Haifisch Bar
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Haifisch Bar

15 Geschichten vom Tresen

  1. 62 Seiten
  2. German
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  4. Über iOS und Android verfügbar
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Haifisch Bar

15 Geschichten vom Tresen

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Über dieses Buch

Früher kamen die Matrosen, die Fischer und die Huren. Wenn sie die Zeche nicht zahlen konnten, ließen sie etwas am Tresen zurück: eine ausgestopfte Robbe, einen Rettungsring oder das Gebiss eines Hais. Heute machen die Schiffe in den Containerterminals weit draußen fest. Die Haifisch Bar ist wie ein verblichenes Tattoo des alten Hamburger Hafens.In unserem Ebook sammeln wie 15 Geschichten aus der legendären Bar an der Wasserkante von Altona. Geschichten, die von der Romantik der Seefahrt erzählen, von der Toleranz des Hafens, von einer Sturmflut und natürlich von wilden Nächten.Wo ein Haifisch über der Tür hängt, ist kein Ponyhof drin.Über Jahre hinweg haben wir diese Geschichten gesammelt. Sie handeln von der Freundschaft alter Seeleute, einem stotternden Hans Albers, einem mutigen Lebensretter oder der Frau mit dem Leguan. Wenn der Hamburger Hafen das Tor zur Welt ist, dann ist die Haifisch Bar der Tresen der Welt.

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DER TRESEN ZUR WELT

Wenn der Hafen das Tor zur Welt ist, dann ist die Haifisch Bar der Tresen. Früher kamen vor allem Matrosen und Huren, heute sind es Geschäftsleute, Touristen, Straßenkehrer und manchmal auch ein Opernstar. Besuch in einer letzten Oase des Alten Hafens.
Die meisten Geschichten spielen tief in der Nacht und haben mit Alkohol zu tun, so ist das an der Hafenkante. Gert Schlufter, der Barbesitzer, 70, ein Mann mit kräftigen Armen und dem Slang von Sankt Pauli, erinnert sich an die Männergruppe, die sich in der Ecke gleich rechts im Nebenraum festtrank. Auf der Bank unter dem Gemälde, das ein Schiff in schwerer See zeigt, mit Öl gemalt. Es waren Fischdampferleute, finstere, tätowierte Kerle, nach wochenlanger, harter Arbeit zurück von See, mit dem Ziel, aufgestauten Druck abzulassen. Wofür ihnen nicht viel Zeit blieb, bis der Trawler wieder auslief.
Die Fischer gerieten in einen Streit. Wirt Gert hörte Schreie und einen dumpfen Schlag, dann war Ruhe. Als er um die Ecke kam, sah er den Tomahawk. Er steckte in einer Welle, in der Wand, in seinem Gemälde. „Ich habe nichts gesagt“, sagt Gert. „Was sollte ich auch sagen?“
Die Fischer waren ruhig, offenbar war es ihnen peinlich.
„Jetzt stell dich nicht an“, sagte einer, offenbar derjenige, der das Beil geworfen hatte. Er knallte mehrere Hundert-Mark-Scheine auf den Tisch. „Soll wohl reichen“, brummte er. „Und jetzt Bier!“
Hamburg, Altona, Große Elbstraße 128, gegenüber der alten Kräne, wo die großen Schiffe tuten: Die Haifisch Bar ist viel mehr als eine Kneipe, sie ist wie ein verblichenes Tattoo des alten Hafens. Wenn Hamburg das Tor ist, dann ist sie der Tresen zur Welt. Alle landen hier im Laufe einer Nacht: Manager und Werftarbeiter, japanische Touristen und Straßenkehrer. Hinter dem Tresen hängt eine gerahmte Galerie der Stars, die hier getrunken haben. Heidi Kabel, Götz George, Jan Fedder, allesamt aus der Abteilung „Schenk noch mal nach“. Vor Kurzem schaute Massimo Giordano vorbei, der Startenor aus Italien, bevor er in der Staatsoper „Tosca“ gab.
Direkt aus der Tür kann man beobachten, wie die großen Frachter mit mehr zehntausend Containern an Bord drehen, und dann abbiegen in die Terminals, weit weg von Sankt Pauli und der Haifisch Bar. Die Matrosen haben kaum eine Chance, in die Stadt zu kommen. In der Seemannsmission nebenan, in Torkelweite des Hais, übernachten immer mehr Touristen. Blohm+Voss, die alte Werft, baut wieder Stellen ab. Manche sorgen sich, dass aus dem arbeitenden Industriehafen eine Art Disneyland mit angeschlossenen Becken wird. Blau angeleuchtet von Künstlern, eine Bühne für viele Großfeiern und eines der beliebtesten Kreuzfahrtziele der Welt. Die Nachbarschaft ist schick geworden, viel Glas, viel Stahl, viel Latte macchiato.
Nur im Hai ist vieles noch wie früher, Klischee ahoi: Im Hai trinkt man Astra, isst Labskaus statt Sushi, und die Musikbox spielt Hans Albers, Freddy Quinn und Wolfgang Petry. Auch wenn es heute nicht mehr mechanisch schnarrt, wenn eine CD umspringt, sondern das neue Gerät Dateien abspielt. Als der alte Laser defekt war und nicht mehr repariert werden konnte, begannen die Schlagersänger zu stottern. Nun geht alles digital, so viel Moderne muss dann doch sein.
Manche Nacht im Hai ist wie ein Flug in einer Zeitmaschine, nur das Publikum ist anders als früher. Früher kamen vor allem die Matrosen und Fischer, früher wärmten sich die Huren auf und besoffen sich die Seeleute aus aller Welt. Wenn sie nicht zahlen konnten, ließen sie etwas da: eine Lampe aus Schnapsflaschen, eine ausgestopfte Robbe, einen Rettungsring, ein Schiffsmodell, das Gebiss eines Hais. Oder ein Ölgemälde, das einen Trawler in schwerer See zeigt und von dem niemand weiß, wer der Künstler ist. Eines Nachts hing es an der Wand, weil jemand seine Zeche so bezahlte.
Zum Hai gehören Charaktere wie der „blinde Herrmann“, der zwar nichts sah, aber sehr gut Akkordeon spielte. Je mehr er trank, desto schneller spielte er auf. Dazu gehört die Hure „Micky Maus“, die wegen ihrer Größe und ihres Aussehens so gerufen wurde und die manchmal vergaß, ihren Lohn einzufordern. Oder eine Baronin, eine echte Hochadlige, die in einer bierbewegten Nacht am Tresen auftauchte, um nach einem harten Tag einige Sorgen zu vergessen. In einer Ecke stand eine junge, sehr betrunkene Frau auf, drängelte sich an den Tresen, knallte Frau Baronin die Hand auf die Schulter und lallte laut: „Mach dich mal locka. Sonne von und zus wie du komm’n hier öfta!“ Danach war großes Gelächter, der Kreis der Trinker schloss sich, und Gloria vom Geier zu Wittgenstein war endgültig in der Haifisch Bar angekommen.
Auch das ist eine Botschaft, die von diesem Tresen ausgeht: Der Hafen ist ein Ort, an dem Menschen aus allen Kulturen zusammenkommen, sich treffen, wieder auseinandergehen. Ein großer Hafen bietet die Vielfalt der Welt im Kleinformat, bunt und hektisch und schnell geht es zu, und es ist ein Ort, an dem Toleranz gelebt werden muss, weil es sonst gar nicht a...

Inhaltsverzeichnis

  1. Cover
  2. Titel
  3. Impressum
  4. INHALT
  5. Haifisch Bar – der Tresen zur Welt
  6. Sturmflut
  7. Eine Hure namens „Micky Maus“
  8. Woodstock für Bürofachangestellte
  9. Der blinde Herrmann
  10. Wenn Hans Albers stottert
  11. Letzter Hafen in der Heiligen Nacht
  12. Die letzten Kräne des alten Hafens
  13. Von der Freundschaft alter Seeleute
  14. Der Lebensretter aus der Haifisch Bar
  15. Käpt´n Chuck Norris
  16. Die Nacht der Kasperschnitzer
  17. Der Wolpertinger
  18. Das kleine Schiffchen der großen Helden
  19. Die Frau mit dem Leguan
  20. Danksagung