Hitler 1 und Hitler 2. Das sexuelle Niemandsland
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Hitler 1 und Hitler 2. Das sexuelle Niemandsland

  1. 928 Seiten
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Über dieses Buch

Nach 20 Jahren fern von Deutschland ist Volker Elis Pilgrim zurück und legt als Ergebnis intensiver Recherchen sein Werk Hitler 1 und Hitler 2 vor. Im Herbst 2017 erscheint der erste Band Das sexuelle Niemandsland."Die Faszination der 20. Jahrhundert-Diktatoren Franco, Mao, Mussolini, Pol Pot und Stalin verblasst, die Wirkung von Hitler steigt", so der brasilianische Journalist Carlos Haag. Am 30. Dezember 2016 titelte Die Welt: "2016 war das beste Hitler-Jahr für Historiker" und wirft die Frage auf, "ob es auch künftig noch überraschende Ideen gibt".Mit einer solchen Überraschung wartet nun Pilgrim auf: Adolf Hitler – der Supergau der deutschen Geschichte – war kein Normalmann, auch kein Psychopath. Vielmehr war er ein Sexopath, der alle Kriterien eines Serienkillers erfüllte.Diese Enträtselung ist für das Deutschland ab 1989 von überragender Bedeutung. Es kann nur zu sich selbst finden, wenn über die Königsfrage, wie die Katastrophe des Dritten Reichs geschehen konnte, Klarheit herrscht.In den 70er und 80er Jahren war Volker Elis Pilgrim der Männer-Emanzipator schlechthin. Pilgrim, Jahrgang 1942, entstammt einer preußischen Adelsfamilie aus der Mark Brandenburg. Seine Eltern gehörten zur Göring-Entourage, was Volker Elis Pilgrim später in seinem radikalen Roman Elternaustreibung thematisierte.Bis heute ist ihm eine Respektlosigkeit und eine Schlagfertigkeit zu eigen, die ihn mit seinem Talent für kritische Fragen zum herausragenden Seismografen gesellschaftlicher Verwerfungen machen.Pilgrim schreibt "transliterarisch" – Sachbücher im Stil von Romanen, "eine andere Art von Literatur", so DIE ZEIT 1984. Dabei gelangen ihm Entdeckungen von Rang, wie z.B. das homosexuelle Outing Albrecht Dürers oder die Entdeckung der bis dahin unbekannten dritten Frau von Karl Marx.Schon in seinem Buch Muttersöhne – 1986/87 für mehrere Monate auf der SPIEGEL Bestseller Liste – spielte Hitler eine zentrale Rolle.

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Information

Jahr
2017
ISBN
9783955101473
Auflage
1
Thema
History
HETERO

Das »Kunst«gewerbe »des Weglassens«

Wie präsentiert man einen Mann, der – auch für jeden Hitler-Biografen belegtermaßen ersichtlich – auf sexuellem Gebiet von der Norm abwich, als stinknormalen Hausherrn mit Zubehör-Weib?
So tat es Volker Ullrich in seiner zweitjüngsten, immer noch aktuell frischen, Zeugnis-überquellenden 1100 Seiten langen Hitler-Gesamt-Biografie von 2013 (erster Teil) – Englisch 2016: Man lässt von dem »Trauermarsch« der Anti-Hetero-Zeugen, den bisher 23 vorbeidefilierten Daumen-Runter-Haltenden, als Erstes einfach 15 weg.
In Ullrichs zwei Kapiteln zu Hitlers Heterosexualität, Hitler und die Frauen und Die Berghof-Gesellschaft, und in den zwei Jugend-Abrissen Die Wiener Jahre und Das Schlüsselerlebnis des Krieges kommen nur acht Nein-Zeugen zu Wort: NSDAP-Schatzmeister Schwarz (2.) = »platonisch« (Ullrich, S. 918, Anm. 108), Sekretärin Schroeder (3.) = »Scheinverhältnis« (S. 321), Auslands-Spezialist Hanfstaengl (4.) = »impotent« (S. 911, Anm. 4), Berghof-Hausverwalter Döhring (5.) = »keine Bett-Spuren« (S. 689), Jünglings-Intimus Kubizek (7.) = »Asket« (S. 54), Co-Meldegänger Brandmayer (10.) = »Klosterbruder« (S. 76), SA-Finanz-Spezialist Otto Wagener (19.) = »Überwindung« des Sexualtriebs (S. 322), Duzfreund und erster »Leibfahrer« Emil Maurice (22.) = »kein Geschlechtsverkehr mit Liebschaften!« (S. 305).
Zwischen einer und drei Zeilen werden von Ullrich zu jedem Zeugen gebracht, manchmal steht nur ein Wort da – in einem 1100-Seiten-Buch über Hunderte Seiten ohne Zusammenhang verstreut, mit Seite 54 anfangend, der ersten Erwähnung des Problems, bis zu Seite 918 im Anmerkungsapparat – hier nicht einmal im Text.
Ullrichs zwei Mitteilungen der negativen Bewertung von Hitlers Sexualität durch Schwarz (2.) und Hanfstaengl (4.) unter den Anmerkungen zählen wie nur halb, da viele Leser von Ullrichs riesigem Konvolut es nicht bis zum Studium jeder Fußnote schaffen können. Damit schrumpfen die acht auf sieben.
Und Otto Wagener (19.) mit seiner brisanten Wiedergabe von Hitlers verschlüsseltem Bekenntnis, nie den spezifisch männlich-sexuellen, phallisch-vaginalen Eindrangs-Trieb gehabt zu haben, wurde unter den Seitenzahlen im Personen-Register vergessen. Dann ist diese Passage für den Querleser und Überflieger unauffindbar – macht lediglich sechs Neins. Die Zahl der von Ullrich weggelassenen Neins steigt dadurch auf 17, die – wie sich noch ergeben wird – längst noch nicht alle erreichbaren Zeugen sind. Die Neins werden im Laufe der Untersuchung zu Hitlers Heterosexualität auf über 40 steigen.
Die Ullrich’sche Schieflage bedeutete nichts, wenn es nicht um etwas Jahrhundert-Essentielles ginge – um die Erkrankung des umfänglichsten Zerstörers der Welt an der Reagibilität seines speziellsten Organs, das und dessen kommunikative Tätigkeit Sitten-dogmatisch nicht bei Tisch und in Gesellschaft benannt, geschweige denn von früh an erforscht werden darf. (Und kein Protest von Sexualwissenschaftlern gegen diese Strangulierung von Forschung und Lehre!)
Das Häuflein der sechs/acht Aufrechten zum Thema Hitlers abartige Sexualität ist in Ullrichs Hitler-Biografie von keinem noch so sexual-bezüglich interessierten Lesenden in einen Zusammenhang zu bringen, der jemals in dem Aha münden könnte: Ach so, Hitler = serienkillend Orgasmus-defekt.
Besonders die weggelassenen 15 Zeugen wider die sexuelle Normalstatur Adolf Hitlers erlaubten es Ullrich, Hitler den Normalmann-Anzug maßgeschneidert anzupassen. Das wiegt schwer, weil Ullrich – mit zwei Ausnahmen – alle übrigen 13 Nein-Zeugen und ihre Bemerkungen kennt und sie trotzdem bei seiner Beschäftigung mit Hitlers Sexualität nicht zu Wort kommen lässt. Erst wenn Ullrich die 15 Gemiedenen vorgehalten werden, tritt sein Verfahren der Aussparung deutlich hervor, mit dem er es sich erlauben konnte, den Weg in die sexuelle Abnormität Hitlers nicht gehen zu müssen.
Erstens: Hoffmann (1.) – Es beginnt sogleich mit dem ersten Zeugen, dem Stifter des Braun-Hitler-Verhältnisses, Fotograf Heinrich Hoffmann, der von Ullrich um die 40-mal herangezogen wird – nicht mit Hoffmanns heterosexuellem Todesurteil, Hitlers Verhältnis zu Eva Braun »war immer ein platonisches«. Wegen Hoffmanns Wort »immer« hätte die Akte über Hitlers Heterosexualität eigentlich geschlossen werden können. Gerade Ullrich muss vorgeworfen werden, dass er dieses Kurz-und-Bündig-Ergebnis zu Hitlers nicht-existierender Heterosexualität für weitere unabsehbare Jahre Hitler-Forschung verhindert hat.
Zweitens: Linge (6.) Bei Ullrich fehlt ausgerechnet eine der Zeugen-Hauptfiguren – Hitlers zweiter Leibdiener Heinz Linge – mit ihrer Einsicht über Eva Brauns Schicksal an Hitlers Seite: »als Bettgenossin ein entsagungsvolles Leben.« Diese fünf Wörter sind so einprägsam wie Döhrings »unbefleckte Laken«, erst recht Linges Stabbruch über »Hitlers Verhältnis zu Eva Braun«, das »eindeutig unnormal« gewesen sei. Anstatt Linge aus dem Buch Hitler zu zitieren, widmet sich Ullrich dem »Widerrufs-Linge«, (Ullrich, S. 689) den er zum Ja-Sager umpolt, dieser Vorgang bekommt in AMORO eine ausführliche Behandlung (2. Ja-Sager).
Ullrichs sechsmal Ja – das hält die Waage mit Ullrichs Sechs-Komma-Zwei Neins (sechs im Text, zwei in den Anmerkungen). Und schon steht der heterosexuelle Hitler Kerzen-gerade da.
Drittens: Hanisch (8.) – wesentlich wegen Hanischs Hinweis auf Hitlers Mädchen-Phobie schon als 10/11-Jähriger.
Viertens: Das Münchener Freundes-Kollektiv von 1913/14 (9.): »Nie Damenbesuch!«
Fünftens: Junge (11.) – Das Braun-Hitler-Verhältnis habe »nichts mit Erotik zu tun« gehabt. Wieder, wie bei Hoffmann, wird ein Beiwort benutzt, das Endgültigkeit beansprucht. Bei Hoffmann ist es »immer platonisch«, bei Junge »nichts mit Erotik zu tun«. Ende der Diskussion, was Ullrich verhindert.
Sechstens: Brandt (12.) – Die Braun-Hitler-Beziehung sei ein Versorgungs-Arrangement gewesen und keine romantische Liebe.
Siebentens: Blaschke (13.) – 14 Jahre keine Geste, keinen Liebes-Blick gesehen.
Achtens: Plaim-Mittlstrasser (14.) – Nie etwas emotional Du-Harmonisches wahrgenommen und niemand wusste, wo Hitler »eigentlich geschlafen« hätte.
Neuntens: Schaub (15.) – Seine Auswalzung der »wartenden« Eva, der »oft Enttäuschten« mit der »inneren Leere« in ihrem Leben.
Zehntens: Wolf (16.) – Hitler war an Eva Braun gar nicht interessiert, wollte sie beim Kriegführen nicht in seiner Nähe haben. In die Wolfsschanze durfte sie nie kommen. Und in den »Führer«-Bunker unter der Reichskanzlei hat sie sich Hitler für die letzten Untergangs-Wochen im April 1945 aufgedrängt.
Elftens: Krause (17.) – Es gab »kaum Gelegenheit« zum Sexualverkehr – heißt: Trotz »Führer«-»Mätressen«-Suite auf dem Berghof war auch da nix mit Geschlechtsakten.
Zwölftens: Misch (18.) – Nie »etwas« bemerkt. Die Erotik fehlte sogar über dem komischen Mann-Frau-Seit-an-Seit. »Die Musi spielte« auf dem Berghof erst, wenn Hitler weg war.
Dreizehntens: Orr (20.) – Alle Eingeweihten wussten es: Braun und Hitler hatten keine »Liebesgemeinschaft« miteinander. Das ganze Dokumenten-Refugium über Adolf Hitler im Gestrüpp der Münchener Hausfrauen-Illustrierten Revue kennt Ullrich nicht. Und dieses Versäumnis begeht er, obwohl Orr bei Ullrichs größtem Vorläufer, Ian Kershaw, mehrmals vorkommt.
Vierzehntens: Scholten (21.) – die Gynäkologen-Quelle zu Eva Brauns Hitler-Phallus-vakanter Vagina.
Fünfzehntens: Kempka (23.) – das Nach-45-Interview mit dem Verdikt, Eva Braun wäre »die unglücklichste Frau Deutschlands« gewesen und das über ein Jahrzehnt lang, wonach wiederum die Hitler-Hetero-Akte hätte geschlossen werden können.
Die gesamte englische TV-Dokumentation Adolf and Eva von Marion Milne (2001), in der auch das Statement von Hitlers ehemaligem »Leibfahrer« Erich Kempka vorkommt, enthält zu viele Hinweise auf Ungereimtheiten in Bezug auf Hitlers Heterosexualität, (Milne) sodass Ullrich sie links liegen lässt, sie nicht im Einzelnen oder gar nicht kennt, auf jeden Fall nicht erwähnt, weil er sie seiner Darstellung eines heterosexuell normalen Hitlers nicht in die Quere kommen lassen will.

»Ausgewogenheit« als ein Mittel der Hitler-Bild-»Frisierung«

Ullrich bringt in seiner Hitler-Biografie, Teil I, doch Tausende Quellen – warum ihm das Fehlen von 15 vorwerfen? Weil er mit dieser Aussparung erneut einen Hitler in die Welt gesetzt hat, den es in sexueller Hinsicht nicht gab. Ullrich macht das nicht dogmatisch-indoktrinie-rend wie ab den 1970ern sein Vorläufer Werner Maser. (Maser 71-2001) Aber gerade mit Ullrichs Ausgewogenheits-Methode wirkt der Dargestellte normal funktionierende Heteromann Adolf Hitler so überzeugend, dass er für die nächsten Jahre im gesellschaftlichen Bewusstsein Wahrheits-resistent weiter umlaufen kann – und ab März 2016, dem Erscheinen der englischen Fassung von Ullrichs Buch, dann auch in der vom Englischen dominierten ganzen Welt.
Neben die 8 Nein-Sagenden stellte Ullrich 9 Ja-Sagende, die drei Zeuginnen Winter, Schirach und Ostermayr, die über ein Techtelmechtel zwischen Braun und Hitler in dessen Münchener Wohnung am Prinzregentenplatz berichtet haben (ORALO, Auf dem Chamberlainsofa), dazu die Berghof-Angestellte und ab 1943 Hausverwalterin Gretel Mittlstrasser (7. Ja-Sagerin), die betroffene Eva Braun mit ihrem Tagebuch-Fragment über ihre Beziehung zu Adolf Hitler (ORALO, 6. Ja-Sagerin) und den angeblichen 180-Grad-Kehrtwende-Diener Heinz Linge (AMORO, 2. Ja-Sager) – macht sechs.
Mit zwei Herren-Statements möchte Ullrich das Hetero-Bild Hitlers abrunden. Er zitiert eine Äußerung Hitlers, die dieser angeblich zu seinem Kanzlei-Adjutanten Fritz Wiedemann gemacht hätte: »[…] halte ich mir eben in München ein Mädchen«. (Wiedemann, S. 70, Ullrich, S. 322 f.) Und Ullrich baut auf Hitlers »Leibpiloten« Hans Baur auf, der behauptetermaßen in ein »Stelldichein« zwischen Braun und Hitler geplatzt sei = achtens.
Neuntens fügt Ullrich einen Satz aus den Gesprächen zwischen Joachim Fest und Albert Speer an, »das Verhältnis Hitlers zu Eva Braun [sei] ›einfach zu enträtseln‹, Hitler habe sie sich ›ausschließlich für gewisse natürliche Bedürfnisse gehalten‹ – ›sozusagen für die Regulierung seines Hormonhaushalts‹«. (Fest 05 I, S. 59, Ullrich, S. 689, 10. Ja-Sager)
Dass Hitlers Hormonhaushalt über heterosexuelle Praktiken reguliert worden sei, hat Speer aus der Luft gegriffen, wie Ullrich selbst sofort im Nachsatz des Zitats den Finger in die Wunde dieser Übermittlung legt: »Woher er [Speer] dieses Wissen bezogen hatte, das verriet Speer allerdings nicht.« (Ullrich a. a. O.)
Diese Relativierung Ullrichs genügt nicht, denn der von Fest zitierte Speer-Satz ist der Wurf einer Handgranate in jegliches Forschungs-Labor, in dem Hitlers sexuelle Außer-Normalität nachgewiesen werden soll: Adolf Hitler habe seinen Hormonhaushalt über den heterosexuellen Geschlechtsverkehr mit seiner Berghof-Genossin Eva Braun reguliert. So etwas glaubt die Hetero-Mehrheit bereitwillig, weil sie es glauben will.
Und das noch Dickere im Speer-Zitat: Hitler habe »ausschließlich […] gewisse natürliche Bedürfnisse« in Richtung Eva Braun gehabt und sie sich im Geschlechtsverkehr mit ihr befriedigt. Da können Marianne Hoppe und Karl Wilhelm Krause mit ihrer Registrierung von Hitlers Oberschenkel-Reibungen vor Männer-Kampf-Szenen einpacken. (ONANO, Hitlers Männermord-Orgasmus)
Es handelt sich bei Speers Satz gegenüber Fest um reine »Männerphantasien« (Theweleit) – ausgetauscht von Normalo zu Normalo über den angeblichen Mit-Normalo-»Führer«. Seinen Hormonhaushalt regelte der noch junge, verheiratete Ehemann und Familienvater Albert Speer gemeinsam mit seiner Ehefrau Margarete und mithilfe seines ihm zur Verfügung stehenden männlichen Dranges, »eine Frau körperlich zu besitzen« (ONANO, 19. Nein-Sager Otto Wagener).
Ullrich lässt mit diesen neun Pro- und acht Kontra-Zeugen zu Hitlers Heterosexualität die Wahrheit in der Schwebe und schreibt dazu für Forscher-Gemüter Tränen-Rühriges: Er geht daran, »eine Zentralfrage in Hitlers persönlicher Biographie aufzuwerfen: wie es nämlich um seine Beziehungen zum weiblichen Geschlecht bestellt war. – Diese Frage ist nur sehr schwer und wahrscheinlich niemals abschließend zu beantworten. Von ›undurchsichtiger Erotik‹ hat schon der erste Biograph Konrad Heiden gesprochen, und daran hat sich bis heute wenig geändert«. (Ullrich, S. 299 – Hilden war Hitlers zweiter Biograf nach Rudol Olden)
Auf Schritt und Tritt kann Ullrich nachgewiesen werden, dass er mit seinem Text strauchelt, sowie es um die Sexualität Adolf Hitlers geht. Ullrich verliert den festen Boden unter seinen Füßen, der ansonsten sein großes Werk über Hitler konstant kennzeichnet. Doch mit einem Male werden Namen falsch geschrieben. Ja, die gesamte Adresse von Hitlers Münchener »Intim-Schauplatz«-Wohnung am Prinzregentenplatz verlegt Ullrich durchgängig in die »Prinzregentenstraße«. (Einzelnachweise folgen, wenn dieser Schauplatz betreten wird.)
»Hitler hat, was die Seite seines Privatlebens betraf, selbst gegenüber Vertrauten ein Versteckspiel getrieben.« (a. a. O.) Das allein schon genügte für die Aberkennung des Prädikats »heterosexuell«, denn so etwas macht kein Heteromann und es ist von keinem übermittelt worden. Ein solcher hat immer Intimfreunde, die über sein Intimstes alles wissen.
»Authentische persönliche Dokumente sind äußerst rar«, (a. a. O.) das stimmt schon wieder nicht, da 23 »persönliche Dokumente« soeben vorgelegt werden konnten. Nach diesem Jammer-Entree zur angeblichen Unbeantwortbarkeit der Frage Hitler und die Frauen wechselt Ullrich trotz seiner später nur vier sich als echt erweisenden Ja-Zeuginnen auf deren Seite und beendet seine Ausgewogenheit. Er tut das auf so Biografie-verheerende Weise, dass die Kritik dieser Ullrich-Passage nicht scharf genug sein kann:
Sprung zu Ullrichs zweitem Hitler-Hetero-Kapitel Die Berghof-Gesellschaft, nämlich dem Hausstand seines Protagonisten, in dem dieser einen Veitstanz demonstrierter Heterosexualität bei all seinen Berghof-Aufenthalten aufführte – an der Seite seiner Mittäterin Eva Braun: »Hier bin ich Mann, hier darf ich’s sein!«
O-Ton Ullrich: »Manches spricht in der Tat dafür, dass Hitler hinter der Fassade vermeintlicher Unnahbarkeit ein normales Liebesverhältnis mit Eva Braun pflegte. Mit Bestimmtheit sagen lässt sich das jedoch nicht, und die Biografen sollten sich davor hüten, Schlüssellochphantasien der Leser zu reizen. ›Vor diesem menschlichen Persönl...

Inhaltsverzeichnis

  1. Cover
  2. Titel
  3. Impressum
  4. Inhalt
  5. Widmung
  6. Zwischen Autobiografie und Hitler-Biografie
  7. Auftakt
  8. Introduktion – »Induziertes Irresein«
  9. ONANO
  10. HETERO
  11. ORALO
  12. NEUTRO
  13. AMORO
  14. ANALO
  15. PERVERSO
  16. Schlussnote
  17. Werke und Zeugnisse
  18. Bildnachweis
  19. Personenverzeichnis