1. Fünf Grundregeln
Gute Anschreiben erfüllen vor allem zwei Kriterien: Sie strahlen Ihre Persönlichkeit aus und sind für den Leser geschrieben. Alle anderen Aspekte ordnen sich diesen beiden Kriterien unter. Ein Patentrezept für solch ein Anschreiben gibt es nicht, aber es gibt einige Grundregeln, die ich Ihnen im folgenden Kapitel vorstelle.
1.1 Formalien beachten
Sie erhalten keine zweite Chance für den ersten Eindruck – dementsprechend sollte die äußere Form Ihres Anschreibens stimmen. Hier die Basics: Ein Anschreiben sollte nicht mehr als eine DIN-A4-Seite umfassen. Wenn Sie sich kurz fassen, signalisieren Sie: Ich kann auf den Punkt kommen und Wesentliches von Unwesentlichem trennen. Das Anschreiben kann eineinhalbzeilig oder einzeilig gedruckt sein. Verwenden Sie die Schrift Arial nicht kleiner als 10 Punkt, die konservativere Times ist mit 11 Punkt schon recht klein. Verdana eignet sich als Internetschrift nur für PDF-Bewerbungen und sollte nie kleiner als 10 Punkt gedruckt werden. Andere Schriftarten sind immer zulässig, sofern sie gut lesbar sind und nicht zu auffällig.
Das Anschreiben sollte den Schreib- und Gestaltungsregeln der aktuellen DIN-Norm 5008 und den Regeln der allgemeinen Lesefreundlichkeit entsprechen. Hier das Wichtigste im Überblick:
Tipps
• Benutzen Sie weißes oder naturfarbenes Papier.
• Beginnen Sie mit einem Briefkopf (in der Kopfzeile oder in Kopf- und Fußzeile) oder einem Absender.
• Die Anschrift sollte die vollen Daten enthalten, also auch die Bezeichnung der Abteilung und den Vor- und Zunamen sowie gegebenenfalls auch den Titel (z. B. Dr.) des Verantwortlichen.
• Ein Datum ist zwingend. Es steht entweder oben rechts neben der ersten Zeile der Anschrift oder eine Zeile unter der Anschrift auf der rechten Seite. 23.10.2012, 2012-10-23 oder 23. Oktober 2012 – alle Schreibweisen sind zulässig.
• Ein aussagekräftiger Betreff (z. B. „Bewerbung als … „Ihr Stelleninserat vom … in …“) gehört dazu. Dieser wird ohne das Wort „Betreff“ drei bis vier Leerzeilen unter den Empfänger gesetzt, z. B. kursiv oder unterstrichen.
• Zwei Zeilen darunter folgt die Anrede: Falls Sie den Namen Ihres Ansprechpartners nicht herausfinden können, schreiben Sie „Sehr geehrte Damen und Herren“.
• Eine Gliederung mit Absätzen macht den Text lesefreundlich – am besten nicht mehr als drei bis fünf Absätze im Fließtext.
• „Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod“ – Rechtschreibfehler und grammatikalische Fehltritte sind tabu. Schreiben Sie nach den Regeln der neuen deutschen Rechtschreibung.
• Steigen Sie mit einer gängigen Grußformel aus, am besten „Mit freundlichen Grüßen“ (immer ohne Komma!).
• Schreiben Sie darunter mit zwei Zeilen Abstand Ihren gedruckten Namen. Dazwischen unterschreiben Sie. Bei PDF-Bewerbungen verzichten Sie entweder auf die Unterschrift oder setzen Ihre eingescannte Unterschrift hinein.
• Setzen Sie den Hinweis „Anlagen“ unter Ihren gedruckten Namen, ohne diese weiter aufzulisten.
• Legen Sie das Anschreiben locker auf die Mappe oder speichern Sie es in der PDF-Bewerbungsmappe als Erstes ein, also noch vor dem Lebenslauf (siehe Seite 80).
Typische Fehler vermeiden
Nobody is perfect. Auch wenn Sie noch so gut achtgeben, es kann immer mal passieren, dass sich Fehler in Ihr Bewerbungsanschreiben einschleichen. Diese können mitunter das vorzeitige Aus für Sie bedeuten. Damit Ihre Bewerbung nicht direkt im Papierkorb landet, vermeiden Sie typische Fehler.
Tipps
• Sprechen Sie eine Dame nicht mit Herr an.
• Setzen Sie hinter „Sehr geehrter NAME“ ein Komma oder alternativ ein Ausrufezeichen.
• Verzichten Sie hinter „Mit freundlichen Grüßen“ auf das Komma – das gibt es nämlich nur im angloamerikanischen Sprachraum.
• Behandeln Sie das E-Mail-Anschreiben genauso wie das Anschreiben per Post. Es sollte lediglich, wenn es in das Textfeld der Mail gesetzt ist, eine Signatur haben. Die Signatur sitzt immer unter dem Text, nie darüber.
Unterschätzen Sie nicht die abschreckende Wirkung eines mangelhaften und nachlässigen Anschreibens, sondern halten Sie sich an die allgemein verbindlichen Schreib- und Gestaltungsregeln. | |
1.2 Zielgruppe erkennen
Bevor Sie sich mit inhaltlichen Fragen beschäftigen, sollten Sie erst einmal klären, wer Ihr Anschreiben überhaupt liest. Bei größeren Unternehmen übernimmt häufig ein Recruiter die Erstauswahl. Dieser hat die Aufgabe, die interessantesten zehn Bewerbungen herauszusuchen. Erst danach wirft ein Personalverantwortlicher einen Blick darauf oder eine Fachabteilung gibt ihre Meinung dazu ab. Daraus lässt sich schließen, dass die Bewerbung auf eine ausgeschriebene Stelle bei größeren Unternehmen zwei Zielgruppen ansprechen muss: erstens den mit der Erstauswahl betrauten Sachbearbeiter und zweitens die Fachabteilung. Den Sachbearbeiter erreichen Sie am ehesten, indem Sie sich in der ihm vertrauten Begriffswelt bewegen, also in wesentlichen Teilen deutlich und mit vertrauten Worten texten. Dem Fachverantwortlichen sollten Sie vertiefte Informationen bieten. Oft interessiert er sich mehr für den Lebenslauf oder ein Zusatzblatt, auf dem Sie Kenntnisse oder Projekterfahrungen auflisten.
Bei kleineren Unternehmen ist die Situation anders. Oft gibt es gar keine Personalabteilung. Wenn doch, sitzen hier ein oder zwei Personen, die enger mit den Fachabteilungen zusammenarbeiten und inhaltlich meist besser „im Thema“ sind. Also sollten Sie auch hier vertiefte Informationen anbieten.
1.3 Für den Leser schreiben
Arbeitgeber möchten in der Regel weniger wissen, was Sie wollen, als vielmehr, welchen Nutzen Sie dem Unternehmen bringen. Aus diesem Grund empfiehlt es sich, den Leser möglichst direkt anzusprechen. Zu empfehlen sind sprachliche Kleinigkeiten: „Ihr Interesse freut mich sehr“ folgt dem leserzentrierten Standpunkt besser als „Ich freue mich über Ihr Interesse“. Stellen Sie sich vor, Sie schreiben einen Liebesbrief – wie langweilig wären Ihre Worte, wenn Sie beispielsweise nur von Ihren Gefühlen sprächen und nicht von den schönen Augen des anderen. Nun ist ein Anschreiben kein Liebesbrief, das Prinzip aber dasselbe: Im Mittelpunkt steht der andere!
Tipps
• Ihr Leser muss das wiederfinden, was er sucht! Dazu sollten Sie am besten 100 Prozent, mindestens aber 80 Prozent der geforderten Kompetenzen, Qualifikationen und Erfahrungen mitbringen.
• Beginnen Sie möglichst wenige Sätze mit „Ich“. Auf keinen Fall sollte der erste Satz mit einem „Ich“ starten.
• Verwenden Sie eine möglichst direkte Ansprache: „Sie schreiben in Ihrem Inserat, dass … “ oder „An Ihrem Unternehmen gefällt mir …“.
• Individualisieren Sie Ihr Schreiben dem Unternehmen entsprechend, mindestens in Einleitung und Schluss.
• Gehen Sie auf den S...