1 | Lernen Sie eine faszinierende Merktechnik kennen |
Wenn ich in meinen Seminaren eine Vorstellungsrunde mache und die Teilnehmer erzählen, welche Erwartungen Sie an das Seminar haben, passiert oftmals etwas Amüsantes: Sobald der erste Teilnehmer von seinem Frust berichtet, dass er sich an mühsam gelernte Vokabeln bereits nach zwei Wochen nicht mehr erinnern kann, protestiert ein anderer: „Nach zwei Wochen??? Ich schon nach 2 Tagen!“ Und schon ruft der Nächste: „2 Tage??? Ich schon nach 2 Stunden!“ „Ha, 2 Minuten!“ „2 Sekunden, quasi sofort“, bietet schließlich der Letzte mit Kopfnicken und lachender Zustimmung anderer. Finden Sie sich darin wieder? Mir ging es beim Vokabellernen in der Schulzeit ganz ähnlich: lustlose Paukerei und Frust über das ständige Vergessen. Und heute … lerne ich 10 absolut fremde Vokabeln in 3 Minuten, dauerhaft, und habe auch noch Spaß dabei. Ja, Sie haben richtig gelesen. Und das können SIE auch! Den Schlüssel zu dieser Erinnerungstechnik halten Sie gerade in Ihren Händen.
„Schlüsselwortmethode“ heißt der Schlüssel zum Erinnern. Er existiert schon seit Hunderten von Jahren, doch nur wenigen war er zugänglich, da es keine umfassende Anleitung zur selbstständigen Anwendung dieser Methode gab. Diese Anleitung halten Sie nun in Ihren Händen. Wer mit diesem Schlüssel umzugehen weiß, den packt die Begeisterung über die eigenen unvermuteten Kapazitäten, die sich damit erschließen lassen.
Viel zitierte Studien des amerikanischen Lern-Psychologen Prof. Atkinson mit zwei Versuchsgruppen an der Stanford University zeigten bemerkenswerte Behaltensleistungen. Stellvertretend seien hier die Ergebnisse einer Studie von 1977 genannt. Für 120 spanische Vokabeln, gelernt an 3 Tagen à 40 Vokabeln, ergab der Abfragetest nach 4 Tagen: Die Testgruppe der „Pauker“ (auswendig lernen durch Wiederholung) merkte sich 28 %, die Testgruppe „Schlüsselwortmethode“ hingegen konnte sich 88 % der Vokabeln merken.
Die Erinnerungsleistung betrug also etwa das Dreifache der üblichen Erinnerungsleistung – oder anders ausgedrückt: etwa 200 % mehr!
Bevor wir weiter über diese fantastische Technik reden, lade ich Sie ein zu einer ersten Entdeckungsreise ins Reich dieser Erinnerungskunst.
Testen Sie die Schlüsselwortmethode
Lernen wir gemeinsam 10 Vokabeln aus vier verschiedenen Sprachen. Die erste Sprache dürfte Ihnen völlig fremd sein.
Erste Runde: 10 Vokabeln Sprachenmix blitzschnell gelernt
Auf Kisuaheli (ostafrikanische Sprache) heißt: Scheck – hundi [Aussprache: HUNDI]
Die Vokabel „hundi“ klingt ähnlich wie das deutsche Wort Hund. Stellen Sie sich vor, wie Sie gerade einen Scheck einlösen wollen und ein Hund(i) schnappt ihn sich und läuft damit fort.
Tisch – meza [Aussprache: MESA]
Stellen Sie sich vor, wie im Tisch ein Messer steckt.
| Nehmen Sie sich für jedes Vokabelbild 5 bis 10 Sekunden Zeit. Betrachten Sie nicht nur amüsiert die Schwarz-Weiß-Zeichnungen, sondern stellen Sie sich die kleinen Szenen lebendig und so deutlich wie möglich vor Ihrem inneren Auge vor. Das innere Vorstellen/Visualisieren ist sehr wichtig für das Gelingen! Es hilft, wenn Sie jeweils die Augen kurz schließen. |
sehr – sana [Aussprache: SANA]
Stellen Sie sich vor, dass das Essen heute allen sehr gut schmeckt, weil die Köchin überall Sahne hineingekippt hat.
Stellen Sie sich die kulinarische Szene 10 Sekunden (mit geschlossenen Augen) lebendig vor.
Birne – pear [Aussprache: PÄR]
Stellen Sie sich vor, wie eine Birne dem Bär auf den Kopf fällt.
Stellen Sie sich diese lustige Szene lebhaft vor.
besetzt – engaged [Aussprache: ENGÄIDSCHD]
Die Toilette ist besetzt und Sie klopfen und rütteln engagiert an der Türe, weil Sie so dringend müssen. Drinnen ruft einer „besetzt!!“. (Bitte wieder 5 bis 10 Sekunden vor dem geistigen Auge vorstellen!)
Wasserschlauch – hose [Aussprache: HOUS]
Sie haben sich aus einem Wasserschlauch eine enge Hose gemacht.
Unterschrift – firma [Aussprache: FIRMA]
Da hat wohl jemand etwas falsch verstanden und seine Unterschrift direkt auf die Firma gesetzt.
Schuppen – caspa [Aussprache: KASPA]
Die Schuppen fliegen Kasper nur so aus dem Haar, weil er sich so wild schüttelt.
Mund – boca [Aussprache: BOKKA]
Stellen Sie sich vor, wie ein Ziegenbock Ihnen über den Mund leckt.
Diese Szene stellen Sie sich wieder nur in Ihrer Fantasie vor. Was hören Sie? Was fühlen Sie??
Mücke – hyttynen [Aussprache: HÜTTÜNEN]
Da steht eine Hütte auf den Dünen. Sie öffnen die Türe und lauter Mücken schwirren heraus.
Wenn Sie sich jede Szene vorgestellt haben, fragen Sie sich gleich mit dem folgenden Check ab.
Erfolgs-Check
Beginnen wir gleich mit der schwereren Seite vom Deutschen auf das fremdsprachige Wort. Kümmern Sie sich jetzt noch nicht um die genaue Rechtschreibung, mit dem Thema beschäftigen wir uns später noch. Es geht zunächst darum, dass Sie die Vokabel verbal wiedergeben können.
| eBook-Reader benutzen bei den Übungen bitte Zettel und Stift. |
| Wenn Sie nicht gleich darauf kommen, überlegen Sie, in welchem Zusammenhang Sie das Wort „sehr“ benutzen. Etwas schmeckt sehr gut, weil ... |
War das einfach? Dann machen Sie gleich in umgekehrter Richtung weiter, vom fremdsprachigen Wort ins Deutsche.
Sprechen Sie „pear“ [PÄR] etwas weicher aus, dann kommen Sie auf das Schlüsselwort, also das ähnlich klingende deutsche Wort. Und was passierte damit? Was sehen, was hören Sie? | |
Auswertung
Sie haben 16 oder mehr Antworten richtig? Gigantisch! Das sind 80 %, herzlichen Glückwunsch! Machen Sie weiter mit diesem Buch und lernen ...