Factoring-Handbuch
  1. 172 Seiten
  2. German
  3. ePUB (handyfreundlich)
  4. Über iOS und Android verfügbar
eBook - ePub
Angaben zum Buch
Buchvorschau
Inhaltsverzeichnis
Quellenangaben

Über dieses Buch

Factoring boomt, und dies seit Jahren in einem Umfang wie kaum eine andere Finanzdienstleistung in Deutschland: Derzeit werden knapp sieben Prozent des gesamten deutschen Bruttoinlandsproduktes über Factoring abgewickelt, und die Mitgliedsunternehmen im Deutschen Factoring-Verband e.V., welche rund 98 Prozent des Marktvolumens abdecken, bedienten 2016 über 27000 Kunden. Als Factoring vor fast 50 Jahren von wenigen Anbietern in Deutschland erstmals angeboten wurde, war diese anhaltende Erfolgsgeschichte noch nicht in Ansätzen abzusehen. Doch die Unternehmensfinanzierung hat sich in den letzten Jahren zunehmend einem starken Wandel unterzogen, und bankenergänzende Finanzierungsalternativen sind mehr und mehr gefragt.Die zunehmende Bedeutung des Factoring zeigt sich auch dadurch, dass Anbieter der Finanzdienstleistung Factoring seit Ende 2008 der Finanzaufsicht durch BaFin und Deutsche Bundesbank unterstehen. Die Autoren des "Handbuch Factoring" haben diese Entwicklung zum Anlass genommen, die Finanzdienstleistung Factoring zusammenfassend sowohl aus historischer, rechtlicher als auch ökonomischer Sicht darzustellen und in dieser zweiten Auflage um gewisse Aspekte zu ergänzen. Diese Übersicht zum Factoring geht somit nicht nur auf Entwicklungen der letzten Jahre ein, sondern zeigt auch aktuelle Fragestellungen zum Factoring auf und bietet sich somit als grundlegende und umfassende Informationsquelle zum Factoring an.

Häufig gestellte Fragen

Gehe einfach zum Kontobereich in den Einstellungen und klicke auf „Abo kündigen“ – ganz einfach. Nachdem du gekündigt hast, bleibt deine Mitgliedschaft für den verbleibenden Abozeitraum, den du bereits bezahlt hast, aktiv. Mehr Informationen hier.
Derzeit stehen all unsere auf Mobilgeräte reagierenden ePub-Bücher zum Download über die App zur Verfügung. Die meisten unserer PDFs stehen ebenfalls zum Download bereit; wir arbeiten daran, auch die übrigen PDFs zum Download anzubieten, bei denen dies aktuell noch nicht möglich ist. Weitere Informationen hier.
Mit beiden Aboplänen erhältst du vollen Zugang zur Bibliothek und allen Funktionen von Perlego. Die einzigen Unterschiede bestehen im Preis und dem Abozeitraum: Mit dem Jahresabo sparst du auf 12 Monate gerechnet im Vergleich zum Monatsabo rund 30 %.
Wir sind ein Online-Abodienst für Lehrbücher, bei dem du für weniger als den Preis eines einzelnen Buches pro Monat Zugang zu einer ganzen Online-Bibliothek erhältst. Mit über 1 Million Büchern zu über 1.000 verschiedenen Themen haben wir bestimmt alles, was du brauchst! Weitere Informationen hier.
Achte auf das Symbol zum Vorlesen in deinem nächsten Buch, um zu sehen, ob du es dir auch anhören kannst. Bei diesem Tool wird dir Text laut vorgelesen, wobei der Text beim Vorlesen auch grafisch hervorgehoben wird. Du kannst das Vorlesen jederzeit anhalten, beschleunigen und verlangsamen. Weitere Informationen hier.
Ja, du hast Zugang zu Factoring-Handbuch von Thomas Hartmann-Wendels, Alexander M. Moseschus, Magdalena Wessel, Julia L. Lehmann-Björnekärr im PDF- und/oder ePub-Format sowie zu anderen beliebten Büchern aus Volkswirtschaftslehre & Banken & Bankwesen. Aus unserem Katalog stehen dir über 1 Million Bücher zur Verfügung.

Information

Jahr
2018
ISBN
9783831408917

1Factoring – was ist das?

1.1Historischer Abriss

Die erste Frage, die sich viele Personen stellen, wenn sie zum ersten Mal von Factoring hören oder lesen, betrifft die Definition des Factoring: Was bedeutet beziehungsweise beinhaltet Factoring eigentlich? Vereinfacht und verkürzt zusammengefasst bezieht sich der heutige Begriff des Factoring in Deutschland auf eine Finanzdienstleistung, bei der ein Unternehmen seine (Geld-)Forderungen aus dem Verkauf von Waren und der Erbringung von Dienstleistungen gegen seine Kunden fortlaufend an ein Factoringinstitut verkauft und auf diese Weise sofort Liquidität unmittelbar aus seinen Außenständen erhält.4
Diese moderne Form des Factoring basiert auf einer Entwicklung über mehrere Jahrhunderte hinweg, die im Folgenden zusammengefasst werden soll, da auch dieser historische Kontext für das Verständnis des heutigen Factoring wichtig ist.
Der Begriff „Factoring“ basiert auf dem lateinischen Verb „facere“, welches unter anderem tun, handeln, ausüben oder herstellen bedeutet. Interessanterweise besteht hier eine Ähnlichkeit zum Wort „Agent“, das vom lateinischen Verb „agere“ abgeleitet ist, welches unter anderem ebenfalls tun, ausführen, handeln oder tätig sein bedeutet. In der historischen Übersicht zeigt sich zeitweise ein ähnliches Verständnis der beiden Begriffe „Factor“ und „Agent“ – beide vertreten eine andere (natürliche oder juristische) Person, vor allem in Handelsangelegenheiten.5
Doch auch wenn der Begriff des Factoring lateinische Ursprünge aufweist und aus dem Englischen entlehnt ist, da das moderne Factoring seine Wurzeln im anglo-amerikanischen Rechtsraum der letzten ungefähr 250 Jahre hat, so reicht die Geschichte des Factoring weiter zurück, da sich die Idee des Factoring noch viel weiter zurückverfolgen lässt.
Gläubiger haben sich mutmaßlich schon immer darum bemüht, den Zeitraum bis zum Eingang der Zahlungen auf ihre Forderungen möglichst kurz zu halten. Bereits vor 5 000 Jahren sollen babylonische Händler ihre Forderungen aus Warenverkäufen zu Finanzierungszwecken abgetreten haben.6 Genauso sollen ähnliche Finanzierungsformen im alten Rom, also vor gut 2 000 Jahren, praktiziert worden sein.7 Die Idee hinter dem Factoring bestand somit unabhängig vom Begriff und dem modernen Konzept des Factoring, welche sich mutmaßlich erst viele Jahrhunderte beziehungsweise Jahrtausende später entwickelten.
Im 13. bis 15. Jahrhundert wurden in Norditalien Kommissionsagenten zum Warenverkauf eingesetzt, wobei diese Agenten nach und nach gegenüber den Händlern auch eine Vorfinanzierungsfunktion sowie das Ausfall- oder Delkredererisiko der Abnehmer übernahmen.8 Über den Handel mit dem europäischen Festland, vor allem dem Textilhandel, gelangte dieses Modell offenbar nach England, wo zum Ende des 14. Jahrhunderts in Blackwell Hall in London ein regelrechtes Zentrum für das Factoring im Handel mit Textilwaren entstand, welches bis ins frühe 19. Jahrhundert Bestand hatte.9 Hier erfüllten Factors die Funktion von Agenten oder Mittelsmännern zwischen den Textilfabrikanten und Abnehmern, gewährten Vorschüsse auf die Waren und standen für die Zahlungsfähigkeit der Abnehmer ein.
Diese Entwicklungen in Norditalien und England überschneiden sich zumindest teilweise zeitlich mit der mittelalterlichen Hanse, bekanntlich eine Vereinigung von Kaufleuten mit dem Ziel des sicheren Warentransports und der Vertretung gemeinsamer wirtschaftlicher Interessen. Auch hier wurde Factoring genutzt, jedoch noch nicht unter dieser Bezeichnung. Zur Zeit der Hanse unterhielten viele Kaufleute „Kontore“ in verschiedenen europäischen Städten, über die der Warenhandel sowohl praktisch als auch finanziell abgewickelt wurde.
Die Kontore aus der Hansezeit lassen sich von ihren Aufgaben und Tätigkeiten her in vielen Punkten mit den portugiesischen Handelsstationen im 15. Jahrhundert, den sogenannten „feitorias“, sowie mit den „factorijen“ der Niederländischen Ost-Indien Kompagnie und den „factories“ der British East India Company im 17. Jahrhundert vergleichen. In diesen Handelsstationen wurden Handelswaren inspiziert, ausgewählt, gewogen und für den Seetransport passend verpackt. Die Agenten dieser Handelsstationen waren als Handelsvermittler tätig und vertraten somit sowohl den Händler als auch den Abnehmer. Aus dieser Vermittlerstellung wurde mutmaßlich der Begriff des Factoring abgeleitet, wobei sich die Tätigkeit des Vermittlers, Agenten oder Factors über die folgenden Jahrhunderte hinweg insofern veränderte, als dass sie sich vom direkten Warenverkehr weg und zur Finanzierung des Warenhandels hin entwickelte.
Das moderne Factoring, wie wir es heute kennen, entwickelte sich aus den Geschäfts- und Handelsbeziehungen zwischen Großbritannien und den USA,10 welche gerade zum Ende des 19. Jahrhunderts florierten: Die Bevölkerung der USA nahm zu und breitete sich vor allem in westlicher Richtung aus, was auch einen zunehmenden Importhandel mit Waren aus Großbritannien und anderen europäischen Ländern nach sich zog, gefolgt von einem Exporthandel in die entgegensetzte Richtung. Die Händler aus Großbritannien setzten dabei Verkaufskommissionäre beziehungsweise „mercantile agents“ vor Ort in den USA ein, welche auch „factors“ genannt wurden. Diese „factors“ nahmen die Waren in Empfang, übernahmen den Vertrieb in Vertretung des (zumeist) britischen Händlers, kümmerten sich um die Beitreibung der Kaufpreisforderungen und leiteten die Zahlungen nach Abzug einer Gebühr für ihre Tätigkeit weiter an den (zumeist) britischen Händler. Nach und nach wurde diese Tätigkeit der „factors“ ergänzt um die Garantie für die Bezahlung der Ware sowie um Vorschüsse zur Finanzierung der entstandenen, aber lang laufenden Forderungen.
Als der Warentransport aufgrund des technischen und infrastrukturellen Fortschritts zügiger wurde, wurden Kommission und Lagerhaltung von Waren durch die „factors“ überflüssig, der Bedarf nach Finanzierung und Absicherung gegen Zahlungsausfälle blieb jedoch bestehen. Aufgrund dieser Veränderung ersetzte die Forderungsabtretung den Verkauf auf Kommission: Der britische Händler beziehungsweise Exporteur trat seine Forderungen gegen die Abnehmer in den USA an den dortigen Factor ab, erhielt dafür Finanzierung und Ausfallrisikoschutz durch den Factor, und der Factor kümmerte sich um die Beitreibung der nunmehr ihm zustehenden Forderungen.11
In Deutschland fasste das Factoring in seiner modernen beziehungsweise heutigen Form erst Ende der 1950er beziehungsweise Anfang der 1960er Fuß: Als „Factoring-Pionier“ in Deutschland gilt die Mittelrheinische Kundenkreditbank Dr. Horbach & Co. KG aus Mainz, die 1958 oder 1959 den ersten Factoringvertrag Deutschlands abgeschlossen haben soll.12 In den 1960ern wurden daraufhin weitere Factoringinstitute gegründet, viele davon in Mainz und unmittelbarer Umgebung, so zum Beispiel die Internationale Factors Deutschland AG & Co. oder die Heller Factoring Bank AG, welche auch heute noch (wenn auch unter anderer Firma) im Factoringgeschäft aktiv ist.
Im Anfangsstadium des deutschen Factoringgeschäfts stand vor allem die Übernahme von Dienstleistungsfunktionen, allen voran die Debitorenbuchhaltung, im Zentrum der Aufmerksamkeit der Factoringkunden, da Maschinenbuchhaltungen Anfang der 1960er sehr kostenintensiv waren und entsprechend qualifiziertes Personal erforderten.13 Das Angebot an verschiedenen Factoringarten wurde jedoch über die Jahrzehnte hinweg erweitert und verfeinert, genauso wie auch die Anzahl der Factoringinstitute und -kunden konstant zunahm.
Aufgrund der wachsenden Bedeutung des Factoring und der zunehmenden Anzahl an Anbietern wurde 1974 der Deutsche Factoring-Verband e.V. in Mainz gegründet.14 Heute gibt es 186 Factoringunternehmen,15 von denen aktuell rund 40 Mitgliedsunternehmen des Deutschen Factoring-Verbands e.V. sind, welche am Umsatz gemessen ungefähr 98 % des gesamten deutschen Factoring-Markts vertreten.

1.2Das Factoring-Dreieck (Factoringkunde, Debitor, Factor)

Die historische Übersicht vermag die Entwicklung des Factoring etwas zu beleuchten, jedoch erklärt sie den Inhalt des Factoring als moderne Finanzdienstleistung in Deutschland eher unzureichend. Um den Fragen, was Factoring eigentlich genau bedeutet beziehungsweise beinhaltet und welche Parteien im Factoring involviert sind, genauer nachzugehen, sind weitergehende Erläuterungen des Factoring im heutigen Kontext erforderlich.
Die gesetzliche Klassifizierung beziehungsweise Definition des Factoring bietet einige erste Erklärungsansätze: Bis Ende 2008 wurde das Factoring (aufsichts-)rechtlich als „entgeltlicher Erwerb von Geldforderungen“ (vgl. § 1 Abs. 3 Nr. 2 KWG) eingestuft, danach wurde eine gesetzliche Definition des Factoring eingeführt. Diese Legaldefinition des Factoring findet sich ebenfalls im KWG und umschreibt Factoring als „der laufende Ankauf von Forderungen auf der Grundlage von Rahmenverträgen mit oder ohne Rückgriff“ (vgl. § 1 Abs. 1 a Nr. 9 KWG).
Einfacher und etwas ausführlicher dargestellt beinhaltet Factoring, dass ein Unternehmen seine (Geld-)Forderungen aus dem Verkauf von Warenlieferungen und der Erbringung von Dienstleistungen gegen seine Kunden oder Abnehmer fortlaufend an ein Factoringinstitut verkauft, welches ihm einen entsprechenden Kaufpreis für diese Forderungen zahlt. Auf diese Weise erhält das Unternehmen aus seinen Außenständen sofort und unmittelbar Liquidität und braucht nicht darauf zu warten, dass der Debitor die Forderung zum Ende der vereinbarten Zahlungsfrist von zum Beispie...

Inhaltsverzeichnis

  1. Cover
  2. Titel
  3. Impressum
  4. Inhaltsverzeichnis
  5. Vorwort
  6. 1 Factoring – was ist das?
  7. 2 Factoring im Kontext der Finanzierung deutscher Unternehmen
  8. 3 Factoring in Deutschland: Marktbetrachtung
  9. 4 Factoring im Recht
  10. 5 Factoring unter Finanzaufsicht – KWG
  11. 6 Factoring und Geldwäscheprävention
  12. 7 Factoring und das Insolvenzrecht
  13. 8 Factoring in Europa
  14. 9 Der Deutsche Factoring-Verband
  15. Abbildungsverzeichnis
  16. Literaturverzeichnis
  17. Presseartikel
  18. Rechtsprechung
  19. Veröffentlichungen der deutschen Aufsichtsbehörden
  20. Abkürzungsverzeichnis
  21. Stichwortverzeichnis