This is a test
- 292 Seiten
- German
- ePUB (handyfreundlich)
- Über iOS und Android verfügbar
eBook - ePub
Der Napoleon der Wirte
Angaben zum Buch
Buchvorschau
Inhaltsverzeichnis
Quellenangaben
Über dieses Buch
Richard Süßmeier, eine der markantesten Persönlichkeiten Münchens, ist als der Napoleon der Wirte bekannt, In seiner Biographie erzählt er mit deftig bayerischem Humor und schlitzohrigem Witz, wie er aufstieg vom "Wirtsbua" zum gefeierten Wiesnwirt, auf dem Höhepunkt abstürzte und seine Wiesn-Konzession verlor. Dieses Tief hat er längst überwunden und ist heute vielseitig engagiert, beispielsweise als gefragter Festredner. Er berichtet von heiteren wie auch tragischen Ereignissen und lässt die Kleinen und die Großen Bayerns Revue passieren, vom schwerhörigen Schneider bis Franz Josef Strauß. Sein Humor macht dieses Buch zu einem außerordentlichen Buch der Lebensfreude.
Häufig gestellte Fragen
Gehe einfach zum Kontobereich in den Einstellungen und klicke auf „Abo kündigen“ – ganz einfach. Nachdem du gekündigt hast, bleibt deine Mitgliedschaft für den verbleibenden Abozeitraum, den du bereits bezahlt hast, aktiv. Mehr Informationen hier.
Derzeit stehen all unsere auf Mobilgeräte reagierenden ePub-Bücher zum Download über die App zur Verfügung. Die meisten unserer PDFs stehen ebenfalls zum Download bereit; wir arbeiten daran, auch die übrigen PDFs zum Download anzubieten, bei denen dies aktuell noch nicht möglich ist. Weitere Informationen hier.
Mit beiden Aboplänen erhältst du vollen Zugang zur Bibliothek und allen Funktionen von Perlego. Die einzigen Unterschiede bestehen im Preis und dem Abozeitraum: Mit dem Jahresabo sparst du auf 12 Monate gerechnet im Vergleich zum Monatsabo rund 30 %.
Wir sind ein Online-Abodienst für Lehrbücher, bei dem du für weniger als den Preis eines einzelnen Buches pro Monat Zugang zu einer ganzen Online-Bibliothek erhältst. Mit über 1 Million Büchern zu über 1.000 verschiedenen Themen haben wir bestimmt alles, was du brauchst! Weitere Informationen hier.
Achte auf das Symbol zum Vorlesen in deinem nächsten Buch, um zu sehen, ob du es dir auch anhören kannst. Bei diesem Tool wird dir Text laut vorgelesen, wobei der Text beim Vorlesen auch grafisch hervorgehoben wird. Du kannst das Vorlesen jederzeit anhalten, beschleunigen und verlangsamen. Weitere Informationen hier.
Ja, du hast Zugang zu Der Napoleon der Wirte von Richard Süßmeier im PDF- und/oder ePub-Format sowie zu anderen beliebten Büchern aus Política y relaciones internacionales & Biografías políticas. Aus unserem Katalog stehen dir über 1 Million Bücher zur Verfügung.
Information
Achtzehntes Kapitel:
Ein Bier hat ein Gesicht
Schorsch Reiß war ein wahrer Fürst. Er regierte über den Mathäser nah dem Hauptbahnhof und – nach dem Rückzug von Xaver Heilmannseder – auch über das Löwenbräuzelt auf der Wiesn. Der Schorsch stammte aus Wunsiedel und kam 1962 in die Landeshauptstadt. Das war natürlich eine hervorragende Kombination: die Mathäser-Bierstadt im Stadtzentrum und das Bierzelt auf der Theresienwiese. Außerdem besaß er ein schönes Schlösschen, das Gut Schorn bei Starnberg; in München wohnte er über dem Mathäser.
Schorsch Reiß war – das sei hier unbedingt wiederholt – ein wahrer Fürst. Und wenn der Fürst Laune gehabt hat, dann war er besonders spendabel. In seine Wohnung fuhr ich hinauf mit einem Lastenaufzug. Es hat gerüttelt und gescheppert, und auf einmal war ich mittendrin in seinem Wohnzimmer. Wir saßen beieinander; ich war gekommen, um den Ausflug der Wiesnwirte mit ihm zu besprechen. Schorsch Reiß trank Bier, er trank gerne Bier, das Bier musste einen Schaum haben, einen festen, schönen Schaum. Oder wie er sagte, ein Gesicht. Ein Bier braucht ein Gesicht! An diesem Tag, als ich ihn in seiner Wohnung besuchte, ließ er einen hellen Bock kommen. Er rief seinen Geschäftsführer, der kam herauf und brachte zwei halbe Bock. Doch das Bier hatte kein Gesicht, also hielt der Reiß seinem Geschäftsführer einen langen Vortrag über die Beschaffenheit von Bier und begründete ihm in aller Ausführlichkeit, warum das Bier ein Gesicht braucht. Der Geschäftsführer war völlig überlastet, wurde nervöser und nervöser, denn unten in den Biersälen ging es hoch her. Er musste wieder hinunterfahren, und Bier mit Gesicht bringen. Bei unserem eigentlichen Thema kam der Schorsch vom Hundertsten ins Tausendste. Der eigentliche Anlass, der Ausflug der Wiesnwirte, war vergessen. Schließlich fuhr ich mit Schorsch im Lastenaufzug wieder hinunter. Er begleitete mich zum Mathäser hinaus, begrüßte eine Hochzeitsgesellschaft mit der Frage:
„Ja, wo geht denn die Hochzeitsreise hin?“
Antwortet das Brautpaar:
„Mei, Herr Reiß, jetzt miaß ma z’erst amal sparen.“
Sagt er:
„Ihr fliegt nach Montreal!“
So war der Reiß, der Fürst: Mit einer Handbewegung hatte er das Brautpaar nach Montreal eingeladen. Seine Rosa, seine Ehefrau, wird ihn wieder mal sauber geschimpft haben, hernach.
Ein anderes Mal waren wir bei Kreitmairs in ihrer Gaststätte in Keferloh, wiederum zu einer Sitzung der Wiesnwirte. Ich verkündete, ich hätte wieder etwas mitgebracht zum Versteigern, die Kasse der Wiesnwirte sei leer. Ich hatte einen alten Vogelkäfig dabei und manch anderes. Aber dieses Mal wurde ich übertroffen von der „Fischwinterin“, der Philippine Winter, Wirtin der Fischer-Vroni, dem Steckerlfisch-Paradies auf der Wiesn. Sie besaß eine völlig verrückte Hutsammlung. Als Hauptstück stach ein spitziger Hut hervor mit roter Feder wie in dem Film: Das Wirtshaus im Spessart. Den Hut trug sie auf ihrem Kopf.
Rief der Schorsch Reiß:
„Den Hut versteigern wir jetzt.“
Rief sie:
„Den Hut gib’ i ned her.“
Sagt er:
„Wieso? Für einen guten Zweck. Du kannst dir ja wieder einen kaufen.“
Die Fischwinterin ließ sich überreden – und er, der Schorsch, ersteigerte den Hut für 1000 Mark. Seine Rosa saß daneben. Ich kann mir gut vorstellen, was sie hernach zu ihm alles gesagt hat. Ich aber war froh. Ich war ja nicht nur Vergnügungswart, sondern auch Kassier, und wir hatten endlich wieder Geld in der Kasse. Oder wie es Richard Schandner, mein guter nachbarlicher Freund vom Hofbräuzelt, zu formulieren pflegte: Wir waren endlich wieder flüssig.
Der Reiß Schorsch starb 1974. Seine Rosa hat seine Geschäfte weitergeführt, vielleicht auch gerade deswegen, um der Öffentlichkeit zu zeigen und auch der Brauerei, dass sie eigentlich diejenige war, die den Laden von Anfang an im Griff hatte. Was in gewisser Weise stimmte: Er machte die Honneurs, verteilte seine Geschenke, sie war das „Arbeitstier“, stand am Büffet – eine in der Tat resolute Person. Sie hat noch lange weiter gemacht, war später sehr schlecht beieinander, hat an Stecken gehen müssen. Ich sagte oft:
„Mei, Rosa, wia lang’ wuist as denn so no macha?“
Sie war in dieser Beziehung ähnlich der Helene Heimer von der Hühnerbraterei Heimer, die nach dem Tod ihres Mannes Josef noch lange Zeiten mit ihrem Zelt in Bayern herumgefahren ist. Helene Heimer gehörte zu den Wirtinnen, wie sie im Buche stehen. Ob im weißen Kittel hinterm Büffet, oder im feschen, maßgeschneiderten Dirndl die Gäste umsorgend, man sah auf den ersten Blick: hier ist eine Vollblutwirtin am Werk. Diese Frau hatte alles im Griff, ihr Personal genauso wie ihre Gäste. Eine stattliche Erscheinung, gut proportioniert, mit den Rundungen dort, wo sie, wie Ludwig Thoma schrieb, am Platze waren. Und gerade als sich die Eheleute Heimer anschickten, ihren Festzeltbetrieb weiter auszudehnen, starb ihr Mann, der Josef oder, der „Herr“, wie sie ihn auch weiterhin respektvoll betitelte.
Ihren Erzählungen nach musste ihr Josef ein Muste...
Inhaltsverzeichnis
- Decke
- Titelseite
- Impressum
- Inhalt
- Erstes Kapitel: Das Licht der Welt
- Zweites Kapitel: Heul Hitler
- Drittes Kapitel: Der Hochbunker
- Viertes Kapitel: Auf den Hund gekommen
- Fünftes Kapitel: Der Wirtsbua
- Sechstes Kapitel: Die Ambulanten
- Siebtes Kapitel: Trauern, feiern
- Achtes Kapitel: Närrisches Treiben
- Neuntes Kapitel: Der Schnallenball
- Zehntes Kapitel: Der Traum von der Wiesn
- Elftes Kapitel: Die Wiesn-Baracke
- Zwölftes Kapitel: Eine Gans für ein Hendl
- Dreizehntes Kapitel: Die Abfuhr
- Vierzehntes Kapitel: Das Du
- Fünfzehntes Kapitel: Der Schankbaron
- Sechzehntes Kapitel: Die Bewerbung beim Herrn Kommerzienrat
- Siebzehntes Kapitel: Der Wirtsregent und der Vergnügungswart
- Achtzehntes Kapitel: Ein Bier hat ein Gesicht
- Neunzehntes Kapitel: Der Abschied von der Mama
- Zwanzigstes Kapitel: Den Vogel abgeschossen
- Einundzwanzigstes Kapitel: Mein ruhiger Tag
- Zweiundzwanzigstes Kapitel: Die Weißwurst in der Großmarkthalle
- Dreiundzwanzigstes Kapitel: König Ludwig und Richard Wagner
- Vierundzwanzigstes Kapitel: Bierfrei
- Fünfundzwanzigstes Kapitel: Eine Frage der Ehre
- Sechsundzwanzigstes Kapitel: Die entführte Braut
- Siebenundzwanzigstes Kapitel: Vogeljakob und Knödelgesicht
- Achtundzwanzigstes Kapitel: Gauweiler sieht dich
- Neunundzwanzigstes Kapitel: Das Bierwunder von München
- Dreißigstes Kapitel: Razzia und Aus
- Einunddreißigstes Kapitel: Verbannt in alle Ewigkeit
- Zweiunddreißigstes Kapitel: Keine Krapfen mehr
- Dreiunddreißigstes Kapitel: Wörnbrunn brennt
- Vierunddreißigstes Kapitel: Was bleibt