Geschichte der Freimaurerei - Band I
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Geschichte der Freimaurerei - Band I

Reprint von 1932

  1. 466 Seiten
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Geschichte der Freimaurerei - Band I

Reprint von 1932

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Über dieses Buch

Band I: "Im Vorhof des Tempels", "Hüter der Schwelle", "Früheste Logengründung in Deutschland", "Die strikte Observanz". Das Thema "Freimaurerei" hat schon immer eine große Faszination auf Außenstehende ausgeübt. Nicht zuletzt deshalb, weil viele hinter dem Bund ein ungelüftetes Geheimnis vermuten. In vielerlei Hinsicht kann dieses Geheimnis hier enthüllt werden, und Sie werden feststellen, dass Vertrauen und Verschwiegenheit zwar zu den großen Tugenden der Logen gehören, das jedoch viele Fakten durchaus öffentlich gemacht werden können und sollten!Der vorliegende Reprint aus dem Jahr 1932 beinhaltet die noch heute maßgebliche und umfangreichste Geschichte der Freimaurerei. Auf über 1.300 Seiten finden Sie zahlreiche Fakten zum Thema, Portraits der bedeutendsten Freimaurer sowie viele Abbildungen.

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Viertes Buch

Die strikte Observanz

I. Gründe und Grundlagen

Um die Mitte des achtzehnten Jahrhunderts gab es in Deutschland zahlreiche Logen, aber keine den deutschen Geist befriedigende Freimaurerei. Immerhin hatten die Brüderschaften, in denen sich der reiche Hochadel mit dem bürgerlichen Patriziertum zusammengeschlossen hatte, eine nicht unerhebliche Bedeutung, die man in einer bestimmten Richtung benutzen zu können glaubte. Diese Bewegung ging von Frankreich aus und hatte kein geringeres Ziel, als dem königlichen Geschlechte der Stuarts gegen das Haus Hannover den verlorenen englischen Königsthron wieder zu verschaffen. Es erscheint in den Schriften aus jener Zeit, immer dringlicher betont der Gedanke, daß die Jesuiten die treibende Kraft gewesen seien, die schottische und französische Maurerei für die Stuarts einzusetzen. Es war nur nötig, den geeigneten Mann zu finden, der die Maurerei in Deutschland Stuartisch-katholisch umstellte.
Diesen Mann glaubte man in Karl Gotthelf von Hund und Altengrottkau gefunden zu haben; Baron, wie er oft genannt wurde, sich wohl auch selbst nannte, ist er nie gewesen.
Hund stammte aus einem schlesischen Geschlecht, das bis auf Heinrich von Hund auf Altengrottkau um 1480 zurückgeht. Sein Sohn war 1518 Burggraf von Glatz. In Urkunden kommen schon um 1300 Johann und Christoph von Hund vor, es ist aber nicht nachweisbar, daß sie zur nachmalig Altengrottkauer Linie gehören. Der Vater des Karl Gotthelf war der Kursächsische Kammerherr Joachim Hildebrand von Hund, in dessen Hand sich ein gewaltiger Grundbesitz angesammelt hatte, der nun als Erbe den unmündigen Karl Gotthelf überkam. Dieser stand unter der Vormundschaft seiner Mutter und des Landesältesten Caspar Heinrich von Rodewitz. Die Mutter fürchtete sehr für das Leben ihres Jüngsten, der am 11. September 1722 geboren war, da seine drei älteren Brüder in den Jahren 1712, 1716 und 1722 gestorben waren. Es wurde alles, was die ärztliche Wissenschaft damals kannte, für die Gesundheit des letzten Sohnes aufgewendet; der große Reichtum gestattete jede, auch die kostspieligste Möglichkeit.
Für seine geistige Erziehung wurde trefflich gesorgt. Er studierte von 1737 bis 1739 in Leipzig, ging dann unter Führung des Obersten Karl Friedrich von Schoenberg aus Reisen. Durch den Tod der jüngsten Tochter seines Vormundes, die er geliebt hatte, brach er völlig zusammen und beschloß nie zu heiraten. Im Jahre 1742 war Hund laut eigenhändigen Tagebuchs, das sich im Besitz der Loge „Minerva zu den drei Palmen“ in Leipzig befindet, in Paris und soll dort durch den Einfluß einer vornehmen Dame bestimmt worden sein, zum Katholizismus überzutreten. Er selbst war in den Tagen der Kaiserkrönung Karls VII. in Frankfurt am Main zum Freimaurer gemacht worden. Daß er in Paris 1743 von schottischen Rittern in den Orden der Tempelherren aufgenommen und dem englischen Thronprätendenten Karl Eduard Stuart als dem Großmeister des wiedererweckten Templerordens vorgestellt worden sei, dürfte als Legende anzusprechen sein. Hund selbst hat nie darüber gesprochen, auch keine Namen genannt, da er durch einen Eid zur Verschwiegenheit verpflichtet war. Er ist offenbar von Männern, die ihn für ihre Sonderzwecke ausnützen wollten, getäuscht worden. Der Prinz Karl Eduard war erst am 9. Januar 1744 von Rom abgereist und ist am 20. Januar in Paris angekommen. Hund kann ihn also damals in Paris gar nicht gesehen haben. Daß sein Tagebuch darüber schweigt, erklärt sich ganz zwanglos aus seinem Eide, den er durch eine schriftliche Niederlegung schon verletzt hätte. In diesem Tagebuch berichtet er lediglich, daß er am 20. Februar 1743 in Paris seine erste Loge als Meister vom Stuhl abgehalten und am 25. August bei der Einsetzung einer „Loge régulière“ als erster Aufseher amtiert habe. Also die Beziehungen Hunds zu dem neuen französischen Templerorden sind verworren, dunkel, und kaum noch aufzuhellen. Ebensowenig werden wir sichere Dokumente darüber finden, daß die strikte Observanz ein Werkzeug der Katholischen Kirche zugunsten der katholischen Stuarts gegen das evangelische Haus Hannover war, wie in zahlreichen Schriften aus der Zeit behauptet wird.
Über seine Sendung berichtet sein treuer Freund Keßler von Sprengseysen (Anti-St. Nicaise, Bd. 1): „Kurz darauf (25. August 1743) verließ er Paris und ging über Brabant zur französischen Armee, wohin er Empfehlungen an einige Obere, so sich bei selbiger befanden, erhalten hatte. Hier wurde er in den Geheimnissen dieser maurerischen Partei eingeweiht, ja man legte ihm Pflichten auf, dieses System in seinem Vaterlande zu verbreiten. Diesen Pflichten blieb er auch als ein Mann von Ehre bis an seinen Tod getreu. Man wies ihn zugleich an einen gewissen Herrn von Marschall an, welcher schon bei Jahren und ebenfalls dieses System auszubreiten sich anheischig gemacht hatte.“
Hunds Tagebuch weist im Gegensatz zu dieser Erzählung die Nachricht auf, daß er auf der Hinreise nach Paris in Flandern war, von Paris aber nach Straßburg reiste. Die Unrichtigkeit liegt also offen zutage.
Begemann (Die Tempelherren und die Freimaurer, Berlin 1906) macht auf die auffallende Tatsache aufmerksam, daß Hund bereits 1743 Einweihung und Aufträge erhalten haben will, aber erst 1751 seine erste Loge in Unwürde gestiftet hat. Wir werden bei der Besprechung seines Patentes sehen, daß dies seinen guten Grund hatte. Untätig ist er in dieser Zwischenzeit bestimmt nicht gewesen. Begemann schließt seine Untersuchung:
„Das Vorhandensein freimaurerischer Templer bereits im Jahre 1743 ist eine Erfindung des Herrn v. Hund, der aus Ehrgeiz oder andern persönlichen Gründen, nachweisbar erst seit 1751, mit Hilfe der Freimaurerei einen wirklichen Templerorden wieder herzustellen unternahm. ... Die ganze Geschichte der ‚strikten Observanz‘ ist ein dunkler Punkt in der deutschen Freimaurerei, nicht bloß in bezug auf ihre schlimmen Wirkungen, sondern auch hinsichtlich ihres im Dunkeln liegenden Ursprungs. So viel aber muß als ausgemacht gelten, daß vor 1750 ein mit der Freimaurerei verquickter Templerorden nirgends sicher nachgewiesen werden kann, am allerwenigsten schon um 1740 in Verbindung mit der französischen Großloge, die sich ganz an die englische Freimaurerei hielt und sich noch 1743 ausdrücklich bezeichnete als „Grande Loge Anglaise de France“.
Der Geschichtschreiber der deutschen Freimaurerei wird an dieser Auffassung eines Gelehrten von Weltruf, wie es Begemann ist, nicht vorbeigehen dürfen, ohne sich den Vorwurf machen zu müssen, daß er unwissenschaftlich gegenteilige Meinungen bewußt unterdrücke. Begemann ging als Forscher von ganz anderen Voraussetzungen aus als wir. Für ihn war alles, was nicht urkundlich erwiesen, nicht vorhanden. In der uns beschäftigenden Frage der Verbindung von Freimaurerei und Templerorden ist er sehr vorsichtig und behauptet nur, daß vor 1750 ein mit der Freimaurerei verquickter Templerorden nirgends sicher nachgewiesen werden kann. Er wagt also nicht die Behauptung, daß die Templermaurerei vor 1750 nicht bestanden habe, und das ist für den, der Begemann so genau kannte wie ich und jahrelang mit ihm fast täglich in engstem wissenschaftlichen Gedankenaustausch stand, der sicherste Beweis dafür, daß er selbst nicht fest überzeugt war, sonst hätte er sich nicht so zögernd geäußert, vielmehr in der seinem Charakter näherliegenden apodiktischen Form erklärt, daß es Templermaurerei vor 1750 nicht gegeben habe.
Wir wissen heute, daß der Gedanke einer Wiedererrichtung des Templerordens seit dem Auto da Fé von 1314 nie ganz zur Ruhe gekommen ist; in Portugal bestand er unter der Hülle des Christusordens, in Aragonien als Montesaorden, in Schottland als Distelorden weiter. Es sind dort noch Tempelherren unter Johannitermeistern um die Mitte des sechzehnten Jahrhunderts mit Sicherheit nachzuweisen. Zu welcher Zeit in Frankreich der Orden wieder auflebte, ist nicht festzustellen, solange die Archive der mittelalterlichen Präfekturen, Balleien und Tempelhöfe nicht aufgefunden worden sind. Sowohl in Vienne und Avignon, wie in Lissabon wird noch manches Aktenstück verborgen sein, das Licht in die Geschichte des Ordens nach 1314 bringen könnte. Man bedenke, daß bei Aufhebung des Ordens durch Papst Clemens V. etwa zwanzigtausend Ordensmitglieder der verschiedensten Stufen über Europa zerstreut waren, die zum Teil in Klöstern Unterkunft fanden, wohin sie wahrscheinlich auch ihre Archive geflüchtet haben, zum Teil ziellos in die Welt hinauswanderten, um Kriegs- oder andere Dienste zu nehmen, und man wird verstehen, daß die Akten über diese Frage noch lange nicht geschlossen werden können. Bestimmt wissen wir, daß nicht alle Templerkommenden sich unterworfen hatten und aufgelöst worden sind. So erschien der Wildgraf von Salm, Meister in Deutschland, mit seinen Rittern in voller Waffenrüstung im Domkapitel von Mainz und erklärte den Orden für unschuldig der ihm zur Last gelegten Ketzereien, worauf der Erzbischof keine Einwendungen erhob und die Ritter frei ziehen ließ. Endlich ist zu erwähnen, daß der Orden eine eigene Geistlichkeit hatte – die Johanniter und Deutschherren übrigens auch –, die das gesamte Schreibwerk des Ordens besorgte. Auch diese Geistlichen zerstreuten sich, und es ist keineswegs ausgeschlossen, daß sie in den verschiedensten Klöstern, in die sie sich zurückzogen, wichtige Urkunden niederlegten.
Begemann hat wohl bestimmt recht, daß ein urkundlicher Beweis für eine templerisch-freimaurerische Verbindung vor 1750 nicht erbracht ist, ebensowenig aber ist urkundlich erwiesen, daß eine solche Verbindung nicht schon im Ausgang des siebzehnten und Anfang des achtzehnten Jahrhunderts bestanden habe. Die Geschichte des templerisch-maurerischen Kapitels von Heredom-Kilwinning in Schottland ist noch keineswegs aufgeklärt; der Name Heredom, wahrscheinlich heredis domus, d. h. Tempel des Erben, oder einfach der Pluralgenetiv heredum, wobei domus zu ergänzen wäre, weist bewußt auf templerische Vorgänger hin. Endlich ist die berühmte Rede des Andreas Michael Ramsay anzuführen, die er am 21. März 1737 in einer Versammlung der Großloge von Paris gehalten und worin er ganz klar ausgesprochen hat: „Quelque temps après notre Ordre s’unit intimement avec les Chevaliers de saint Jean de Jerusalem.“ (Einige Zeit danach – noch während der Kreuzzüge – vereinigte sich unser Orden eng mit den Rittern des heiligen Johannes von Jerusalem.) Ramsay nennt allerdings die Johanniter, doch wohl nur, um den Namen der Johannislogen zu erklären, aber es ist leicht einzusehen, daß vorher und nachher die Tempelherren für die Johanniter eingesetzt wurden, um so mehr als der Johanniterorden noch bestand. Auch daß immer nur – sicher seit 1723 – vom Orden der Freimaurer gesprochen wird, deutet auf die Tatsache hin, daß man Freimaurerei und Rittertum, speziell Templertum als zusammengehörig empfand. Wir werden also, falls nicht neu auftauchende Urkunden das Gegenteil beweisen, im Hinblick auf die hartnäckig und an verschiedenen Orten erhaltenen Legenden an eine Verbindung von Templerorden und Freimaurerei im achtzehnten Jahrhundert glauben müssen. Wie sie zustande kam und wo, das liegt in vorläufig nicht zu durchdringender Dunkelheit. Vielleicht wurde die Verbindung, wie die strikte Observanz später erklärte, nur „pia recordatione“, in ehrfürchtiger Erinnerung, geschlossen. Wir wissen es nicht.
Auch über Karl von Hund ist Begemanns Urteil einer durchgreifenden Revision zu unterziehen. Er kann keinesfalls als ein Mann der Lügen und „Aufschneidereien“ abgetan werden. Wir als Schüler der modernen psychologischen Wissenschaften werden Hund wesentlich anders beurteilen. Die zeitgenössischen Quellen, ungünstige wie günstige, müssen aus ihren Motiven heraus geweitet werden, wir dürfen uns nicht von Gunst und Haß der Zeit verwirren lassen, wenn wir Hunds Charakterbild zeichnen.
Er hatte eine sehr sorgfältige Erziehung erhalten, schon mit fünfzehn Jahren bezog er die Universität Leipzig, und er wird uns von seinen Zeitgenossen als ein äußerst fleißiger Student geschildert. Besonders liebte er die Dichter des Altertums, und seine feurige Jünglingsseele war entschieden dem Idealen zugewendet. In ihm verkörperte sich die ganze Romantik des achtzehnten Jahrhunderts. So ergriff er den Ordensgedanken mit lebhaftem Feuer. Dieser untadelige Edelmann glaubte fest an seine Sendung, den Orden der Tempelherren in Deutschland, Dänemark und dem Baltikum wiederaufzurichten, und er opferte dieser Sendung fast sein ganzes Vermögen sowie große Hof- und Staatsstellungen und nahm, obwohl er ein Leben voll Ehre, Anerkennung und behaglicher Ruhe hätte führen können, Mühe, Arbeit, Anfeindungen und Verfolgungen bis über das Grab hinaus auf sich, lediglich, um seinem Ordensideal zu dienen. Mehr als einmal war er nahe daran, dem Druck zu erliegen, aber sein Pflichtbewußtsein, sein Eid hielten ihn immer wieder aufrecht. Wir besitzen einen Brief aus dem Jahre 1766 von ihm, der seinen seelischen Zustand klar erkennen läßt:
„Verdruß, nicht gemeiner Verdruß, haben mich müde gemacht und mir alle Lust an einer Sache zu arbeiten, benommen, die nicht vom Fleck will. Die besten Projekte verwerfen, die Arbeiten liegen lassen, die Mittel, sie zu bestreiten versagt sehen, das erregt auf die Länge Empfindlichkeit, die alles liegen läßt, weil es andere so machen. Will man was tun, so war es nicht recht, wenn es nicht gesehen worden, communicierte man, so erhielt man nichts wieder. Überdies bin ich nicht imstande, die Expeditionen allein zu führen, meine Kräfte sind hiezu zu wenig. Meine Privat-Geschäfte haben bereits zu viel gelitten. Ich habe als ein ehrlicher Mann dem Orden 21 Jahre mit Hintansetzung meiner Glücks-Umstände aller Art gedient. Ich habe dessen Dienst zu Liebe alle öffentlichen Ämter, wozu Geburt und Glücks-Umstände mir öfters Gelegenheit gegeben, ausgeschlagen, ja das Amt, so ich besaß und welches mir gleichwohl in dem Heizen meiner Compatrioten sehr verdacht worden, niedergelegt und sogar ansehnliche Offerten ausgeschlagen. Ich muß Ihnen lieber Bruder noch mehr sagen, ich habe mich gänzlich in die Hände des Ordens werfen und ihm alles, was ich besitze, übergeben wollen, ich habe mit meinen natürlichen Erben einen Transakt deswegen geschlossen und 12 000 Taler hingegeben, so werden Sie finden, daß ich wohl meine Pflicht gegen den Orden ziemlich erfüllt habe. Dennoch sind mir fliegende Beschuldigungen des Eigennutzes zu Ohren gekommen, die mich nicht wenig afficiert haben. Da alle diese guten Gesinnungen nicht einmal einer Attention gewürdigt werden, so erfordert die Klugheit, daß ich zurücktrete und durch vernünftige Sparsamkeit zu ersetzen suche, was ich aus unzeitiger Liebe zum Orden verloren habe. Ich habe zu erkennen gegeben, daß ich nicht mehr imstande und willens sei, die großen Aufwände und Vorschüsse, die ich bis dahin gemacht, auszuhalten, daß ich daher bäte, man möchte suchen, eine dauernde vernünftige Einrichtung zu treffen, damit die Expedition besetzt und die Ausgaben bestritten werden könnten ohne mein Zutun. Täglich 18 bis 20 Couverts zu halten, fiele mir zu schwer, ich hoffte also, man würde es so einleiten, daß die Hauptexpeditionen und Kassen nach Dresden verlegt und mir die Sachen zur Signatur mit der Post gesandt werden mögen. Hiernächst bat ich auch vor einen Ordens-Secretair und Waffenritter, so beide bei mir sein sollen, zu sorgen, da der Ordens-Canzellist Hänisch verstorben, ich aber aus meinem Beutel keinen mehr salarieren würde und der Ritter vom Dorn (Keßler von Sprengseysen) nicht länger Urlaub erhalten könnte. Hierüber ist viel hin und wieder disputiert, eine gewisse Aigreur entstanden, ich habe alles geduldig angesehen. Nichts hat können expediert werden, da ich mich dem Detail nicht unterziehen und niemand arbeiten wollte. Hierüber kam der Eine oder Andere, der gleich alles reformieren wollte, machte aber mehr Verwirrungen als jemals. Endlich fand ich mich genötigt zu deklarieren, daß ich länger nicht als ...

Inhaltsverzeichnis

  1. Cover
  2. Titel
  3. Impressum
  4. Erster Band |Inhalt
  5. Vorwort
  6. Nachwort
  7. Erstes Buch: Im Vorhof des Tempels
  8. Zweites Buch: Hüter der Schwelle
  9. Drittes Buch: Früheste Logengründung in Deutschland
  10. Viertes Buch: Die strikte Observanz
  11. Quellen und Literatur
  12. Namenverzeichnis
  13. Nachwort
  14. Anhang
  15. Weitere e-books in der Edition Lempertz