Berufsausbildung 2015
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Berufsausbildung 2015

Eine Entwicklungsperspektive für das duale System

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  1. 258 Seiten
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Berufsausbildung 2015

Eine Entwicklungsperspektive für das duale System

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Inhaltsverzeichnis
Quellenangaben

Über dieses Buch

Die berufliche Bildung in Deutschland steht vor großen Herausforderungen: Der Wandel der Arbeitswelt, die zunehmende Internationalisierung der Arbeitsmärkte und der demographische Wandel seien hier nur beispielhaft genannt. Um diesen Herausforderungen gewachsen zu sein, sind Reformen notwendig, die über den tagespolitischen Horizont hinausgehen. Doch allzu oft bleibt es in der fragmentierten Akteurslandschaft der beruflichen Bildung bei einem kurzfristigen Kurieren an Symptomen. Aufbauend auf den Ergebnissen einer umfangreichen Experten-Befragung hat die Bertelsmann Stiftung vor diesem Hintergrund in 2008 eine Reihe von Expertenworkshops zu zentralen, mittelfristigen Entwicklungsbereichen der beruflichen Bildung durchgeführt ("Berufsausbildung 2015"). Ziel des Prozesses war es, eine innerhalb der Anspruchsgruppen möglichst breit getragene Agenda für den mittelfristigen Reformbedarf in der beruflichen Bildung zu formulieren. Die Ergebnisse der Workshops wurden in einem online-gestützten, interaktiven Prozess weiter bearbeitet und zu dem vorliegenden Leitbild einer "Berufsausbildung 2015" verdichtet. Der Band enthält neben dem Leitbild selbst die Ergebnisse der Experten-Befragung sowie ausführliche Dokumentationen zu den Inhalten der Workshop-Reihe.

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Information

Jahr
2010
ISBN
9783867931410
Teil B: Die Workshops
dp n="76" folio="83" ?
Paper Workshop I: »Leitbild einer Berufsausbildung 2015«
Prof. Dr. Dieter Euler, Institut für Wirtschaftspädagogik (IWP) der Universität St. Gallen

1 Ausgangsfragen

Ein Blick auf die Publikationen, Positionspapiere, Programmatiken, Dokumente und Studien, die in jüngster Zeit über die Entwicklung der Berufsausbildung veröffentlicht worden sind, suggeriert, dass sich in diesem Segment des Bildungssystems vieles bewegt und einiges verändert. Auch wenn das Neue oft nicht neu ist, so bieten Chiffren wie EQF, DQR, ECVET, QAF, Berufsausbildungs-PISA, Ausbildungsbausteine, Altbewerber, Modularisierung, Übergangssystem, Outputorientierung, gestreckte Abschlussprüfung oder Ausbildungsbonus viele Ansatzpunkte für kontroverse Debatten. Auf den ersten Blick erscheint alles wie ein Wühltisch mit Vorschlägen, die ungeordnet über- und nebeneinanderliegen. Unklar bleibt in dieser »Gemengelage« allerdings, inwieweit sich die vielen Einzelinitiativen auf ein klares Leitbild bzw. eine kohärente, mittelfristige Perspektive hinbewegen.
Aus dieser Feststellung erwächst die Vorstellung, nach der Notwendigkeit und Möglichkeit eines neuen Leitbilds für die Berufsausbildung zu fragen, welches als eine Art Kompass den aktuellen Reformagenden eine Richtung und Kohärenz verleihen kann. Dabei sind zum einen die erkennbaren Entwicklungen in Gesellschaft, Wirtschaft und Beschäftigung zu berücksichtigen, zum anderen die aus der Tradition des deutschen Berufsausbildungssystems resultierenden Ansprüche und Postulate zu reflektieren. Sind die bestehenden Leitbilder noch tragfähig, sind neue Vorschläge erkennbar? Inwieweit werden die bestehenden Leitbilder den veränderten Rahmenbedingungen der Berufsausbildung gerecht? Welche neuen Entwicklungen sind zu berücksichtigen?

2 Befunde: Ergebnisse aus der Befragung von Berufsausbildungsexperten

2.1 Zielbezüge

Im Hinblick auf die Zielbezüge wurde zunächst nach der Bedeutung der traditionell der deutschen Berufsausbildung unterlegten Trias berufliche Qualifizierung, Persönlichkeitsentwicklung und soziale Integration gefragt. Als Ergebnis der Untersuchung kann festgehalten werden, dass die befragten Experten alle drei Zielbezüge als hoch bedeutsam beurteilen, die Einschätzung der aktuellen politischen Aufmerksamkeit im Hinblick auf die drei Zielbezüge hingegen unterschiedlich ausfällt:
Tab. 1: Antworten zu den Zielbezügen der Berufsausbildung
Zielbezug Bedeutung für die Berufsausbildung (1 = sehr wichtig; 5 = sehr unwichtig) Aktuelle politische Aufmerksamkeit (1 = zu groß; 5 = zu gering)
Berufliche Qualifizierung1,232,51
Persönlichkeitsentwicklung1,523,60
Soziale Integration1,573,36
Der Detailblick auf die einzelnen Expertengruppen zeigt keine eklatanten »Ausreißer« zu diesen Werten. Eine kleinere Diskrepanz zeigt sich lediglich in der Einschätzung der politischen Aufmerksamkeit im Hinblick auf den Zielbezug der sozialen Integration: Hier kommen die Experten aus den beiden Kammerorganisationen (HWK und IHK) zu einer etwas über dem Durchschnitt (3,00 bzw. 3,09) liegenden Einschätzung, während die Experten aus den Arbeitnehmerorganisationen eher ein hohes Maß an politischer Vernachlässigung des Themas zum Ausdruck bringen (4,19).
Aus den Ergebnissen wird deutlich, dass die traditionelle Zieltrias für die Befragten eine unverändert hohe Bedeutung besitzt, eine Verkürzung der Berufsausbildung auf nur einzelne der drei Zielbezüge wird abgelehnt. Zugleich wird erkannt, dass in der politischen Aufmerksamkeit mit dem Ziel der berufliche Qualifizierung aktuell eine Priorität auf der ökonomischen Perspektive der Berufsausbildung liegt, die individuelle sowie die gesellschaftliche Zielperspektive der Berufsausbildung werden als eher vernachlässigt wahrgenommen. Angesichts der laufenden Diskussionen über das entstandene Übergangssystem zwischen allgemeinbildenden Schulen und Berufsausbildung, über die Problematik der Altbewerber u.a. erscheint die Einschätzung einer geringen Aufmerksamkeit des sozialen Integrationsziels als eher überraschend.

2.2 Kompetenzbereiche

Neben den übergreifenden Zielbezügen wurde in der Untersuchung nach der Bedeutung und der eingeschätzten politischen Aufmerksamkeit im Hinblick auf die drei Konstituenten der beruflichen Handlungsfähigkeit (Sach-, Sozial- und Selbstkompetenzen) gefragt.
Tab. 2: Antworten zu den Kompetenzbereichen der Berufsausbildung
Kompetenzbereiche Bedeutung für die Berufsausbildung (1 = sehr wichtig; 5 = sehr unwichtig) Aktuelle politische Aufmerksamkeit (1 = zu groß; 5 = zu gering)
Sachkompetenzen1,432,63
Sozialkompetenzen1,493,10
Selbstkompetenzen1,503,52
dp n="79" folio="86" ?
Eine differenzierte Auswertung der Einschätzungen der Experten aus unterschiedlichen Anspruchsgruppen zeigt keine auffälligen Abweichungen zu den errechneten Mittelwerten der Gesamtpopulation. Ein kleinerer Ausreißer ist lediglich bei den Experten aus den Unternehmen erkennbar, die die Bedeutung der Sachkompetenzen merklich niedriger einschätzen als die der Sozial- und Selbstkompetenzen (1,95 gegenüber 1,46 bzw. 1,49).
Insgesamt zeigt sich eine ähnliche Struktur wie bei den oben skizzierten Zielbezügen: Alle drei Kompetenzbereiche werden als hoch bedeutsam beurteilt, während die politische Aufmerksamkeit abgestuft wahrgenommen wird.
Die beiden Auswertungen erlauben die Interpretation, dass die Berufsausbildung aus Sicht der befragten Experten nicht auf die Funktion der beruflichen Qualifizierung bzw. der Vermittlung von Sachkompetenzen verengt werden darf. Vielmehr ist ein deutliches Bekenntnis zu einer ganzheitlichen Kompetenzentwicklung zu konstatieren. Gleichzeitig wird zum Ausdruck gebracht, dass die individuelle und soziale Funktion der Berufsausbildung sowie die Aufgabe der Vermittlung von Sozial- und Selbstkompetenzen in der politischen Öffentlichkeit noch nicht hinreichend beachtet und betont werden. Als mögliche Folge aus dem »Schattendasein« dieser Bereiche ist zu vermuten, dass sie auch in der Praxis der Berufsausbildung noch nicht in dem ihrer zugewiesenen Bedeutung entsprechenden Maße berücksichtigt werden.
Das Bekenntnis zu einer ganzheitlichen Kompetenzentwicklung findet eine Bekräftigung in den Experteneinschätzungen zu dem für die deutsche Berufsausbildung weithin als konstitutiv gehaltenen Berufsprinzip. Die aktuelle Bedeutung des Berufsprinzips wird mit dem Mittelwert 1,67 (wiederum: 1 = sehr wichtig/5 = sehr unwichtig) eingeschätzt, die zukünftige Bedeutung leicht niedriger mit 1,99. Im Hinblick auf die zukünftige Bedeutung bringen die Experten aus den Arbeitnehmerorganisationen sowie aus HWK und IHK überdurchschnittlich hohe Werte zum Ausdruck (1,48 - 1,52 - 1,52), während die Experten der Arbeitgeberorganisationen, Lehrerverbände und Hochschulen die zukünftige Bedeutung etwas niedriger einschätzen (2,27 - 2,27 - 2,57).
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2.3 Rahmenbedingungen

Neben den Zielbezügen wurden die Experten nach der Bedeutung und wahrgenommenen politischen Aufmerksamkeit von insgesamt 15 Rahmenbedingungen gefragt, die zuvor in einer Literaturanalyse als potenzielle Einflussfaktoren für die Weiterentwicklung der Berufsausbildung identifiziert worden waren. In der Übersicht ergibt sich folgende Bedeutungsrangfolge:
Tab. 3: Bedeutungsrangfolge der Rahmenbedingungen
Rahmenbedingungen Bedeutung für die Berufsausbildung (1 = sehr wichtig; 5 = sehr unwichtig) Aktuelle politische Aufmerksamkeit (1 = zu groß; 5 = zu gering)
Mangel an Fachkräften1,442,54
Demographischer Wandel1,582,65
Unzureichende Fähigkeiten der Jugendlichen1,622,84
Technologische Entwicklungen1,833,01
Wachsendes Übergangssystem1,983,17
Heterogene Ausbildungsvoraussetzungen2,043,56
Globalisierung der Wirtschaft2,062,50
Wandel zur Wissensgesellschaft2,112,90
Rückgang Einfacharbeitsplätze2,113,58
Einfluss EU auf Bildung und Beschäftigung2,133,13
Neue Studienabschlüsse2,172,90
Veränderte betriebliche Arbeitsorganisation2,193,53
Trend zur Akademisierung2,252,93
Zuwanderung nach Deutschland2,332,82
Mangelnde Flexibilität der Jugendlichen2,343,37
Die Einschätzungen der Experten aus den verschiedenen Anspruchsgruppen zeigen ein weitgehend homogenes Bild. Die Abweichungen vom Mittelwert der Rückläufe aller Befragten sind zumeist geringfügig und bedürfen keiner prominenten Hervorhebung.
In der Gesamtschau zeigen sich durchweg hohe bis sehr hohe Bedeutungseinschätzungen sowie mittlere bis niedrige Werte im Hinblick auf die Einschätzung der politischen Aufmerksamkeit. Daraus lässt sich zunächst ableiten, dass prinzipiell alle abgefragten Rahmenbedingungen von Relevanz sind und - wenn auch in unterschiedlichem Maße - in die weiteren Überlegungen einzubeziehen sind. In einer verdichteten Betrachtung können die Bündelungen aus dem Fragebogen aufgenommen werden:
Wirtschaft und Gesellschaft: Fachkräftemangel, demographischer Wandel, technologische Entwicklungen, Wandel zur Wissensgesellschaft, Rückgang von Einfacharbeitsplätzen, veränderte betriebliche Arbeitsorganisation.
Internationalisierung: ökonomische Globalisierung, politische Internationalisierung durch EU-Einflüsse, soziale Migration.
Jugendliche: Unzureichende Fähigkeiten nach der allgemeinbildenden Schule, heterogene Ausbildungsvoraussetzungen, mangelnde Flexibilität bei der Ausbildungsplatzwahl.
Bildungssystem: Wachsendes Übergangssystem, neue Studienabschlüsse als Alternative zur Berufsausbildung, Trend zur Akademisierung.

3 Blick zurück nach vorne? - Bestehende Zielausrichtungen in der Berufsausbildung

Bevor auf die Möglichkeiten und Formen einer Leitbilddiskussion eingegangen wird, ist zu prüfen, inwieweit bestehende Leitbilder den begründeten Bedarf nach einem normativen Kompass bereits erfüllen können. Traditionelle Leitbilder, die über die Partialinteressen einzelner Anspruchsgruppen der Berufsausbildung hinausgehen, sind in zwei Quellen zu finden.
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Zum einen bietet das Berufsausbildungsgesetz (2005) in § 1 Abs. 3 eine Zielbeschreibung für den Teilbereich der Berufsausbildung: »Die Berufsausbildung hat die für die Ausübung einer qualifizierten beruflichen Tätigkeit in einer sich wandelnden Arbeitswelt notwendigen beruflichen Fertigkeiten, Kenntnisse und Fähigkeiten (berufliche Handlungsfähigkeit) in einem geordneten Ausbildungsgang zu vermitteln. Sie hat ferner den Erwerb der erforderlichen Berufserfahrungen zu ermöglichen.« Diese Zielbestimmung verbindet ein individuelles Qualifizierungsziel (Vermittlung von beruflicher Handlungsfähigkeit) mit einem Verwendungszweck (Ausübung einer qualifizierten beruflichen Tätigkeit), um auf diese Weise sowohl ökonomische als auch individuelle Ziele zu erreichen. Im Gegensatz zu dem deutschen erfasst das Schweizerische Berufsausbildungsgesetz (2002) in § 3 nicht nur ökonomische und individuelle Zielbezüge, sondern schließt explizit auch gesellschaftliche Ziele ein: »Dieses Gesetz fördert und entwickelt (a) ein Berufsausbildungssystem, das den Einzelnen die berufliche und persönliche Entfaltung und die Integration in die Gesellschaft, insbesondere in die Arbeitswelt, ermöglicht und das ihnen die Fähigkeit und die Bereitschaft vermittelt, beruflich flexibel zu sein und in der Arbeitswelt zu bestehen; (b) ein Berufsausbildungssystem, das der Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe dient; (c) den Ausgleich der Bildungschancen in sozialer und regionaler Hinsicht, die tatsächliche Gleichstellung von Frau und Mann sowie die Beseitigung von Benachteiligungen von Menschen mit Behinderungen; (d) die Durchlässigkeit zwischen verschiedenen Bildungsgängen und -formen innerhalb der Berufsausbildung sowie zwischen der Berufsausbildung und den übrigen Bildungsbereichen; (e) die Transparenz des Berufsausbildungssystems.«
Zum anderen leistet der nationale Bildungsbericht eine umfassende Zielausweisung. Dort wird übergreifend ein Bildungsverständnis ausgewiesen, dessen »Ziele sich in den drei Dimensionen individuelle Regulationsfähigkeit, gesellschaftliche Teilhabe und Chancengleichheit sowie Humanressourcen niederschlagen. Individuelle Regulationsfähigkeit beinhaltet die Fähigkeit des Individuums, sein Verhalten und sein Verhältnis zur Umwelt, die eigene Biografie und das Leben in der Gemeinschaft selbstständig zu planen und zu gestalten. Der Beitrag des Bildungswesens zu den Humanressourcen richtet sich sowohl auf die Sicherstellung und Weiterentwicklung des quantitativen und qualitativen Arbeitskräftevolumens als auch auf die Vermittlung von Kompetenzen, die den Menschen eine ihren Neigungen und Fähigkeiten entsprechende Erwerbsarbeit ermöglichen. Indem die Bildungseinrichtungen gesellschaftliche Teilhabe und Chancengleichheit fördern, wirken sie systematischer Benachteiligung aufgrund von sozialer Herkunft, des Geschlechts und der nationalen oder ethnischen Zugehörigkeit entgegen« (Autorengruppe Bildungsberichterstattung 2008: 2).
Die drei Dimensionen werden als eine Ziel-Trias verstanden, die die Interessen von Gesellschaft, Wirtschaft und Individuen miteinander verzahnt. Bezogen auf die Berufsausbildung lassen sich die Zieldimensionen wie folgt konkretisieren:
• Die gesellschaftliche Dimension adressiert den Beitrag der Berufsausbildung zur sozialen Integration der nachwachsenden Generation in Arbeit und Gesellschaft. Das System der Berufsausbildung ist so zu gestalten, dass soziale Ausgrenzungen vermieden werden und die Eingliederung in Ausbildung und Beschäftigung möglichst reibungslos gelingt.
• Die wirtschaftliche Dimension zielt auf den Beitrag der Berufsausbildung zur Sicherung der volks- und betriebswirtschaftlichen sowie individuellen Leistungsfähigkeit. Volkswirtschaftlich steht das Ziel der Entwicklung von Humanressourcen im Sinne einer Sicherstellung und Weiterentwicklung des quantitativen und qualitativen Arbeitskräftevolumens im Vordergrund. Betriebswirtschaftlich konkretisiert sich dieses Ziel als die Versorgung der Unternehmen mit qualifizierten Fachkräften. Individualwirtschaftlich akzentuiert sich das Ziel in Form einer Sicherung der Beschäftigungsfähigkeit und der materiellen Existenzgrundlage. Die wirtschaftliche Dimension erfasst zudem die Effizienz des Systems der Berufsausbildung selbst. Dies betrifft beispielsweise den effizienten Umgang mit der Lebenszeit von Jugendlichen, aber auch den Einsatz von privaten und öffentlichen Ressourcen, etwa im Rahmen der Abstimmung von unterschiedlichen Ausbildungsangeboten und -trägern sowie bei der Vermeidung von Warteschleifen und Verdoppelungen.
• Die individuelle Dimension zielt auf den Beitrag der Berufsausbildung zur Entwicklung von Kompetenzen, mit deren Hilfe der Einzelne berufliche, aber auch außerberufliche Herausforderungen bewältigen kann. Die Individuen sollen in der Berufsausbildung die Möglichkeit erhalten, ihre Biografie selbst zu gestalten, dabei ihre Potenziale zu entfalten und ihre Selbstwirksamkeit sowie ihre Lernmotivation weiterzuentwickeln.
Neben den bestehenden Leitbildern werden aktuell neue Leitbilder vorgeschlagen, bei denen nicht immer eindeutig ist, inwieweit sie die gegenwärtigen Rahmenbedingungen und Entwicklungen hinsichtlich ihrer zugrund...

Inhaltsverzeichnis

  1. Titel
  2. Impressum
  3. Abkürzungsverzeichnis
  4. »Berufsausbildung 2015« - ein partizipativer Ansatz
  5. Teil A: Die Ergebnisse
  6. Teil B: Die Workshops
  7. Teil C: Die Umfrage »Berufsausbildung 2015«
  8. Literatur
  9. Endnoten
  10. Anhang: Der Fragebogen
  11. Danksagung