Der Napoleon der Wirte
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Der Napoleon der Wirte

  1. 292 Seiten
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Der Napoleon der Wirte

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Über dieses Buch

Richard Süßmeier, eine der markantesten Persönlichkeiten Münchens, ist als der Napoleon der Wirte bekannt, In seiner Biographie erzählt er mit deftig bayerischem Humor und schlitzohrigem Witz, wie er aufstieg vom "Wirtsbua" zum gefeierten Wiesnwirt, auf dem Höhepunkt abstürzte und seine Wiesn-Konzession verlor. Dieses Tief hat er längst überwunden und ist heute vielseitig engagiert, beispielsweise als gefragter Festredner. Er berichtet von heiteren wie auch tragischen Ereignissen und lässt die Kleinen und die Großen Bayerns Revue passieren, vom schwerhörigen Schneider bis Franz Josef Strauß. Sein Humor macht dieses Buch zu einem außerordentlichen Buch der Lebensfreude.

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Information

Achtzehntes Kapitel:
Ein Bier hat ein Gesicht
Schorsch Reiß war ein wahrer Fürst. Er regierte über den Mathäser nah dem Hauptbahnhof und – nach dem Rückzug von Xaver Heilmannseder – auch über das Löwenbräuzelt auf der Wiesn. Der Schorsch stammte aus Wunsiedel und kam 1962 in die Landeshauptstadt. Das war natürlich eine hervorragende Kombination: die Mathäser-Bierstadt im Stadtzentrum und das Bierzelt auf der Theresienwiese. Außerdem besaß er ein schönes Schlösschen, das Gut Schorn bei Starnberg; in München wohnte er über dem Mathäser.
Schorsch Reiß war – das sei hier unbedingt wiederholt – ein wahrer Fürst. Und wenn der Fürst Laune gehabt hat, dann war er besonders spendabel. In seine Wohnung fuhr ich hinauf mit einem Lastenaufzug. Es hat gerüttelt und gescheppert, und auf einmal war ich mittendrin in seinem Wohnzimmer. Wir saßen beieinander; ich war gekommen, um den Ausflug der Wiesnwirte mit ihm zu besprechen. Schorsch Reiß trank Bier, er trank gerne Bier, das Bier musste einen Schaum haben, einen festen, schönen Schaum. Oder wie er sagte, ein Gesicht. Ein Bier braucht ein Gesicht! An diesem Tag, als ich ihn in seiner Wohnung besuchte, ließ er einen hellen Bock kommen. Er rief seinen Geschäftsführer, der kam herauf und brachte zwei halbe Bock. Doch das Bier hatte kein Gesicht, also hielt der Reiß seinem Geschäftsführer einen langen Vortrag über die Beschaffenheit von Bier und begründete ihm in aller Ausführlichkeit, warum das Bier ein Gesicht braucht. Der Geschäftsführer war völlig überlastet, wurde nervöser und nervöser, denn unten in den Biersälen ging es hoch her. Er musste wieder hinunterfahren, und Bier mit Gesicht bringen. Bei unserem eigentlichen Thema kam der Schorsch vom Hundertsten ins Tausendste. Der eigentliche Anlass, der Ausflug der Wiesnwirte, war vergessen. Schließlich fuhr ich mit Schorsch im Lastenaufzug wieder hinunter. Er begleitete mich zum Mathäser hinaus, begrüßte eine Hochzeitsgesellschaft mit der Frage:
„Ja, wo geht denn die Hochzeitsreise hin?“
Antwortet das Brautpaar:
„Mei, Herr Reiß, jetzt miaß ma z’erst amal sparen.“
Sagt er:
„Ihr fliegt nach Montreal!“
So war der Reiß, der Fürst: Mit einer Handbewegung hatte er das Brautpaar nach Montreal eingeladen. Seine Rosa, seine Ehefrau, wird ihn wieder mal sauber geschimpft haben, hernach.
Ein anderes Mal waren wir bei Kreitmairs in ihrer Gaststätte in Keferloh, wiederum zu einer Sitzung der Wiesnwirte. Ich verkündete, ich hätte wieder etwas mitgebracht zum Versteigern, die Kasse der Wiesnwirte sei leer. Ich hatte einen alten Vogelkäfig dabei und manch anderes. Aber dieses Mal wurde ich übertroffen von der „Fischwinterin“, der Philippine Winter, Wirtin der Fischer-Vroni, dem Steckerlfisch-Paradies auf der Wiesn. Sie besaß eine völlig verrückte Hutsammlung. Als Hauptstück stach ein spitziger Hut hervor mit roter Feder wie in dem Film: Das Wirtshaus im Spessart. Den Hut trug sie auf ihrem Kopf.
Rief der Schorsch Reiß:
„Den Hut versteigern wir jetzt.“
Rief sie:
„Den Hut gib’ i ned her.“
Sagt er:
„Wieso? Für einen guten Zweck. Du kannst dir ja wieder einen kaufen.“
Die Fischwinterin ließ sich überreden – und er, der Schorsch, ersteigerte den Hut für 1000 Mark. Seine Rosa saß daneben. Ich kann mir gut vorstellen, was sie hernach zu ihm alles gesagt hat. Ich aber war froh. Ich war ja nicht nur Vergnügungswart, sondern auch Kassier, und wir hatten endlich wieder Geld in der Kasse. Oder wie es Richard Schandner, mein guter nachbarlicher Freund vom Hofbräuzelt, zu formulieren pflegte: Wir waren endlich wieder flüssig.
Der Reiß Schorsch starb 1974. Seine Rosa hat seine Geschäfte weitergeführt, vielleicht auch gerade deswegen, um der Öffentlichkeit zu zeigen und auch der Brauerei, dass sie eigentlich diejenige war, die den Laden von Anfang an im Griff hatte. Was in gewisser Weise stimmte: Er machte die Honneurs, verteilte seine Geschenke, sie war das „Arbeitstier“, stand am Büffet – eine in der Tat resolute Person. Sie hat noch lange weiter gemacht, war später sehr schlecht beieinander, hat an Stecken gehen müssen. Ich sagte oft:
„Mei, Rosa, wia lang’ wuist as denn so no macha?“
Sie war in dieser Beziehung ähnlich der Helene Heimer von der Hühnerbraterei Heimer, die nach dem Tod ihres Mannes Josef noch lange Zeiten mit ihrem Zelt in Bayern herumgefahren ist. Helene Heimer gehörte zu den Wirtinnen, wie sie im Buche stehen. Ob im weißen Kittel hinterm Büffet, oder im feschen, maßgeschneiderten Dirndl die Gäste umsorgend, man sah auf den ersten Blick: hier ist eine Vollblutwirtin am Werk. Diese Frau hatte alles im Griff, ihr Personal genauso wie ihre Gäste. Eine stattliche Erscheinung, gut proportioniert, mit den Rundungen dort, wo sie, wie Ludwig Thoma schrieb, am Platze waren. Und gerade als sich die Eheleute Heimer anschickten, ihren Festzeltbetrieb weiter auszudehnen, starb ihr Mann, der Josef oder, der „Herr“, wie sie ihn auch weiterhin respektvoll betitelte.
Ihren Erzählungen nach musste ihr Josef ein Muste...

Inhaltsverzeichnis

  1. Decke
  2. Titelseite
  3. Impressum
  4. Inhalt
  5. Erstes Kapitel: Das Licht der Welt
  6. Zweites Kapitel: Heul Hitler
  7. Drittes Kapitel: Der Hochbunker
  8. Viertes Kapitel: Auf den Hund gekommen
  9. Fünftes Kapitel: Der Wirtsbua
  10. Sechstes Kapitel: Die Ambulanten
  11. Siebtes Kapitel: Trauern, feiern
  12. Achtes Kapitel: Närrisches Treiben
  13. Neuntes Kapitel: Der Schnallenball
  14. Zehntes Kapitel: Der Traum von der Wiesn
  15. Elftes Kapitel: Die Wiesn-Baracke
  16. Zwölftes Kapitel: Eine Gans für ein Hendl
  17. Dreizehntes Kapitel: Die Abfuhr
  18. Vierzehntes Kapitel: Das Du
  19. Fünfzehntes Kapitel: Der Schankbaron
  20. Sechzehntes Kapitel: Die Bewerbung beim Herrn Kommerzienrat
  21. Siebzehntes Kapitel: Der Wirtsregent und der Vergnügungswart
  22. Achtzehntes Kapitel: Ein Bier hat ein Gesicht
  23. Neunzehntes Kapitel: Der Abschied von der Mama
  24. Zwanzigstes Kapitel: Den Vogel abgeschossen
  25. Einundzwanzigstes Kapitel: Mein ruhiger Tag
  26. Zweiundzwanzigstes Kapitel: Die Weißwurst in der Großmarkthalle
  27. Dreiundzwanzigstes Kapitel: König Ludwig und Richard Wagner
  28. Vierundzwanzigstes Kapitel: Bierfrei
  29. Fünfundzwanzigstes Kapitel: Eine Frage der Ehre
  30. Sechsundzwanzigstes Kapitel: Die entführte Braut
  31. Siebenundzwanzigstes Kapitel: Vogeljakob und Knödelgesicht
  32. Achtundzwanzigstes Kapitel: Gauweiler sieht dich
  33. Neunundzwanzigstes Kapitel: Das Bierwunder von München
  34. Dreißigstes Kapitel: Razzia und Aus
  35. Einunddreißigstes Kapitel: Verbannt in alle Ewigkeit
  36. Zweiunddreißigstes Kapitel: Keine Krapfen mehr
  37. Dreiunddreißigstes Kapitel: Wörnbrunn brennt
  38. Vierunddreißigstes Kapitel: Was bleibt