Die Seele stärken
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Die Seele stärken

Wie Psychotherapie bei Krebs helfen kann

  1. 180 Seiten
  2. German
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Die Seele stärken

Wie Psychotherapie bei Krebs helfen kann

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Inhaltsverzeichnis
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Über dieses Buch

Die Diagnose Krebs ist immer ein Schock. Ängste, Sorgen und Fragen über Fragen tauchen auf. Wie finde ich mich im Dschungel der Behandlungsmöglichkeiten zurecht? Wie gehe ich mit den Belastungen und Nebenwirkungen der Krebstherapien um? Wo kann ich mal Luft holen und Kraft schöpfen? In diesem umfassenden Ratgeber geben renommierte Experten Antworten auf die brennendsten Fragen. Und sie beschreiben, wie Psychotherapie den Heilungsprozess bei Krebs unterstützen und die Seele stärken kann. Unverzichtbar für Betroffene und Angehörige, aber auch für Ärzte und Psychotherapeuten.

Häufig gestellte Fragen

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Information

Jahr
2014
ISBN
9783843604055

Schwierige Phasen und Belastungssituationen

3. Plötzlich ist alles anders: Der Diagnoseschock

Ute Goerling
»Es ist, als würde man einen Film anschauen!« So beschreiben viele Betroffene den Moment, als sie die Diagnose Krebs erhalten haben. Diese Nachricht trifft viele völlig unerwartet. Früherkennungsuntersuchungen oder Zufallsbefunde im Rahmen einer anderen Erkrankung oder Behandlung sind Beispiele, bei denen Patienten ohne direkte Symptome plötzlich mit einer bösartigen Diagnose konfrontiert werden. »Ich dachte, das bekommen immer nur die anderen«, ist eine typische Reaktion. Auch Patienten, die schon länger bestimmte Symptome bemerken und vorerst einen Arztbesuch meiden, sind dann schockiert von dieser Nachricht: »So was habe ich mir schon gedacht. Trotzdem will ich es nicht wahrhaben. Vielleicht sind die Ergebnisse nur vertauscht.«
Die Zeit vom Verdacht bis zur tatsächlichen Diagnose kann sich, wenn umfangreiche Untersuchungen nötig sind, lange hinziehen. Für die Betroffenen ist diese Situation oft schwer auszuhalten. »Wir müssen erst alle Befunde abwarten! Wir können jetzt noch gar nichts sagen! Alle Informationen sind momentan rein hypothetisch!« Diese Aussagen, die Patienten oft von ihren Ärzten zu hören bekommen, tragen zur weiteren Verunsicherung bei. Bestätigt sich die Diagnose, erleben Patienten Verzweiflung und Angst. Bis vor kurzem lief alles in geordneten Bahnen, jetzt bricht das Lebenskonstrukt zusammen und viele haben das Gefühl, dass sie die Kontrolle über das weitere Leben verloren haben. Es ist wie ein Sturz aus dem gewohnten Leben. Plötzlich wird die Endlichkeit des Lebens bewusst.
Die oben beschriebenen Beispiele zeigen schon, wie vielfältig die emotionalen Reaktionen auf eine Krebsdiagnose ausfallen können. Hoffnungslosigkeit, Hilflosigkeit, Enttäuschung, Aggression und Ärger stellen sich ein. Man fühlt sich von der Diagnose überrannt, geschockt. Schock bezeichnet in diesem Sinne die Reaktion auf diese akute Belastung. Vielleicht fühlt sich der Patient sogar handlungsunfähig. Man ist nicht mehr in der Lage, einen klaren Gedanken zu fassen, will es nicht wahrhaben, fühlt sich unsicher, verzweifelt, wütend und traurig. Aber auch Phasen der Zuversicht und Hoffnung kommen vor. Insgesamt erleben die meisten Menschen diese Zeit wie ein Wechselbad der Gefühle. So schwer diese ganzen emotionalen Zustände auszuhalten sind, sie sind in diesem Moment normale Reaktionen auf diese außerordentliche Belastung. Gefühlsschwankungen, die man vorher von sich gar nicht kennt, können ein Zeichen dafür sein, dass man versucht, diese Informationen zu verstehen, zu begreifen und einzuordnen.
Auch Angst stellt eine natürliche Reaktion auf die als lebensgefährlich eingeordnete Bedrohung dar. Jeder Mensch reagiert bei Angst anders. Es gibt nicht die zu erwartende Reaktion. Stille, Starre und Gelähmtheit können auftreten. Sie sind meistens ein Zeichen von innerer Flucht. Auch das Gefühl, wie betäubt zu sein oder dass alles unwirklich erscheint, gehört in diesen Bereich: »Lass es alles bloß einen Traum sein und lass mich in meinem alten Leben erwachen.«
Eine entgegengesetzte Reaktion kann in Form von Aktionismus und Ablenkung auftreten. Plötzlich wird der Arbeit die meiste Aufmerksamkeit geschenkt und man tut sich schwer, erforderliche medizinische Termine zu vereinbaren.
In dieser Schocksituation werden auch die Arztbesuche für jeden Patienten zu einer noch nicht gekannten Herausforderung. Im Arzt-Patienten-Gespräch haben beide Seiten unterschiedliche Rollen und Ziele. Der Arzt möchte das Ziel und den Ablauf der Behandlung erklären, verbunden mit den Hinweisen zu akuten Nebenwirkungen und langfristigen Spätfolgen. Dem Patienten gehen gleichzeitig Fragen über Fragen durch den Kopf: »Muss ich sterben? Was wird aus meiner Familie? Werde ich meine Arbeit behalten, wenn ich länger ausfalle?«
Diese Reaktionen sind einem Ausnahmezustand angemessen. Auch ist es völlig normal, dass vom Arzt vermittelte Informationen verlorengehen, wenn ein Mensch unter Schock steht. Daher ist es sinnvoll, die Gespräche über die medizinische Versorgung in Begleitung einer Vertrauensperson zu führen (siehe im Kapitel 2: Empfehlungen für das Gespräch mit dem Arzt).
Im Strudel der Gedanken kommen weitere Fragen auf: »Wie sage ich es meinen Kindern? Wie sage ich es meinen Eltern? Wird mein Partner mich verlassen?«
Auch die Familie leidet mit. Das wiederum ist für den Patienten schwer auszuhalten. Die Angehörigen fühlen sich der Situation oft hilflos ausgeliefert. Dann kann es für den Betroffenen hilfreich sein, möglichst klar zu formulieren, welche Unterstützung er sich von seinen Angehörigen wünscht.
Immer wieder tritt die Frage nach der »ganzen Wahrheit«, womit meistens die Heilungschancen oder die sogenannte »Prognose« gemeint sind, auf. Um diese Frage zu stellen, ist ein vertrauensvolles Arzt-Patienten-Verhältnis unabdingbar. Das Internet stellt zwar eine große Vielfalt von ungefilterten Botschaften und Berichten zur Verfügung. Diese können aber auch zur weiteren Verunsicherung beitragen. Auch ausführliche Artikel zu neuesten Methoden in der Krebsbehandlung und Alternativen werden zu Rate gezogen. Nicht zuletzt spielen Vorerfahrungen in der eigenen Familie und im Freundeskreis eine erhebliche Rolle und werden gerne zum Vergleich herangezogen. Dabei ist jeder Krebs anders.
Die Vorstellungen, die Patienten mit der Diagnose Krebs verbinden, sind oft an persönliche Erfahrungen geknüpft. Da gibt es die Tante mit Streukrebs und den Nachbarn, dem es damals während der Bestrahlung immer schlechter ging. Der aktuelle wissenschaftliche Stand zur Krebsbehandlung bleibt dann meist außer Acht. So auch die ermutigende Tatsache, dass etwa die Hälfte aller Patienten mit einer Krebserkrankung heute geheilt werden kann.
Viele Betroffene gehen in der Schocksituation nach der Diagnose sehr unstrukturiert auf die Suche: Es werden möglichst viele Informationen gesammelt. Das Internet bietet zahlreiche Möglichkeiten. Eine Zweit-, Dritt- oder Viertmeinung soll auf der Suche nach der richtigen Therapie helfen. Mit der Fülle an Informationen steigt aber häufig leider auch die Unsicherheit. Der Schock löst oft das Gefühl aus, nicht mehr klar denken zu können. Und das belastet zusätzlich. Die fachlichen Informationen zu verstehen, fällt schwer. Oft spürt man in einer solchen Situation zusätzlich einen Zeitdruck auf sich lasten. Man möchte den Krebs so schnell wie möglich loswerden und nimmt sich daher kaum Zeit zum Nachdenken. Auch der Wunsch, zum Beispiel eine notwendige Operation sofort hinter sich zu bringen, ist nachvollziehbar. Wird dann ein Operationstermin in einer Woche angeboten, ist der Patient häufig enttäuscht und befürchtet, dass das Tumorwachstum in dieser Woche unkontrolliert fortschreitet. Für die Prognose einer Tumorerkrankung sind diese Tage des Wartens jedoch nicht ausschlaggebend. Eine hilfreiche Strategie kann hier das schrittweise Vorgehen sein. Dazu gehört auch das Abwarten und Verschnaufen zwischen den einzelnen Schritten.
Vielleicht haben Sie die Erfahrung gemacht, dass gut gemeinte Ratschläge auf Sie einprasseln, wenn Sie jemandem aus Ihrem Verwandten- oder Bekanntenkreis von Ihrer Krebsdiagnose erzählt haben. Üblich sind Kommentare wie: »Kopf hoch, das wird schon wieder«, oder: »Du musst kämpfen, du darfst dich jetzt bloß nicht hängen lassen«.
Diese Ratschläge sind oft durch die Hilflosigkeit der anderen zu erklären. Sie wollen ja helfen, wissen aber nicht wirklich, wie. Ihre Familienangehörigen und Ihre Freunde leiden mit Ihnen, wollen Ihnen Kraft und Unterstützung anbieten, sind aber sehr unsicher, möchten Sie nicht verletzen, haben nicht selten auch mit eigenen Ängsten zu kämpfen, selbst Krebs bekommen zu können.
Für Sie entsteht aus diesen gut gemeinten Aufmunterungen oder Ratschlägen vielleicht noch zusätzlicher Druck. Dieser Druck wird sowohl von außen als auch von Ihnen selbst erzeugt.
Die Vorstellung, positives Denken oder eine kämpferische Haltung dem Krebs gegenüber könne den Krankheitsverlauf günstig beeinflussen, ist sehr verbreitet, teilweise auch unter Fachleuten. Hierzu liegen auch Forschungsarbeiten vor, die diese Annahmen aber nicht wirklich bestätigen konnten. Was sich allerdings als wichtig herausgestellt hat, ist die sogenannte Compliance oder Adhärenz. Damit ist gemeint, dass der Patient den Behandlungsempfehlungen des behandelnden Arztes genau folgt, die verschriebenen Medikamente beispielsweise genau in der verschriebenen Dosierung und Zeitdauer einnimmt, wie vom Arzt verordnet (was übrigens in der Realität häufig nicht passiert). Voraussetzung für die Compliance ist natürlich, dass der Patient gut informiert wurde und vom therapeutischen Vorgehen auch überzeugt ist. Hier ist natürlich ein gewisser Zusammenhang zwischen einer eigenen aktiven Haltung und Behandlungsbeteiligung und dem Behandlungserfolg vorhanden (siehe auch hierzu die Ausführungen in Kapitel 1).
Einfach zum positiven Denken oder Kämpfen aufzufordern, kann hingegen eher zusätzlichen Stress auslösen. Letztlich braucht diese erste Schockphase auch einfach Zeit, um überwunden zu werden. Nicht selten vergehen drei Wochen, bevor der Patient sich innerlich auf die neue Situation einstellen und gefühlsmäßig stabilisieren konnte. Diese Zeit sollten Sie sich auch geben, wenn Sie gerade in einer solchen Situation sind.

4. Warum gerade ich?

Ute Goerling
»Was habe ich falsch gemacht? Habe ich nicht richtig gelebt?« Diese und andere Fragen tauchen unweigerlich im Zusammenhang mit der Mitteilung der Diagnose Krebs auf. In Studien hat sich herausgestellt, dass sich zu Beginn einer Krebserkrankung jeder vierte diese Frage stellt, im späteren Verlauf der Behandlung beschäftigt sich sogar jeder zweite mit dieser Ungewissheit. Die Suche nach Ursachen, Zusammenhängen und Erklärungen sind charakteristisch für menschliches Denken. Können Erklärungen für bestimmte Erscheinungen gegeben werden, kann das erleichternd und hilfreich sein. Für Krebserkrankungen ist das nur eingeschränkt möglich.
»Meine Großmutter hatte Streukrebs! Ich habe nie über meine Probleme gesprochen. Der Kloß im Hals ist zu Krebs geworden.« Diese und andere Arten von Erklärungen und Vorstellungen werden von den Patienten genannt. Sie speisen sich aus persönlichen Gesprächen und öffentlichen Diskussionen über Entstehungstheorien zu Krebserkrankungen. Um kaum eine andere Erkrankung weben sich so viele Mythen, Gerüchte und Phantasievorstellungen.
Ein Blick in die Geschichte
Schon frühzeitig konzentrierten sich Forschungsfragen auf den Zusammenhang von Psyche und Krebs. So beschäftigte sich der griechische Arzt Galenos von Pergamon (129 bis 216) mit der Ursache von Krankheiten im Allgemeinen. Dabei stützte er sich auf die Viersäfte-Lehre und postulierte, dass ein Ungleichgewicht der Säfte zu einer Krankheit führt. Lange vor ihm vermutete Hippokrates (460 bis 377 v. Chr.) einen Zusammenhang zwischen melancholischem Gemüt und der Entstehung von Krebs.
Die Frage nach bestimmten Persönlichkeitszügen, die Vorhersagen über das Auftreten einer Krebserkrankung machen können, ist auch heute immer wieder Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen. So findet man den Begriff der »Krebspersönlichkeit« oder »Typus Carcinomatosus (Typ C)« auch in der Literatur.
Als Folge von Beobachtungen wurden immer wieder bestimmte Persönlichkeitszüge und -eigenschaften mit dem Auftreten einer Krebserkrankung in Verbindung gebracht. So galten Selbstaufopferung und Angepasstheit sowie mangelndes Selbstbewusstsein als typische Merkmale für einen Menschen, der eine Krebserkrankung bekommen kann. Auch Depressivität wird immer wieder als Krebsauslöser angegeben. Rückblickende Studien zu dieser Fragestellung können jedoch nur Aufschluss über die Folgen der Krebserkrankung geben. Ursachen von Krebserkrankungen sind sehr komplex. Die wissenschaftliche Forschung bestätigt die Annahme bestimmter krebsfördernder Persönlichkeitseigenschaften nicht; mit anderen Worten: Es gibt keine Krebspersönlichkeit!
Zur Einordnung von Studien
In der Regenbogenpresse werden häufig Ergebnisse angeblich wissenschaftlicher Studien zitiert. Um Ergebnisse von wissenschaftlichen Studien zur Fragestellung nach der Ursache von Krebserkrankungen einordnen zu können, ist ein hohes methodisches Verständnis erforderlich. Wie wurde die Studie geplant? Unter welchen Bedingungen sind die Untersuchungen durchgeführt worden? Wer sind die Studienteilnehmer? Ist die Stichprobe repräsentativ? Handelt es sich um klinische Interviews oder wurden Fragebögen eingesetzt? Diese Liste kann endlos fortgeführt werden. Studien unter gleichen Bedingungen können zu entgegengesetzten Aussagen kommen. Welche kann man nun ver...

Inhaltsverzeichnis

  1. NAVIGATION
  2. Inhalt
  3. BUCH LESEN
  4. Die medizinische Behandlung von Krebs
  5. Schwierige Phasen und Belastungssituationen
  6. Wie psychotherapeutische Unterstützung bei Krebs helfen kann
  7. Krebs und das soziale Umfeld
  8. ÜBER DEN AUTOR
  9. ÜBER DAS BUCH
  10. IMPRESSUM
  11. HINWEISE DES VERLAGS