dunkelheit ausmachen kann, wittert er oft schon von ferne nahendes Unheil oder sieht die Konflikte, die sich auftun, lange bevor andere Typen noch etwas davon wahrnehmen. Er hat ein Gespür für Gefahren in den verschiedensten Situationen und sieht sie zumeist lange vor den anderen. So gesehen ist er der geborene Polizist, übernimmt ganz oft auch diese Rolle in der Gesellschaft, indem er Menschen, für die er sich verantwortlich fühlt, sicher durch den Verkehrsdschungel des Lebens führt.
Nach dieser Beschreibung dürfte es niemand mehr verwundern, dass ein Neumond vielen Menschen unverwüstlich erscheint. Ihn umgibt immer eine Aura des Unverletzbaren. Vielen erscheinen die Neumonde, als ob sie nichts umhauen könnte, sie eine so dicke Haut haben, dass sie nichts verletzen kann, so distanziert sind, dass ihnen nichts zu nahekommt. Dafür werden sie auch sehr stark von den anderen Typen bewundert. Bei aller Stärke, die sie diesbezüglich haben, sind sie natürlich bei weitem nicht so unverwüstlich, unverletzbar wie sie scheinen. Und wer genau hinsieht, kann ihre Sensibilität hinter dem Panzer erkennen.
Natürlich hat so ein Image der Unverwüstlichkeit auch seine Vorzüge und kann per se vor gewissen Situationen schützen. Nur waghalsige Menschen getrauen sich so einen Typen herauszufordern!
Wahr ist aber auch, dass der Neumond sich beispielhaft schützen kann. Nicht nur, weil er immer achtsam ist und nach allen Richtungen schaut, was auf ihn zukommt, sondern auch, weil er die Fähigkeit hat, eine energetische Schutzhülle um sich herum aufzubauen. Da kommt nur durch, was ihm gut tut, alles andere prallt ab.
Dieser Schutz ist etwas, was er anderen Typen lehren kann, womit er vielen so manche unangenehmen Ereignisse erspart.
Klarheit und Geradlinigkeit
Klarheit, Konsequenz und Mut zur Wahrheit
Kennen Sie die Aussage: „Das ist ja sonnenklar?“ Bezogen auf das Wetter ist der Spruch treffend, denn bei wolkenfreiem Himmel und hellstem Sonnenschein ist die Sicht am besten, bezogen jedoch auf die Typen wäre der Spruch: „Das ist neumondklar!“ auf alle Fälle passender. Hierbei ist es nützlich, sich den Himmel einer kalten, klaren Winternacht vorzustellen, in der die Sterne am hellsten funkeln und auch von keinem Vollmond in den Hintergrund gedrängt werden.
Sonnen entscheiden aus dem Bauch, Vollmonde aus dem Gefühl heraus, dabei erkennen sie oft erst später, was für Konsequenzen ihre Entscheidungen haben. Sonnenfinsternisse entscheiden aus den Schlussfolgerungen ihres Kopfes heraus, Neumonde hingegen aufgrund von dem, was sie sehen und was sie für mögliche Schlüsse für die Zukunft daraus ziehen. Da sie im Grunde Beobachtung, Intuition und Kopf zusammen einsetzen, sind sie jedoch der Sonnenfinsternis bei der Klarheit oft voraus. Beiden gemeinsam ist, die Nachteile einer Entscheidung immer auch ins Auge zu fassen. Sie sind zumeist sehr vorbereitet und werden selten von den Konsequenzen ihrer Entscheidungen überrascht.
Der Neumond ist noch dazu sehr konsequent. Hat er sich einmal für etwas entschieden, ist er bereit, die Konsequenzen seiner Handlungen – auch die, die er nicht vorausgesehen hat – zu tragen. Und er ist genauso konsequent gegenüber anderen. Was er sagt, das hält er auch. Darauf können sich alle verlassen. Diese Konsequenz macht ihn auch zu einer natürlichen Autorität, weil er damit erzieherisch sehr transparent ist. Bei ihm ist einfach klar, wie jedeR dran ist.
Konsequenz fordert er auch von anderen ein, was natürlich nicht immer so leicht ist für andere Typen, doch er kann sie meist gut vermitteln. Der Neumond liebt klare Spielregeln und somit kann er mehr Klarheit und Verlässlichkeit in seiner Umgebung aufbauen. In diesem Sinne harmoniert er mit der Sonnenfinsternis.
„Neumondklar“ bezieht sich jedoch auch auf einen anderen Aspekt der Klarheit. Einem Neumond in seiner Kraft ist immer klar, was er will. Genauso wie er sofort das Gesamtgeschehen im Blick hat, genauso schnell ist er bei der Entscheidungsfindung. Er weiß zumeist sofort, was er gerne und was er nicht gerne möchte, welchen Ausflug er macht, ob er diese Ausbildung oder jene Arbeit macht, ob er sich dieses Ziel vornimmt oder fallen lässt. Zögern und Zaudern ist zumeist des Neumonds Sache nicht.
Er setzt all seine Schritte immer sehr entschlossen. Dabei stellt ein Neumond sich meist seinen Ängsten, denn als Wesen der dunkelsten Nacht versteht er intuitiv, dass das die einzige Art und Weise ist, mit Ängsten fertig zu werden.
Diese Art von Furchtlosigkeit legt der Neumond auch zutage, wenn er den Mut zur Wahrheit braucht. Neumonde sind im Grunde ihres Wesens gerechtigkeits- und wahrheitsliebend. Wenn sie Ungerechtigkeit oder Unwahrheit erkennen, ist das für sie schwerer auszuhalten als für andere, weil sie über nichts hinwegsehen können. Das ist ihnen nicht gegeben. Sie sind die geborenen Robin Hoods und Zorros, die sich auch stark genug fühlen, es gegen eine Übermacht aufzunehmen.
Kaum einem anderen Typ ist die Illusion dermaßen zuwider, die sich wie ein Schleier über die Wahrheit legt. Der Schmerz, diese Illusion zu ver...