Lebenswelten deutscher Muslime
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Lebenswelten deutscher Muslime

Religionsmonitor - verstehen was verbindet

  1. 68 Seiten
  2. German
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Lebenswelten deutscher Muslime

Religionsmonitor - verstehen was verbindet

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Über dieses Buch

Rund vier Millionen Muslime leben in Deutschland - zum Teil seit einigen Jahrzehnten. Bisher ist in der deutschen Bevölkerung allerdings noch sehr wenig ĂŒber die Glaubensvielfalt in dieser Religionsgruppe bekannt. Die Publikation zeigt, wie Angehörige des Islams in Deutschland ihren Glauben verstehen und ihre Religion praktizieren. Die beiden Autoren Dirk Halm und Martina Sauer gehen dabei der Frage nach, welche Wechselwirkungen zwischen muslimischer ReligiositĂ€t und anderen Wertorientierungen bestehen: Wie wirkt sich ReligiositĂ€t auf ethisch-moralische sowie politische Sichtweisen aus? Haben fromme Muslime eine andere Vorstellung von einem guten Leben? Ein weiteres Themenfeld ist die Bedeutung von Religion und ReligiositĂ€t fĂŒr die Sozialintegration der Muslime. Dabei geht es auch um den Einfluss von ReligiositĂ€t auf gesellschaftliche Teilhabe und Lebenszufriedenheit. Eine Besonderheit der Untersuchung: Zur besseren Einordnung der Situation in Deutschland stellt sie einen Vergleich mit der Lebens- und Glaubenswelt der Muslime in der TĂŒrkei her. Hierbei werden sowohl Ähnlichkeiten als auch Unterschiede deutlich. Anspruch der Studie ist es, mit einem differenzierten Zugang Vorurteilen entgegenzuwirken und den Blick fĂŒr die gesellschaftliche Bedeutung von ReligiositĂ€t zu öffnen.

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Information

1. Muslime in Deutschland

Rund vier Millionen Muslime leben seit vielen Jahrzehnten in Deutschland und sind zum Teil bereits hier geboren und aufgewachsen. Sie bilden damit die grĂ¶ĂŸte religiöse Minderheit hierzulande. Die Zahl der Moscheegemeinden ist mittlerweile auf rund 2.350 angewachsen. Nunmehr ist auch fĂŒr die viel zitierte Mehrheitsgesellschaft nicht mehr zu ĂŒbersehen, dass der Islam aus seinem Nischendasein hervorgetreten ist und als Teil der pluralen Gesellschaft in Deutschland Sichtbarkeit erlangt: Aus kleinen Hinterhofmoscheen sind vielerorts reprĂ€sentative GotteshĂ€user geworden, die Moscheegemeinden haben sich zu DachverbĂ€nden zusammengeschlossen. Zahlreiche Initiativen zum interreligiösen Dialog belegen das BemĂŒhen, trotz religiöser Unterschiede VerstĂ€ndigung zu vertiefen und Respekt zu entwickeln.
Auch die Politik hat erkannt, dass Muslime Teil der deutschen Gesellschaft sind. 2006 wurde die Deutsche Islamkonferenz ins Leben gerufen. Sie soll einen langfristigen Dialog fĂŒr ein besseres Miteinander in Gang setzen und dabei Grundlagen des gesellschaftlichen Zusammenhalts aushandeln. Das ursprĂŒngliche Ziel war auch, den Islam besser institutionell zu verankern.
Dessen ungeachtet ist der öffentliche – und mitunter auch der wissenschaftliche – Diskurs zum Islam und den Muslimen von Vorbehalten und Misstrauen geprĂ€gt. HĂ€ufig werden soziokulturelle VerhĂ€ltnisse in anderen LĂ€ndern und die Angst vor dem Terrorismus auf »die Muslime« in Deutschland projiziert. Daran knĂŒpft sich die Unterstellung, die Anwesenheit von Muslimen wĂŒrde den gesellschaftlichen Frieden und das Zusammenleben gefĂ€hrden. War es frĂŒher der Status als »AuslĂ€nder« oder »TĂŒrke«, der fĂŒr vermeintliche Integrationsdefizite verantwortlich gemacht wurde, ist es seit den TerroranschlĂ€gen vom 11. September 2001 vermehrt die Zugehörigkeit zum Islam, an der sich VorwĂŒrfe der »Integrationsunwilligkeit« und bewussten Abschottung festmachen. Die Vereinbarkeit von Islam und westlicher, moderner Lebensweise und Demokratie wird nicht selten grundsĂ€tzlich in Zweifel gezogen. So sehen sich Muslime – unabhĂ€ngig von ihrer individuellen ReligiositĂ€t – gegenĂŒber Angehörigen der Mehrheitsgesellschaft veranlasst, sich fĂŒr ihren Glauben zu rechtfertigen und ihre demokratische Gesinnung, die Ablehnung von Gewalt und ihre Akzeptanz von Grundrechten zu beteuern.
Bisher konnten einschlĂ€gige Studien jedoch kaum belegen, dass die muslimische Religionszugehörigkeit oder der Grad der ReligiositĂ€t die soziale Integration wesentlich bestimmen oder einen maßgeblichen Einfluss auf problematische Werthaltungen haben (siehe zum Beispiel Stichs/MĂŒssig 2013). Auch drĂ€ngt sich der Eindruck auf, dass ein MissverhĂ€ltnis besteht zwischen der Problematisierung des Islams und der Muslime in öffentlichen Debatten oder in Medienberichten ĂŒber religionsbedingte Konflikte wie Moscheebau, Kopftuch, Schwimmunterricht einerseits und einem im Alltag weitgehend funktionierenden, mitunter vertrauensvollen Zusammenleben andererseits: Hier hat man sich lĂ€ngst aneinander gewöhnt und gelernt, Konflikte pragmatisch zu lösen.
»EinschlÀgige Studien belegen kaum, dass die muslimische Religionszugehörigkeit die soziale Integration wesentlich bestimmt.«
Dabei sind »die Muslime« mindestens so unterschiedlich wie »die Christen«, nicht nur hinsichtlich Konfession und Herkunftsland, sondern auch in der AusprÀgung ihres Glaubens, ihrer Glaubenspraxis und anderer Einstellungen. Die LebensumstÀnde von Muslimen in Deutschland als einem christlich geprÀgten, aber eher wenig religiösen Land sind zudem durch die religiöse Minderheitensituation beeinflusst. Keineswegs alle Muslime reagieren darauf auf gleiche Art und Weise: Manche bringt das Leben in diesem Land in Konflikt mit ihrem Glauben und ihrer IdentitÀt. Ihre Antwort darauf ist eine stÀrkere Betonung von Tradition und Glaube. Aber auch das Gegenteil kann der Fall sein, sodass es zu einer bewussten Abkehr von der Religion kommt.

Der Islam im Kontext von Migration und Integration

Im vergangenen Jahrzehnt ist in Deutschland – wie in anderen europĂ€ischen Gesellschaften – die muslimische Migration vermehrt infrage gestellt und unter problematischen Vorzeichen diskutiert worden. Dabei sind eine wachsende UnschĂ€rfe von Begriffen sowie verkĂŒrzte Schlussfolgerungen zu beklagen. Die drei an sich zu unterscheidenden Themenfelder Einwanderung, Islam und gesellschaftliche Desintegration (in Form von sozialer Ungleichheit, bedrohtem gesellschaftlichem Zusammenhalt und Wertekonflikten) haben sich in der öffentlichen Wahrnehmung vermischt und als eigener Problemkomplex etabliert. Dieser beschreibt die Wirklichkeit aber nur sehr ungenau und bisweilen unzutreffend, weil er soziale, kulturelle und religiöse TatbestĂ€nde oft nicht hinreichend differenziert. Zugleich ist der Islam in Deutschland nicht nur ein »eingewandertes«, sondern (inzwischen) auch ein originĂ€r zum Land gehörendes PhĂ€nomen (Spielhaus 2013, S. 170–171).
INFO
Muslime in Deutschland
In der Bundesrepublik leben heute rund vier Millionen Menschen muslimischen Glaubens. 74 %, die meisten von ihnen mit tĂŒrkischen Wurzeln, rechnen sich der sunnitischen Glaubensrichtung zu, gefolgt von den ebenfalls aus der TĂŒrkei stammenden Aleviten mit 13 % (wobei es unterschiedliche Auffassungen bezĂŒglich ihrer Zugehörigkeit zu den Muslimen gibt). Die Schiiten haben einen Anteil von 7 % (Haug et al. 2009, S. 79).
Mit der Beheimatung des Islams in Deutschland geht eine rasante Diversifizierung von muslimischem Glauben und religiösem Leben einher, da Muslime unterschiedlicher Herkunft und Tradition aufeinandertreffen (vgl. Mirbach 2013, S. 45–46). In der Perspektive der Aufnahmegesellschaft, die religiöse Differenz in erster Linie zwischen sich und »den Muslimen« verortet, wird dies nur bedingt wahrgenommen. In den muslimischen Gemeinden in Deutschland ist diese Diversifizierung jedoch eine alltĂ€gliche Erfahrung, da auch in den Moscheen die Anwesenheit unterschiedlicher Herkunftsgruppen der Normalfall ist (Halm/Sauer 2012, S. 83–84). Die Muslime bewĂ€ltigen das Leben in Deutschland auf ganz unterschiedliche Art und Weise und sie sind dabei unterschiedlich erfolgreich. Hier ist die persönliche ReligiositĂ€t nur ein Faktor unter vielen, die diese – zumal sehr dynamischen – Prozesse beeinflussen (vgl. von Wensierski/LĂŒbcke 2012, S. 25).
»Der Islam in Deutschland ist nicht nur ein eingewandertes, sondern auch ein originÀr zum Land gehörendes PhÀnomen.«
Entsprechend haben sich Versuche, die angesprochene pauschale Problemwahrnehmung im Rahmen wissenschaftlicher Forschung zu erhĂ€rten und etwa Fundamentalismus, Autoritarismus oder soziale Desintegration unter RĂŒckgriff auf die religiöse Orientierung von Einwanderern zu erklĂ€ren, als nur bedingt erfolgreich erwiesen: Bezieht man andere relevante Einflussfaktoren in die Analyse ein, verbleiben eher geringe oder keine Effekte der ReligiositĂ€t auf soziale Probleme (vgl. Halm/Meyer 2013, S. 223; vgl. auch Haug 2013, S. 270–272). Dies mag auch damit zu tun haben, dass mit der ausdrĂŒcklichen oder unterschwelligen Verbindung von Islam und gesellschaftlicher Desintegration (von Armut ĂŒber mangelnde Chancengerechtigkeit bis hin zu sozialen Spannungen und abweichendem Verhalten) mitunter eine wenig differenzierte Abhandlung von ReligiositĂ€t einhergeht.
So wird beispielsweise hĂ€ufig nur die »StĂ€rke« der AusprĂ€gung von ReligiositĂ€t betrachtet, was der Vielfalt muslimischen Lebens in Deutschland in seiner QualitĂ€t nicht gerecht wird – im Ergebnis können eventuell vorhandene, differenziertere ZusammenhĂ€nge von ReligiositĂ€t und Desintegration ĂŒbersehen werden. TatsĂ€chlich gelingt der Nachweis von ZusammenhĂ€ngen umso besser, je detaillierter Studien muslimische ReligiositĂ€t erheben und mit Merkmalen der Sozialintegration in Beziehung zu setzen vermögen (wie bei Stichs/MĂŒssig 2013 zum Zusammenhang zwischen muslimischer ReligiositĂ€t und Arbeitsmarktintegration, siehe ausfĂŒhrlicher unten). Bei solchen Analysen wird dann auch deutlich, dass nicht allein Einstellungen und Verhaltensweisen der Muslime von Bedeutung sind, sondern ebenfalls die mit der muslimischen Religion verbundene Ablehnung durch die Mehrheitsgesellschaft als Desintegrationsfaktor in Betracht zu ziehen ist (vgl. Brettfeld/Wetzels 2007, S. 330–331). Zudem wurde international vergleichend herausgearbeitet, dass auch die strukturelle Integration des Islams in westlichen Einwanderungsgesellschaften – also das Maß, in dem der Islam jenseits der individuellen Sozialintegration etwa auch institutionell verankert und anerkannt ist – auf die individuellen Chancen der Sozialintegration zurĂŒckwirkt (siehe Fleischmann/Phalet 2012): Gelingt es, den Islam in die Gesellschaft einzubinden, wirkt sich dies positiv auf die Integration der Muslime aus. Politischgesellschaftliche Rahmenbedingungen bestimmen individuelle Teilhabechancen.
»Gelingt es, den Islam in die Gesellschaft einzubinden, wirkt sich dies positiv auf die Integration der Muslime aus.«

Fragestellung der vorliegenden Auswertung

Der Religionsmonitor 2013 beinhaltet eine Reihe von Indikatoren, die eine Analyse des Zusammenspiels von ReligiositĂ€t und Sozialintegration erlauben (siehe auch Pollack/MĂŒller 2013, S. 19).
»Der Religionsmonitor ermöglicht es, muslimische ReligiositĂ€t auch als Ressource fĂŒr die LebensbewĂ€ltigung zu untersuchen.«
Dabei verzichtet der Religionsmonitor auf die weit verbreitete implizite Defizitorientierung in der Auseinandersetzung mit dem Islam in Deutschland. Vielmehr ermöglicht der Religionsmonitor, ReligiositĂ€t auch in ihrer Funktion als Ressource fĂŒr die LebensbewĂ€ltigung zu untersuchen, indem er Aufschluss ĂŒber die Verbindungslinien zu sozialem Vertrauen, Lebenszufriedenheit und Ähnlichem gibt (siehe zu einer solchen ressourcenorientierten Sichtweise auch Boos-NĂŒnning/KarakaƟoğlu 2005). Zugleich beinhaltet die Neuauflage des Religionsmonitors 2013 – nach einer ersten DurchfĂŒhrung des Projektes 2007 – AnknĂŒpfungspunkte an sozialwissenschaftliche Fragestellungen des Zusammenlebens und der Sozialintegration, einschließlich Indikatoren fĂŒr das Vorhandensein von Sozialkapital (siehe auch TraunmĂŒller 2014). Der Datensatz hat also besonderes Potenzial fĂŒr die Untersuchung des Zusammenhangs von Sozialintegration und Zusammenleben mit den unterschiedlichen Facetten muslimischer ReligiositĂ€t in Deutschland.
Bislang haben wir die muslimische ReligiositĂ€t als Beitrag zur ErklĂ€rung gesellschaftlicher TatbestĂ€nde (explanans) verstanden. Der Religionsmonitor bietet aber zugleich die Möglichkeit, sich der Religion als zu ErklĂ€rendes (explanandum) zu nĂ€hern, indem er erlaubt, die deutschen Muslime mit denjenigen aus einem muslimisch geprĂ€gten Land, der TĂŒrkei, zu vergleichen und Unterschiede herauszuarbeiten. Insgesamt ist davon auszugehen, dass die Minderheitensituation einen betrĂ€chtlichen VerĂ€nderungsdruck auf die ReligiositĂ€t ausĂŒbt. Zugleich ist dies schwierig zu modellieren – auch, weil weitere Faktoren auf der gesellschaftlichen Makroebene jenseits individueller Merkmale zu beachten sind: unter anderem der Einfluss von Organisationen, der religiöse Wettbewerb sowie die institutionellen Rahmenbedingungen (vgl. Diehl/Koenig 2009). Durch die Vergleichsmöglichkeit mit der TĂŒrkei – dem wichtigsten Herkunftsland von Muslimen in Deutschland – verspricht die von uns vorgenommene Analyse im Rahmen des Religionsmonitors 2013 aber zumindest eine AbschĂ€tzung der Bedeutung migrationsspezifischer Faktoren fĂŒr die AusprĂ€gung der muslimischen ReligiositĂ€t in Deutschland.
»Insgesamt ist davon auszugehen, dass die Minderheitensituation einen betrĂ€chtlichen VerĂ€nderungsdruck auf die ReligiositĂ€t ausĂŒbt.«
INFO
Die Datengrundlage
Die vorliegende Auswertung berĂŒcksichtigt die DatensĂ€tze des Religionsmonitors 2013 aus Deutschland und aus der TĂŒrkei. Insgesamt wurden in Deutschland 2.005 gĂŒltige Interviews telefonisch gefĂŒhrt, wobei fĂŒr die Teilgruppe der Muslime die Stichprobe auf Basis des Namensziehungsverfahrens aufgestockt wurde: Es wurden mehr Muslime befragt, als es ihrem Anteil an der Gesamtbevölkerung entsprochen hĂ€tte. Diese Interviews konnten wahlweise in deutscher oder in tĂŒrkischer Sprache gefĂŒhrt werden. Insgesamt kamen 322 telefonische Interviews mit in Deutschland lebenden Muslimen zustande. In der TĂŒrkei wurden 1.000 Personen face-to-face befragt, darunter 974 Muslime. Alle Interviews wurden Ende 2012 mit Befragten ab 16 Jahren gefĂŒhrt. Die Stichprobe fĂŒr die TĂŒrkei ist (gewichtet) reprĂ€sentativ fĂŒr die Bevölkerung ab 16 Jahren, genĂŒgt also den allgemeinen Standards, um verlĂ€ssliche Aussagen ĂŒber die Gesamtbevölkerung in der TĂŒrkei zu treffen. Die Ergebnisse fĂŒr Deutschland sind dagegen nur eingeschrĂ€nkt interpretierbar, da die Stichprobe klein ist und die Ergebnisse deshalb die RealitĂ€t möglicherweise nur ungenau spiegeln. Bezogen auf die demografischen Grunddaten in der Studie von Haug et al. (2009), in der ebenfalls deutsche Muslime ab 16 Jahren befragt worden waren, sind die Befragten im Religionsmonitor 2013 durchschnittlich etwas Ă€lter und die MĂ€nner seltener, die Frauen aber etwas hĂ€ufiger erwerbstĂ€tig. Wir gehen davon aus, dass die deutsche Stichprobe ReligiositĂ€t und Einstellungen der in Deutschland lebenden Muslime zumindest so zuverlĂ€ssig abbildet, dass sie insbesondere Zusammenhangsanalysen zulĂ€sst.
INFO
Unterschiede muslimischer Glaubensrichtungen
Glaubensinhalte und Glaubenspraxis unterscheiden sich zwischen den muslimischen Glaubensrichtungen erheblich. In besonderem Maße gilt dies fĂŒr die alevitische Gruppe, deren Schriftauslegung von derjenigen des sunnitischen und schiitischen Islam deutlich abweicht, was auch in einem spezifischen Antwortverhalten im Religionsmonitor sichtbar wird (Mirbach 2013, S. 27). Um mögliche Einflussfaktoren der Glaubensrichtung zu kontrollieren, werten wir deshalb im Folgenden bei der Analyse bestimmter ZusammenhĂ€nge nur die Antworten der sowohl in Deutschland wie auch in der TĂŒrkei unter den Muslimen dominierenden Gruppe der Sunniten aus. Darauf wird dann jeweils hingewies...

Inhaltsverzeichnis

  1. Cover
  2. Titel
  3. Impressum
  4. Inhalt
  5. Vorwort
  6. Einleitung
  7. 1. Muslime in Deutschland
  8. 2. Muslimische ReligiositÀt und Sozialintegration
  9. 3. Muslimische ReligiositĂ€t in Deutschland und der TĂŒrkei
  10. 4. Fazit
  11. 5. Empfehlungen
  12. Abstract
  13. Literatur
  14. Die Autoren