Sprichwörtliches über Altbayern
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Sprichwörtliches über Altbayern

444 Ortsporträts aus Oberbayern, Niederbayern und der Oberpfalz

  1. 256 Seiten
  2. German
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Sprichwörtliches über Altbayern

444 Ortsporträts aus Oberbayern, Niederbayern und der Oberpfalz

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Über dieses Buch

"Münchner Kindl" oder "Passauer Tölpel" sind nach wie vor bekannte Ausdrücke. Doch wer weiß noch etwas mit "Regensburger Wallfahrt", "Bruder Straubinger", "Landshuter Wein", "Ingolstädter Feige" oder "Rosenheimer Schmalzgrube" anzufangen? Und wa-rum bezeichnete der Volksmund München als "goldenen Sattel auf magerem Pferd"? Solch kurzweilige Ortsporträts finden sich in Sprichwörtern und Redensarten - für Altbayern hier nun erstmals erläutert. Die Beschreibungen aus den drei altbayerischen Regionen erstrecken sich alphabetisch von Adelschlag bis Wolnzach, von Abensberg bis Zwiesel und von Amberg bis Weiden, und geografisch von Konnersreuth bis Garmisch-Partenkirchen und von Wegscheid bis Landsberg am Lech. Eine unterhaltsame Publikation, deren kulturgeschichtlicher Neuigkeitswert nicht hoch genug einzuschätzen ist!

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Information

Verlag
Pustet, F
Jahr
2013
ISBN
9783791760001

Niederbayern
Abensberg (Lkr. Kelheim)
Die Kelheimer kriegen die Lokomotiv,
die Abensberger den Pfiff!1
Bei diesem Reim handelt es sich um ein Wortspiel. Es lässt an das Pfeifen der Lok denken, wie das beim eventuell als Vorbild dienenden „schwäbischen Scherzsprüchlein: ‚Eisebahn, Eisebahn, Lokomativ – wenn sie gnueg g’fahre isch, tuat sie an Pfief‘“2 der Fall ist. Doch im Bayerischen ist „Pfiff“ zweideutig und steht generell auch für etwas geringschätzig Kleines. So zitiert Haller hier den Begründer der Mundartforschung in Deutschland, den Verfasser des Bayerischen Wörterbuchs, Johann Andreas Schmeller (1785–1852): „Pfiff, die Hälfte des kleinsten unter den in Wirtshäusern gewöhnlichen Getränkemaßen … Es liegt etwas Verächtliches in dieser Benennung, sowie in der benannten Portion, welche sich in der Regel freylich nur ein durst- oder geldarmer Trinker aufstellen läßt. In Bier ist sie vollends etwas unerhörtes.“3
Bei der Trassierung der Eisenbahnstrecke Regensburg–Ingolstadt Ende des vorletzten Jhs. sollte demnach Abensberg das Nachsehen haben. Allerdings bewahrheitete sich obiges Sprichwort dann doch nicht. Da ein Bahnanschluss von → Kelheim den teuren Bau eines Tunnels erfordert hätte, kriegten dann schlussendlich die Abensberger die „Lokomotiv“. Für die Kelheimer blieb aber mehr als der „Pfiff“: Ein Jahr später, 1875, erhielten sie zum Ausgleich eine Stichbahn nach Saal a. d. Donau. Der Personenverkehr auf dieser Nebenstrecke wurde aber rund 100 Jahre später, 1986, wieder eingestellt.
▶ In der an der Abens liegenden Stadt wurde 1477 der Geschichtsschreiber und Philologe Johann Georg Turmair geboren, der sich dann Johannes Aventinus (d. h. Abensberger) nannte. In Abensberg wird jedes Jahr im September der Gillamoos gefeiert, das bedeutendste Volksfest der Hallertau.
Aicha vorm Wald (Lkr. Passau)
Kollmering, Wollmering, Passerting, Bruck,
da had da Teufe sei Wei dadruckt.1
(= K., W., P., B., da hat der Teufel sein Weib erdrückt.) Es handelt sich bei diesem Neckreim um ein einst in Niederbayern populär gewesenes Wandermotiv. So hat z. B. in → Bogen der junge Teufel angeblich seine Alte erschlagen, und in Reisbach behauptete man Ähnliches: „Drenterhalb der Iserbruck hat der Deifö ‘s Wei derdruckt.“ (→ Deggendorf) In Varianten des eingangs genannten Spruches ist der Teufel durch alte Weiber bzw. alte Leute ersetzt, die in den vier besagten Orten auf dem Allerwertesten dahergerutscht sein sollen: In Wollmering, Kollmering, Passerting und Bruck, kommen die alten Weiber auf’n Orsch dahergruckt!2 bzw. Wollmering, Kollmering, Passerting, Bruck, hand de oidn Leit am Osch dahergruckt.3 Wollmering und Bruck sind heute Ortsteile von Aicha vorm Wald. Kollmering und Passerting gehören zu → Eging am See.
▶ In der Gem. Aicha vorm Wald befindet sich das einzige Wasserschloss des Bayerischen Waldes.
Aidenbach (Lkr. Passau)
Die g’fress’nen Aidenbecker,
die g’schrie’nen Beutelsbecker,
die laufaten Egglhamer,
und die 13 Amshamer!
„Dieser Spottspruch geht in der Kreuzwoche: an den Bittagen.“1 „Gefressen“ ist hier wohl mit „unausstehlich, unsympathisch“, mitunter auch mit „verfressen“ gleichzusetzen. „Die G’fress’nen“ war zugleich ein Spitzname der Aidenbacher, die mit ihrem Wohlstand nicht hinter dem Berg hielten. Ihr großspuriges Auftreten führte denn auch zum Ausdruck ,Aidenbacher Wind‘: „In den Zeiten hergebrachter Wohlhabenheit, als es noch keine Bahn gab und die Aidenbacher Kaufleute noch keine Konkurrenz kannten, war die Redensart vom „Aidenbacher Wind“ in der Gegend dort nahezu sprichwörtlich. Sehr erklärlich, wenn man bedenkt, daß die Bauern der umliegenden, zahlreichen und wohlhabenden Ortschaften in Aidenbach ihr ganzes ‚Gerstl‘ sitzen ließen. Die Aidenbacher konnten daher auch etwas daraufgehen lassen, wenn sie sich ‚geschäftshalber‘ bei Kirchweihen und anderen festlichen Anlässen in den benachbarten Orten sehen ließen.“2
Der Mundartausdruck „-becker“ statt „-bacher“ war übrigens allgemein in Altbayern üblich.3 Die gleichermaßen übel beleumdeten Beutelsbecker sind, wie die eiligen Egglhamer und die 13 Amshamer, Nachbarn der Aidenbecker. Sie wohnen in Beutelsbach bzw. Egglham, wobei Amsham jetzt eine Gemarkung von Egglham ist.
▶ Der Markt Aidenbach liegt im sogenannten Klosterwinkel. Eine örtliche Spezialität ist der „Reschnspeck“, der angeblich auf die Bauernschlacht von Aidenbach im Jahr 1706 zurückgeht. Die Niederbayern hatten sich dabei im Gefolge des Spanischen Erbfolgekriegs gegen die österreichischen Besatzer erhoben. Die „Bayerische Landesdefension“ konnte den kaiserlich-habsburgischen Truppen jedoch in keiner Weise Paroli bieten. Die Gem. Beutelsbach bezeichnet sich als „das niederbayerische Dorf zwischen Bäderdreieck und Bayerischem Wald“. Die Gem. Egglham führt in ihrem Wappen ein rotes Pferd, das auf die traditionelle Rottaler Pferdezucht hinweist.
Arnbruck (Lkr. Regen)
In Arnbruck ist der Heller,
in Kötzting der Gscheider,
in Cham der Diemer!1
In diesem spöttischen Wortspiel mit Familiennamen ist mit „Heller“ der Intelligente, der „Helle“ gemeint, der nicht auf den Kopf gefallen ist.2 Der „Gscheider“ ist der Klügere und der „Diemer“ der Dümmere. Die Orte → (Bad) Kötzting und → Cham sind oberpfälzisch.
Z’ Exenbo rennen oan d’ Hexn no,
z’ Arnbruck rennen s’wieder zruck!3
(= In Exenbach laufen einem die Hexen nach, in A. rennen sie wieder zurück!) Haller schließt hier auch ein „Reimbedürfnis“ nicht aus und zitiert folgende Erklärung eines Gewährsmanns: „Zwischen Exenbach und Arnbruck … war früher eine einsame Gegend (nur das Kircherl), die wegen der Weizerei (Geisterei) arg verschrien war. Deshalb wohl der Spruch.“4 Exenbach, dessen erster Namensbestandteil sich von „Ochse“ (vgl. engl. oxen) herleitet, ist heute ein Ortsteil von Arnbruck.
Z’ Thoijasdoaf draaßt
hamand s’ an Herrgottn sane Kräznögl gschmiedt!5
(= In Thalersdorf draußen haben sie dem Herrgott seine Kreuznägel geschmiedet!) „Trautmannsried 1968. Bezugnahme auf die bekannte Schmiede von Thalersdorf, Landkreis Cham und die Rauflustigkeit der dortigen Burschen.“6 Die besagte Schmiede gibt es heute nicht mehr. Und die rund 4 km voneinander entfernt liegenden Dörfer Trautmannsried und Thalersdorf gehören inzwischen zu Arnbruck, das insgesamt 22 Gemeindeteile umfasst.
▶ Die Gem. Arnbruck liegt im Zellertal. Das hiesige „Glasdorf“ ist eine der größten Manufakturen im Bayerischen Wald.
Auerbach (Lkr. Deggendorf)
D’ Auerbecker hat die weiß’ Goaß gstessn!1
(= Die A. hat die weiße Geiß gestoßen!) „Blasse Gesichtsfarbe wird auf diese Weise umschrieben.“2 Im Egerland gab es übrigens eine Redensart, die gewisse Parallelen aufweist: „‚Da Buak staßt mi‘ = ich habe den ‚Schluckauf‘!“3 Hier wurde man also in gesundheitlicher Hinsicht ebenfalls bildlich gestoßen, wenn auch nicht von einer weißen Ziege, sondern einem Ziegenbock. Ansonsten hieß es oft von einem torkelnden Betrunkenen, dass ihn der Bock (wohl in Anlehnung an „Bockbier“, das nach dem niedersächsischen Einbeck benannte Starkbier) gestoßen habe.
▶ Die Gem. Auerbach befindet sich in der Region Donau-Wald. Der Ort im Ohetal firmiert als „Tor zum Bayerischen Wald“.
Bad Abbach (Lkr. Kelheim)
Teugnerer Kleim,
die Lengfelder Scheim,
Abbacher Bettelsack,
Regensburg is a schöne Stadt,
Kelheim is a Dreckkübl,
d’ Brandt is da Deckel drüber!1
In dieser Ortslitanei zieht man eingangs über Teugn (→ Langquaid) und am Schluss über → Kelheim bzw. Ihrlerstein her. Abbach wird darin – im Gegensatz zum schönen → Regensburg – als bettelarmer Ort ausgewiesen. Und mit den Lengfelder „Scheim“ sind Brotscheiben gemeint. Heute ist Lengfeld ein Ortsteil von Bad Abbach und dieses als Kurort wohl alles andere als arm. Ein weiterer Ortsteil ist Dünzling, das im folgenden Spottreim gar nicht gut wegkommt:
Dünzlinger Böck ham ogschossne Röck,
ham ogschissne Wadl, drum stinkn s’ wia Böck!2
(= D. Böcke haben abgetragene Röcke, haben kotverschmierte Waden, darum stinken sie wie die Ziegenböcke!) Zur Bedeutung des häufigen Uznamens „Böck“ für die Bewohner einer Ortschaft siehe die diesbezüglichen Ausführungen bei → Saal a. d. Donau.
▶ Der Markt und Kurort führt seit 1934 den Zusatz „Bad“. Das örtliche Motto „Wohlfühlen wie ein Kaiser“ geht auf den hier (oder in Hildesheim) geborenen Kaiser Heinrich II. (973–1024) zurück.
Bischofsmais (Lkr. Regen)
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Inhaltsverzeichnis

  1. Buchinfo
  2. Haupttitel
  3. Impressum
  4. Inhaltsverzeichnis
  5. Einleitung
  6. Oberbayern
  7. Niederbayern
  8. Oberpfalz
  9. Anhang
  10. Vorschauen