Passau
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Kleine Stadtgeschichte

  1. 160 Seiten
  2. German
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Kleine Stadtgeschichte

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Über dieses Buch

Passau, die zweitgrößte Stadt Niederbayerns, liegt an der Grenze zu Österreich sowie am Zusammenfluss der Flüsse Donau, Inn und Ilz. Seit der Grenzöffnung nach Osten und angesichts der Erweiterung der Europäischen Union nach Mittel- und Osteuropa sieht sich die "Dreiflüssestadt" wieder zunehmend in den Mittelpunkt Europas gerückt. Damit nimmt sie eine Tradition auf, die weit ins Mittelalter zurückreicht.Die Kleine Stadtgeschichte bietet einen kompakten Überblick über die Entwicklung Passaus - von einer keltischer Ansiedlung zur modernen Universitäts- und Europastadt - und nimmt den Leser mit auf eine unterhaltsame Reise durch die Geschichte. Ergänzt werden die Ausführungen durch knappe Beschreibungen der wichtigsten Baudenkmäler und zahlreiche Abbildungen.

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Information

Verlag
Pustet, F
Jahr
2014
ISBN
9783791760179

Bischof und Bürger im Kampf um die städtische Reichsfreiheit

Das »Land der Abtei«

Mit der Erwerbung des »Landes der Abtei« gegen Ende des 12. Jhs. erfuhren Bischof und Bistum von Passau einen beträchtlichen Machtzuwachs. Das gewonnene Gebiet war reichsunmittelbar, also kein abhängiges Lehen, sondern ging auf königliche Schenkung zurück, was im Feudalrecht fast dem Eigentum entsprach. Eine weitere rechtliche Stärkung erfolgte mit der Übertragung des Fahnenlehens Ilzgau an den Bischof Ulrich II. von Andechs (1215–1221) durch Kaiser Friedrich II. von Hohenstaufen im Jahr 1217. Fahnenlehen bezeichnet ein unmittelbar vom König bzw. Kaiser übergebenes Lehen, das unteilbar war. Damit war der Bischof – und seine Nachfolger bis 1803 – Inhaber der Grafenrechte über das Land nördlich der Donau und somit zum unabhängigen weltlichen Machthaber geworden. Zwar verlor das Bistum im Gegenzug seinen Streubesitz südlich der Donau, mit dem das benachbarte bayerische Herzogtum entschädigt wurde, doch viel mehr wog für Passau die Landeshoheit über das nun unangefochtene, in sich geschlossene Territorium von Abteiland und Ilzgau. Nach dem berühmten Reichsfürstengesetz Kaiser Friedrichs II. von 1220, der confoederatio cum principibus ecclesiasticis (Vereinbarung mit den Kirchenfürsten), das den geistlichen Herrschern wichtige Regalien wie das Markt-, Münz- und Zollrecht, das Befestigungsrecht und die Gerichtsbarkeit zugestand, waren die Grundlagen zum Fürstbistum bzw. zum geistlichen Reichsfürstentum Passau geschaffen. Sofort machte sich die bischöfliche Verwaltung an die Landessicherung. Bischof Wolfger hatte bereits 1194 den Grundstein zu der nach ihm benannten Burg Wolfstein bei Freyung gelegt und veranlasst, über der Ilz die Burg Fürsteneck zu errichten. Beide Wehrbauten waren Außenposten in einer noch kaum besiedelten und erschlossenen Wildnis. Weitere Burgen folgten im 13. Jh.: Freudensee südlich von Hauzenberg, die Wasserburg Obernzell an der Donau und etwas flussabwärts hiervon die Burgen Alt- und Neu-Jochenstein hoch über dem Strom.
Sehen wir uns das Abtei-Ländchen näher an: Begrenzt wurde es von der Donau im Süden, der Ilz im Westen, dem Kamm des »Böhmischen Gebirges« im Norden und dem Flüsschen Rottel (Große Rodl im oberösterreichischen Mühlviertel) im Osten. Gerade dieser, der östliche Teil des Bayerischen Waldes und der ihm gegenüberliegende Böhmerwald wiesen bis ins Hochmittelalter kaum Siedlungsflächen auf. Weite Teile waren mit undurchdringlichen Urwäldern und Hochmooren bedeckt. Die damals überwiegend kahlen Hochflächen mit den granitenen Bergkuppen Lusen und Dreisessel waren zerklüftet und kaum begehbar, das Klima extrem rau. Über die Hochlagen pfiff der eisige Böhmwind und begrub das Land im Winter unter einer meterdicken Schneedecke. Bis in das letzte Jahrhundert galt der Waldlerspruch: »Neun Monate Winter und drei Monate kalt.« Braunbär, Luchs und Wolfsrudel sagten sich hier fernab jeglicher menschlichen Behausung bis ins 19. Jh. tatsächlich »Gute Nacht«. Während die siedlungsgünstigen Ländereien im Donautal und südlich des Stroms seit Menschengedenken Altsiedelland waren, musste der abweisende »Nordwald« erst mühsam gerodet und bevölkert werden. Die Reichsabtei Niedernburg hatte hierzu schon Vorarbeit geleistet, denn manche Orte wie Waldkirchen, Untergriesbach und Wegscheid erscheinen schon im 11. und 12. Jh. in den Urkunden. Doch mehr als isolierte Rodungsinseln werden dies nicht gewesen sein. Erst das Fürstbistum warb im größeren Stil Neusiedler an, vergab Land, sicherte Wege und Stege und baute die versprengten Weiler zu Pfarrdörfern und Märkten aus. Nur gegen mehrjährige Zins- und Steuerbefreiung waren Menschen bereit, in die Waldeinsamkeit zu ziehen, wovon noch der Ortsname Freyung zeugt. Bis ins 18. Jh. dauerte das Kolonisations- und Kultivierungswerk der Fürstbischöfe im Unteren Bayerischen Wald.
Der Landwirtschaft und Viehzucht boten weder der dicht und dunkel bewachsene Vorwald noch die kargen Höhenlagen eine ausreichende Grundlage, und der Holzeinschlag stieß wegen der mühsamen Transportwege an enge Grenzen. Die Haupteinnahmequelle bildete der Gütertransport des »Goldenen Steiges«, der im ausgehenden Mittelalter einen gewissen Gewinn abwarf (s. u.). Doch die wirtschaftliche Seite des Abteilandes stand nicht im Vordergrund; viel wichtiger war sein rechtlicher Status als Reichsschenkung, der dem Hochstift ab dem 13. und 14. Jh. eine souveräne, de jure mit den Fürstentümern der Habsburger und Wittelsbacher gleichwertige Politik erlaubte. Die Diözese umfasste im späten Mittelalter also den umfangreichen, über Wien hinaus bis zum ungarischen Grenzfluss Leitha reichenden kirchlichen Sprengel. Darin eingebettet lagen weltliche Herrschaften, die an Vögte und Ministeriale verliehen wurden. Das Abteiland hingegen galt als Eigengut, dessen Verwaltung die Bischöfe in die Hände eigener Beamter, der Pfleger (Curatores), Burghüter und Kastner legten.

Stadterweiterung und Ausbau im 13. Jahrhundert

Die Existenz eines Neumarkts (novum forum), einer geregelt angelegten Vorstadt von Gewerbe- und Handeltreibenden, im Niederungsbereich zwischen »Römerwehr« und einer vielleicht damals noch wassergefüllten Rinne zwischen Inn und Donau spricht für die gewachsene ökonomische Bedeutung des Gemeinwesens. Passau war zu einer Handelsstadt von überregionaler Bedeutung geworden. Dieser Neumarkt, in dem sich auch das für 1200 bezeugte Johannesspital befand, wurde im Jahr 1209 durch eine Stadtmauer in den urbanen Bereich der Bischofsstadt miteinbezogen. Wir können davon ausgehen, dass Bischof Manegold (1206–1215) dies auf Verlangen und mit deutlicher Kostenbeteiligung der Bürger vollbracht hat. Die Stadtfläche – definiert durch den Bereich intra muros – war damit um mehr als ein Drittel gewachsen und die Anzahl der Bürger, die nicht unmittelbar vom Bischof oder dem Domkapitel abhängig waren, verdoppelte sich. Die neue Befestigungsmauer verband den Zwickel zwischen den Flüssen (sie folgt der heutigen Straßenführung Am Schanzl und Nikolastraße) und setzte mit mächtigen Ecktürmen an Donau und Inn deutliche Akzente. Im vorgelegten Graben vermischten sich die Wasser beider Ströme, zumindest während der langen Hochwasserperioden. Im Ernstfall konnte der Graben künstlich geflutet werden und verwandelte das Stadtgebiet zur Insel. Das im Bereich des heutigen Ludwigsplatzes liegende Bürgtor ermöglichte den einzigen Zugang zur Stadt. Wieder hat sich die natürliche Lage strategisch als vorteilhaft erwiesen. Bis ins 19. Jh. hinein wird die Stadt Passau dieses festumrissene Areal einnehmen.
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Abb. 8: Das Nikolakloster am Inn blickt auf eine wechselvolle Geschichte zurück. 1070 unter Bischof Altmann gegründet, wurde es im 13. Jh. von Bayern vereinnahmt und 1803 säkularisiert. Nach der Nutzung als Kaserne bis 1945 zog 1978 ein Teil der Universität ein. (Michael Wening, 1704)
Mit dem Bau der bischöflichen Burg Oberhaus auf dem keilförmigen Felsmassiv des Georgsberges zwischen Donau und Ilz, imposante 108 Höhenmeter über dem Wasserspiegel gelegen, brachte Bischof Ulrich II. im Jahr 1219 die neue Machtstellung auch architektonisch zur Geltung. Neben den weitgehend unbefestigten und der höfischen Repräsentation dienenden bischöflichen Palast inmitten der Domstadt trat nun die exponiert gelegene Wehrburg als weiteres Zentrum von Herrschaft und Verwaltung.
Reibereien mit den benachbarten österreichischen und bayerischen Herzögen und deren Ministerialen hatten den Bau einer Trutzburg durchaus plausibel erscheinen lassen, doch die günstige strategische Lage der später »Feste« (Festung) genannten Burganlage, von der sich die gesamte Stadt, besonders aber die Bürgerstadt direkt zu ihren Füßen, überblicken und kontrollieren ließ, verwandelte sie schon bald zu einer Zwingburg für die eigenen Untertanen. 1210 war es zu ersten Unbotmäßigkeiten von Bürgern gekommen, als sie jüdische Geldverleiher beraubten. Da die in der Stadt lebenden Juden bischöfliche Schutzbefohlene waren, richtete sich der Aufruhr indirekt gegen die geistliche Oberherrschaft. Auch die Bischofswahl des Grafen Ulrich II. von Andechs war 1215 nicht ohne bürgerliche Gegenstimmen erfolgt. Ein Motiv mehr für den Bischof, einen festen Platz – zwar außerhalb der Stadtmauern, aber mit direkter Eingreifmöglichkeit – zu errichten. So entstand eine Art Donjon, ein wuchtiger, hochragender Turm, der in den oberen Stockwerken Wohnräume beherbergte. Daneben befand sich die vielleicht ältere Georgskapelle, die dem Berg den Namen verliehen hatte. Eine Ringmauer umschloss das Burgareal (heute innerer Hof), dem eine Vorburg mit Torturm und Zugbrücke vorgelegt wurde. Ein natürlicher Graben wurde künstlich weiter ausgeschachtet und bildete ein tiefes Annäherungshindernis gegenüber dem Hochplateau im Rücken der Burg.
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Abb. 9: Die Burg Oberhaus zählt zu den größten Festungen an der Donau. Im 13. Jh. zur Sicherung der bischöflichen Herrschaft erbaut, wurde sie dreimal (1298, 1367 und 1482) von den Passauer Stadtbürgern vergeblich belagert.
Zwar hatte sich der Bischof der Bürgerschaft gegenüber beim Bau der Stadtmauer konziliant gezeigt, als er auch den Neumarkt mitbefestigen ließ, doch die umfänglichen Festungsarbeiten auf dem Georgsberg dürften »von unten« mit steigendem Unbehagen verfolgt worden sein. Die Bürger fühlten sich düpiert, obgleich sie doch bereits in hohen bischöflichen Ämtern als Stadtrichter, Münzer und Mautner (Zolleintreiber) dienten. Der von ihnen betriebene Handel mit Salz begann lukrativ zu werden, und parallel dazu wuchsen die Schulden des bischöflichen Hofes bei ihnen immer höher an. Um Unruhen vorzubeugen und Geldmittel zur Tilgung aufzubringen, gestand Bischof Gebhart von Plain 1225 den wohlhabenderen Kaufherren und Handelsleuten gewisse Mitspracherechte zu, ohne allerdings darauf zu verzichten, in der Urkunde die vorhergehende rabies civilis (bürgerlichen Tollwut!) zu brandmarken.
Doch weder Bischof Gebhart (1221–1232) noch sein Nachfolger konnten sich eines ruhigen Pontifikalamtes erfreuen. Zwar hielten sich nun die Bürger still, dafür rebellierten Domkapitel und Klerus. Der Bruch Kaiser Friedrichs II. mit dem Papsttum entzweite die Kirchenleute und provozierte wechselseitige Exkommunikationen und Absetzungen. Gegen den staufertreuen Bischof Rüdiger von Bergheim (1232–1250) wandte sich der Lorcher Archdiakon und Passauer Kanoniker Albert Behaim und ließ ihn des Totschlags, der Simonie (Ämterkauf) und der Verschwendung von Kirchengut anklagen. Doch als 1250 mit Bertram von Sigmaringen (1251–1254) ein neuer Bischof die Stadt betreten wollte, stellten sich ihm die Bürger bewaffnet entgegen und verwehrten ihm den Einlass – wenn auch vergeblich. In diesem Zusammenhang wird zum ersten Mal das unmittelbar vor dem Dreiflusseck gelegene Schloss Ort erwähnt. Es war ein bischöflicher Amtssitz, der vielleicht aus der vermuteten Herzogs-, später Königspfalz in Niedernburg hervorgegangen ist.
In der zweiten Hälfte des 13. Jhs. erfuhr das Fürstbistum allerdings auch die Begrenztheit seiner Machtmittel. Das Herzogtum Bayern hatte sich buchstäblich ante portas, bis vor das Bürgtor des Neumarkts hin, ausgedehnt und waltete im Kloster St. Nikola nach eigenem Gutdünken, obgleich die Rechtslage eindeutig für das Hochstift sprach. Donauaufwärts entwickelte sich in Vilshofen eine herzoglich-bayerische Konkurrenzstadt, und in der Grafschaft Neuburg am Inn setzten sich die bayerischen Interessen ebenfalls durch. Nicht zu vergessen, dass auch das Innviertel mit Schärding bis ins 18. Jh. ein Teil Bayerns war. Herzog Heinrich XIII. von Niederbayern überrumpelte 1266 die Stadt Passau, wurde aber von den Bürgern wieder vertrieben. Auch an der Donau brachen mit dem Aufstieg der Habsburger unruhige Zeiten an. Herzog Albrecht von Habsburg (König von 1298 bis 1308) erwarb 1289 das östliche Mühlviertel, worauf das Passauer Territorium bis zur Großen Mühl zurückgenommen werden musste.
Im Verlauf des 13. Jhs. wurden auch die der Stadt gegenüberliegenden Flussufersiedlungen Innstadt, Anger und Ilzstadt in den Stadtbereich einbezogen – allerdings noch ohne steinernen Bering. Die Innstadt existier...

Inhaltsverzeichnis

  1. Buchinfo
  2. Haupttitel
  3. Impressum
  4. Vorwort
  5. Topografie und Vorgeschichte
  6. Boiodurum, Patavia: Das römische Passau
  7. Die Stadt der Bischöfe
  8. Bischof und Bürger im Kampf um die städtische Reichsfreiheit
  9. Passavia Sacra: Die hochfürstlich-geistliche Residenzstadt
  10. Bayerns Tor nach Osten: Grenzstadt Passau
  11. Aufgabe der Zukunft: Die Bewahrung der historischen Substanz
  12. Zeittafel
  13. Literatur
  14. Stadtplan
  15. Bildnachweis
  16. Eigenanzeigen