Dori
eBook - ePub

Dori

Doris Freud und Leid

  1. 76 Seiten
  2. German
  3. ePUB (handyfreundlich)
  4. Über iOS und Android verfügbar
eBook - ePub

Dori

Doris Freud und Leid

Angaben zum Buch
Buchvorschau
Inhaltsverzeichnis
Quellenangaben

Über dieses Buch

Nach dem Tod ihres Vaters ziehen Dori und ihre Mutter fort aus Cavandone. In Schuls in Graubünden, der Heimat der Mutter, richten sie sich in der Nähe von Verwandten ein. Die Familie hat wenig Verständnis für Doris Wissbegier und Freude am Lernen. Freunde findet das Mädchen in dem alten Gärtner Melchior und dem freundlichen Dr. Strahl. Trotz allem Drängen der Verwandtschaft lehnt Dori den Heiratsantrag ihres Vetters ab und beschließt, ihren eigenen Weg zu gehen: Mit der Mutter kehrt sie in die alte Heimat zurück und beginnt, Pflegekinder aufzunehmen. Dort trifft sie Dr. Strahl wieder, der nach dem Tod seiner Frau seine Söhne in ihre Obhut gibt. Mit den Jungen verbindet Dori bald ein inniges Verhältnis, und auch der Doktor ist immer noch tief beeindruckt von der intelligenten jungen Frau.

Häufig gestellte Fragen

Gehe einfach zum Kontobereich in den Einstellungen und klicke auf „Abo kündigen“ – ganz einfach. Nachdem du gekündigt hast, bleibt deine Mitgliedschaft für den verbleibenden Abozeitraum, den du bereits bezahlt hast, aktiv. Mehr Informationen hier.
Derzeit stehen all unsere auf Mobilgeräte reagierenden ePub-Bücher zum Download über die App zur Verfügung. Die meisten unserer PDFs stehen ebenfalls zum Download bereit; wir arbeiten daran, auch die übrigen PDFs zum Download anzubieten, bei denen dies aktuell noch nicht möglich ist. Weitere Informationen hier.
Mit beiden Aboplänen erhältst du vollen Zugang zur Bibliothek und allen Funktionen von Perlego. Die einzigen Unterschiede bestehen im Preis und dem Abozeitraum: Mit dem Jahresabo sparst du auf 12 Monate gerechnet im Vergleich zum Monatsabo rund 30 %.
Wir sind ein Online-Abodienst für Lehrbücher, bei dem du für weniger als den Preis eines einzelnen Buches pro Monat Zugang zu einer ganzen Online-Bibliothek erhältst. Mit über 1 Million Büchern zu über 1.000 verschiedenen Themen haben wir bestimmt alles, was du brauchst! Weitere Informationen hier.
Achte auf das Symbol zum Vorlesen in deinem nächsten Buch, um zu sehen, ob du es dir auch anhören kannst. Bei diesem Tool wird dir Text laut vorgelesen, wobei der Text beim Vorlesen auch grafisch hervorgehoben wird. Du kannst das Vorlesen jederzeit anhalten, beschleunigen und verlangsamen. Weitere Informationen hier.
Ja, du hast Zugang zu Dori von Johanna Spyri im PDF- und/oder ePub-Format sowie zu anderen beliebten Büchern aus Literatur & Literaturkritik. Aus unserem Katalog stehen dir über 1 Million Bücher zur Verfügung.

Information

Dori findet ihr Glück

Dori hatte sich darauf gefreut, einen Tag ganz still mit Waldemar zu verbringen. Dem geplanten Ausflug wollte sie gern entgehen. Sie war ein wenig enttäuscht, als Oskar angerannt kam, um zu berichten, dass der Ausflug verschoben worden sei.
„Die anderen gehen nicht, weil Papa nicht will, und Papa will nicht, weil Waldemar nicht kann“, erläuterte er. Dann fügte er noch hinzu: „Herr Maurizius hat plötzlich auch nicht mehr gewollt, weil ich nämlich sagte, dass Sie nicht mitkommen, Tante Dori. Das habe ich wohl gemerkt. Er muss nicht denken, dass ich so dumm bin. Aber mir soll es schon recht sein, hier zu bleiben.“
Es wurde ein hübscher Tag, den alle fünf miteinander verbrachten. Sie lachten, erzählten und spielten, bis Dori den Eindruck hatte, dass Waldemar wieder Kopfschmerzen bekam. Außerdem hatte sich der Junge so darauf gefreut, seiner neuen Tante noch manches erzählen zu können. So bat Dori den Doktor recht herzlich, mit Oskar und Otto wenigstens noch einen kleinen Abendspaziergang zu machen.
Der Doktor zog mit seinen Söhnen los. Eine Stunde war längst vorüber, bald auch die zweite. Lange schon hatte die Glocke zum Abendessen gerufen, und noch waren die drei Spaziergänger nicht zurückgekehrt. Sonst war Doktor Strahl immer so pünktlich, dass Dori sich besorgt fragte, was ihn wohl an der Rückkehr hindern könne. Sie wollte nicht zu Tisch gehen, bevor die anderen da waren.
Endlich hörte sie die Jungen auf der Treppe. Sie kamen auch sogleich hereingestürzt. Sie wollten alle beide sofort erzählen, was sich zugetragen hatte. Aber Dori sagte schnell: „Wir dürfen den Vater nicht warten lassen.“
Sie trat eben mit den Jungen in den Speisesaal, als von der anderen Seite Doktor Strahl in lebhaftem Gespräch mit Richard Maurizius eintrat. Erst nach einiger Zeit erschienen auch die Damen Maurizius. Dass große Aufregung herrschte, merkte Dori wohl, verstand aber nicht um was es sich handelte. Bis jetzt waren nur unzusammenhängende Worte über eben Erlebtes, Danksagungen und Beglückwünschungen gefallen.
„Ich sage nur das eine“, wandte sich Richard jetzt über den Tisch hinweg Dori zu, „wären Sie mitgekommen, Fräulein Cousine, so wäre das alles nicht passiert. Das beweist deutlich, wie sehr es vom Übel ist, wenn Sie sich der Gesellschaft entziehen.“
Dori sagte, sie habe keine Ahnung, wovon die Rede sei. Nun erzählte Richard. Doktor Strahl war mit seinen Söhnen im Garten von den Geschwistern Maurizius angehalten worden. Auch diese waren im Begriff, einen Spaziergang zu machen. Im Olivenwald, wo sich so viele Pfade kreuzen, verlor man den richtigen Weg, ging zu weit links und gelangte auf eine Höhe. Kerner beachtete Ottos Behauptungen, dass man nach rechts gehen müsse. Er habe mit der Tante Dori diesen Spaziergang öfter gemacht „Plötzlich“, fuhr Richard fort, „stehen wir auf einem steil abfallenden Felsen. Erna, die mit dem Doktor vorangeht bemerkt im Eifer der Unterhaltung nicht wo sie hintritt. Schon hat sie den einen Fuß ins Nichts gesetzt—aber zwei feste Arme halten sie fest und ziehen sie zurück. Doktor Strahl hatte unsere Schwester gerettet.“
„Du kannst gut lachen, Richard“, sagte Erna. „Aber ich werde nie den Augenblick vergessen, als ich unter meinen Füßen keinen Boden mehr fühlte. Ich verliere so bald die Besinnung nicht, in dieser Sekunde jedoch wusste ich nicht mehr, was um mich herum geschah. Ich hatte bereits mit dem Leben abgeschlossen.“
„Doch der Retter war nahe“, fiel Richard ein und erhob sein Glas. „Auf Ihr Wohl, Herr Doktor!“
Auch Erna Maurizius erhob ihr Glas und lächelte nun dem Doktor dankbar zu. Nach dem überstandenen Schrecken erinnerte sie sich gern, dass Doktor Strahl sie fest in den Armen gehalten hatte.
Dori zog sich mit Otto, der von dem Umherirren auf falschen und gefährlichen Pfaden sehr ermüdet war, leise zurück. Oskar kam ihnen nachgelaufen. Sie gingen zu Waldemar ins Zimmer, doch
er war bereits eingeschlafen. Auch den anderen beiden fielen bald die Augen zu.
Nur Dori konnte keinen Schlaf finden. Immer wieder sah sie Erna Maurizius vor sich. Diese Frau würde nun die Mutter der drei Doktorkinder werden. Und wieder würden die Söhne vergeblich auf Liebe und Verständnis hoffen. Dori hatte zu oft beobachten können, dass die Jungen der Dame auf die Nerven fielen. Und der Doktor? Sicher würde auch seine zweite Frau eine glänzende gesellschaftliche Erscheinung sein. Er würde mit ihr gebildete Gespräche führen können. Aber brauchte er nicht gerade nach seiner anstrengenden Arbeit eine Entspannung?
Jetzt hörte Dori Stimmen im Garten. Sie lauschte hinaus. Da—unter ihrem Fenster gingen Fräulein Erna und Doktor Strahl. Sie sprachen beide so lebhaft, wie Dori sie noch nie gehört hatte. Jetzt, mitten aus dem Gespräch heraus, reichten sie sich die Hände. Dori schloss die Fenster.
Bald darauf hörte sie heftigen Regen daranschlagen. Sturm war ausgebrochen. Er schüttelte die Bäume, rasselte an den Läden und toste, als wollte er das Haus umwerfen. Dori hörte ihn die ganze Nacht hindurch heulen. Am Morgen war es grau draußen, Meer und Himmel schienen ineinander zu fließen, grau in grau.
Am anderen Tag ging es Dori sehr schlecht. Sie sah blass und krank aus. Der Schirokko schien auch ihr nicht bekommen zu sein.
Nach Tisch zog sie sich in ihr Zimmer zurück. Otto kam hinter ihr her. Er fand sie am Fenster stehend, den Kopf in die Hände gelegt. Sie schluchzte. Der Junge schmiegte sich zärtlich an sie: „Hast du Heimweh, Tante Dori?’ Oh, ich weiß, wie schrecklich weh das tut Wir wollen nach Cavandone Zusammengehen, damit du wieder froh werden kannst. Dort weht auch kein Schirokko. Ja, wir wollen heim!“
„Ja, wir wollen heim“, wiederholte Dori, „heim, Otto, so bald wie möglich.“
Otto jubelte auf: „O wie herrlich! Wie herrlich! Ich will es gleich dem Papa sagen!“
Otto wollte fortrennen, aber Dori hielt ihn fest. „Das will ich selbst tun“, sagte sie. „Ich muss ja deinen Vater bitten, dass er es uns erlaubt. Vielleicht will er dich lieber noch hier haben. Hat er nichts dagegen, so fahren wir in wenigen Tagen.“
Als Dori wieder allein war, setzte sie sich hin und versuchte, sich zu beruhigen. Aber in ihrem Inneren war ein Aufruhr, wie sie ihn noch nie erlebt hatte. Ja, fort nach der stillen Heimat, das war das rechte für sie. Ihrem Otto wollte sie noch die Freude machen, Cavandone wiederzusehen. Vielleicht war es ja nicht für lange Zeit und jedenfalls das letzte Mal für ihn.
Bei Doktor Strahl wurde angeklopft. Dori trat in sein Wohnzimmer. Er lud sie ein, auf dem Sofa Platz zu nehmen, er setzte sich in einen Lehnstuhl.
„Ich komme mit einer Bitte, Herr Doktor“, begann Dori.
„Sie mit einer Bitte an mich, Fräulein Dori?“, fragte er erstaunt und erfreut zugleich. „Sonst bin ich immer der Bittende. Und welche Bitten habe ich schon an Sie gerichtet! Und wie wunderbar sind sie mir erfüllt worden! Ihre Bitte an mich ist schon im voraus gewährt“
„Ich möchte gern in den nächsten Tagen nach Cavandone zurückkehren“, sagte Dori und versuchte mit Gewalt, ihre Stimme zu beherrschen. „Damit ist eine weitere Bitte verbunden: ich möchte nämlich Otto mitnehmen. Ich glaube, für seine Gesundheit kann der Wechsel jetzt nur gut sein. Ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie ihn mir anvertrauen und den Sommer über dalassen würden.“ „Ihre Worte haben mich so überrascht dass ich zu gar keiner Antwort fähig bin“, sagte der Doktor endlich. „Eine Bitte enthalten sie freilich nicht Für das Glück, das Sie meinem Jungen bereiten wollen, kann ich nur danken. Sie von hier fortgehen zu lassen, kann keine Bitte an mich sein, denn Sie allem haben zu entscheiden. Aber wenn ich eine Frage stellen darf: Wie kommen Sie so plötzlich zu diesem Entschluss?“
Auf diese Frage war Dori nicht vorbereitet. Sie hatte keinen Augenblick daran gedacht, dass er dies würde wissen wollen. Sie konnte ihm keine Antwort geben. Die Wahrheit mochte sie nicht aussprechen. Schon der Gedanke daran trieb ihr das Blut heiß in die Wangen.
„Oh, ich bitte um Entschuldigung“, sagte der Doktor schnell, „ich habe ja gar kein Recht nach Ihren Gründen zu fragen. Aber Sie müssen es mir zugute halten, wenn ich mit meiner Frage zu weit gegangen bin. Ich hatte nur den Wunsch, Sie vielleicht doch noch von Ihrem Entschluss abbringen zu können. Ich glaubte fest daran, dass wir hier noch mehrere Wochen zusammen sein würden. Nun sind erst wenige Tage vergangen, und es soll schon vorbei sein.“ Dori schaute Doktor Strahl an, als könnte sie nicht fassen, was er sprach. Sie blieb stumm.
„Ich kann es ja begreifen“, begann er wieder, „Sie sehnen sich nach Ihrem ungezwungenen Leben in Cavandone zurück. Aber Ihnen ist es, wie selten einem Menschen, gegeben, andere glücklich zu machen. Bedeutet es Ihnen gar nichts, zu wissen, dass wir uns ein Leben ohne Sie schon gar nicht mehr vorstellen können?“
Aus Doris Wangen war alles Blut gewichen. Sie verstand gar nicht, was er sprach.
„Sie bleiben stumm. Haben Sie kein entgegenkommendes Wort für mich? Mein eigenes Empfinden hat mich wohl irregeführt, wenn ich einen Augenblick lang dachte, unsere alte Freundschaft könnte auch bei Ihnen einen wärmeren Ton angenommen haben. Ich hoffte immer, Sie würden eines Tages mein Verlangen verstehen, dass Sie Ihr Leben mit mir teilen möchten, dass Sie mit mir nach Norddeutschland kommen würden.“
„Oh, Herr Doktor, wohin Sie nur wollten—durch die ganze Welt würde ich mit Ihnen ziehen—aber es ist ja unmöglich.“
Der Doktor blickte zu Dori auf. „Sie wollten mir folgen, wohin es wäre? Aber es ist unmöglich!“ wiederholte er langsam. „Wie soll ich das verstehen? Ja, es gibt eine Deutung: Sie hätten mir vielleicht folgen können, aber—es ist zu spät. Ich bin zu spät nach der Riviera gekommen. Ist es so?“
„Nein, nein, so nicht, niemals! Aber … Oh, Herr Doktor, es liegt ja nicht an mir“, stieß Dori hervor.
Der Doktor war aufgesprungen. Er löste die Hände von Doris Gesicht und hielt sie beide fest. Mit seinen durchdringenden Augen blickte er sie an. „Dori, Dori“, sagte er innig, „willst du meine Frau werden? Hast du mich lieb genug dazu? Sprich es aus, sage mir, dass du mich liebst, dass ich es glauben kann.“
„Oh, ich habe Sie mehr lieb als alles auf der Welt, aber …“
Der Doktor hatte Dori umschlungen. „Wie...

Inhaltsverzeichnis

  1. Cover
  2. Titel
  3. Inhalt
  4. Nun wird alles anders
  5. Der neue Gast
  6. Frohe Stunden
  7. Eine schwierige Entscheidung
  8. Dori gewinnt ein Kinderherz
  9. Endlich wieder im Süden!
  10. Wenn Dori nicht wäre…
  11. Der fremde Vetter
  12. Ein gutes Zwiegespräch
  13. Dori findet ihr Glück
  14. Impressum