Alles aus Gnade
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Alles aus Gnade

Autobiografie eines vom Leben Gezeichneten.

  1. 208 Seiten
  2. German
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Alles aus Gnade

Autobiografie eines vom Leben Gezeichneten.

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Über dieses Buch

Die Veröffentlichung von "Größer als dein Herz" - einem Buch, das bei unzähligen Menschen das Bewusstseinfür Gottes Gnade geweckt hat - liegt schon viele Jahre zurück. Seitdem hat Brennan Manning, einer der größten geistlichen Schrift steller unserer Zeit, in vielen Variationen die Botschaft von Gottes Liebe gepredigt: "Ja, Gott ist völlig verrückt nach dir!" In seinem letzten Buch nimmt uns Brennan Manning mit auf eine Reise in seine Vergangenheit und macht uns bekannt mit all den Menschen, die ihn auf ihre Weise beeinflusst haben. Die zutiefst bewegende Geschichte eines Lebens, das in vollen Zügen gelebt wurde.

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Information

Teil II
BRENNAN
Neun
Es muss doch mehr geben. Dieser Satz ließ mich einfach nicht los. Genauso ging es mir bei den Franziskanern. Ursprünglich hatte mich ihr einfacher Lebensstil angezogen. Aber der Papst wollte dem Orden ein intellektuelleres Erscheinungsbild verleihen, und so wurde Wert auf höhere Bildungsabschlüsse gelegt. Ohne eigenes Verschulden sah sich der Orden dadurch plötzlich in der Zwangslage, dass man Kleidung, Schreibmaschinen und alles mögliche andere brauchte. Meiner Ansicht nach war das ein Katzbuckeln vor der Mittelklasse, das bei mir einen bitteren Beigeschmack zurückließ.
1966 bat ich darum, von den Franziskanern freigestellt zu werden, um mich den Kleinen Brüdern Jesu anzuschließen. Diese Gemeinschaft ermöglicht es den Brüdern, gemeinsam beten zu lernen. Hier prüft sich jeder schonungslos im Licht des Evangeliums, um den Weg zu finden, den Gott für ihn vorgesehen hat. Das Leben dort hat einen festen Rhythmus: der Gesang der Stundenliturgie; die Abendmahlsfeier; die heilige Lesung (lectio divina) und Zeiten der Stille, der Arbeit und der Seelsorge. Für manche mag das aussehen wie ein weiterer Versuch, die perfekte Gesellschaft zu erschaffen, aber für die Brüder ist es der gelebte Beweis, dass dieser Traum wahr werden kann, wenn wir unser Leben mit Jesus Christus führen.
Mein Bezirkssuperior (eine Art Bischof für Ortspfarrer) lehnte mein Gesuch ab; er war sogar recht verärgert darüber, dass ich daran dachte, die Franziskaner zu verlassen. Aber beim Militär hatte ich gelernt, dass es immer einen Ranghöheren gibt, an den man sich wenden kann, wenn man den Mut dazu hat. Also setzte ich mich über meinen Bezirksvorsteher hinweg und schrieb direkt an unseren Ordensvorsteher in Rom. Seine Antwort lautete: „Wenn das Gottes Ruf für dein Leben ist, werde ich es akzeptieren. Aber warte noch ein Jahr.“ Also verbrachte ich die nächsten zwölf Monate ungeduldig damit, am Franziskanerseminar in Loretto zu lehren und als geistlicher Leiter zu dienen. Als das Jahr um war, ging ich den nächsten Schritt auf meiner geistlichen Reise.
Es wäre nachlässig, von den Kleinen Brüdern Jesu zu schreiben, ohne Charles de Foucauld zu erwähnen, den Gründer des Ordens, der von 1858 bis 1916 gelebt hat. Im Alter von 28 Jahren hatte Foucauld ein Erlebnis, das meinem sehr ähnelte: Gott brach in sein Leben und nahm seine Sinne ein. Er erzählte später: „Sobald ich glaubte, dass es einen Gott gibt, war mir klar, dass ich nur für ihn leben konnte.“10 Foucauld pilgerte ins Heilige Land und wurde mit 43 Jahren zum Priester ordiniert.
Dem Johannesevangelium zufolge lehrte Jesus nur drei Jahre in der Öffentlichkeit. Foucauld fragte sich jedoch, was er die übrigen 30 Jahre getan hatte. Seine Antwort: Jesus hatte gearbeitet und gebetet. Foucauld erkannte, dass Gott ihn dazu berief, dem Beispiel Jesu zu folgen, und beschloss, unter den armen Moslems in Nordafrika zu leben und ihnen mit seinem Leben das Evangelium zu predigen. Für Foucauld und die Kleinen Brüder war das Leben in der Wüste keine Flucht vor der Welt, sondern vielmehr eine Schule der Liebe und des Gebets; hier konnten sie lernen, eine tiefere Menschlichkeit zu entwickeln. Ihr Ziel war es, das Evangelium von den Dächern zu rufen – aber nicht mit dem Mund, sondern mit ihrem Leben.
Nach einer Wartezeit von zwölf Monaten erhielt ich endlich die Erlaubnis, zu den Kleinen Brüdern zu gehen. Während meine Familie und meine Freunde ihrem Leben in den USA nachgingen, verbrachte ich 1967 sechs Monate in dem kleinen französischen Dorf Saint-Rémy. In vielerlei Hinsicht war das wie beim Militär: Ich war in der Grundausbildung. Die Brüder bezeichneten meine Zeit dort als „Kandidatur“ – ich nahm sie unter die Lupe und sie mich, um zu sehen, ob wir zusammenpassten.
In diesem Winter half ich auf den umliegenden Bauernhöfen beim Ausmisten und spülte in einer Gaststätte Geschirr. Und ich genoss jede Minute davon. Ich musste keine Studenten beraten, keine Sitzungen organisieren oder Klausuren korrigieren. Alles war ganz einfach, reduziert; ich konnte tief durchatmen. Die Abende waren für die stille Anbetung beim Abendmahl und Meditieren über die Bibel reserviert. Wir lebten nicht abgeschieden und trugen Mönchskutten, sondern besinnlich, in einfacher Kleidung mitten unter den Armen und kommunizierten weniger mit Worten als vielmehr durch unsere Freundschaft. Wir versuchten, Jesus an Orte zu bringen, an denen man ihn normalerweise niemals finden würde. Wir lernten, das Wichtige vom Unwichtigen zu trennen. Es war kein Paradies der Einsamkeit, sondern ein Ort der Reinigung. Wir lebten T. S. Eliots Gebet: „Lehre uns Mitgefühl ohne Ansehen der Person.“ Eines meiner Lieblingsbücher ist „Wo der Dornbusch brennt“ von Carlo Carretto. Er hat den Ruf, dem jeder der Kleinen Brüder folgt, sehr schön in Worte gefasst. Es klingt sehr persönlich, aber das war es auch.
Meine Gruppe Kleiner Brüder bestand aus sechs Männern: zwei Franzosen, ein Deutscher, ein Spanier, ein Slawe und ich. Wir zogen schon bald um nach Farlete, einem kleinen Dorf in der Wüste von Saragossa im Norden Spaniens. Dort verbrachten wir ein Jahr der geistlichen Stärkung, auch Noviziat genannt – eine Zeit der Vorbereitung auf die offizielle Aufnahme in den Orden.
Wenn ich an diese Phase meines Lebens zurückdenke, dann war dies eine Zeit der Gemeinschaft – wir teilten die Armut, die harte Arbeit und die Sorgen des ländlichen Lebens genauso wie die Freude über ein neugeborenes Kind, die selige Freude eines frisch verheirateten Paares und die kleinen Freuden ehrlicher Arbeit und eines kühlen Biers. Ich war vor allen Dingen Maurergehilfe, was eine ziemlich hochtrabende Bezeichnung für jemanden war, der Hühnerställe baute. Dabei musste ich auf dem Feld Hunderte von Steinen sammeln und sie dann in einer Reihe auf den Zement legen, dann kam wieder Zement darauf und wieder eine Reihe Steine, und so weiter. In jenem Sommer hatten wir bestimmt über 40 Grad, aber das machte mir gar nichts. Meine andere Aufgabe – wahrscheinlich die schönste Arbeit in meinem ganzen Leben – war die des aguador (Wasserträger). In unserem Dorf gab es kein fließendes Wasser, und so fuhr ich jeden Morgen mit einem Eselskarren und einem großen Wassertank drauflos und kam später mit meiner kostbaren Fracht wieder: Wasser. Würde man behaupten, ich wäre bei den Leuten dort beliebt gewesen, wäre das noch untertrieben.
Eines wurde mir in dieser bodenständigen Umgebung bewusst: Viele der brennenden theologischen Fragen der Kirche waren hier weder brennend noch theologisch. Jesus verlangte nicht mehr Redegewandtheit, sondern persönliche Erneuerung, Treue zum Evangelium und kreatives Handeln. Dass ich lernte, wie man Hühnerställe baut und Wasser ins Dorf karrt, hat mir dabei ungeheuer geholfen. Aber es hatte auch seine Nachteile. Als ich die Grundkenntnisse einmal erworben hatte, erschienen mir die Tage immer länger, und ich wurde unruhig, sogar an diesem Ort, den ich so liebte.
Ich erinnere mich daran, dass ich das Buch „Lass die Mitarbeiter Surfen gehen“ von Yvon Chouinard las, dem Gründeridol der Firma Patagonia. Dort schreibt Chouinard auch etwas über seinen Geschäftsrhythmus. Er fing etwas Neues an, eignete sich die Grundkenntnisse an und ging dann zu etwas anderem über. Er schrieb, dass er immer, wenn er etwas zu 80 Prozent konnte, etwas Neues anfing, bevor er es zu 100 Prozent beherrschte. Als ich das las, dachte ich: Das hört sich fast an wie mein Leben: etwas lernen, bis man es gut kann, und es dann hinter sich lassen. Ich habe das Gefühl, wenn jemand Chouinard gefragt hätte, warum er das tat, hätte er die gleiche Antwort gegeben wie ich: Es muss doch noch mehr geben.
Auch bei den Kleinen Brüdern kamen wir nicht ohne Roben aus, doch wir trugen diese nur in der Kirche. Sie waren dunkelgrau und mit dem Jesus-Caritas-Symbol bestickt – einem roten Herzen mit einem daraus hervorstehenden Kreuz. Eines Abends, als ich beim Gebet in diesen Stoff gehüllt war, sah ich plötzlich mein ganzes Leben an mir vorüberziehen. Es war jedoch kein schöner Traum; eher ziemlich hässlich. Ich sah mein Leben durch Stolz und das unbändige Verlangen, gemocht, geliebt, bestätigt, bewundert und akzeptiert zu werden, verdorben. Obwohl ich mich während meiner Lehrzeit in der Wüste ganz gut geschlagen hatte, lag meinen Motiven die ekelhafteste Egozentrik zugrunde. Kann man ein egoistischer Hühnerstallbauer sein? Kann ein Wasserträger nur auf sich selbst ausgerichtet sein? Die Antwort, die ich vernahm, war ein lautes, ernüchterndes Ja. Mein altes Verlangen, geliebt zu werden, machte sich wieder bemerkbar. Ich dachte, ich sei darüber hinweg gewesen oder darüber hinausgewachsen, aber das war ich nicht.
Ich war am Boden zerstört. Mein Leben kam mir plötzlich so Brennan-zentriert vor und nicht Christus-zentriert. Ich hatte das Gefühl, mein ganzes Leben sei umsonst, und davon wurde mir buchstäblich schlecht. Als ich mich aus meiner scheinbar so frommen Gebetshaltung erhob, konnte ich die altbekannte Stimme sagen hören: Aus ihm wird nie etwas werden. Ich weiß, dass das irgendwie extrem klingt, als wäre die Stimme aus dem Nichts gekommen, aber in meiner Erinnerung war es so. Im Laufe meines Lebens hatte ich einige ganz deutliche Träume, und ich habe immer sehr hastig darauf reagiert, als verlange ein drastischer Traum auch eine drastische Antwort. Und so beschloss ich in diesem Augenblick, geistlichen Selbstmord zu begehen, mich von Gott, der Kirche und den Brüdern zu trennen und allem den Rücken zu kehren. Ich wusste nicht, was ich sonst tun sollte.
Aber dann s...

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort
  2. Auf ein Wort
  3. Einleitung
  4. Teil I: Richard
  5. Teil II: Brennan
  6. Teil III: Ich
  7. Nachwort
  8. Bilder aus dem Leben von Brennan Manning
  9. Briefe
  10. Danksagung
  11. Quellenangaben