Große Zeit starker Frauen
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Große Zeit starker Frauen

Unterwegs auf der Straße der Romanik

  1. 152 Seiten
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Große Zeit starker Frauen

Unterwegs auf der Straße der Romanik

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Über dieses Buch

sie waren mächtig und klug, kreativ und beharrlich - und manchmal schon zu lebzeiten eine legende: die starken frauen in den orten entlang der straße der romanik. in magdeburg, quedlinburg, helfta, hadmersleben, sangerhausen, naumburg, merseburg und vielen anderen orten haben sie ihre spuren hinterlassen.editha wurde die magdeburger königin der herzen, die kaiserinnen adelheid und theophanu bewahrten den ottonen die herrschaft. die helftaer mystikerinnen prägten neues denken. Elisabeth von thüringen und jutta von sangerhausen wurden ikonen einer sozialen ideen verpflichteten frömmigkeit. Gertrud gröninger schuf im 17. Jahrhundert unvergleichliche werke von (starker) frauenhand. und frauen von heute bewahren mit liebe und engagement kunstwerke vor dem vergessen, zum teil gegen alle widerstände.so spannt sich ein bogen über mehr als eintausend jahre deutscher geschichte, die wieder lebendig wird - in liebevoll erzählten und bislang so nicht publizierten frauenporträts des sachsen-anhalt-kenners ludwig schumann.

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Information

Jahr
2015
ISBN
9783897984172

VIER MYSTIKERINNEN, DREI ÄBTISSINNEN UND DAS WUNDER VON HELFTA

Ein modernes Wunder von Helfta

Die erhaltene Ostfassade des Chores der ehemaligen Klosterkirche St. Marien in Helfta ist von drei hohen romanischen Fenstern unterbrochen. Als sich seinerzeit die Klosterfrauen morgens zur Andacht in der Kirche versammelten, strahlte das Morgenlicht durch die Fenster und füllte den Kirchenraum. Durch dieses leuchtende Morgenlicht, das durch die Fenster hineinflutete, erschienen den Klosterfrauen die drei Fenster als ein Sinnbild der Dreifaltigkeit. Später, als die Kirche verfiel, wurden die Fenster zugemauert. Doch im linken der drei Kirchenfenster, so erzählte man sich in Helfta, wollten die Steine nicht halten und brachen regelmäßig heraus. Durch das wieder und wieder entstehende Loch fiel das Morgenlicht in den zur Ruine gewordenen Raum. Die Helftaer erzählten unter sich, dass in der Zeit, als die heilige Gertrud ihre Visionen aufschrieb, durch dieses Fenster Christus in die Klosterkirche eingetreten sei, um sich ihr zu zeigen und mit ihr zu sprechen.
Zudem hielt sich in Helfta über Jahrhunderte der Glaube, dass die Geschichte des Klosters noch nicht zu Ende sei: »Das überfließende Licht der Gottheit« werde eines Tages hier die Herzen der Menschen wieder erreichen, erzählt Bernhard Bothe, Mitglied der katholischen Ordensgemeinschaft Congregatio Sacerdotum a sacro Corde Jesu, zum Wunder von Helfta.
Was die Helftaer immer wieder berührte, war der Umstand, dass auch zu DDR-Zeiten Nonnen und Pilger – vor allem von der iberischen Halbinsel und aus Südamerika, wo die Erinnerung an die drei großen Helftaer Mystikerinnen ungleich lebendiger ist als im europäischen Raum – am heiligen Ort beteten, trotz der Gefahr einer Verhaftung und Abschiebung, da das Betreten des Geländes des Volkseigenen Gutes verboten war.
Was aber war nun das eigentliche Wunder von Helfta? Wer das Gelände des Volksgutes in den 1980er Jahren einmal in Augenschein nehmen konnte, hätte es damals wohl kaum für möglich gehalten, dass 1999 nach etwa vierhundertfünfzigjähriger Abwesenheit und einer sehr sensiblen und behutsamen Restaurierung die Geschichte des Klosters eine Fortsetzung finden könnte.
Mit den Spenden ungezählter Menschen im In- und Ausland für die Wiedererrichtung des Klosters, für die sich der Förderverein stark gemacht hatte, nahm das Wunder seinen Anfang. Und so entstand mitten im säkularen Mansfelder Land, unweit der UNESCO-Welterbestätten »Lutherstätten« der Lutherstadt Eisleben, was nur wenige Menschen in unserer Zeit so für möglich gehalten hätten: ein zeitgemäßes, auf der Tradition beruhendes, erfrischend reges Klosterleben, dessen Tätigkeit bereits heute wieder weit ins Land hinausstrahlt.

Das Kloster St. Marien zu Helfta: Eine Geschichte vieler starker Frauen

2011. Auf dem Klostergelände treffen sich ein katholischer Bischof und eine evangelische Bischöfin. Sie haben etwas vor: Sie pflanzen gemeinsam einen Lutherbaum, der nun, der Ökumene gleich, wachsen soll. Ein Baum wurde gepflanzt, der Früchte tragen soll, ein Apfelbaum. Auch wenn der Spruch, dass er, wenn die Welt untergehe, noch einen Apfelbaum pflanze, nicht von Luther stammt, bleibt er doch ein schönes Sprachbild des Vertrauens. So wächst er seitdem an einem historischen Ort, wo ein Frauenkloster im Mittelalter zu einer frühen geistlichen Blüte geführt wurde – zu einer Zeit, als die drei großen Mystikerinnen Mechthild von Magdeburg, Mechthild von Hackeborn und Gertrud die Große im Kloster St. Marien aufeinandertrafen und sich in ihren Werken beeinflussten. Eine Konstellation, die nur möglich war, weil eine außergewöhnliche Frau, Gertrud von Hackeborn, die ältere Schwester Mechthilds, als Äbtissin das Kloster leitete und die Wissenschaften und das spirituelle Leben zusammenführte. Sie sorgte dafür, dass das Kloster, dem sie vorstand, ein Ort der Freiheit des Denkens im Glauben wurde. Bald galt das Zisterzienserinnenkloster als die Krone der deutschen Frauenklöster.
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Skulptur der »Drei Frauen von Helfta« vom Magdeburger Bildhauer Martin Hoffmann

Die Äbtissinnen von Helfta

Am Anfang stand ein Traum: Die Ehe des Mansfelder Grafen Burchard mit Elisabeth von Schwarzburg war glücklich, aber kinderlos. Etliche Jahre später – wir schreiben das Jahr 1215 – begegnete Burchard der HERR in einem Traum. ER ermahnte ihn, mit seinem Reichtum etwas für die Seele zu tun. Ein Nonnenkloster solle er stiften. Der fromme Graf schritt, gemeinsam mit seiner Gattin, »äußerst besorgt um sein Seelenheil«, unverzüglich zur Umsetzung des göttlichen Rats. Am Donnerstag der Osterwoche 1229 begann auf Geheiß Burchards von Mansfeld der Bau des Frauenklosters zur Ehre der jungfräulichen Gottesmutter Maria nahe der Burg Mansfeld. »Er nahm an Sohnesstatt dieses Kloster an, da ihm kein ehelicher Sohn geschenkt ward«, berichtet der Chronist.
Als erste Äbtissin zog am 29. Juni 1229 Kunigunde von Halberstadt (gest. 1251) aus dem Halberstädter Kloster St. Jakobus und St. Burchard in das neue Kloster ein, zusammen mit sieben Zisterzienserinnen. Ein halbes Jahr später schloss der fromme Graf von Mansfeld die Augen. Die Witwe Burchards, Elisabeth, veranlasste 1234 die Verlegung des Klosters ins heute wüste Rossdorf bei Eisleben, um den Klosterfrauen ein Leben ohne Störungen zu ermöglichen. Sie schloss sich den Klosterfrauen an und lebte fortan im Kloster, bis sie 1240 starb.
1251 wurde Gertrud von Hackeborn einstimmig vom Konvent zur Nachfolgerin der verstorbenen ersten Äbtissin Kunigunde von Halberstadt bestimmt. Da war Gertrud neunzehn Jahre jung. Ihr gelang es, ein Dauerproblem des Klosters zu lösen: die Wasserversorgung. Und sie konnte die eng miteinander verwandten Familien von Mansfeld, von Hackeborn und von Querfurt, allesamt Hauptförderer des Klosters, dazu bewegen, durch einen Tauschvertrag die Verlegung des Klosters auf Hackebornsches Gebiet, nach Helfta zu ermöglichen, übrigens unter ausdrücklichem Verzicht auf das Herrschaftsund Vogteirecht. Die Familie von Hackeborn überließ ihr im seenreichen Helftaer Gebiet ein ehemals bäuerliches Gut als Klosterland. Im Jahr 1258 wurde der neue Standort in Helfta bezogen und das Kloster geweiht. Noch vor seiner Fertigstellung wurde das Tochterkloster Hedersleben 1253 gestiftet, das schließlich 1262, nach Fertigstellung, von Helfta aus besiedelt wurde. Das Kloster St. Marien unter der Leitung der Äbtissin Gertrud von Hackeborn hatte auch aufgrund seiner hervorragend beleumdeten Bildungsarbeit einen tadellosen Ruf. Im 14. Jahrhundert lebten etwa 200 Nonnen im Helftaer Kloster – eine Erfolgsgeschichte des Mittelalters.
Als 1342 Herzog Albrecht von Braunschweig die päpstliche Anerkennung als Bischof von Halberstadt verweigert wurde, ließ er das Helftaer Kloster stürmen. Eigenhändig soll er Feuer an die Anlage gelegt haben, während seine Soldateska im Kloster wütete und kurz und klein schlug, was ihr in die Hände fiel – und auch einen Teil der kostbaren Klosterbibliothek mit unwiederbringlichen Handschriften vernichtete. Die Nonnen siedelten sich in Eisleben an, wo sie von Burchard IX. von Mansfeld Bauland nahe der Eisleber Burg erhielten. Neu-Helfta wurde 1347 geweiht. Nach Wiederherstellung der Wirtschaftsgebäude betrieben sie das alte Kloster als Klostergut weiter.
Während des Bauernkrieges stürmten am 3. Mai 1525 aufständische Bauern das Kloster und plünderten es. Mit Beginn der Reformation schwand die Bedeutung des Helftaer Klosters, bis es nach dem Tod der letzten Äbtissin, Walburga Reubers, 1545/1546 säkularisiert wurde. 1566 verkaufte der klamme Graf Hans Georg von Mansfeld-Eisleben das Klostergelände mit den Gebäuden an den westfälischen Adligen Franz von Kerssenbrock. 1721 löste der sparsame »Soldatenkönig« Friedrich Wilhelm I. das Gut ab und machte es zur königlichen Domäne. Zu Zeiten der DDR wurde es »Volkseigentum« und als Volksgut bewirtschaftet, leider sehr zum Schaden der Gesamtanlage. Reste der einst berühmten Klosterbibliothek gelangten in die Turmbibliothek der St.-Andreas-Kirche in Eisleben.
Wem war das Kloster zugehörig? Im Kloster lebten Zisterzienserinnen. Es wurden die zisterziensischen Regeln befolgt. Aber das Kloster war nicht dem Zisterzienser-Orden angegliedert. 1228 hatte das Generalkapitel der Zisterzienser ein Gründungsverbot erlassen. Das Problem: Mit der stürmischen Entwicklung der Städte im 12. Jahrhundert, verbunden mit einer ebensolchen Bevölkerungszunahme, ging eine ebenso stürmische und ungeordnet verlaufende Klostergründung einher. Insbesondere die Frauenklöster erhielten gewaltigen Zulauf, boten sie doch Frauen die Möglichkeit, zu hoher Bildung zu gelangen, zugleich aber auch wirtschaftlich und leiblich größtmögliche Sicherheit zu gewinnen. Diesem Ansturm fühlte man sich seitens des Generalkapitels nicht gewachsen und erließ darum das vorläufige Gründungsverbot. Für Helfta und andere Klöster bedeutete das, dass die Schwestern Seelsorger aus anderen Orden suchen mussten, beispielsweise bei den Dominikanern. Was für manche Klöster eine Misere zu sein schien, konnte unter der Leitung einer tüchtigen Äbtissin wie Gertrud ein Segen sein, führte das doch zu einem Netzwerk, das anderenfalls kaum entstanden wäre. So wuchs heran, was später die Helftaer Theologinnenschule genannt wurde.
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Das Kloster Helfta von der Teichseite
Am Anfang des Klosters stand ein Traum des Grafen von Mansfeld. Am Anfang des neuen Klosters standen die Träume vieler, die an dem Ort, wo einst die heiligen Frauen lebten, wieder einen lebendigen Ort geistlichen Lebens und einen Pilgerort schaffen wollten.

Das Gesicht des neuen Klosters

»Herr / Wie sehnlich wünscht’ ich mir Worte / Aus rosenfarbenem Abendlicht, / aus mildem Perlenschimmer / und dem Leuchten des Kristalls, / aus sanftem Mondschein / und goldenem Sonnengespinst, / aus Blütenduft / und Windhauch / um zu sagen, / wie schön Du bist, / wie schön Deine Liebe ist, / die Du uns schenkst. / Dann überquillt mir das Herz, / von der Liebesfreude, / dem Staunen, / mit dem du es erfüllst! ...«
Maria Assumpta Schenkl
1999 wurde Mutter Maria Assumpta Schenkl erste Priorin des neuen Klosters in Helfta. »Nicht ohne Zittern und Zagen«, sagte sie mir einmal. »Ich hatte vordem meine Heimat, also Bayern, nie verlassen. Und von Mitteldeutschland hörte man im Bezug auf den Glauben wenig Erfreuliches. Aber dann kam ich hierher – was für mich, die ich mit Taufnamen Gertrud, nach der großen Gertrud von Helfta, heiße, sehr viel bedeutete – und ich fand in Helfta eine so freundliche Aufnahme unter den Menschen hier, wie ich sie mir nicht zu denken getraut hatte.«
Und auch Mutter Assumpta war, und das verbindet sie wieder auf eigentümliche Weise mit den heiligen Frauen der Geschichte des Klosters, eine mystische Dichterin. Ihre Werke erschienen in Deutsch und in Spanisch.
Mutter Assumpta, am 11. August 1924 in Waldkirchen bei Passau geboren, wurde zunächst Volksschullehrerin, trat dann aber 1954 in die Zisterzienserinnenabtei Seligenthal ein und wurde schließlich 1987 zur 42. Äbtissin von Seligenthal gewählt. Als engagierte Ordensfrau wurde sie Präsidentin der deutschsprachigen Zisterzienserinnenklöster und erreichte schließlich die Gleichstellung der Äbtissinnen mit den Äbten im Orden der Zisterzienser.
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Äbtissin Maria Assumpta Schenkl
Die Idee, das Helftaer Kloster wieder aufzubauen und mit Leben zu erfüllen, faszinierte sie schon früh. Ab 1995 wirkte sie bereits bei den Planungsarbeiten mit. Seit 1999, nach ihrer Resignation als Äbtissin von Seligenthal, ging sie mit sieben Schwestern aus Seligenthal und aus anderen Gemeinschaften nach Helfta, um hier, nach mehr als vierhundert Jahren, wieder ein Kloster zu schaffen, das an die Tradition der »Krone ...

Inhaltsverzeichnis

  1. Cover
  2. Widmung
  3. Titel
  4. Impressum
  5. Inhaltsverzeichnis
  6. Große Zeit starker Frauen
  7. Editha: Königin und Visionärin
  8. Mechthild: Die Gottessehnsüchtige
  9. Anna-Maria Meussling: Der verborgene Christus und seine Restauratorin
  10. Gertrud Gröninger: Die barocke Bildhauerin aus Hadmersleben
  11. Klosterfrauen in Drübeck: Suche nach der Seele
  12. Die starken Frauen der Ottonen – und wie sie die Städte prägten
  13. Theophanu: Die byzantinische »Gotteserscheinung«
  14. Uta und Reglindis: Die Lächelnde und die Melancholische
  15. Jutta von Sangerhausen: Das andere Gesicht des Christentums
  16. Vier Mystikerinnen, drei Äbtissinnen und das Wunder von Helfta
  17. Adelheid: Die Heilige Kaiserin
  18. Elisabeth: Die Sehnsucht der Menschen nach der Heiligen
  19. Hatheburg und Kunigunde: Schicksalsstadt Merseburg
  20. Literaturempfehlungen
  21. Der Author
  22. Bildnachweise