ELThG² - Band 1
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Über dieses Buch

Das Evangelische Lexikon für Theologie und Gemeinde ist ein hochgeschätztes Standardwerk der Theologie. Nun wurde es komplett überarbeitet und auf den neuesten Stand der Forschaung gebracht. Das neue ELThG² ist ein vierbändiges, breit angelegtes Lexikon, das alle Felder der Theologie aus protestantischer Perspektive in ökumenischem Horizont darstellt. Es richtet sich an Theologen in Wissenschaft und Praxis, kirchliche Mitarbeiter und theologisch interessierte Gemeindeglieder. Seine besonderen Kennzeichen sind die überkonfessionelle Ausrichtung, der interdisziplinäre Ansatz (Teilartikeln aus den Bereichen Biblische Theologie, Kirchengeschichte, Philosophie, Dogmatik, Ethik, Ökumene und Konfessionskunde, Missionswissenschaften, Soziologie sowie Praktische Theologie) und die Allgemeinverständlichkeit der Artikel.

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Information

Jahr
2017
ISBN
9783417229011

Abaelard, Peter (1079–1142)

Der 1079 in Le Pallet in der Bretagne geb. und am 21.4.1142 bei Chalon-sur-Saône gest. A. gehört zu den herausragenden Philosophen und Theologen des Hochmittelalters. Sein unkonventionelles Denken hat ihn immer wieder in Konflikte mit den herrschenden Autoritäten geführt und zu einem unsteten Dasein gezwungen. Als Sohn eines Ritters verzichtete er auf sein Erbrecht und widmete sein Leben der Wissenschaft. A. studierte in Paris bei Wilhelm von Champeaux um 1100 zunächst Logik und nach einem zwischenzeitlichen Zerwürfnis, währenddessen er in Melun und Corbeil lehrte, ab 1108 Rhetorik. Wieder kam es zum Streit, und A. gründete außerhalb von Paris auf dem Mont St. Geneviève eine eigene Schule. 1113 folgten ein Theologiestudium bei dem berühmtesten Lehrer seiner Zeit, Anselm von Laon, dessen Unterricht ihn auch nicht zufriedenstellte, und eigene Lehrtätigkeit an der Pariser Schule von Notre-Dame. A.s glänzende wiss. Karriere wurde vorerst beendet durch das Liebesverhältnis zu seiner überaus gebildeten Schülerin Heloïse, aus dem ein Sohn hervorging. Das geschah im Hause ihres Onkels, des Kanonikers Fulbert, der A. eines Nachts überfallen und entmannen ließ. Heloïse trat daraufhin in das Kloster Argenteuil bei Paris ein, A. wurde Mönch im Kloster St. Denis.
Bild
Vor 1120 nahm A. seine Lehrtätigkeit wieder auf und verfasste mit der »Theologia Summi Boni« (Theologie vom höchsten Guten) sein erstes theol. Werk. Wieder geriet er in Konflikte mit der trad. Linie. Das Werk wurde 1122 auf der Synode von Soissons verurteilt. A. musste es selbst ins Feuer werfen und kam als Ketzer in Klosterhaft. Bald jedoch durfte er nach St. Denis zurückkehren, wo er sich rasch unbeliebt machte. Daraufhin gründete A. in Quincey bei Nogent-sur-Seine ein Bethaus, das er nach dem Zuzug zahlreicher Schüler zum »Kloster zum Parakleten« ausbaute. Seit 1135/36 lehrte er wieder mit großem Erfolg in Paris. Seine nun entstehenden Schriften (»Theologia Scholarium« [Theologie der Gemeinschaft der Lernenden], Römerbriefkommentar, »Ethica«) gerieten bald ins Visier seiner Gegner.
→ Bernhard von Clairvaux sorgte mit zweifelhaften Methoden dafür, dass A. 1140 ohne Anhörung vom Papst als Häretiker zu ewigem Stillschweigen verurteilt wurde. A. wollte sich vermutlich in Rom verteidigen, nahm aber unterwegs Zuflucht im Kloster Cluny, wo er bis zu seinem Tode lebte. Dem A. wohlgesonnenen Abt Petrus Venerabilis gelang die Aufhebung des Urteils und die Versöhnung von A. und Bernhard. A. starb am 21.4.1142 in dem zu Cluny gehörenden Priorat St. Marcel bei Chalon-sur-Saône, nach den Worten von Abt Petrus ein Vorbild an Demut. Sein Leichnam wurde in das Kloster zum Parakleten überführt, wo auch Heloïse nach ihrem Tod 1164 neben ihm ihr Grab fand.
Als Philosoph war A. vor allem Sprachlogiker, der über die Analyse der Sprachstruktur die Unterscheidung des Wahren vom Falschen ermöglichen wollte. Dabei dient die Logik der Theologie, indem sie die Evidenz der Glaubenswahrheiten belegt, ohne freilich das Heil vermitteln zu können. In seiner berühmten Schrift »Sic et non« arbeitete A. mit der Gegenüberstellung widersprüchlicher Aussagen von Autoritäten. Mit diesem Lehr- und Übungsbuch für seine Schüler wollte er nicht die Sätze der Autoritäten infrage stellen, sondern verdeutlichen, wie man bei Widersprüchen mithilfe der wiss. Methode der Dialektik die Wahrheit ermitteln kann. Als Theologe plante A. eine Gesamtdarstellung der Heilsgeschichte, die er jedoch bis auf die Trinitätslehre (»Theologia«) nie vollendete. Grundsätzlich lag Gott für ihn jenseits menschl. Begreifens. Zwar sei der Mensch über seine Vernunft in der Lage, die Existenz Gottes zu erkennen, selbst Heiden sei die Erkenntnis der Trinität (charakterisiert durch Macht, Weisheit und Güte) möglich, aber ohne die Offenbarung Gottes und den Glauben an das Wunder der Menschwerdung könne das Heil nicht erworben werden. Neu ist A.s christol. Ansatz: Gott sei nicht Mensch geworden, um die ganze Menschheit von der Macht des Teufels zu befreien oder Satisfaktion zu erlangen, sondern um den Einzelnen durch das Beispiel seines Lebens und Leidens hin zur Liebe Gottes zu verwandeln. Die Lehre von der Erbsünde hat A. umgewandelt von einer allen Menschen ohne persönl. Zutun anhaftenden Schuld zu einer Folge der Schuld Adams, die durch das Opfer Christi dem Glaubenden in der Taufe erlassen wird. Diesem personalen Ansatz entspricht auch A.s → Ethik. Entscheidend sei die Gesinnung: Ein Werk ist dann gut, wenn die Absicht gut ist und es dem → Willen Gottes entspricht. Sünde ist die Zustimmung zum Bösen und entspricht einer Verachtung Gottes.
A. hat zwar keine kohärente Systematik vorgelegt, aber als Querdenker wichtige Impulse gegeben. Dementsprechend hat er zahlreiche Schüler gehabt, seine Werke fanden weite Verbreitung, seine Methodik hat zur Entwicklung der → Scholastik und seine Schule zur Entstehung der Universität Paris beigetragen. A.s Liebesgeschichte mit Heloïse sowie die Korrespondenz der beiden haben über Jahrhunderte die Fantasie angeregt. Wichtiger erscheint jedoch sein personaler Ansatz mit der Betonung der Gesinnungsethik, der Verantwortlichkeit des Einzelnen und der subjektiven Versöhnungslehre.
Werke: CChr.CM 11-15; E. Brost (Hg.): Abaelard. Die Leidensgeschichte und der Briefwechsel mit Heloisa, 2004.
Lit.: M. T. Clanchy: Abaelard. Ein mittelalterliches Leben, 2000; S. Ernst: Petrus Abaelardus, 2003; R. Thomas (Hg.): Petrus Abaelardus (1079–1142). Person, Werk und Wirkung, 1980.
L. E. von Padberg
Abdankung → Bestattung
Abendgebet → Gebet

Abendmahl

I. biblisch
1. Zum Begriff: Im NT gibt es keinen einheitlichen Sprachgebrauch zur Benennung des letzten Mahls Jesu mit seinen Jüngern, aber schon feste Bezeichnungen. Der unter Protestanten übliche Ausdruck »A.« erinnert an die »Nacht, da er verraten wurde« (1Kor 11,23). Paulus redet vom »Herrenmahl« (1Kor 11,20) oder – im Gegensatz zum Altar heidn. Kultmahle – vom »Tisch des Herrn«, weil Christus selbst der Gastgeber ist (10,21; 11,23ff). Lukas nimmt das »Brotbrechen«, das für eine jüd. Mahlzeit typisch ist, aus dem Einsetzungsbericht (Mk 14,22; 1Kor 11,24) auf und gebraucht es als umfassenden Ausdruck für das A. (Lk 22,19; 24,30.35; Apg 2,42.46; 20,7; vgl. 1Kor 10,16). Der in der kath. Tradition übliche Ausdruck »Eucharistie« für das A. ist eine Ableitung vom griech. Verb eucharisteō (danken), womit regelmäßig das Tischgebet vor einer Mahlzeit (Mk 8,6; Apg 27,35; so auch im Einsetzungsbericht des A.s Mk 14,23parr) bezeichnet wird.
2. Der Einsetzungsbericht begegnet im NT 4-mal, wobei jeweils zwei Texte einander näherstehen: einerseits Mk 14,22-25 und Mt 26,26-29, andererseits Lk 22,15-20 und 1Kor 11,23-25. Paulus hat die Einsetzungsworte »vom Herrn empfangen« (1Kor 11,23), d. h. aus einer in der Gemeinde mündlich weitergegebenen Jesusüberlieferung. Bei den Einsetzungsworten gab es zwei unterschiedliche Fassungen, von denen Markus und Paulus jeweils die ältere Überlieferungsstufe darstellen. Welche Fassungen bzw. Einzelwendungen dem ursprünglichen aram. Wortlaut der Spendeworte Jesu am nächsten kommen, wird in der Literatur breit diskutiert, lässt sich auf der vorhandenen Textgrundlage aber kaum entscheiden.
Die Einsetzungsberichte haben eine unterschiedliche Funktion. Die synopt. Evangelien erzählen vom letzten Mahl Jesu vor seinem Weg ans Kreuz. Paulus hingegen zitiert ein Formular aus dem Gemeindegottesdienst, das an die Einsetzung der gottesdienstlichen Mahlfeier durch Jesus erinnert. Verschieden wird auch die zeitliche Abfolge der Mahlfeier geschildert: Entweder wird die Sättigungsmahlzeit von Brot- und Kelchwort abgeschlossen (Mk; Mt) oder – wie bei jeder jüd. Mahlzeit – von beiden gerahmt (Paulus; Lk). Umstritten ist, ob das letzte Mahl Jesu mit den Jüngern ein Passamahl war. Dafür spricht der Erzählkontext mit den Vorbereitungen zum Passafest (Mk 14,12-17parr), vor allem bei Lukas (22,15). Dagegen wird eingewandt, dass die Einsetzungsworte selbst keinerlei Bezug zum Passamahl herstellen und Jesus nach Joh 19,14ff.42 schon einen Tag früher am »Rüsttag für das Passafest« (14. Nisan) gekreuzigt wurde, d. h. zu einem Zeitpunkt, als die Passalämmer im Tempel geschlachtet wurden (vgl. 1Kor 5,7). Johannes berichtet nirgends von der Einsetzung des A.s, erzählt aber an der entsprechenden Stelle (zw. dem Einzug in Jerusalem und der Bezeichnung des Verräters) von der Fußwaschung der Jünger durch Jesus (Joh 13,1-20). Eine Anspielung auf das A. enthält jedoch die Brotrede in Joh 6, die das Speisungswunder mit dem Ich-bin-Wort Jesu als das wahre Lebensbrot deutet.
3. Zur Bedeutung: Das biblische A. ist eine Symbol- oder Zeichenhandlung, in der Jesus Brot und Wein durch Gabeworte zeichenhaft mit einer neuen Interpretation versieht. Zur Deutung von Brot und Wein werden drei Motive verwendet, die – bei allen Unterschieden in der Formulierung – in der Sache übereinstimmen: 1. die freiwillige Selbsthingabe, 2. die Stellvertretung bzw. Sühne und 3. der Bundesschluss.
Der Gedanke der Selbsthingabe ist im Brot- und Kelchwort enthalten. Die kürzeste (deshalb auch ursprüngliche?) Fassung des Brotwortes findet sich bei Markus (14,22): »Dies ist mein Leib.« Der Leib meint hier nicht nur den Körper Jesu, sondern seine gesamte leibliche Existenz, die seinen Tod einschließt (vgl. Röm 7,4). Indem Jesus das Brot austeilt, gibt er Anteil an dem Heil, das durch die rettende Hingabe seines Lebens (»Leib«) am Kreuz herbeigeführt wird (vgl. Mk 10,45). Der Kelch steht für den darin befindlichen Wein und wird durch eine kühne Neuinterpretation auf das Blut Jesu bezogen. Das Blut gilt als Träger des Lebens (Lev 17,11). Sein Vergießen (Mk 14,24) spielt auf die gewaltsame Tötung Jesu an und schließt den Gedanken der freiwilligen Selbsthingabe ein.
Die Heilsbedeutung des Blutes wird in allen vier Fassungen der Gabeworte durch unterschiedlich formulierte Stellvertretungsaussagen entfaltet: Die Wendung »für viele« (Mk 14,24; vgl. Jes 53,4f) bzw. »für euch« (Lk 22,20) meint nach hebr. Sprachgebrauch »für alle« (vgl. Joh 6,51: »für das Leben der Welt«). Matthäus ergänzt sachgemäß die Wendung »zur Vergebung der Sünden« (Mt 26,28), die die sühnende, heilschaffende Bedeutung des Blutvergießens »für viele« ausführt.
Die Rede vom → Bund erinnert an »das Blut des Bundes« (Ex 24,8) und setzt den Tod Jesu mit dem Opferblut beim Bundesschluss am Sinai in Beziehung (Mk; Lk; vgl. Hebr 9,20). Lukas und Paulus verweisen ferner auf den »neuen Bund«, den Gott Israel und Juda – ohne kultische Verankerung – zur vollkommenen endzeitlichen Erneuerung der Gottesgemeinschaft und Vergebung der Schuld versprochen hat (Jer 31,31-34, vgl. 2Kor 3,6; Hebr 8,8-13; 9,15). In beiden Fassungen handelt es sich bei diesem Bund um eine von Gott gesetzte Heilsordnung, die Vergebung der Sünden gewährt und die heilvolle Gemeinschaft mit dem lebendigen Gott eröffnet.
4. Die Praxis: Die Einsetzungsworte wurden von Anfang an im urchristl. Gottesdienst verwendet, wie der Wiederholungsbefehl beim Brotwort zeigt: »Dies tut zu meinem Gedächtnis« (Lk 22,19). Paulus wiederholt diese Aufforderung nach dem Kelchwort und ergänzt »sooft ihr [davon] trinkt« (1Kor 11,24f). Der Gedächtnisbefehl appelliert nicht an das Erinnerungsvermögen der Teilnehmenden, sondern meint das vergegenwärtigende Gedenken an Gottes Heilshandeln (Ps 77,12; 105,5; vgl. ebenso bei der Passafeier Ex 12,14; 13,3.9). Verwirklicht wird diese Aufforderung durch die Verkündigung, die den Tod des Herrn in Erinnerung ruft und dessen Heilsbedeutung präsent werden lässt (1Kor 11,26). Indem die Gemeinde vom Brot isst und aus dem Kelch trinkt, erhält sie Anteil an dem Heil, das durch den Tod Jesu erschlossen wurde. Brot und Wein sind keine »gewöhnliche« Nahrung (Iust.1 apol. 66,2), sondern »geistl. Speise« und »geistl. Trank« (1Kor 10,3f), d. h. Gaben von geistgewirkter Herkunft und Art. Ihre geistl., heil machende Qualität erhalten sie durch die Eucharistiegebete, die über Brot und Kelch gesprochen werden (vgl. den Lobpreisbecher in 1Kor 10,16). Damit wurde urspr. das damit verbundene eigentliche Sättigungsmahl gerahmt; die Diskussion in 1Kor lässt jedoch erkennen, dass es schon damals die Entwicklung gab, das A. als eine bes. gottesdienstliche Feier von den gemeinsamen Mahlzeiten zu trennen.
Gefeiert wurde das Mahl in der Jerusalemer Urgemeinde »täglich« (Apg 2,46), sonst »am ersten Tag der Woche« (Apg 20,7; vgl. 1Kor 16,2), dem Tag der Auferstehung Jesu (Mk 16,2parr), d. h. am Sonntag statt am jüd. Sabbat – ein Hinweis auf die rituelle Verselbstständigung der frühen Christen gegenüber dem Judentum. Die Mahlfeier fand am Abend statt (Apg 20,7; vgl. 1Kor 11,21f), wie es in jener Zeit für die Hauptmahlzeit und damit auch für kultische Feiern üblich war.
5. Die eschatologische Ausrichtung: Die Mahlfeier ist mit einer endzeitlichen Heilserwartung verbunden, deren Vollendung Jesus mit dem neuerlichen Trinken von der Frucht des Weinstocks im Reich Gottes ankündigt (Mk 14,25parr; vgl. auch Lk 22,29f). Der Kelch wird zum Symbol dieser Verheißung, zum »Kelch des Heils« (Ps 116,13). Wer aus ihm trinkt, vergegenwärtigt das endzeitliche Festmahl, das Jesus in seiner Predigt vom Reich Gottes angekündigt hat (Jes 25,6f; Lk 14,15-24; vgl. Lk 13,29). Jesus selbst nahm es in seinen Mahlgemeinschaften mit Sündern (Mk 2,13-17; Lk 19,5.7.9; 15,1f) und den Speisungswundern zeichenhaft vorweg. Entsprechend waren die gottesdienstlichen Mahlfeiern der ersten Gemeinde in Jerusalem von endzeitl. ausgerichtetem Jubel erfüllt (Apg 2,46). Paulus richtet die christl. Hoffnung im Unterschied zu Mk 14,25parr nicht auf das Königreich Gottes, sondern auf die → Wiederkunft Christi, indem er am Ende der A.süberlieferung ergänzt: »bis er kommt« (1Kor 11,26). Auf die Wiederkunft zielt in den urchristl. Gemeinden auch der aram. Gebetsruf »Marana tha« (1Kor 16,22; Did 10,6), der aus der A. sfeier stammt (vgl. die griech. Übersetzung in Offb 22,20 »Komm, Herr Jesu!«). Mit diesem Ruf wurde offenbar nach dem Vorlesen dieser Schriften in der Gemeindeversammlung zur Feier des Herrenmahls übergeleitet. Die Vorstellung von der Gegenwart des Herrn in den Mahlfeiern der christl. Gemeinde wird unterstützt durch die Berichte von den Erscheinungsmahlen des Auferstandenen mit den Jüngern (Lk 24,28-32.36-43; Joh 21,12f; Apg 10,41).
Paulus ermahnt, dass die Einheit der Gemeinde als »Kirche Gottes« bei der Gestaltung der Mahlfeiern nicht durch die sozialen Unterschiede zw. Arm und Reich beeinträchtigt werden darf (1Kor 11,17-34). Dass jemand beim Mahl »unwürdig« (11,27) isst und trinkt, zielt nicht (wie in Teilen der späteren Wirkungsgeschichte) auf die persönl. Würdigkeit der Teilnehmenden, sondern auf den stiftungsgemäßen Vollzug der Feier durch die Gemeinde.
Lit.: H. Löhr (Hg.): Abendmahl, UTB 3499, 2012; P. Pokorný / U. Heckel: Einleitung in das Neue Testament, UTB 2798, 2007, 152-167; J. Schröter: Das Abendmahl, SBS 210, 2006; vgl. die Lit. in: »Abendmahl III., systematisch-theologisch«.
U. Heckel
II. theologiegeschichtlich
1. Alte Kirche
Die von der ersten Generation des Christentums an regelmäßig vollzogene gottesdienstliche Feier im Gedenken an das letzte Mahl Jesu mit seinen Jüngern wird ab dem 2. Jh. überwiegend als »Eucharistie« (griech. eucharistia, Danksagung; Übersetzung des hebr. berachah; vgl. Mt 26,27) bezeichnet. Der Ausdruck »Herrnmahl« (griech. kyriakon deipnon, 1Kor 11,20) ist weniger verbreitet. Seit dem 4. Jh. begegnet in der griech. sprechenden Welt der Begriff to mystēriōn (Mysterium; → Geheimnis), der im lat. Westen (sacramentum) schon früher verwendet wird, u. a. bei → Cyprian. Zudem wird das A. als anamnēsis (Erinnerung), womit der Gedächtnis-Aspekt betont wird (so u. a. in der A.-Liturgie der »Traditio Apostolica«), oder als koinōnia (Anteilhabe; Gemeinschaft), bezeichnet. Die Vielfalt der Begriffe deutet unterschiedliche Akzente im Verständnis und der Praxis des A.s an, gleichwohl gab es in der christl. Antike keine ausgeprägten Lehrstreitigkeiten zum A. Lehraussagen zum A. finden sich bis zur Mitte des 4. Jh.s im Kontext zentraler theol. und kirchenpolit. Streitfragen, wie der Auseinandersetzung mit Doketismus und → Gnosis, der Abwehr des → Donatismus und dem christol. Streit. Außerdem geben A.sberichte und liturg. Anweisungen Aufschluss über das A.sverständnis. Nach dem Formular einer A.sfeier in der »Traditio Apostolica« (um 220), wird das A. durch das Dankgebet über den Gaben in den Zusammenhang der als Heilsgeschichte zu verstehenden Lebensgeschichte Jesu gestellt, und die Einsetzungsworte werden als Grund des Gedenkens an Jesu Tod und seine Auferstehung rezitiert.
Der alexandrinische Theologe → Origenes unterscheidet im A.sgeschehen das Wort (logos), das die Seele nährt und wahre Speise und Trank ist, von den Elementen Brot und Wein. Nicht die Materie der Elemente, sondern das über den Gaben gesprochene Gebetswort bringt die geistl. Wirkung des A.s hervor. Im Unterschied dazu hebt der Mailänder Bischof → Ambrosius (339–397) am Ende des 4....

Inhaltsverzeichnis

  1. Umschlag
  2. Titel
  3. Impressum
  4. Inhaltsverzeichnis
  5. Vorwort
  6. Inhalt A
  7. A
  8. Inhalt B
  9. B
  10. Inhalt C
  11. C
  12. Inhalt D
  13. D
  14. Inhalt E
  15. E
  16. Nachspann