Debütanten in der Frankfurter Verlagsanstalt
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Debütanten in der Frankfurter Verlagsanstalt

Einleseheft 2017

,
  1. 350 Seiten
  2. German
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  4. Über iOS und Android verfügbar
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Debütanten in der Frankfurter Verlagsanstalt

Einleseheft 2017

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Inhaltsverzeichnis
Quellenangaben

Über dieses Buch

Das vorliegende, über 300 Seiten umfassende Einleseheft stellt eine Reise durch fast 20 Jahre Verlagsarbeit anhand ausgewählter Debüts von 12 Autorinnen und Autoren dar. Neben einem Vorwort des Verlegers Joachim Unseld sind umfangreiche Autoren- und Titelinformationen sowie Leseproben zu den einzelnen Werken zusammengestellt.Die Frankfurter Verlagsanstalt (FVA) ist ein unabhängiger Literaturverlag mit einem ausgesuchten und bewusst auf wenige Titel begrenzten belletristischen Programm. Jahr für Jahr werden hier neue Autorinnen und Autoren mit ihren Debütromanen präsentiert. Literarische Debüts, sorgfältig aus der Fülle neuer Manuskripte ausgewählt, die sich gegen den lauten Markt der Unterhaltungsliteratur richten, die begeistern, Bestand und Substanz haben. Viele dieser literarischen Entdeckungen benötigen Zeit, um sichtbar zu werden, einige Autoren hingegen etablieren sich mit ihren Debüts umgehend auf dem Buchmarkt, wie beispielsweise Zoë Jenny mit »Das Blütenstaubzimmer«, welches bis heute in 27 Sprachen übersetzt wurde und 1997 in der FVA erschien.

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Information

1Vorwort des Verlegers Joachim Unseld

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© Laura J Gerlach
»Ein klares Profil in internationaler und deutscher Belletristik: Unseld verkörpert den in seiner Generation rar gewordenen Verlegertypus, der ein Gespür für literarische Entdeckungen mit kaufmännischem Geschick verbindet. Hier lektoriert der Chef noch selbst.« (FAZ)
»Stabiler Ruf für literarische Perlen.« (SZ)
»Hier liest der Chef noch selbst!« (Focus)
Liebe Leser neuer Literatur,
»Argument für das Leben«, so betitelte die Frankfurter Rundschau die Kritik des gerade erschienenen Romans »Das grenzenlose Und«, der erste Erfolg versprechende Wurf von Sandra Weihs, der mit dem renommierten Jürgen-Ponto-Preis für das beste deutschsprachige Romandebüt des Jahres 2015 ausgezeichnet wurde.
Argumente für das Leben zu finden, den Wert des Lebens zu erkunden, gegen alle äußeren und inneren Widerstände, das ist ein gutes Motto für die besondere Literatur, die wir in der alten und jungen Frankfurter Verlagsanstalt herausbringen: »Alt«, weil der Verlag in den 1920er Jahren zum ersten Mal gegründet wurde (1953 erschien hier das Lyrikdebüt Ingeborg Bachmanns »Die gestundete Zeit«), und »jung«, weil ich 1995 den damals stillgelegten Verlag nochmals unter demselben Namen neu gegründet habe. Vom Suhrkamp Verlag kommend, habe ich in den letzten beiden Jahrzehnten als Independent-Verleger unbekannte, junge Autoren aus dem In- und Ausland verlegt und erfolgreich mit ihrem Werk etabliert. Moderne, anspruchsvolle, riskante, aufrichtige Literatur. Literatur, die neue Verstehensweisen der Welt auslotet und jeweils einen eigenen literarischen Stil prägt. Die Frankfurter Verlagsanstalt versteht sich als der Verlag für literarische Entdeckungen. Was vom Kommerziellen her betrachtet immer ein schwieriges, ja waghalsiges Geschäft bedeutet, denn selbst die besten jungen Autoren*innen brauchen Zeit, um sichtbar zu werden, sich durchzusetzen, um ein Werk aufzubauen. Das ist in unserem Verlag nur mit unserer Begeisterung für spannende, junge Literatur und unserer völligen Unabhängigkeit von Konzernen zu schaffen.
Begonnen haben wir 1995 mit dem Debüt Ernst-Wilhelm Händlers, »Stadt mit Häusern«, über den später die FAZ schreiben sollte: »Händler ist einer der größten Neuerfinder der deutschen Gegenwartsliteratur«. In rascher Folge erschienen danach so erfolgreiche Debüts wie »Das Blütenstaubzimmer« von Zoë Jenny, ein Roman, der sich bis heute in über 500.000 Exemplaren verkaufte und in 27 Sprachen übersetzt wurde. Es folgten die ersten Romane so bedeutender Autoren wie Christoph Peters (»Stadt, Land, Fluß«), Marion Poschmann (»Baden bei Gewitter«), Nora Bossong (»Gegend«), Thomas von Steinäcker (»Wallner beginnt zu fliegen«), bis zu den aktuellen Debüts von Julia Wolf (»Alles ist jetzt«) und Sandra Weihs (»Das grenzenlose Und«). Alles Autoren, die für Ihr Debüts, aber dann auch für das weitere Werk beste Kritiken und wichtige literarische Preise erhielten.
Programm für Programm stellt die Frankfurter Verlagsanstalt ausgesuchte neue Literatur vor, sorgfältig ausgewählt aus dem fast unüberschaubaren Angebot neuer Manuskripte (etwa 1.500 unverlangt eingesandte Manuskripte erreichen uns jährlich), Texte, die sich gegen den lauten Markt der Unterhaltungsliteratur richten, neue Stimmen, neue Talente, für die wir uns begeistern.
Mit Erfolg, wie uns die Presse attestiert:
»Mit Mut und einem immer seltener werdenden Literaturgeschmack«, schrieb die Neue Zürcher Zeitung über das Programm der FVA. »Keine Buchfabrik, sondern ein unabhängiger und rein literarischer Verlag mit hohen Qualitätsansprüchen«, urteilt das Goethe Institut.
»Die FVA ist einer der angesehensten Verlage Deutschlands. Unseld hat einen Riecher für Talente: Er entdeckt den jungen Christoph Peters, bringt Zoë Jenny heraus, verlegt Ernst-Wilhelm Händler. Er ist ein Büchermacher der alten Schule.« (Stern)
»Statt hastig zusammengeschusterter Massenware individuelle Arbeit mit jedem einzelnen Autor.« (Süddeutsche Zeitung)
»Debütantinnen wie Sandra Weihs oder Julia Wolf verfügen über einen starken Zugriff auf die dreckigen Ecken dieser Gesellschaft, in denen mehr kaputt ist, als jemals wieder heilen kann.« (Die ZEIT)
Im Frühjahr 2016 konzentrieren wir uns ganz auf das wunderbare Romandebüt Anna Galkinas »Das kalte Licht der fernen Sterne«. In einer klaren Sprache, ebenso hart wie verständlich, ebenso schön wie verstörend erzählt sie von einer Jugend in der Sowjetunion der 1980er Jahre, von Schicksalen, die lange nachhallen.
Schonungslos und mit großer Warmherzigkeit ihren Figuren gegenüber lässt sie die Welt ihrer jungen Protagonistin Nastja lebendig werden – ein Roman voller Poesie und Gewalt, feinem Humor und tragischen Momenten, die ich jedem Liebhaber junger Literatur nur empfehlen kann.
Für Anna Galkina, für alle unsere Debütromane, in die Sie hier hineinlesen können, wünsche ich mir Ihre Aufmerksamkeit.
Mit meinen besten Grüßen
Joachim Unseld
Frankfurt am Main, im Januar 2016

2Sven Amtsberg: SUPERBUHEI

2.1Über den Autor

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© Maike Hogrefe
Sven Amtsberg, geboren 1972 in Hannover, lebt in Hamburg und ist Autor, Veranstalter und Moderator diverser Entertainmentformate. Er betreibt das Autorendock, eine private Autorenschule, an der Dozenten wie Juli Zeh, Frank Schulz oder Tilman Rammstedt Seminare geben. Für das Hamburger Abendblatt schrieb er die wöchentliche Kolumne »Amtsbergs Ansichten«. Zuletzt erschien sein Erzählband »Paranormale Phänomene. Fast wahre Geschichten.«. »Superbuhei« ist sein Romandebüt.
»Dieser Mann ist ein Lügner. Ein Scharlatan. Ein Einseifer und Augenwischer. Kurz: ein Künstler. … Wie Heinz Strunk mit einem gehörigen Schuss Kafka.« Daniel Haas, DIE ZEIT
Zur Homepage von Sven Amtsberg. (Link: www.amtsberg.net)

2.2Über den Roman

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Sven Amtsberg
»SUPERBUHEI«
Roman
Frankfurter Verlagsanstalt
März 2017
384 Seiten
ISBN978-3-627-00234-3
eISBN978-3-627-02244-0
Dass Hannover-Langenhagen der Platz sein würde, den das Leben ihm zugedacht hat, hätte Jesse Bronske nicht geglaubt. Und dass die Sitzschönheit Mona die Frau an seiner Seite sein würde, ebenso wenig. Mona ist Kassiererin im »SUPERBUHEI«, wo Jesse auch die Kneipe »Klaus Meine« betreibt. Tag für Tag schenkt er trostlosen Gestalten Drinks aus, die er nach Scorpions-Songs Gin of Change oder Grog you like a hurricane genannt hat. Doch der Wunsch nach Einzigartigkeit wurde ihm zeitlebens von seinem Zwillingsbruder Aaron auf gemeine Art vereitelt. Aaron, der ihm so sehr gleicht, dass noch nicht einmal ihr Vater, Imbissbudenbesitzer und Elvis-Imitator in Hamburg-Rahlstedt, sie auseinanderhalten kann. Jesse war vor Aaron geflohen, doch als er eines Nachts vor seinem Haus eine dunkle Gestalt im Maisfeld sieht, ist er sich plötzlich sicher: Aaron ist zurückgekehrt, um ihn zu ersetzen.
Sven Amtsbergs furioses Romandebüt ist Komödie und Vorstadtroman, am Ende sogar ein Thriller, eine Symbiose von Sven Regeners »Herr Lehmann«, Frank Schulz’ »Onno Viets« und »Fight Club«. Der unverwechselbare Sound von Amtsberg, hanseatisch-lakonisch, zart-melancholisch, ein »Unernst mit Tiefenwirkung« (Hamburger Abendblatt) und sein schräger, unschlagbar charmanter Witz machen diesen Roman zu einem unwiderstehlichen Spaß.
»In der literarischen Performance-Szene Hamburgs ist er schon lange der bunte Hund, die Rampensau, der komische Vogel – und jetzt will dieser Sven Amtsberg auch noch einen Roman voller skurrilem Horror und lustiger Depression können? Ja, will er. Und kann er!« Frank Schulz

2.3Leseprobe

SEND ME AN ANGEL
Mona kann Zigarettenrauch auf hundert verschiedene Arten ausatmen. Sie ist da wie die Eskimos und der Schnee. Oder wie auch immer Eskimos heutzutage korrekt heißen. Mittlerweile sind wir so lange zusammen, dass ich fähig bin, diese Gebilde zu deuten. Mal wächst der Rauch langsam aus dem kleinen Loch, das sie zwischen den Lippen lässt, wie ein Atompilz, dessen Konsistenz immer dichter zu werden scheint, bis er am Ende fast weiß ist: Dann ist sie verärgert. Manifestiert der Rauch sich erst wie eine große Kaugummiblase, bevor er sich in nichts auflöst, ist sie wütend. Mona kann Haufenwolken rauchen, Schäfchenwolken, Schleierwolken, Federwolken. Sie kann Kringel machen, die wie Lassoschlingen durch den Raum wabern und sich mir um den Hals legen. Sie kann den Rauch in zwei Strahlen aus den Nasenlöchern blasen, sie kann den Qualm aus Mund und Nase steigen lassen, so dass er sie umhüllt und dahinter verschwinden lässt. Das alles bedeutet immer, dass sie aus irgendeinem Grund sauer auf mich ist. Nicht selten unterstreicht sie das Ausatmen des Rauchs noch mit einem feinen Seufzen, das mal vorwurfsvoll klingt, dann wieder erschöpft oder aber einfach nur anklagend. Ist sie glücklich, gibt sie sich keine Mühe mit dem Rauch, dann steigt er ihr wie von allein aus dem Mund und den Nasenlöchern.
An diesem Morgen bläst sie den Rauch in einem feinen Strahl mit viel Druck gegen die Windschutzscheibe, so dass er davon abprallt und sich bedrohlich im Wagen- innern ausbreitet. Es verheißt nichts Gutes. Auf gar keinen Fall. Droht der Rauch zu dicht zu werden, öffnet Mona das Fenster einen Spalt breit.
Wie jeden Morgen sind wir auf dem Weg zum Supermarkt, in dem Mona als Kassiererin arbeitet und ich eine kleine Kneipe betreibe. Wenn Mona eine Zigarette aufgeraucht hat, steckt sie sich mit deren Glut die nächste an. Sechs, sieben Zigaretten schafft sie so auf der Fahrt zum SUPERBUHEI. Erst danach kommt sie etwas zur Ruhe. Der Rauch ist Erfüllung geworden, und ich glaube, je unglücklicher sie ist, umso mehr raucht sie. Die Zigaretten sind zum Ersatz geworden für das, wonach sie bei mir immer gesucht, es aber nicht gefunden hat. Wenn man mal ehrlich ist, ist Liebe ja im Grunde auch nichts anderes als Nikotin oder Alkohol. Nur billiger. Meistens zumindest.
»Was ist nur los mit dir?«, fragt Mona mich jetzt, nachdem wir bisher den Morgen über geschwiegen haben. Sie war im Bad, hat ausgiebig geduscht, sich so lange die Haare geföhnt wie noch nie, was in mir den Verdacht weckte, dass sie den Föhn einfach eingeschaltet auf die Waschmaschine gelegt haben könnte, um allein sein zu können. Nachdenken und so. Währenddessen habe ich mich im Haus umgesehen. Auf dem Dachboden. Bin sogar im Schuppen gewesen. Ich habe nach Hinweisen gesucht, die darauf hindeuten, dass Aaron sich dort irgendwo versteckt hält. Aber ich fand nichts.
Mona glaubt mir nicht. Noch in der vergangenen Nacht, kurz nachdem ich auf ihn geschossen habe, ist es zum Streit gekommen, wir hörten nur damit auf, weil wir irgendwann einfach zu erschöpft waren. Und nun will sie diesen Streit anscheinend fortsetzen. Wir stehen an einer roten Ampel am Ortseingang von Langenhagen und sehen einem beigefarbenen Hund auf dem Bürgersteig zu, der sich an Stellen leckt, an denen wir uns nie hätten lecken können. Oder lecken wollen.
»Was meinst du?«, frage ich.
»Was ich meine? Du schießt mitten in der Nacht im Haus rum! Du schläfst kaum noch. Wir reden nicht mehr miteinander. Und du fragst mich allen Ernstes, was ich meine?!«
»Mona, da war ein Einbrecher. Hab ich doch schon gesagt.«
»Ein Einbrecher! Du hast doch gehört, was die Polizei gesagt hat. Da sind keine Einbruchsspuren! Du spinnst. Du hast Glück, dass die dich nicht gleich mitgenommen haben! Woher hast du überhaupt das Gewehr?«
Er ist mir entwischt. Die Nachbarn mussten natürlich die Polizei rufen wegen der Schüsse. Die interessierte sich dann hauptsächlich für das Gewehr. Es sei das Gewehr von Monas Vater, log ich, während ich Monas Reaktion aus den Augenwinkeln beobachtete. Sie tat tatsächlich so, als würde das stimmen, und nickte ansatzweise. Ich hätte Schritte gehört. Ich hätte etwas gesehen. Daraufhin hätte ich geschossen. Aus Angst. Ich hätte Angst gehabt um meine Freundin. Meine schwangere Freundin, wie ich noch ergänzte. Auch dazu sagte Mona nichts. Immerhin.
Das Gewehr haben sie mitgenommen. Ausgerechnet jetzt, wo wir in Gefahr sind. Wir würden von ihnen hören. Dann sind sie weggefahren, ohne den Eindruck zu erwecken, sie würden großartig etwas in dieser Angelegenheit unternehmen. Stattdessen wurde ich das Gefühl nicht los, dass sie mir misstrauten.
Das Erste, was ich an diesem Morgen getan habe, ist einen Schlüsseldienst zu beauftragen, neue Schlösser einbauen zu lassen. Später will ich etwas im Supermarkt kaufen, um uns zu beschützen. Eine Axt vielleicht. Oder wenigstens einen Hammer. Einen großen Hammer. Ich werde mich schnellstmöglich um eine neue Schusswaffe kümmern. Das Gewehr habe ich über jemanden aus der Kneipe bekommen.
»Und wenn du mal mit wem sprichst? Ich meine mit einem Arzt oder so. Geh doch zu Dr. Guttmalik. Etwas stimmt doch nicht mit dir.«
»Mona, da war wer. Mit mir ist nichts. Da. War. Wer.«
Mona glaubt, dass ich mich verändere. Seit fast einem halben Jahr oder sogar noch länger liegt sie mir damit in den Ohren. Sie sagt es ständig. Etwas passiere mit mir. Etwas sei da nicht in Ordnung. Aber ganz ehrlich – es stimmt nicht. Ich verändere mich nicht. Ich wäre der Erste, der Acht geben würde, es nicht zu tun. Veränderung bedeutet immer Unsicherheit. Doch Mona glaubt mir nicht. Und nun beobachtet sie mich ständig, was äußerst unangenehm ist. Einmal bin ich morgens sogar davon wach geworden, dass sie mich musterte. Sie hatte sich dazu über mich gebeugt und eingehend mein Gesicht betrachtet, fast so, als wäre ich nicht wirklich ich, sondern jemand anders, der sich nur für mich ausgab, und als suchte sie nun nach Anzeichen, die mich entlarvten. Ich habe sogar Fotos gefunden, die sie von mir gemacht haben muss und die sie wahrscheinlich miteinander verglich, um zu prüfen, ob sie recht hat, ich mich doch veränderte. Aber es stimmt nicht. Ich verändere mich nicht.
Mona und ich haben uns im SUPERBUHEI kennengelernt. Ich glaube, dass genau das unser Problem ist: Ein Supermarkt ist einfach nicht der geeignete Ort für Liebe. D...

Inhaltsverzeichnis

  1. Cover
  2. Inhalt
  3. 1 Vorwort des Verlegers Joachim Unseld
  4. 2 Sven Amtsberg: SUPERBUHEI
  5. 3 Anna Galkina: Das kalte Licht der fernen Sterne
  6. 4 Sandra Weihs: Das grenzenlose Und
  7. 5 Julia Wolf: Alles ist jetzt
  8. 6 Sabine Kray: Diamanten Eddie
  9. 7 Thomas Martini: Der Clown ohne Ort
  10. 8 Britta Boerdner: Was verborgen bleibt
  11. 9 Fee Katrin Kanzler: Die Schüchternheit der Pflaume
  12. 10 Thomas von Steinaecker: Wallner beginnt zu fliegen
  13. 11 Nora Bossong: Gegend
  14. 12 Christa Hein: Der Blick durch den Spiegel
  15. 13 Zoë Jenny: Das Blütenstaubzimmer
  16. Impressum