Einzeltexte 1971–2001 Da habe ich ja gesagt
»Wir sind der Meinung, dass die Zukunft der Demokratie in Deutschland die Stärkung der Sozialdemokratischen Partei verlangt. Wir sind überzeugt, dass keine Partei der Bundesrepublik Demokratie, soziale Gerechtigkeit und Freiheit sicherer verbürgen kann als die SPD«, so heißt es in einer Grundsatzerklärung der Sozialdemokratischen Wählerinitiative.
Als ich vor einigen Wochen gefragt wurde, ob ich die Sozialdemokratische Wählerinitiative für die Landtagswahl in Rheinland-Pfalz unterstützen wolle, habe ich ja gesagt. Ich bin ebenfalls der Meinung, dass die nächste Zukunft der Demokratie in Deutschland die weitere Unterstützung der Sozialdemokratischen Partei verlangt.
Ich bin kein SPD-Mitglied. Manches an dieser Partei gefällt mir nicht. Sie ist mir teilweise schon zu sehr etabliert. Sie pflegt mir zu sehr geselligen Umgang mit Leuten, denen schon beim Wort Sozialismus die Teetasse aus der Hand fällt, weil die fürchten, dass Hand, Tee und Tasse enteignet werden. (Reine Taktik, mag sein, mag sein.) Sie distanziert sich zu wenig oder zu zahm von brutalen Militärdiktaturen wie in Griechenland und Spanien. (Oh, diese Verflechtungen, ich weiß.) Und letztlich will ich nicht verschweigen, dass ich ein Befürworter einer großen linken Volksfrontbewegung bin, was die SPD auch nicht so gerne mag. Nun ja.
Warum aber dann meine Zustimmung zur Sozialdemokratischen Wählerinitiative bei der Landtagswahl in Rheinland-Pfalz und mithin meine Stimme für die SPD? Viele meiner DFU/DKP-Freunde werden feststellen: Wieder so ein typischer Fall von revisionistischem Sozialdemokratismus.
Nun, ich bin ein ziemlich (vogel)freier Schriftsteller und kann mir immer noch meinen »Humanismus« und meinen »Revisionismus« aussuchen, wann und wie ich will.
Ich wähle SPD und empfehle SPD zu wählen, weil ich denke, dass jetzt SPD gewählt werden muss.
Allgemeinplatz? Gut. Also, dann raus mit der Sprache: Ich kann Ihnen nicht sagen, wie die lokalen, kommunalen, landesbedingten politischen Dinge und Geschäfte stehen und liegen. Umgekehrt können Politiker sehr oft wenig über Poesie und Literatur sagen. Für mich geht es bei dieser Wahl (ebenso wie in Hessen und Bayern) auch weniger um »Mainz« als um das »jetzige Bonn«.
Die CDU/CSU, mit ihren Speerspitzen Rainer Candidus Barzel, dem großen, glatten Gott der Faltenlosigkeit, und Franz Josef Strauß, dem Diplom-Bauernfänger, der immer so raffiniert echtes Nationalgefühl und puren Nationalismus auseinanderhält und dabei genau weiß, dass sein konservativ-wilhelministisches Fußvolk so fein gar nicht unterscheiden kann und will – die CDU/CSU zeigt langsam ihr Gesicht und fingert (von einigen Jungen abgesehen) auf der national-konservativen Trommel herum, gräbt alte Sprüche aus und lässt das »gesunde Volksempfinden« in Wallung geraten.
Wir brauchen uns ja nur einmal so zu fragen: Welche Partei wählen wohl die alten und neuen Nazis? Die etwas »geläuterten« Nazis wählen CDU/CSU und die radikalen Nazis NPD. Eine schöne Gesellschaft.
Was können wir, hier und jetzt, auf parlamentarisch-demokratischem Wege dagegen tun? Wählen! Dagegen wählen! Das heißt: Jetzt die SPD unterstützen und stärken!
Übrigens, ich wähle nicht nur SPD, ich wähle Willy Brandt. Personenkult? Nein. Volles Vertrauen? Ja. Endlich ein Politiker, dem man (nach Theodor Heuss) wieder zuhören kann. Der in der Lage ist, Fehler offen zuzugeben und zu sagen, dass wir alle Opfer bringen müssen, wenn wir es mit der Demokratie ernst meinen. Sein Kniefall in Polen war christlicher als die gesamte CDU/CSU.
Wer eine Wahl, auch eine Landtagswahl, wer mit seiner Stimme unsere politische Zukunft realistisch mitbestimmen will, der lasse, und das möchte ich besonders den Jungwählern sagen, seine Stimme nicht verfallen. Und gebe sie der SPD. Der gebe seine Stimme für geduldige Schritt-für-Schritt-Arbeit an einer neuen, nichtkapitalistischen Gesellschaftsordnung, für ein anti-faschistisches Deutschland.
1971
Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit
Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit
Alle haben nichts dagegen
Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit
Von wegen
Grundgesetz, Artikel 3
Alle Menschen sind vor dem Gesetz g...