Albert Einstein und Elisabeth von Belgien
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Albert Einstein und Elisabeth von Belgien

Eine Freundschaft in bewegter Zeit

  1. 184 Seiten
  2. German
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Albert Einstein und Elisabeth von Belgien

Eine Freundschaft in bewegter Zeit

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Über dieses Buch

Er war ein Genie und Nobelpreisträger für seine Verdienste um die theoretische Physik. Sie, eine geborene Wittelsbacherin, war Königin von Belgien. Er war Jude, Emigrant und glühender Pazifist. Sie war Kunstliebhaberin, Mäzenin und sorgende Landesmutter. Zwischen Albert Einstein (1879–1955) und Elisabeth von Belgien (1876–1965) entwickelte sich jenseits aller Konvention in gemeinsamer Freude an Musik und Musizieren eine tiefe Freundschaft. Diese blieb auch bestehen, als Einstein 1933 in die USA emigrierte und nie mehr nach Europa zurückkehrte. Der Briefwechsel der beiden ist Zeugnis einer turbulenten Zeit – Drittes Reich, Zweiter Weltkrieg, Nachkriegszeit, Kalter Krieg – und Brücke zwischen dem "verrückten Genie" und der "Roten" Königin. Eindrucksvoll beschreibt die Autorin zwei Lebensläufe im Kontext der Geschehniss in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

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Information

Verlag
Pustet, F
Jahr
2016
ISBN
9783791760964

Der Faden wird neu geknüpft

Mehrere Jahre waren inzwischen vergangen ohne Korrespondenz zwischen Princeton und Laeken. Der Krieg und seine Folgen hatten das bewirkt.
Am 3. Januar 1949 traf in Laeken ein Telegramm ein:
To her Majesty Queen Elisabeth –
Fathers condition good no malignancy – no cause for worry – he will give you news
Himself when well enough – respectfully – Margot Einstein. Vater geht es gut – kein Grund zur Sorge – er wird sich selbst melden, wenn er sich gut genug fühlt.
Zur Jahreswende 1950/51 wurde die Korrespondenz wieder aufgenommen.
Aus Princeton klang es erfreut:
Liebe Königin!
Ihre freundlichen Grüße haben mich nicht wenig gefreut und frohe, schöne Erinnerungen wachgerufen. 18 harte Jahre sind seitdem vergangen, voll von bitteren Enttäuschungen. Die neuen Redlichen und Aufrechten aber sind umso tröstlicher und erfreulicher und machen, dass man sich auf dieser Erde nicht so ganz fremd fühlt. Zu denen gehören Sie.
Nachdem es mit so schweren Opfern gelungen ist, die Deutschen unter zu kriegen, haben nun meine lieben Amerikaner temperamentvoll deren Erbe angetreten. Wer soll sie zur Besinnung zurückführen? Es ist dasselbe Bild wie damals in Deutschland: die Menschen fallen um wie die Fliegen und gliedern sich in das Verhängnis ein. Und man steht ohnmächtig dabei.
So sehr ich es wünschte, werde ich doch nicht mehr Brüssel sehen dürfen. Eine sonderbare Popularität hat es nämlich mit sich gebracht, dass in meinem Äußeren Dasein alles, was ich thue, sich zu einer geräuschvollen Affenkomödie auswächst. Dies bedeutet für mich einen völligen Hausarrest, der mich in Princeton festhält.
Mit der Geigerei ist es nichts mehr bei mir. Mit den Jahren kam es, dass ich die selbst erzeugten Töne einfach nicht mehr aushalten konnte. Hoffentlich ist es Ihnen nicht auch so ergangen. Was geblieben ist, ist die unentwegte Arbeit an den harten wissenschaftlichen Problemen. Dieser faszinierende Zauber wird bis zu dem letzten Schnaufen aushalten.
Herzliche Wünsche von Ihrem A. Einstein
Den Brief ihres Freundes in Princeton beantwortete Elisabeth am 14. März 1951.
Ihr so lieber Brief, echt Einsteinisch, hat mich unendlich gefreut, gerührt, was Sie über mich sagen u. amüsiert, was Ihre Geige betrifft. Doch mit Wehmut habe ich in Ihrem Brief gelesen dass Sie nicht mehr zu uns nach Europa kommen wollen! Ihre Gedanken über die gegenwärtige Situation teile ich vollständig. Trotz der so beängstigenden Lage der Menschheit könnte diese gerettet werden, wie es so oft in der tiefsten Not geschah, durch die Anwesenheit einiger großer Geister, zu diesen Ausserwählten gehören Sie, lieber grosser Einstein. Auf dieser Wahrheit schliesse ich meinen Brief mit allerherzlichsten u wärmsten Grüssen – Ihre Elisabeth
Der Alltag hatte beide wieder. Der Briefwechsel beschränkte sich jetzt auf Grüße und Gedanken zum Jahreswechsel. Fast 20 Jahre sind es nun her …, schrieb Einstein. Und „(…) dass Sie nicht mehr zu uns nach Europa kommen wollen!“, sinnierte die Königin.
In seinem Jahresgruß aus Princeton am 3. Januar 1952 wollte Einstein wissen, ob ihr die Musik noch über „das menschliche Dilemma hinweghelfen würde.
Liebe Königin!
Erfreut und – beschämt empfing ich heute Ihr gutes Telegramm. Beschämt, weil ich noch nicht Worte gefunden habe um Ihren herzlichen letzten Brief zu beantworten. Fast 20 Jahre sind es nun her, dass ich zum letzten Mal mit Ihnen musizieren und sprechen konnte. So manches Schwere und Harte haben wir in diesen Jahren erfahren. Das Schwerste liegt aber in der Enttäuschung über das Verhalten der Menschen im Grossen. Die Jüngeren wundern sich nicht so sehr darüber, weil sie keine ruhigeren und besonnereren Verhältnisse erlebt haben. Uns aber erschien es in unseren jungen Jahren ganz anders. Da schien die Rohheit früherer Zeiten endgültig überwunden, um einem Zeitalter der Vernunft und Sicherheit zu weichen. In der Zeit zwischen beiden Weltkriegen war allerdings schon eine starke Ernüchterung eingetreten, aber das Vertrauen auf eine bessere Zukunft und auf ein verständigeres Verhalten der Menschen war doch noch lebendiger als jetzt. Man war immer noch geneigt, die Katastrophen auf das Handeln Einzelner zurückzuführen.
Jetzt liegt die einzige Hoffnung auf der Errichtung einer Weltregierung. Es ist eine dünne Hoffnung, nachdem das Vertrauen auf die menschliche Natur so schwer enttäuscht worden ist. Man hofft auf das Wirken einer Maschine, weil man den freien lebendigen Mächten nicht mehr traut. Hoffentlich werden die Späteren nicht auch über unsere letzte Hoffnung mitleidig lächeln – vorausgesetzt dass sie übrig bleiben.
Und doch strahlt die Natur in ihrer ewigen Schönheit und man freut sich des prekären Daseins und vergisst das menschliche Dilemma darüber. Man wird wieder zum unschuldigen Tiere. Darf ich Ihnen dasselbe wünschen? Gehört auch noch die Musik zu dieser Sphäre? Ich glaube es, solange man kein Berufs-Musiker ist. Herzliche Wünsche für dieses Jahr.
Ihr A. Einstein
Trotz Kaltem Krieg und trotz Protests der belgischen Regierung: Elisabeths Sympathie für Sozialismus und Kommunismus war bekannt. Nach dem Tod des sozialistischen Parteiführers Emile Vandervelde, einem Freund der königlichen Familie, war Dr. Hendrik de Man 1939 Vorsitzender der belgischen sozialistischen Partei geworden. Der flämische Intellektuelle hatte 1907 mit Karl Liebknecht und anderen die Sozialistische Jugend-Internationale gegründet und wurde deren erster Sekretär. Auch hatte er Kontakt zu führenden Sozialdemokraten wie August Bebel, Rosa Luxemburg und Otto Bauer. Dieser Spross einer großbürgerlichen Antwerpener Familie war Vertrauensmann König Leopolds III., der ihn 1938 mit einer geheimen Mission beauftragt hatte, dem Versuch, Belgien aus dem drohenden Krieg herauszuhalten. De Man war es, der den König überredete, der Regierung nach der Besetzung Belgiens durch die deutsche Wehrmacht nicht ins Exil zu folgen. Beim Überfall auf Belgien, Anfang Mai 1940, kümmerte sich Hendrik de Man um die Königinmutter, die ihrem Sohn bis nach De Panne an der belgischen Küste gefolgt war, in der Hoffnung, dort in Sicherheit zu sein. Am 20. Mai notierte er in seinem Tagebuch, er habe während eines Strandspaziergangs mit Ihrer Majestät ein aufschlussreiches Gespräch geführt. Elisabeth habe ihm erklärt, immer sozialistisch gewählt zu haben. Nach ihrer Meinung sei die sozialistische Partei viel zu bürgerlich geworden. Es sollte nach dem Faschismus, oder vielleicht wegen des Faschismus, ein radikalerer Sozialismus sich bilden.
Das war Übereinstimmung mit Einsteins Gedanken, der zwar endlose theoretische Debatten über das Thema immer ablehnte, aber feststellte, so Konrad Wachsmann, Ich muß keinen Marx, keinen Tolstoi und keinen Lenin lesen, um zu begreifen, dass wir eine Neuordnung der Gesellschaft brauchen, und hinzufügte: Wer seinen Kopf aus dem Fenster steckt und dabei nicht sieht, daß die Zeit für den Sozialismus reif ist, der läuft wie ein Blinder durch dieses Jahrhundert. Aussagen des Gelehrten lange bevor die „rote Königin“ ihre umstrittenen Reisen antrat! Ob Einstein sich zur russischen Revolution bekannte, obwohl sein Verhältnis zur Sowjetunion nicht unkritisch war? Er hatte kein Verständnis für die rücksichtslosen Machtkämpfe, mit denen sich Stalin seiner Gegner entledigte. Er verurteilte die fanatische Intoleranz und Stalins Willkürherrschaft. „Aber“, so sein Vertrauter Konrad Wachsmann, „Einstein hoffte unentwegt, dass sich die führenden Köpfe Sowjetrusslands wieder an der makellosen und vorbildhaften Person Lenins orientierten, den er als einen ‚Hüter und Erneuerer des Gewissens der Menschheit‘ verehrte. Ausserdem hat Einstein niemals seine offene Sympathie für den Sozialismus in Frage gestellt.“
Am 9. November 1952 war Chaim Weizmann, der erste Präsident Israels, gestorben. Ministerpräsident David Ben Gurion griff die Anregung auf, Einstein das hohe Amt anzutragen. Gerührt lehnte der Physiker ab, auch wenn die Beziehung zum jüdischen Volke meine stärkste menschliche Bindung geworden ist, seitdem ich über unsere prekäre Situation unter den Völkern völlige Klarheit erlangt habe.
„Herzlichste Glückwünsche meinem lieben Freund für 1953“, telegrafierte die königliche Freundin vom Tegernsee aus in die Staaten: „New Year’s Greetings!“
Und der liebe Freund schrieb am 12. Januar 1953 zurück:
Princeton 12.I.53
Liebe Königin!
Jetzt ist es beinahe zwanzig Jahre, dass ich zum letzten Male mit Ihnen zu musizieren die Freude hatte. Unsagbar viel trübes Wasser ist seither durch den Bach geflossen. Aber noch immer brachte der Jahreswechsel Ihre freundlichen Wünsche. Dies ist wahrhaft rührend. Das Band hat sich als dauerhafter erwiesen als meine Geigerei, die ich schon seit gewiss 5 Jahren aufgegeben habe. Man bekommt durch das Radio zuhause so viel vortreffliche Wiedergaben der alten Meisterwerke zu hören, dass man dem eigenen verwöhnten Ohr durch das selbsterzeugte Geräusch nicht mehr genügen kann. Hoffentlich geht es nicht auch Ihnen so.
Es ist eine merkwürdige Sache mit dem Altwerden, indem man die intime Verwachsenheit mit dem Hier und dem Jetzt allmählich verliert und sich mehr oder weniger allein in die Unendlichkeit hineingestellt empfindet, nicht mehr hoffend und fürchtend sondern nur mehr schauend. Auch wird einem klar, dass die furchtbare Erschreckung des Daseins, die die Menschen einander bereiten, nicht irgendwelchen besonderen Ursachen zuzuschreiben ist, sondern der unabänderlichen Anlage die wir als Erbe mitbekommen. Die Alten besonders die Griechen haben dies deutlich vor Augen gehabt und nicht immer wieder die Rettung in einer neuen Medizin gesucht. Die Europäer haben übrigens immer noch mehr von dieser Einsicht als die hiesigen Menschen; diese glauben nicht nur zu wissen, was sein soll, sondern fühlen es auch als ihre Aufgabe, es durchzusetzen. Dieser Zustand kindlicher Illusion wäre ganz hübsch, wenn er nicht mit einem Übermaß an Macht verbunden wäre.
Ich wünsche Ihnen von Herzen frohe und beschauliche Tage.
Ihr A. Einstein
Elisabeth strotzte trotz ihres Alters vor Lebenshunger und hatte ihren eigenen Kopf, den sie auch durchsetzte. Sie war inzwischen 77 Jahre alt. „Ihre Eigensinnigkeit verstärkte sich zusehends“, meint der Biograf Evrard Raskin, „typische Wittelsbacher Charakterzüge wie Widerspenstigkeit, Interesse für ungewöhnliche und fremde Sachen und eine gewisse Exzentrik!“
Belgiens Außenminister Paul-Henri Spaak, der sich für die europäische und internationale Einigung einsetzte und als Gründervater der Europäischen Union gilt, machte sich um Elisabeths Eskapaden und ihre Pläne, Länder hinter dem Eisernen Vorhang zu besuchen, große Sorgen und fragte sich, ob in Anbetracht der politisch angespannten Lage diese Reisen und Einladungen wohl angebracht seien. Doch die unternehmungslustige „rote“ Königin schlug jeden Ratschlag in den Wind: „Ich danke Ihnen für den mir von Ihnen mitgeteilten Standpunkt bezüglich der Einladung des Präsidenten des Chopinwettbewerbs in Warschau“, schrieb sie am 8. Februar 1955 dem verzweifelten Außenminister, „ich bin absolut nicht Ihrer Meinung, auch wenn ich Sie verstehe. Aber glauben Sie nicht, dass, wenn man nichts riskiert, das Leben an Spannung verliert?“ Sie lud ihn zu sich in den Palast zum Abendessen, wollte sie doch versuchen, ihm ihre Friedensmission zu erklären. Und strickte weiterhin an ihren Plänen. Eine belgische Königin hat weniger Rechte als eine Durchschnittsbel...

Inhaltsverzeichnis

  1. Buchinfo
  2. Zur Autorin
  3. Haupttitel
  4. Impressum
  5. Motto
  6. Zur Einleitung
  7. Ein Freigeist
  8. Die junge Elisabeth
  9. Ein Mäzen und die „Großhirne“
  10. Das Brüssel König Leopolds II. und eine Welt im Taumel
  11. Das Korsett des Hofes
  12. Eine ganz normale Ehe
  13. Der Erste Weltkrieg
  14. Typisch Einstein
  15. Eine ungewöhnliche Beziehung
  16. Im Sommer 1932 ist die Welt noch in Ordnung
  17. „Seitdem ich über unsere prekäre Situation unter den Völkern volle Klarheit erlangt habe“
  18. Im belgischen Hafen
  19. Aderlass Europas und Exilsuche
  20. Verbundenheit über den großen Teich hinweg
  21. Princeton, eine „Schicksalsinsel“
  22. Königinmutter in Laeken
  23. „… Einfluss, den ich in der Welt habe …“
  24. Kriegsjahre – „Uns aber ist die Hoffnung gegeben“
  25. Nachkriegszeit
  26. Der Faden wird neu geknüpft
  27. Eigene Wege der „roten“ Königin
  28. Was bleibt?
  29. Nachwort und Dank
  30. Literatur
  31. Archive
  32. Bildnachweis