Frei predigen
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Frei predigen

Ohne Manuskript auf der Kanzel

  1. 128 Seiten
  2. German
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Frei predigen

Ohne Manuskript auf der Kanzel

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Inhaltsverzeichnis
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Über dieses Buch

Frei gehaltenen Reden hört man viel lieber zu als abgelesenen. Das gilt erst recht für die Predigten im Gottesdienst. Doch warum fürchten sich so viele Prediger und Predigerinnen vor der freien Rede? Arndt Schnepper zeigt, dass es viel einfacher ist, als man denkt. Mit seinen Ratschlägen ist es von der Vorbereitung nur ein kurzer Weg bis zur Predigt ohne Manuskript. Einfache Schritte machen das freie Predigen zu einer echten Chance. Und ganz nebenbei zeigt er auf, dass im Gottesdienst jahrhundertelang das freie Reden der Normalfall war. Ein Buch mit echtem Motivationscharakter!

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Information

Jahr
2010
ISBN
9783417219579
Die fünf Phasen der freien Predigt
In den fünf Phasen der Predigt-Achse werden die notwendigen Bausteine der freien Predigt konzipiert.
1. Inhalte finden: Die erste Phase ist noch nicht die der endgültigen Niederschrift. Es geht vielmehr darum, die Ideen und Themen zu suchen und zusammenzusetzen. Entscheidendes Kriterium ist, „ganzheitliche“ Elemente aufzubereiten. Hierzu gehört, die elementaren Dimensionen des Menschen anzusprechen: Gefühl (Herz), Verstand (Kopf) und Willen (Hand).
2. Stoffe gliedern: Es ist vorteilhafter, von Gliederung statt von Aufteilung zu sprechen. Schließlich betont der Begriff der Gliederung, dass es sich bei der freien Predigt um eine Einheit handelt. Die einzelnen Glieder werden von einem Spannungsbogen zusammengehalten.
3. Sätze formulieren: Typ und Erfahrung bestimmen, wie ausführlich diese Phase ist. Fundamental bleibt jedoch das Ziel, den Schreibstil zu vermeiden und einen mündlichen Sprechstil beizubehalten.
4. Gedanken meditieren: Während in der Antike mehr vom Memorieren die Rede war, greifen wir lieber auf den Begriff der Meditation zurück. Beim Memorieren denkt man heute allzu schnell an formales Auswendiglernen; darum geht es aber nicht. Im Zentrum der Bemühungen steht ein Verinnerlichen, mit dem das Auswendiglernen einhergeht.
5. In Aktion treten: Eine Predigt wird erst dann zur Predigt, wenn man sie vorträgt. Darum gilt auch dieser abschließenden Phase ein besonderes Augenmerk. Zwei wesentliche Elemente zählen dazu: die Interpretation des Vorbereiteten und die Improvisation von neuen Gedanken. Alles geschieht in einem Akt des zugewandten Sprechens.
Die Darstellung der Predigt-Achse nach ihren fünf Bausteinen
Phase 1: Inhalte finden
Wer sich vornimmt, frei zu predigen, wird sich anders vorbereiten als jemand, der sich entscheidet, seinen Text abzulesen. Er wird so sprechen wollen, dass er die vorbereiteten Inhalte leicht erinnern und sie auch im Einzelfall weiterentwickeln kann. Wie gelingt das? Das Zauberwort heißt „Ganzheitlichkeit“. Während sich viele Predigten vorzugsweise an den Verstand wenden, wird der freie Prediger alles daransetzen, so zu sprechen, wie es dem menschlichen Leben entspricht. Für die freie Predigt ist der Hörer nicht nur „ganz Ohr“, sondern er hat auch ein Herz mit Gefühlen und einen Willen zur Entscheidung.
Der Kurs in der ersten Phase der Vorbereitung ist also klar: Jede Predigt sollte über einen guten Mix aus Herz-, Kopf- und Handelementen verfügen. Diese verschiedenen Sprachformate lassen sich – wie wir sehen werden – natürlich nur in der Tendenz voneinander unterscheiden. Wer also das Gefühl anspricht, sollte die Vernunft nicht ausblenden, und wer auf der Verstandesebene redet, darf es nicht wie ein „Schriftgelehrter“ tun, sondern muss immer emotionale Klänge mit sich führen.
Die drei inhaltlichen Elemente der freien Predigt
Diese Mischung der Elemente erleichtert es enorm, große Mengen an Inhalten präsent zu haben. Und ganz nebenbei kommt dies auch den Hörern entgegen. Monotonie lähmt – sowohl den Prediger als auch seine Zuhörer.
Herz-Elemente
Wer frei spricht, werde emotional – so lässt sich eine einfache Regel formulieren. Denn wer mit Gefühl spricht, nutzt das Potenzial der freien Rede am besten aus. Es lohnt ein Blick auf Paulus. Als er auf dem Areopag mit den Griechen philosophierte, fand er nur ein geteiltes Echo (Apostelgeschichte 17). Lediglich einige Anwesende bekundeten ihr Interesse für weitere Gespräche. Anders seine emotionale Verteidigungsrede gegenüber Herodes Agrippa – sie machte einen viel stärkeren Eindruck. Sein Todesurteil wurde aufgehoben, und der König bezeugte: „Es dauert nicht mehr lange, und du überredest mich noch dazu, dass ich selber Christ werde!“ (Apostelgeschichte 26). Mit der freien Predigt werde ich nicht nur den Kopf, sondern auch Herz und Bauch erreichen.
Emotional reden meint aber nicht, einen rührseligen Ton anzuschlagen. Gefühlsduselei ist unerwünscht. Mit Gefühl reden heißt, solche Inhalte zu finden und weiterzugeben, bei denen der Hörer etwas empfinden kann, bei dem sein Inneres zum Resonanzboden für das Gesagte wird.
Fühlung aufnehmen
Gefühle sind ein Geheimnis. Zu verschlungen sind ihre Wege, als dass wir sie endgültig erklären und verstehen könnten. Trotzdem gilt, dass Gefühle nicht zufällig entstehen. In der Predigt ist es wie im zwischenmenschlichen Miteinander: Gefühle übertragen sich.
Je bewusster der Prediger diese unsichtbaren Wechselspiele wahrnimmt, umso besser kann er sich darauf einstellen. Fundamental ist: Wer die Gefühle der Hörer erreichen möchte, muss sie auch selbst verspüren. Nur der kann begeistern, der auch selbst begeistert ist. Nur der kann Zorn erregen, der sich selbst geärgert hat. Es gilt der alte Leitsatz des römischen Dichters Horaz (65 v.Chr. – 8 n.Chr.):
Willst zu Tränen mich rühren,
weine sie selber zuerst.
Nur ein Prediger mit Gefühlen kann seine Hörer emotional erreichen. In uns muss brennen, was wir bei anderen entzünden wollen. Wer Emotionen nur darstellt, trägt eine Maske und hinterlässt meist nur gemischte Gefühle. Aber Vorsicht: Die Erfahrung zeigt, dass es nicht ratsam ist, während der Predigt sich den Gefühlen ganz hinzugeben. Geschieht dies, verliert man schnell die Übersicht über Inhalte und Menschen. Entscheidend ist, dass ich die Gefühle bei der Vorbereitung gespürt habe. Dann kann ich sie auch überzeugend weitergeben.
Herz-Element 1: Bilder
Anschaulich zu sprechen ist ein wesentliches Mittel, um die emotionalen Schichten des Hörers zu erreichen. Kein Wunder, dass Jesus so viele Gleichnisse und Bilder benutzte, um das Evangelium zu erklären. Und es ist tragisch, dass sich viele Prediger eher am „Briefstil“ von Paulus als am „Predigtstil“ von Jesus orientieren. Dem Apostel selbst würde das sicher nicht gefallen, werden doch dann die Ebenen von schriftlicher und mündlicher Sprache vertauscht. Stellen Sie sich vor, Sie nehmen beim Frühstück Ihre Tageszeitung in die Hand. Was schauen wir uns zuerst an? Richtig, zuerst die Bilder, dann die Bildunterschriften, dann erst kommen die Texte der Nachrichten dran. So funktioniert es in aller Regel auch beim Redner. Der Weg zum Herzen führt über das innere Auge.
Halten wir fest: Der Mensch ist ein Augentier. Ein Bild sagt mehr als tausend Worte. Nicht begrifflich, sondern begreiflich sprechen – das ist die Kunst. Es lohnt sich, an dieser Stelle in die Findungsphase zu investieren. Die Möglichkeit, Bilder vor dem inneren Auge zu erwecken, ist enorm. Hier ein Beispiel aus einer Predigt:
Stellen Sie sich vor, Sie erhalten ein wertvolles Gemälde geschenkt. Sagen wir einen echten Rembrandt oder einen Picasso. Nur einen kleinen Nachteil hätte das Bild, es besäße nämlich keinen Rahmen. Nun, auf den ersten Blick macht es darum vielleicht nicht den Eindruck, den es sonst hat, aber eigentlich ist das doch egal. Ob nun der Rahmen aus Holz, Plastik oder Edelmetall ist, das Bild wäre so wertvoll, weil es von einem außerordentlich guten Künstler stammt. Auf unsere Biografie übertragen: Die Rahmenbedingungen spielen ganz bestimmt eine Rolle, aber wertvoll wird unser Leben durch die Linien, die Gott in unserem Leben zeichnet.
Doch Vorsicht: Bilder müssen Originalität und Frische besitzen. Nichts ist öder als abgegriffene Beispiele, die jeder kennt. Dann werden Bilder zu billigen Kopien, die keiner mehr sehen will. Und Bilder müssen passen. Grundsätzlich gilt, dass positive Bilder meist aus dem natürlichen oder auch handwerklichen Bereich stammen sollten. Hier gelingt es oft viel besser, innere und geistliche Themen anzusprechen. Technische oder mechanische Bilder sind eher dann zu gebrauchen, wenn Sie kritische Sachverhalte zum Ausdruck bringen wollen. Als schönes Beispiel mag hier der Vergleich unserer Gesellschaft mit einem „Neidkraftwerk“ gelten.
Hat jemand von Ihnen vergangene Woche zufällig im Fernsehen „Das philosophische Quartett“ gesehen? Vielleicht nicht, denn es war ziemlich spät. Dort konnte man wieder den Karlsruher Philosophieprofessor Peter Sloterdijk erleben. Dieser Mann hat ein interessantes Bild für unsere Zeit entworfen. Sloterdijk sagt: ,Unsere Gesellschaft ist ein großes Neidkraftwerk.‘ Es gibt eine große Energie, die uns alle antreibt und anfeuert: der Neid. Ständig werden unsere Wünsche angeheizt. Die Werbung sorgt dafür, unsere ganze Wirtschaft lebt davon. Der Arme ist neidisch auf den Reichen, und der Reiche ist neidisch, weil es immer noch einen Reicheren gibt. Ein Ausbruch scheint nicht möglich.
Bilder werden in der Predigt gemalt, nicht fotografiert. Wer anschaulich spricht, muss nicht jedes Detail abbilden. „Ausmalen“ ist an dieser Stelle ein passender Begriff. Benutzen Sie kontrastreiche Farben. Helle und dunkle Töne sind besser als blasse Beschreibungen. Greifen Sie mutig zur Farbpalette und zeichnen Sie die Farben auf die Leinwand. Lassen Sie sich von den Impressionisten und Expressionisten der Malerei inspirieren, bringen Sie die Beispiele zum Leuchten.
Herz-Element 2: Erzählungen
Ein weiterer Königsweg zum Herz der Zuhörer ist die Erzählung. Die sogenannte „Narrative Theologie“ weist zu Recht darauf hin, dass die biblische Botschaft eigentlich eine große Geschichte ist, die auch in Geschichten erzählt werden will. Doch Vorsicht: Es gibt auch hier ein Zuviel. Wer nur erzählt und nicht mehr argumentiert, verliert an Seriosität. Die Gefahr besteht, nur noch als „Geschichtenerzähler“ gesehen zu werden. Und das ist wirklich kein Kompliment. Darum seien Sie kreativ in der Auswahl Ihrer Formate, überraschen Sie die Zuhörer mit Ihren Erzählungen. Das Reizvolle an der Erzählung ist auch die leichte Erinnerung. Bilder und Geschichten lassen sich gut merken – das gilt für den Zuhörer wie für den Prediger.
Biblische Geschichten erzählen
Für biblische Geschichten gilt: Einerseits dürfen Sie den Text nicht einfach mit zwei, drei anderen Worten nachformen. Das wäre wohl ein bisschen zu einfach. Sie wollen ja erzählen, nicht aufzählen. Andererseits ist Fingerspitzengefühl bei jeder Ausschmückung geboten. Schließlich sollen die Texte ausgelegt und nicht erweitert werden. Es ist eine Gratwanderung – aber keine allzu schwere. Anschaulich wird eine Geschichte immer dann, wenn ich von den Gefühlen der handelnden Personen spreche. Vielleicht etwa so:
Zachäus war verzweifelt. „Ich komme hier nicht durch. Viel zu viele Leute stehen hier um Jesus herum. Was kann ich tun? Warum bin ich nur so klein? Ich habe wirklich wieder großes Pech.“ Da sah Zachäus plötzlich einen Schatten. Es war der Schatten eines großen Baumes. Und plötzlich schoss ihm ein Gedanke durch den Kopf: „Das könnte vielleicht funktionieren.“ Er ging zum Baum und umfasste ihn …
Gerade bei diesem Erzählformat ist es wichtig, sich auf die Zuhörer einzustellen. Verfallen Sie bei Ihrer Predigt keinesfalls in den Tonfall eines Kindergottesdienstes. Erwachsene Zuhörer fühlen sich dann zu Recht nicht ernst genommen.
Kopf-Kino
Kinos haben ihre eigenen Reize. Zum einen sehen wir dort neue Filme. Zum anderen erleben wir aber auch, wie diese Filme auf uns wirken. Bei jeder guten Vorführung entsteht so auch ein kleiner Film mit Gefühlen und Gedanken in uns. Nutzen Sie diese Erfahrung für die Predigt. Lassen Sie die Bilder laufen – das letzte Bild sieht dann nur der Zuhörer für sich. Sie können solche Momente in die Erzählung biblischer Geschichten einflechten:
Stellen Sie sich diese Situation bitte einmal vor. Sie stehen wie Zachäus vor einer Menge Menschen. An keiner Stelle ist ein Durchkommen. Eine riesige Traube von Leuten umringt Jesus. Sie können partout nichts sehen. Die Menschen sind wie eine Mauer. Was tun Sie? Kehren Sie enttäuscht nach Hause zurück? Sagen Sie: Es ging halt nicht?. Oder würden Sie vielleicht denken: Mal sehen, ob es auch noch einen anderen Weg gibt …
Es bietet sich aber auch an, neutrale Szenen zu entwerfen, die gewünschte Sachverhalte erhellen:
Ich lade Sie zu einem Gedankenspiel ein. Sie sitzen zu Hause beim Abendbrot. Alle sind da, auch die Kinder. Die Arbeit liegt hinter Ihnen. Ein schöner Fernsehabend wartet auf Sie. Auf dieses Länderspiel haben Sie sich schon den ganzen Tag gefreut. Plötzlich klingelt es an der Haustür …
Oder Sie kündigen das „Kopf-Kino“ als das an, was es ja auch ist, nämlich als ein persönliches Experiment:
Ich finde, jede Predigt sollte auch ein paar Herausforderungen besitzen. Darum lade ich Sie jetzt zu einem Experiment ein. Keine Angst: Jeder darf auf seinem Stuhl sitzen bleiben. Dieses Experiment findet nur in unserem Kopf statt, aber es hat hoffentlich auch Auswirkungen, die über unseren Kopf hinausgehen. Also, stellen Sie sich bitte vor …
Doch bleiben Sie nicht in allgemeinen Fragestellungen hängen. Wenn Text und Thema es erfordern, können Sie auch ernste Töne anschlagen.
Denken Sie manchmal an Ihren Tod? Viele Menschen versuchen, solche Gedanken auszublenden. Aber das gelingt nicht wirklich. Wie ein Schatten liegt er über unserem Leben. Und manchmal spüren wir ihn. Wie er wohl aussieht? Rein statistisch gesehen, kann es so geschehen: Seit Tagen spüren wir Schmerzen – Schmerzen, die wir so gar nicht kennen. Es helfen keine Medikamente und auch keine Ruhe. Nun, wir gehen zum Arzt und lassen uns untersuchen. Ja, wir sind nervös, unsichtbar fahren wir unsere Sensoren aus. Wir wollen endlich wissen, was los ist. Und den nachdenklichen Gesichtsausdruck des Doktors bemerken wir sofort. Der schaut uns an und sagt dann plötzlich: „Am besten, ich weise Sie sofort ein.“ (Pause) Was schießt uns durch den Kopf?
Entscheidend bei solchen Vorstellungen ist der Ort. Passen diese gedachten Szenen in die jeweilige Situation? Pauschal kann man das schwer beantworten. Sie brauchen hier Fingerspitzengefühl, das sich mit der Zeit entwickelt.
Persönliches erzählen
Es gab Zeiten, da schienen persönliche Erlebnisse in der Predigt ein Verrat am Evangelium zu sein. Man sei als Prediger, so habe ich es noch von einem Theologieprofessor im Ohr, ein viel zu schlechter Text, der es nicht wert sei, erwähnt zu werden. Nun, diese Sicht der Dinge scheint gebannt. Aber einfacher ist es nicht geworden, seine eigenen Erfahrungen einzubringen. Zu schnell stellt man sich und seinen Kontext in das Rampenlicht der Aufmerksamkeit. Andererseits zeigt die Erfahrung, dass persönliche Elemente ein sehr wirksames Mittel in der Predigt sind. Darum: Biografische Berichte dürfen nur einen dienenden Charakter besitzen.
Sie sind lediglich „Unterstreichungen“, die den Text hervorheben, aber niemals ersetzen. Hilfreich ist es, wenn der Prediger sich selber als „Lernenden“ einbringt:
Vergangene Woche habe ich seit zehn Jahren das erste Mal wieder meinen Tennisschläger in die Hand genommen. Mein Nachbar hatte mich schon öfter eingeladen, und in einer schwachen Stunde hatte er mich überredet. Es war wie ein Déjà-vu-Erlebnis. Ich stand ziemlich unsicher auf dem roten Sandboden. Und es kam, wie...

Inhaltsverzeichnis

  1. Cover
  2. Inhalt
  3. Was Sie vorher wissen sollten
  4. Entdeckung
  5. Fünf Argumente
  6. Kleine Geschichte der freien Predigt
  7. Interpretieren und improvisieren
  8. Die fünf Phasen der freien Predigt
  9. Der Predigt-Prozess
  10. Ein Meister der freien Predigt
  11. Zusammenfassung
  12. Literaturverzeichnis